Nuclear Blast Festival

Nuclear Blast Festival

CrematoryDestructionHypocrisyKataklysmRaise Hell
Engelsdorf, Hellraiser
16.09.2000
Oh mann, das scheint ja schon fast Tradition zu haben, dass wir zu spät kommen, aber diesmal wars echt extrem. Anscheinend haben die schon irgendwann nachmittags mit Spielen angefangen, denn als wir kurz nach 8 ankamen, hatten RAISE HELL schon gespielt und KATAKLYSM konnten wir von draussen aus der Mords-Kartenanstehschlange 'geniessen'. Wie vorhergesagt haben sie genau pünktlich verabschiedet, als wir endlich am Einlass vorbeiwaren. Soviel dazu...
Dann kam aber schon mein persönlicher Hauptact HYPOCRISY und mein plötzlich als sehr gut angesehener Platz wurde schlagartig total wertlos, da alle nach vorne stürmten und sich zwei riesengrosse Typen direkt vor mich stellten. Trotzdem hab ich erstmal meinen Fotoapparat rausgekramt und losgeblitzt. Dann wurde ich gierig und hab mich bis in die zweite Reihe gedrängt(was ein grosses Kunststück ist, wenn man meine Grösse und Statur bedenkt...),um 'meiner' Band noch näher zu kommen. Aber zur Musik: Der Sound war einfach perfekt, die Boxen haben einem gezielt das Gehirn weggeblasen und Sänger Peter konnte die ganze Bandbreite seiner Stimme voll zur Geltung bringen. Und das tat er dann auch bei Songs wie 'Fractured Millennium', 'Elastic Inverted Visions' oder das obergeniale 'Fire In The Sky' und teilweise kam mir echt die Gänsehaut bei einigen total abartigen Schreien. Oh man, was für ein geiler Auftritt, es kamen wirklich nur meine Lieblingssongs- hauptsächlich von den letzten beiden Alben- aber auch 'ältere' Knaller wie 'The Final Chapter' durften nicht fehlen. HYPOCRISY lieferten mal wieder den Beweis, dass aggressive Mucke sich auch sehr gut mit Melodien vereinen lässt und dass man sich nicht unbedingt auf eine Masche festlegen soll, die man dann bis zum (Band-)Tod durchzieht. Abwechslung wurde echt geboten-nicht nur in stimmlicher Hinsicht... Dem Rest des Publikums schien es ähnlich wie mir zu gefallen, denn ich war von der sonst eher müden Leipziger Masse doch sehr überrascht. Da herrschte eine echt geile Atmosphäre im 'Hellraiser'. Als dann schliesslich nach ner knappen Stunde der Spass schon vorbei schien, gabs noch ne Zugabe in Form von 'Roswell 47' und in den nächsten 5 Minuten konnte ich die nur aus Haaren zu bestehende Welt um mich nur noch bruchstückhaft wahrnehmen, da sich mein Kopf so schnell bewegte...
Dann war erstmal ne kurze Verschnaufpause angesagt, denn der gut gefüllte Raum war mittlerweile zur besten finnischen Sauna geworden. Bei den Totenköpfen, die jetzt fahnenmässig auf der Bühne montiert wurden hatte ich schon eine schlimme Vorahnung: DESTRUCTION waren dran...Vorurteile hin oder her-aber das konnte einfach nüscht werden. Naja zugegeben, soo schlecht haben die Jungs gar nicht gespielt und auch die Vocals wurden nicht soo 'gejault', wie ichs befürchtet habe, aber da wir schonmal beim Sänger sind-lass mich mal mit der Kritik anfangen: Der Typ ist einfach ein einziges lebendes Klischee- die Arme volltätowiert, Lederweste und schütteres langes Haar. Dazu musste er noch ständig die armen Techniker beschimpfen, weil angeblich der Sound so mies war und irgendwelche Statements von sich geben, in denen mindestens zweimal das 'fi*ken'-Wort vorkommt. Dann rief er noch was von 'wahren Metallern','United We Are Strong' und halt so Zeugs. Aber genug, kommen wir zum Rest: Nicht nur, dass die Band so gut wie die halbe Bühne abfackelten mit ihren pyrotechnischen Spielereien, nein- auch die Beleuchtung mit ihren nervigen Lichtblitzen hätte jeden Epileptiker vor Freude ausflippen lassen...Wie gesagt, die Musik war grad noch so zu ertragen (obwohl weil den krassen Bässen jeder Herzkranke sein Leben ausgehaucht hätte), aber auch nix besonderes und die Band war einfach nur peinlich...
Dann mal wieder CREMATORY, die wohl den lustigsten Auftritt hatten. Tja, sie hatten schon ein schweres Los, denn ihr Gothicmetal passte irgendwie nich zum Musikstil des Abends. Mein Tip wäre gewesen, dass sie nur alte Lieder bis maximal zum dritten Album spielen, die Keyboarderin feuern und den Gitarristen knebeln sollten, dann wäre das ne echt gute Show geworden, aber so konnten sie einem schon fast leid tun. Nicht nur dass von Minute zu Minute die Leute den 'Hellraiser' verlassen haben, es gab auch ne Menge Buhrufe und zwischenzeitlich wurde sogar das Licht angemacht...Aber mensch, es war auch einfach peinlich, was die da boten. Keyboardgeplänkel bis zum Abwinken, jaulige Stimme des Gitarristen, billigstes Englisch der 7ten Klasse ('you are the whisky which i drink' *LOL*), ständiger Selbstapplaus, nervige 'Seid ihr gut drauf?'-Rufe, andauernde 'Jetzt noch ein Song vom neuen Album. Euch gefällt doch das neue Material, oder?'-Ankündigungen, die Liste könnte ich wohl endlos fortsetzen...Den absoluten Vogel haben sie aber abgeschossen, als sie einen von den Fans geforderten Nachfolger zu 'Tears of Time' präsentierten: Titel: 'Time for Tears' !!!-Ich lag aufm Boden vor Lachen. Rezept: man nehme einen (relativ) erfolgreichen Song, ändere ein paar klitzekleine Noten ab, tausche die Worte im Titel und fertig ist ein Megahit, haha. Willkommen in der Popmusikbranche... Oh man, da haben sie sich echt ein Ei gelegt. Nen kleine Lichtblick gabs durch den Klassiker 'Shadows Of Mine', der aber auch irgendwie nicht so original klang. Seis drum, man konnte einfach herrlich abfeiern über 'Europas erfolgreichste Band' (O-Ton Nuclear Blast), am Schluss waren zwar nur noch eine Handvoll eiserner Fans und Trunkenbolde da, aber irgendwie sollte man das schon mal miterlebt haben.
Ein kleines Sahnetörtchen gabs dann noch am Schluss, als Peter Tägtgren in der Menge auftauchte und kräftig Fotos gemacht wurden (wir auch!!!-MIT HILFE EINES BEGLEITENDEN, SEHR EIGENWILLIGEN WEIBLICHEN INDIVIDUUMS NAMENS 'LORELEY', DIE SICH VOR ANGST FAST DIE HOSEN VOLLGEMACHT HAT, ABER DANN DOCH UNTER GRÖSSTEN KÖRPERLICHEN STRAPAZEN, UNTER AUFERBRINGUNG IHRER LETZTEN KRAFTRESERVEN UND MITTELS SCHON FAST ALS BETTELN ZU BEZEICHNENDER ZUREDUNGEN MEINERSEITS, SCHLUSSENDLICH DOCH NOCH DURCHRINGEN KONNTE, ZWEIMAL AUF DEN AUSLÖSEKNOPF MEINES FOTOAPPARATES ZU DRÜCKEN-ich hoffe, die werden was). Das hätte ich echt nich von ihm gedacht, aber er schien auch schon ziemlich im Delirium gewesen zu sein. Wir wollten eigentlich auch noch ein paar Bilder vom Dicken von Crematory machen, aber der liess sich nich blicken...

Mann hab ich jetzt viel geschrieben, is gar nich meine Art...aber wenn mans direkt den nächsten Tag aufschreibt, sind halt noch viele Erinnerungen da (vgl. Six Feet Under)
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