Illdisposed Suffering Souls Silent Decay Bloodshed

Illdisposed, Suffering Souls, Silent Decay, Bloodshed

BloodshedIlldisposedSuffering Souls
Rockpool, Halle
16.12.2005
Willkommen im Rockpool, dem wohl einzigen Club Deutschlands, in dem die Toilettenvorhalle größer ist als der Veranstaltungsraum. Letzterer hat nämlich überaus familiäre Ausmaße, was bei den sympathischen Getränkepreisen allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt und angesichts des heutigen Billings für ein wenig Kuschelfeeling sorgt – von der Bühne dürfte diesbezüglich ja eher weniger kommen.

Den Auftakt besorgen ersatzweise BLOODSHED, die dem noch ankommenden Publikum gleich mal zeigen, wo der Aggro-Hammer hängt. Musikalisch ist die Band klar im Death-Metal verwurzelt, allerdings sorgt die extreme Lautstärke des Auftritts samt Vokalduo Kreisch&Grunz gelegentlich auch für grindige Impressionen. Das alles macht auf den ersten Blick einen verdammt amerikanischen Eindruck, bis – ja, bis die Gitarrenfront auf einmal Riffs aus dem Ärmel schüttelt, die verdammt an die Oberwikinger Amon Amarth erinnern und grooven wie Jesus am Kreuz. Sehr fein, auch wenn dadurch der Eindruck entsteht, dass hier noch brutalstmöglich nach einem individuellen Stil gesucht wird. (rs)

Für ordentliches Kontrastprogramm sorgen derweil die Jungs von SILENT DECAY. Mit ihrem Crossover aus modernem Thrashriffs, Nu Metal-Schlagseite und griffigen Melodien ruft die engagierte Band bei dem eher Death Metal-orientierten Publikum jedoch nicht gerade überschwängliche Begeisterungsstürme hervor. Dabei macht sie ihre Sache mehr als gut. Das tighte und harmonische Zusammenspiel, die professionelle Bühnenpräsenz von Frontmann Tobi zeugen von jeder Menge Live-Erfahrung. Auch wenn der Bassist heute fehlt, geht es ordentlich heftig zur Sache. Gitarrist Andi spielt sich sogar im wahrsten Sinne des Wortes die Finger wund. Trotz Taschentucheinsatz will der an der Saite angeschnittene Finger nicht aufhören zu bluten. Kein Grund aufzugeben; der Junge gibt weiter Gas, so dass man es am Ende des Gigs mit einem wahrlich blutverschmierten Instrument zu tun hat. Wahrer Körpereinsatz. (yb)

Die Thüringer SUFFERING SOULS mausern sich in jüngster Zeit mehr und mehr zu einem Garanten für energiegeladene Liveshows und diesen Eindruck kann man heute nur bestätigen: Melodischer, stets brutaler Death der älteren (skandinavischen) Schule verschmilzt mit gelegentlichen Anleihen bei Thrash und Black Metal zu einem höchst explosiven Cocktail, der folglich durchaus das ein oder andere Haupt zum Schwingen bringt. Auffällig ist zudem, dass die Stimme von Karlo live um einiges direkter, tiefer und gnadenloser rüberkommt – in diesem Gewand treten die Songs des 2004er „Escape...“ und des Vorgängers „Revenge“ gleich noch mal ein paar Ärsche mehr. Guter Auftritt und im Konzert definitiv eine Empfehlung wert.

Zum Abschluss geben sich die Dänen von ILLDISPOSED die Ehre und irgendwie werde ich bald das Gefühl nicht los, dass die Jungs heute etwas antriebslos agieren. Klar: Rein songtechnisch kann man mit dieser rotzigen Spielweise und den Bratzen der letzten Scheibe nix falsch machen, aber Stageacting und die Ansagen des Fronters sorgen zeitweise dafür, dass Worte wie „Pflichterfüllung“ im Raum stehen. Das tut der Stimmung im verbliebenen Publikum jedoch nur wenig Abbruch und so pogopurzelt man gutgelaunt vor den Brettern herum – insane Alkoholvernichting inklusive. Im weiteren Verlauf tauen Band und Publikum zusehends auf, was wohl auch daran liegt, dass die Reaktionen der Anwesenden etwas euphorischer werden – selbst ILLDISPOSED lassen sich scheinbar gern mal ein bisschen feiern. So schließt sich dem regulären Set nach kurzer Pause noch ein Zugabenteil an, bevor ein verdammt lauter Abend zu Ende geht.

Ein großes Dankeschön sei hiermit auch den Leuten auf den Weg gegeben, die die jämmerlichen Reste des BC-Teams durch rabenschwarze Nacht in Richtung Leipzig chauffierten – großer Sport und hoffentlich sieht man sich mal wieder auf ein Bier oder zwei... ;) (rs)

Hätten die Umbaupausen nicht so lange gedauert, hätte die Headliner ihren Auftritt ein bisschen früher begonnen und würde die Deutsche Bahn ein paar mehr Nachtzüge einsetzen, dann wäre auch ich in den Genuss gekommen, ILLDISPOSED zu sehen. Dann wäre der so schon gelungene Abend noch gelungener gewesen. (yb)

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