Neon Sunrise Delirious Laid In Ashes & Everflow

Neon Sunrise, Delirious, Laid In Ashes & Everflow

DeliriousLaid In AshesNeon Sunrise
Essen, Turock
22.10.2005
Ein echter Underground Schmaus hat sich heute im Essener Turock angekündigt, denn niemand geringerer als unsere Doppel Award Gewinner Neon Sunrise haben ein kleines Konzert auf die Beine gestellt, das einen Einblick in den metallischen Ruhrpott Nachwuchs bieten soll. Klar, daß man sich sowas gerne anschaut und natürlich auch präsentiert !

Nachdem sich so zwischen 50 bis 70 Nasen eingefunden haben, eröffnen EVERFLOW gegen halb acht den Abend. Die Band zockt Progressive Metal, der deutliche Psychotic Waltz Einflüsse vorweist, allerdings aufgrund der Komplexität und teilweise irgendwie wirren Breaks nicht so richtig zünden mag. Könnte aber auch am beschissenen Sound liegen, der außer der megadominanten Rhythmusfraktion nicht viel erkennen läßt. Technisch scheint die Band trotzdem was auf dem Kasten zu haben; der Sänger jedoch sollte noch mal eingehend an seiner Bühnenpräsenz und den Ansagen arbeiten. Wirkt irgendwie lustlos, auch wenn’s stimmlich sicherlich okay ist. Insgesamt ein etwas unglücklicher Auftritt, der nach ner halben Stunde nicht mehr als Höflichkeitsapplaus zuläßt.

Anschließend müssen LAID IN ASHES auf die Bühne. Ich schreibe bewußt „müssen“, denn eigentlich sollen an dieser Stelle Delirious spielen, die aber aufgrund eines Staus zu spät im Turock eintreffen. Die Band scheint darüber nicht gerade glücklich zu sein, macht aber das Beste draus und knüppelt einen megaaggressiven Set in die Halle, der die ersten Matten zum Kreisen bringt. Meine Herren, die Kerle haben wirklich ne ziemliche Death Metal Walze am Start und hinterlassen mit jedem Song mehr und mehr verbrannte Erde. Besonderes gut gefällt der Fronter, der sowohl absolut souverän grunzt und kreischt, als auch gut mit dem Publikum kommuniziert und eine einwandfreie Leistung abliefert. Zu Recht darf die Band drei weitere Songs als Zugaben spielen. Würde ich Death Metal wirklich mögen, hätte ich mir vielleicht sogar die CD gekauft. Beide Daumen hoch !

Daß es DELIRIOUS jetzt schwer haben würden, war klar. Genauso kommt es letztlich auch, denn trotz einer engagierten Performance ist die Luft nach dem Inferno von Laid In Ashes merklich raus. Der „violent aggressive Thrash Metal“ des Fünfers zündet trotz erkennbarer Bay Area Riffs nicht wirklich, was aber auch wieder daran liegt, daß man die Gitarren nur erahnen kann (im Gegensatz übrigens zu Laid In Ashes). Zudem mag mir das eher gewöhnungsbedürftige Gekreische des schwergewichtigen Sängers (150 Kilo mindestens) nicht wirklich gut gefallen, obwohl die clean gesungenen Passagen gar nicht mal schlecht sind. Nach ner deutlich kürzeren Spielzeit als die Vorgänger beendet die Band ihren Set mit nem „In-A-Gadda-Da-Vida“ Cover (zum Glück nicht in voller Länge !), was zwar ganz lustig ist, aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß die Publikumsreaktionen eher spärlich ausfallen.

Mit etwas Verspätung entern schließlich NEON SUNRISE gegen halb elf die Bühne. Der Sound ist wieder besser, und so kann die Band ihre Trümpfe in Form von einfach nur guter, stilübergreifender Mucke gekonnt ausspielen. Technisch ist die Truppe wie immer 1a, weshalb das Hauptaugenmerk zwangsläufig auf dem „neuen“ Sänger Tim liegt, der aber ebenfalls nix anbrennen läßt. Trotz seines jugendlichen Alters singt, schreit und brüllt der Knabe absolut fehlerlos und erweist sich als guter Frontmann, der niemals still stehen kann und ständig wie ein Bekloppter über die Bühne wetzen muß. Ein würdiger Headlinergig, der in erster Linie aus Material der aktuellen EP „Toxigenesis“ besteht und lediglich dadurch geschmälert wird, daß die Witzbolde hinter den Reglern dem Gesangsmikro in der Zugabe den Strom abstellen, weshalb man zum Abschluß lediglich ein Instrumental geboten bekommt. Danke für nichts !

Trotz dieses kleinen Wermutstropfen war’s ein nettes Konzert mit zwei tollen Bands, die man ruhig mal auf etwas größeren Bühnen wiedersehen könnte. Für schlappe 5 € bekam man jedenfalls gut was auf die Ohren. Hell yeah !
-