Isacaarum Ingrowing Torture Squad
Isacaarum, Ingrowing, Torture Squad
Halle, Rockstation
13.04.2006
13.04.2006
Das Christentum – sehr viele leben es, sehr viele verehren es, vielen ist es schlichtweg egal und nicht wenige können es ganz und gar nicht leiden. Alle Jahre wieder treffen sich vor allem aus den letzten beiden Gruppen eine stets größer werdende Zahl an Gleichgesinnten um und während der christlichen Feiertage, um deren Symbolträgern den ausgestreckten Mittelfinger entgegenzustrecken. Mitte April 2006 ist damit mal wieder der, nicht ganz so im Sinne des Erfinders gewesene, eierlegende Langohr-Nager an der Reihe. Geplant ist ein Abend, voll von kontrolliertem Konsum ungeweihter Alkoholika. Ein Abend des länderübergreifenden Hände- und Köpfeschüttelns unter schlecht riechenden Farbverächtern. Ein Abend voller aggressiver Schnetzel-Musik, die allein schon aufgrund ihrer Lautstärke jedem flauschigen Rammler die Lust an der Fortpflanzung nehmen soll.
Nun, auch Kreuzigungen verlaufen nicht immer hundert Prozent planmäßig. Und auch beim Betreten der Hallenser Rockstation wähnt man sich schon fast auf Omas Nachmittagskränzchen, wo jeder mit einer glaubwürdigen Ausrede im Gepäck lieber anderen Betätigungen nachgeht. Dank nicht vorhandener Sperrstunde greift man aber unverfröhnt nach dem ältesten Konzerttrick der Welt: Man wartet! Irgendwann kommen schon noch ein paar. Und die Anwesenden können in der Zeit genügend trinken, um mangelnde Anwesenheit mit erhöhten Bierkonsum zumindest finanziell ein wenig auszugleichen. Einfach, durchschaubar, aber effizient. Und irgendwann zwischen zehn und elf haben sich doch glatt noch ein paar Hanseln mehr eingefunden, so dass zumindest genügend Personen herumstehen, um eine vollkommene Sichtlinie von Eingang zu Schlagzeug zu unterbinden. Licht aus, Spot an!
Den definitiv weitesten Anfahrtsweg haben die Brasilianer von TORTURE SQUAD zu Ihrem zweiten Deutschland-Auftritt hinter sich gebracht. Aber anstatt müde und ausgelaugt ihren unbeliebten Opening-Gig runterzuspulen, spielt sich der Vierer regelrecht den Arsch ab. Keine Ahnung, woher diese innere Energie stammt oder vor wie vielen Personen ein brasilianisches Underground-Konzert normalerweise stattfindet. Aber hinter den Augen der Musiker kann man ein kleines gewisses Etwas entdecken. Ich glaube, man nennt es Spielfreude. Etwas, dass vielen Bands schon abhanden gekommen zu sein scheint.
Die Foltertruppe hat sich dabei weniger dem stumpfen Geprügel verschrieben, sondern begeistert die Menge mit einer ansteckenden Mischung aus Death und Thrash Metal. Schneidende Riffs, jede Menge Tempowechsel und Breaks, Soli von jeglichen vorhandenen Instrumenten, markige Growls, eine gelungene Mischung aus Frickeleien und einfachen Mosh-Parts sowie ein Schlagzeuger mit Hummeln im Hintern – All das sind TORTURE SQUAD. Ungeachtet der spärlichen Besucherzahl bedankt man sich freundlich für jeden Beifall. Ungeachtet der Anheizer-Position spielt man locker ne ganze Stunde lang. Und letzten Endes verbeugt man sich kurz vorm letzten Vorhang ganz theater-like vor dem Publikum.
Weitaus spröder gehen anschließend INGROWING zu Werke. Technischer Death Metal mit der Konsequenz und Effektivität eines T-1000, aber leider auch mit dessen nicht vorhandener Seele. Zack – ab ist die Rübe. Rattattatt – das Herz von tödlichen Geschossen getroffen. Knack – durch ist das Genick. Und alles mit dem selben, festgewachsenen Gesichtsausdruck. Gut, für zwischendurch mag ja solch eine Metzelei mal ganz nett sein, aber auf Dauer strapaziert die stets identisch scheinende Ansammlung von Blastbeats, Doublebasses, Schrabbelgitarren und humorlosen Growls schon ein wenig die Geduld. Für hartgesottene Prügelfanatiker sicherlich genau das Richtige, um die neue Freundin ins Bett zu kriegen, für den Rest wohl eher ein Test des Durchhaltevermögens.
Bereits kurz am Ende seiner tschechischen Landsmänner als Gastgrunzer in Vorschein getreten ist der Sänger von ISACAARUM, der nun mit seiner eigenen Truppe den Abend beschließen sollte. Vorher noch brav in Jeans und Pulli herumhüpfend, ist nun die Zeit seines großen Outings als Fashion-Victim angebrochen, dem sich seine Kollegen der Solidarität halber mit anschließen. Nette Accessoires in Form von allerlei Ketten, Nieten, Masken, Lack- & Leder-Applikationen sowie lustige Lichtspiele wie rote Pentagramm-Augenbinden oder blau-leuchtende Brillen-Scheinwerfer sorgen für jede Menge Unterhaltung, aber irgendwie lacht keiner der Bandmitglieder. Eigenartig, denn Verkleidungen dieser Art zeugen meist von einer gewissen Selbstironie. Aber wenn, dann hat sich diese am heutigen Abend irgendwo in der Abstellkammer vor der lauten Musik versteckt. Eine Musik, die sich übrigens nicht allzu spürbar von der des Vorgängers unterscheidet. Gewisse Erkenntnisse formen sich im Geiste, weshalb „technischer Death Metal“ und „tschechischer Death Metal“ beim zehnten Mal Aussprechen beides gleich klingt.
Feine Unterschiede sind zur späten Stund nicht mehr wirklich auszumachen bzw. der Intellekt wurde beim letzten Toilettengang aus Versehen runtergespült. Wirklich ins Auge sticht lediglich immer noch der Sänger, welcher von Song zu Song immer weniger Kleidung an seinem Körper trägt und mit Netzhemd und Co. die gesamte Palette dessen liefert, was männliche (und die meisten weiblichen) Metaller garantiert nicht auf einem Konzert sehen wollen. Dessen ungeachtet gibt es aber tatsächlich zwei hilfsbereite Mitmenschen, die bereits während des Konzertes, mehr oder weniger im Rhythmus auf dem Boden rumzuckend, den gröbsten Dreck vom Fußboden aufwischen und somit dem Personal einiges an Arbeit ersparen – Toller Service, bis die beiden ihre Vorliebe für roten Erdbeersirup entdecken...
Nun, auch Kreuzigungen verlaufen nicht immer hundert Prozent planmäßig. Und auch beim Betreten der Hallenser Rockstation wähnt man sich schon fast auf Omas Nachmittagskränzchen, wo jeder mit einer glaubwürdigen Ausrede im Gepäck lieber anderen Betätigungen nachgeht. Dank nicht vorhandener Sperrstunde greift man aber unverfröhnt nach dem ältesten Konzerttrick der Welt: Man wartet! Irgendwann kommen schon noch ein paar. Und die Anwesenden können in der Zeit genügend trinken, um mangelnde Anwesenheit mit erhöhten Bierkonsum zumindest finanziell ein wenig auszugleichen. Einfach, durchschaubar, aber effizient. Und irgendwann zwischen zehn und elf haben sich doch glatt noch ein paar Hanseln mehr eingefunden, so dass zumindest genügend Personen herumstehen, um eine vollkommene Sichtlinie von Eingang zu Schlagzeug zu unterbinden. Licht aus, Spot an!
Den definitiv weitesten Anfahrtsweg haben die Brasilianer von TORTURE SQUAD zu Ihrem zweiten Deutschland-Auftritt hinter sich gebracht. Aber anstatt müde und ausgelaugt ihren unbeliebten Opening-Gig runterzuspulen, spielt sich der Vierer regelrecht den Arsch ab. Keine Ahnung, woher diese innere Energie stammt oder vor wie vielen Personen ein brasilianisches Underground-Konzert normalerweise stattfindet. Aber hinter den Augen der Musiker kann man ein kleines gewisses Etwas entdecken. Ich glaube, man nennt es Spielfreude. Etwas, dass vielen Bands schon abhanden gekommen zu sein scheint.
Die Foltertruppe hat sich dabei weniger dem stumpfen Geprügel verschrieben, sondern begeistert die Menge mit einer ansteckenden Mischung aus Death und Thrash Metal. Schneidende Riffs, jede Menge Tempowechsel und Breaks, Soli von jeglichen vorhandenen Instrumenten, markige Growls, eine gelungene Mischung aus Frickeleien und einfachen Mosh-Parts sowie ein Schlagzeuger mit Hummeln im Hintern – All das sind TORTURE SQUAD. Ungeachtet der spärlichen Besucherzahl bedankt man sich freundlich für jeden Beifall. Ungeachtet der Anheizer-Position spielt man locker ne ganze Stunde lang. Und letzten Endes verbeugt man sich kurz vorm letzten Vorhang ganz theater-like vor dem Publikum.
Weitaus spröder gehen anschließend INGROWING zu Werke. Technischer Death Metal mit der Konsequenz und Effektivität eines T-1000, aber leider auch mit dessen nicht vorhandener Seele. Zack – ab ist die Rübe. Rattattatt – das Herz von tödlichen Geschossen getroffen. Knack – durch ist das Genick. Und alles mit dem selben, festgewachsenen Gesichtsausdruck. Gut, für zwischendurch mag ja solch eine Metzelei mal ganz nett sein, aber auf Dauer strapaziert die stets identisch scheinende Ansammlung von Blastbeats, Doublebasses, Schrabbelgitarren und humorlosen Growls schon ein wenig die Geduld. Für hartgesottene Prügelfanatiker sicherlich genau das Richtige, um die neue Freundin ins Bett zu kriegen, für den Rest wohl eher ein Test des Durchhaltevermögens.
Bereits kurz am Ende seiner tschechischen Landsmänner als Gastgrunzer in Vorschein getreten ist der Sänger von ISACAARUM, der nun mit seiner eigenen Truppe den Abend beschließen sollte. Vorher noch brav in Jeans und Pulli herumhüpfend, ist nun die Zeit seines großen Outings als Fashion-Victim angebrochen, dem sich seine Kollegen der Solidarität halber mit anschließen. Nette Accessoires in Form von allerlei Ketten, Nieten, Masken, Lack- & Leder-Applikationen sowie lustige Lichtspiele wie rote Pentagramm-Augenbinden oder blau-leuchtende Brillen-Scheinwerfer sorgen für jede Menge Unterhaltung, aber irgendwie lacht keiner der Bandmitglieder. Eigenartig, denn Verkleidungen dieser Art zeugen meist von einer gewissen Selbstironie. Aber wenn, dann hat sich diese am heutigen Abend irgendwo in der Abstellkammer vor der lauten Musik versteckt. Eine Musik, die sich übrigens nicht allzu spürbar von der des Vorgängers unterscheidet. Gewisse Erkenntnisse formen sich im Geiste, weshalb „technischer Death Metal“ und „tschechischer Death Metal“ beim zehnten Mal Aussprechen beides gleich klingt.
Feine Unterschiede sind zur späten Stund nicht mehr wirklich auszumachen bzw. der Intellekt wurde beim letzten Toilettengang aus Versehen runtergespült. Wirklich ins Auge sticht lediglich immer noch der Sänger, welcher von Song zu Song immer weniger Kleidung an seinem Körper trägt und mit Netzhemd und Co. die gesamte Palette dessen liefert, was männliche (und die meisten weiblichen) Metaller garantiert nicht auf einem Konzert sehen wollen. Dessen ungeachtet gibt es aber tatsächlich zwei hilfsbereite Mitmenschen, die bereits während des Konzertes, mehr oder weniger im Rhythmus auf dem Boden rumzuckend, den gröbsten Dreck vom Fußboden aufwischen und somit dem Personal einiges an Arbeit ersparen – Toller Service, bis die beiden ihre Vorliebe für roten Erdbeersirup entdecken...