With Full Force VII

With Full Force VII

Agnostic FrontAsphyxBiohazardBolt ThrowerCannibal CorpseDark FuneralDismemberEntombedGorgorothHardcore SuperstarIron MaidenKnorkatorMachine HeadManosOomph!PainPostmortemPrimordialSlayerSodomSubway To Sally
Flugplatz Roitzschjora
23.06.2000
Freitag:
CANNIBAL CORPSE waren eigentlich die ersten, die ich unbedingt sehen wollte. Unüblicherweise haben die aber schon ne Viertelstunde vorher angefangen, und da mein Zelt am Arsch der Welt stand, hab ich trotz schnellen Schrittes ein paar Songs verpasst. Dafür spielten sie aber ziemlich lange und es war eine wahre Pracht, ihre langen zotteligen Mähnen kreisen zu sehen, Da ich auch noch direkt vor den linken Boxen stand, konnte ich die kontrollierten Wutausbrüche des Drummers und dem Rest der Band voll miterleben. Und ich muss sagen, dass mir Sänger George Fisher live hundertmal besser gefällt, wie auf CD, da er sich wirklich voll reinhängt. Gespielt wurden hauptsächlich neuere Songs ab "The Bleeding", als die Fans aber nach alten Klassikern verlangten, erklärte er kurzerhand, dass es ihnen verboten hat, diese Songs zu spielen. Das fand ich dann doch ziemlich verwunderlich. Armes Deutschland...Ein weiterer kleiner Wehrmutstropfen war die tolle Atmosphäre eines übergelaufenen Dixi-Klos, aber selbst davon liessen sich die meisten den Spass nicht nehmen.Zum Schluss noch ein kleines Zitat der Band: "Jetzt kommt ein Song für alle Frauen: Fucked with a knife..."
Danach wurden ENTOMBED vorgezogen, was mir eigentlich ganz recht war, denn dies war die zweite must-have-Band des Abends. Und wieder einmal wurde ich nicht enttäuscht: Live sind sie der absolute Knaller. Sänger L.G.Petrov strahlt trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner ausgedünnten Haarpracht eine unglaubliche Sympathie und Energie aus, die er perfekt auf das Publikum zu übertragen versteht. Obwohl man denken würde, sie würden nur Songs aus ihrem neuerschienenen Album "Uprising" präsentieren, leierten sie doch die ganze Palette ihrer Bandgeschichte herunter. Von absoluten Liveknallern wie der Brüller "Demon" vom "Wolverine Blues"-Album über "Seeing Red" vom aktuellen bis zum genialen "Left Hand Path" als Finale war eigentlich alles dabei, was der Fan sich wünscht. Und auch die Sanitäter werden sich gefreut haben, denn einige Besucher mussten ihr Engagement mit einer blutigen Nase bezahlen. Eine echt geile Show, aber meiner Meinung nach viel zu zeitig angesetzt.
Dann hab ich erstmal Pause gemacht, bin zu meinem Zelt gelatscht, hab ne Runde abgemattet und mir nen fetten Sonnenbrand eingefangen. Irgendwann fingen dann IRON MAIDEN mit ihrer Mega-Gaga-Zweieinhalb-Stunden-Show an, die ich vom Zeltplatz aus "genoss". Irgendwann hat mich die Langeweile dann doch noch nach vorne getrieben, und ich konnte kleine wild umherhopsende Männchen mit hohen Stimmen bewundern...
Nach kurzer Pause gings noch rüber zur KNÜPPELNACHT im Tentstage, die aber diese Jahr nicht so gut besetzt war. DARK FUNERAL waren schon recht witzig mit ihren Corpsepaintings und sie hatten auch keine Scheu, ihre Bierbäuche in enge Frauenlederkorsetts zu zwängen. Von ihrer Blackmetal-Mucke hab ich aber nur die Hälfte mitbekommen, da eine mich gewisse weibliche Person mit einer schwächelnden Blase auf Trab hielt.
Als ich dann zum Zeltplatz abtingelte, hab ich mich vielleicht geärgert, denn ASPHYX klangen nach echt geilem Todesmetall und wiegten mich in den verdienten Schlaf. Punkt halb 5 bin ich dann nochmal wachgeworden und hab nochn bissel Highspeed-Blackmetal von GORGOROTH gelauscht. Das war dann aber auch der erste Tag für mich...

Sonnabend:
Scheisswetter. nur gepisst. Aber pünktlich zu Festivalbeginn schien wieder die Sonne und ich wagte mich vor zu POSTMORTEM, die echt geilen Death/Trash teils mit deutschen Lyrics spielten. Das fing ja schonmal gut an.
Aber dann verdunkelte sich der Himmel und PRIMORDIAL aus der "Repapplick of Eierländ" enterten die Bühne. Obwohl ihre Musik undefinierbarer schlechter Brei war, bot der Sänger einen absolut geil-witzigen Auftritt. So was böses hab ich nie zuvor gesehen. Er schien die ganze Welt mit seinen Augen und seinem spastischen Rumgezappele töten zu wollen, besonders hatte er es aber auf die Zuschauer abgesehen, die nicht auf seine unermüdlichen und nervigen Anfeuerungsrufe reagieren wollten. Ob die Leute nun vor der Band oder vor dem einsetzenden Platzregen flüchteten, sei mal dahingestellt...
Danach hätt ich mich schwarz ärgern können, dass ich kurz vom Festivalgelände runter ging, denn als DISMEMBER loslegten, stand ich noch mitten in der riesigen Schlange beim Sicherheitscheck, wo peinlichst genau alle Körperöffnungen auf Waffen kontrolliert wurden. Wegen dem Scheiss hab ich nur die letzten Lieder mitgekriegt, die dafür aber Todesmetall vom Feinsten waren. Tja, wo DISMEMBER draufsteht, ist auch vernichtender Deathmetal drin, schliesslich haben die Jungs da ein klein wenig Erfahrung...
Dann gings nochmal wech und zu SODOM war ich wieder da. Die erste grosse Trashlegende des Festivals die dieses Jahr ihr 20stes feierte, verstand es gut, das Publikum mit Klassikern und neuem Stoff zu versorgen. Da konnte man so richtig gut abschädeln.
OOMPH musste ich mir danach nicht mehr antun, das Dumme war nur, dass ich dann rotzmüde wurde und BOLT THROWER und AGNOSTIC FRONT verpasst habe, wobei erstere für mich eigentlich noch recht interessant gewesen wären.Schade.
Wegen BIOHAZARD bin ich dann geweckt worden und sie lieferten auch eine geile Show mit ihrem Hardcore-was-weiss-ich-wie-das-heisst-hab-jetz-keinen-Bock-zum-Überlegen-Mischmasch, aber irgendwie war ich grad in ner leichten Depri-Phase und konnte das Ganze nicht so richtig geniessen.
Eine echte Überraschung war dann auch PAIN, die für heute Nacht den Tentstage einweihten. Ich selbst -und die Band wahrscheinlich auch- hatten nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet. Ich hätte nicht gedacht, dass die Band um Mastermind Peter Tägtgren bei uns schon so bekannt waren. Es war rammelvoll und der Auftritt war wohl eindeutig der Beste des Tages. PAINs Mischung aus Industrial, Metal und Ohrwurmmelodien kam live noch eine ganze Spur härter rüber als auf dem Silberling und zwang einen richtig zum mitmachen. Leider war elles schon viel zu schnell vorbei, aber eine kurze Zugabe in Form eines Songs vom Debütalbum streckte das Ganze noch etwas. Am Schluss bedankte sich Peter noch artig dafür, dass wir ihn nicht mit irgendwelchen Sachen beworfen haben, da sich sein Musikstil doch um einiges vom Rest der gespielten Musik unterscheidet.
Danach kam mit THINK ABOUT MUTATION ein echter Güllehaufen, so dass ich mich ins warme Bettchen begab und von dort aus zuhörte. HARDCORE SUPERSTAR im Anschluss klangen noch ganz gut und rockten ordentlich ab. Wiedermal die perfekte Einschlafmucke.

Sonntag:
Den heutigen Tag haben die Chaosdeather MANOS eingeleitet, bei denen ich es abermals bereut habe, dass meine Faulheit mich in meinem Igluzelt gefangen hielt, denn sie hatten nicht nur ultraschnelle Songs dabei, sondern auch ein paar witzige, wohl am besten als "Sauflieder" zu bezeichnenden Stücke.
ANGEL DUST danach waren wieder so eine Kreisch-Powermetalband, die mich total kalt liess. Wer sowas hört, der quält auch kleine Kinners...
Bei KNORKATOR allerdings musste ich unbedingt nach vorne, da deren Auftritte einfach kultig sein sollen. Und wahrlich-das einzige, was mir dazu einfällt, ist KRASS !! Die Musik ist zwar ganz schöner Müll, aber die 3 total abgefahrenen Typen boten eine Show, die ihresgleichen sucht. Eigentlich versuchten sie ja nur die ganze Zeit, ihren selbstgebastelten Gemüseschleuderapparat zum Laufen zu bringen, aber beim letztendlichen Totalausfall aller elektrischen Geräte wurde die Meute vom "Lebenden Tattoo" (der Sänger) mit Gurken, Kartoffeln und ähnlichem beworfen. Allerdings liessen diese das nicht auf sich beruhen und katapultierten das Gemüse kurzerhand zurück-was zur kurzen Flucht der Band von der Bühne führte. Aber sofort gings weiter mit dem üblichen Zerhacken beliebiger Gegenstände auf der Bühne (vorzugsweise mit Axt und Stahlkappenschuhen), diversen pyrotechnischen Spielereien, gelegentlichen Witzen ("Maik fickt mit Eva. Was kommt raus? MAIKÄÄFA...") und Musik gabs zwischendurch auch noch. Eine echt kranke, aber witzige Show.
SUBWAY TO SALLY danach waren der absolute Virus für mein Ohr-selten so was schlechtes gehört. Da bin ich lieber auf den spärlichen Ständen rumgetingelt und hab nach Sonderangeboten Ausschau gehalten - leider aber auch nix gefunden...
Jetzt bemerkte ich so langsam die ganzen Strapazen, denn irgendwie war ich den ganzen Tag nicht mehr so richtig voll da. 3 Tage Ausnahmezustand sind wohl doch etwas viel für mein zartes Körperchen-auf die Dauer ziemlich tödlich. So hätte ich eigentlich grosse Lust gehabt, nach Hause unter eine ordentliche warme Dusche zu kommen, das einzig, was mich noch hierhielt, war der bevorstehende Auftritt von SLAYER, auf den aber scheinbar jeder andere auch zu warten schien-wie es an den immer lauter werdenden "SLÄÄIAAAA"-Rufen deutlich zu merken war.
Ich habe dann auch schonmal langsam angefangen, meine Sachen zu packen, da ich heute abend noch abgeholt wurde.
Bei MACHINE HEAD gings dann nochmal vor und dort deutete es sich schon an, dass sich alles um ca. 30 Minuten verschieben sollte. Aber das war mit meinem Zeitplan noch zu vereinbaren. Der Auftritt selbst war irgendwie nicht so berauschend. Ihr erstes Album hat mir immer noch am besten gefallen, und davon spielten sie nur 2 Lieder. Das war mir alles zuviel Hardcore und zuwenig Metal.
Vor SLAYER schliesslich gabs dann den einzigen Vorfall des Festivals der mich zum Kochen brachte. Da liess man uns doch glatt 1,5 Stunden rumstehen und warten. Selbst die Jungs vom Soundcheck wussten nicht mehr, was sie noch checken sollten. Und niemand wusste, was hinter der Bühne vor sich ging und warum sich der Auftritt verzögerte. Wäre ich bis Montag geblieben, wär mir das ja scheissegal gewesen-aber mein Abfahrtermin rückte immer näher...Als ich dann schon dachte, die würden den Auftritt abblasen (was sicherlich in unkontrolliertem Chaos geendet hätte), gings dann doch endlich los und SLAYER rifften, was das Zeug hält. Aus sicherer Entfernung sah ich, wie sich eine lückenlose Menge aus Metallerköpfen von der Bühne bis zum Soundturm erstreckte und im Takt mitging. Einfach grossartig. Zusätzlich war der Sänger noch ziemlich düster drauf und er zählte ziemlich abartige Sachen von toten Frauen und Würmern, die irgendwo rauskriechen und so... Und wie ichs geahnt hatte, musste ich im besten Teil verschwinden. Mit "Reign In Blood" im Ohr, einer leichten Träne im linken Auge und mit der zufriedenstellenden Gewissheit, einmal die Helden gesehen zu haben verliess ich das Gelände und das diesjährige WithFullForce 7.
Schön wars.
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