Ultima Ratio II
Ultima Ratio II
Krefeld, Kulturfabrik
06.05.2006
06.05.2006
Mit der zweiten Auflage des Ultima Ratio Festivals werden jegliche, menschlich ertragbaren Dimensionen gesprengt. Bei 14 recht ähnlichen Bands, zum Teil von internationalem Format, wird es im Laufe des Tages schwierig zwischen einzelnen Auftritten zu differenzieren und die Spannung noch bis zur letzten Band aufrecht zu erhalten. Außerdem ergibt sich ein zeitliches Problem, da den Bands natürlich bei der weiten Anreise auch entsprechende Spielzeit zur Verfügung gestellt werden sollte. So verwundert es nicht, dass sich die Pforten der Krefelder Kulturfabrik bereits um 11:00 Uhr morgens öffnen. Heißt für die beiden Bloodchamber-Schreibkräfte morgens um 8:00 Uhr aufstehen, was auch für zwei kleine Heiden eine unchristliche Zeit ist. Flugs wird ohne Frühstück der Golf mit dem nötigsten an Verpflegung (Würstchen, Brötchen, Frikos, Met, Wasser) bestückt und die Reise zum Niederrhein kann starten. In Krefeld wird bei real das Frühstück nachgeholt, kurz Quartier bezogen, sämtliche Geldautomaten verflucht, weil sie kein Geld ausspucken wollen und letztlich mit den letzten zusammengekratzten Euros die finale Fahrt zur Kulturfabrik angetreten.
Beim Eintreffen gegen 11:30 stellen wir fest, dass bereits ganze Völker in schwarz gekleidet dort wandeln, die meisten auf der Suche nach einem Supermarkt, um sich noch kurzfristig mit flüssigem Labsal einzudecken. Auf dem Parkplatz stehen zwei Schlangen von Menschen, deren Beginn sich von hinten nur erahnen lässt. Die kleine Schlange endet an der Kasse, die zweite wesentlich längere in der KuFa. Logisch. Innerhalb kürzester Zeit sind wir jedoch drin (Gästeliste, hähä) und erkunden die Hallen des Veranstaltungsortes. Im Vorraum werden Met und belegte Brötchen verkauft. Diverse Sitzmöglichkeiten bieten die Möglichkeit zum ungestörten Plausch. Rechter Hand hat Olaf von Einheit Produktionen seinen Stand aufgebaut. Ein sehr netter Mensch im Übrigen. An diesen Raum schließt sich ein Verkaufsraum mit Theke an, in dem verschiedene andere Händler ihre Shirts und CDs feilbieten. Links daneben ist der Durchgang zum Konzertsaal, der sofort beim Betreten die bange Frage aufwirft, wo denn über 1000 Leute Platz finden sollen, wenn die Hauptbands heute spielen. Denn obwohl noch kein Musiker auf Bühne weilt, ist der Saal schon gut voll.
Naja, das soll jetzt noch nicht unsere Sorge sein, erstmal gehen wir wieder hinaus, um Sonne und den ersten Met zu tanken. Was auffällt sind die „Gegen Nazis“-Karikaturen, die im gesamten Veranstaltungsgelände zu sehen sind und im Vorfeld auch schon auf der Homepage zu bewundern waren.
Die erste Band Band STEELPREACHER war vom Veranstalter als Heavy Metal angekündigt und wer zumindest Falks ignorante Einstellung gegenüber dieser Musik kennt, weiß, dass wir STEELPREACHER verpasst haben.
MINJAR im Anschluss spielen standesgemäßen Viking Metal, wobei es sich Sänger und Gitarrist nicht nehmen lassen, teilweise mit Hut auf der Bühne zu agieren. Die Band scheint sich an Größen wie ENSIFERUM zu orientieren und setzt dabei sowohl auf schnellere Abschnitte als auch auf Moshparts. Marco findet zwar der Gitarrenteppich ein wenig eintönig, und vermag sogar Einflüsse von INXS und Country Musik zu erkennen, jedoch ist die hohe Spielfreude dieser jungen Band unumstritten. Allerdings sollte am Klargesang noch gearbeitet werden.
Es ist inzwischen 13 Uhr, wir gehen ans Auto um uns für den Rest des Tages zu stärken, weshalb wir THRUNDVANGAR leider verpassen, aber in Kürze spielen unzählige Bands hintereinander, die man einfach sehen muss. Die Schlange am Eingang wird immer länger, die Jubelarien derer die es hinter sich haben („Ich bin drin!!“) lassen erahnen, wie lange sie gestanden haben.
VARG, eine Viking Metal Coverband spielen zum Tanze auf und schaffen es, das hoch motivierte und dankbare Publikum unter anderem mit Trollhammaren (FINNTROLL) und Dreamer (Ensiferum) auf ihre Seite zu ziehen. Die Truppe ist schwarz und rot geschminkt, ähnlich wie Indiander auf Kriegsfuß, ich meine aber auch bei ENSIFERUM ähnliche Bemalungen schon gesehen zu haben. Kurz vor Ende des Auftritts kommt das (wohl schon) obligatorische Saufspiel. Es stellt sich heraus, dass sich der Gewinner des Saufspiels vom Ragnarök Festival auch unter den Besuchern befindet, welcher natürlich automatisch qualifiziert hat. Diesmal allerdings muss er sich seinem Kontrahenten deutlich geschlagen geben (eine Flasche Bier auf Ex). Jener gewinnt eine original oberfränkische Wurst, die beide jedoch brüderlich noch auf der Bühne teilen. Eine Premiere gibt es auch noch zu bewundern, denn VARG spielen das erste Mal ein selbst geschriebenes Lied, welches noch nicht mal einen Namen hat. Nicht ganz so verspielt wie die Coversongs und mit deutlich weniger Gesang ausgestattet fügt sich das Lied jedoch auch gut ins Gesamtprogramm ein. Im Anschluss daran verkündet der Sänger, dass dieses Lied aus Dankbarkeit den Namen „Ruhrpott“ tragen wird. Mal sehen wie lange dieses Versprechen hält.
Wir verlassen kurz den Saal um frische Luft zu schnappen, denn gleich betreten ODROERIR die Bühne. Die Schlange draußen nimmt nicht ab, die Jungs und Mädels können einem schon Leid tun. Was soll’s vergleichen wir eben noch unsere Notizen, schlürfen noch einen Met und trotten vor die Bühne. Doch was sehen wir da? Schwarz und weiß geschminkte Gestalten betreten die Bühne. Was ist mit ODROERIR? Beim Soundcheck der Akustikgitarre wird klar, dass es sich um AASKAREIA handelt, die sollten nach ODROERIR spielen. Wir suchen Stickel (Sänger von ODROERIR) auf, der mir versichert, sie hätten schon gespielt, wir hätten es wohl verpasst. Den Asen sei Dank stellt sich heraus, dass er nur einen Schabernack mit uns treibt und die beiden Bands getauscht haben, da einige Mitglieder der Thüringer noch im Stau stehen. AASKAREIA sind vom Stil her am ehesten im traditionellen Black Metal anzusiedeln. Breit angelegte Gitarrenteppiche bilden das Grundgerüst, der Gesang ist einmalig und kann als flehendere, klagendere Variante von BURZUM bezeichnet werden, was anfangs gewöhnungsbedürftig ist und nicht allen Anwesenden zusagt. Vereinzelt werden folkloristische Elemente eingebaut und die Akustikgitarre sorgt für zusätzliche Motivation. Der Eindruck, den man vom Album gewinnen kann, ist eine schwarzmetallischere Version von BERGTHRON.
Schon jetzt machen sich Verzögerungen im Zeitplan bemerkbar, denn ODROERIR betreten mit Verspätung die Bühne, die sich mit neuer Sängerin präsentieren. Die 5 präsentieren sowohl Songs vom ersten (Iring, Menosgada, Zur Taverne) als auch vom zweiten Album, natürlich vom Umfang her mit Schwerpunkt auf dem neuen Werk „Götterlieder“ (Odroerir, Wanenkrieg, Weltenanfang, Zwergenschmiede (ohne Garantie)). Der Auftritt ist gewohnt souverän, und wird auch von den Anwesenden frenetisch gefeiert. Inzwischen ist das Keyboard ja komplett aus der Band verbannt wurden und durch einen leibhaftigen Geiger ersetzt worden. Somit gewinnt die Band an Authentizität. Auch wenn die Anzahl der von uns beiden besuchten ODROERIR Konzerte inzwischen im zweistelligen Bereich liegen müsste, macht es immer wieder Spaß, den Barden beim Musizieren zuzusehen.
BLACK MESSIAH sind aus dem nahen Gelsenkirchen angereist und beeindruckten vergangenes Jahr durch ein hervorragendes Debüt, dass sich mit den Großen des Pagan Metals durchaus messen kann. Auch von der Bühne herab konnten sie ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Der atmosphärische und beeindruckend facettenreiche Pagan Metal, der mal heroisch schleppend, mal kämpferisch treibend aus den Boxen klang, wurde aufgelockert durch die Violine als Begleitung einerseits und durch die mittelalterlichen bzw. osteuropäischen Einflüsse andererseits.
Leider wohnt Falk nicht dem gesamten Auftritt bei, sondern übt sich backstage in Geselligkeit, immerhin sind drei Bands aus der Heimat anwesend. Außerdem ergibt sich die Gelegenheit für einen kurzen Plausch mit dem Chef vom „Froschkönig“, einer bekannten Metalkneipe in Gelsenkirchen-Buer, in der auch Tom Angelripper häufig zu Gast ist. Beim Thema Gelsenkirchen-Buer ist man schneller beim Thema Schalke, als den anderen Anwesenden lieb ist und trotz der 1:0 Niederlage in Mainz an diesem Nachmittag nimmt man sich die Zeit, dass ein oder andere Schalkelied zu singen. So muss es sein.
Wie spät ist es eigentlich, als XIV DARK CENTURIES mit ihrem Auftritt beginnen? Keine Ahnung, aber es müsste so gegen 19:30 Uhr sein. Die Zella-Mehliser haben mit der Veröffentlichung ihrer MCD „Jul“ einen Schritt weg von raueren hin zu melodischeren und epischeren Klängen gewagt, was sich auch live widerspiegelt, obwohl sowohl Songs von eben jener MCD als auch von Debütalbum „den Ahnen zum Gruße“ gespielt werden, die aber ein wenig überarbeitet klingen. Der Sound ist wie bei allen anderen Bands auch überaus fett und macht den Auftritt zu einem echten Erlebnis, obwohl Falk die Qualitäten seiner einstigen Nachbarn erst sehr spät entdeckte. Der bisher unveröffentlichte Song, der gespielt wird, macht in jedem Fall Lust auf das neue Album. Die Verzögerung im Zeitplan bekommen XIV DARK CENTURIES nun zu spüren und müssen ihren Auftritt irgendwann abbrechen, was natürlich nicht gerade zu Freudentränen bei der Band führt.
Kurze Zeit später stehen mit EQUILIBRIUM die heimlichen Superstars des Festivals auf der Bühne, obwohl diese gerade mal mit einem einzigen Album aufwarten können. Der Saal bebt und bangt, die Stimmung toppt alle vorangegangenen und folgenden Auftritte und Marco sieht sogar Plüschtiere auf die Bühne fliegen. Marco als Fan der Band erkennt, dass die ersten fünf Lieder vom Debüt gespielt werden und auch das elfte Lied erklingt. Ja, schade nur, dass zumindest meine Version nur zehn Lieder umfasst. Ist ja auch egal, es bleibt festzuhalten, dass EQUILIBRIUM mit ihren dunklen, epischen Kompositionen einen beeindruckenden Gig abgeliefert haben.
Auch MENHIR präsentierten sich in Topform und haben sichtlich Spaß an dem Auftritt. Die Mannen um Sänger Heiko haben den klassischen Heavy Metal Einflüssen im Laufe der Zeit mehr und mehr Raum in ihren Werken gegeben und es trotzdem geschafft, sie von Kitsch freizuhalten und der heidnischen Atmosphäre nie die Oberhand entzogen. Es erklingen die besten Lieder aller bisher erschienen Alben (u.a. Die ewigen Steine, Das kleine Volk, Wotans Runenlied, Das verborgene Reich) sowie als Zugabe das neue „Hildebrandslied“. Bei den ersten Klängen einer weiteren Zugabe wird der Auftritt jedoch unter dem Protest der Fans abgebrochen. Schade, sollte wohl Ziuwari werden.
Sichtlich geschlaucht und gezeichnet von der dünnen Luft und der Hitze im Saal sind nicht nur die beiden Bloodchamber-Schreiber sondern auch große Teile des Publikums. Und da fehlen noch 4 Bands. Wir entschließen uns zu einem letzten Imbiss am Auto und müssen unsere Parkplatznachbarn beobachten, die extrem fiese Würste auf einem winzigen Tischgrill zubereiten. Für einen Thüringer natürlich nicht tragbar, ein Westerwälder ist da offenbar schmerzfreier. Egal, Zeit für einen kurzen Plausch bei ein paar Liedern aus dem Autoradio haben wir trotzdem. Diesem Umstand fallen STORMWARRIOR zum Opfer, eine Melodic Power Metal Band. Falk findet danach keine Motivation mehr in den Saal zurückzukehren und feiert in der Vorhalle eine kleine Wiedersehensfeier mit ODROERIR, XIV DARK CENTURIES, einigen anderen Bands und natürlich Met und Bier. Die ersten Gäste verlassen das Gelände, denn auch die Bahnen im Ruhrgebiet und am Niederrhein fahren nicht die ganze Nacht hindurch und der Zeitplan ist inzwischen endgültig kolabiert.
Marco stürzt sich währenddessen todesverachtend bei ENSIFERUM noch mal ins Geschehen. Die Finnen spielen ausschließlich Songs vom zweiten Album bzw. der letzten MCD, welche ja wieder mit sehr guten Songs aufwarten kann. Just als ENSIFERUM die Bühne zur einen Seite verlassen, um die Fans in Ruhe ihre Zugaberufe skandieren zu lassen, betreten Techniker auf der anderen Seite die Bühne und beginnen mit dem Abbau, was für verdutzte Gesichter bei der Band sorgt. So gesellt sich Marco recht schnell wieder zu uns, ob RIGER und ANCIENT RITES gespielt haben, bleibt daher im Dunkeln.
Irgendwann zu vorgerückter Stunde verteilt eine Frau kostenlosen Whiskey – in Flaschen – die Stimmung in der Runde steigt, der Abend findet einen schönen Ausklang und wir fallen gegen 03:30 Uhr morgens ins Bett.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass das Billing nächstes Jahr definitiv um drei oder vier Bands gekürzt werden sollte, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren und vor allem die Zeit nicht gegen die renommierten Bands läuft. Mit der Kulturfabrik haben die Veranstalter einen Ort gefunden, der trotz anfänglicher Bedenken bestens geeignet ist. Vielleicht findet man im nächsten Jahr sogar eine Möglichkeit der Frischluftzufuhr während der Pausen und eine andere Herangehensweise beim Einlass.
Für euch feierten, tanzten, tranken und beobachteten vor Ort Marco Schmidt und Falk Schweigert.
Beim Eintreffen gegen 11:30 stellen wir fest, dass bereits ganze Völker in schwarz gekleidet dort wandeln, die meisten auf der Suche nach einem Supermarkt, um sich noch kurzfristig mit flüssigem Labsal einzudecken. Auf dem Parkplatz stehen zwei Schlangen von Menschen, deren Beginn sich von hinten nur erahnen lässt. Die kleine Schlange endet an der Kasse, die zweite wesentlich längere in der KuFa. Logisch. Innerhalb kürzester Zeit sind wir jedoch drin (Gästeliste, hähä) und erkunden die Hallen des Veranstaltungsortes. Im Vorraum werden Met und belegte Brötchen verkauft. Diverse Sitzmöglichkeiten bieten die Möglichkeit zum ungestörten Plausch. Rechter Hand hat Olaf von Einheit Produktionen seinen Stand aufgebaut. Ein sehr netter Mensch im Übrigen. An diesen Raum schließt sich ein Verkaufsraum mit Theke an, in dem verschiedene andere Händler ihre Shirts und CDs feilbieten. Links daneben ist der Durchgang zum Konzertsaal, der sofort beim Betreten die bange Frage aufwirft, wo denn über 1000 Leute Platz finden sollen, wenn die Hauptbands heute spielen. Denn obwohl noch kein Musiker auf Bühne weilt, ist der Saal schon gut voll.
Naja, das soll jetzt noch nicht unsere Sorge sein, erstmal gehen wir wieder hinaus, um Sonne und den ersten Met zu tanken. Was auffällt sind die „Gegen Nazis“-Karikaturen, die im gesamten Veranstaltungsgelände zu sehen sind und im Vorfeld auch schon auf der Homepage zu bewundern waren.
Die erste Band Band STEELPREACHER war vom Veranstalter als Heavy Metal angekündigt und wer zumindest Falks ignorante Einstellung gegenüber dieser Musik kennt, weiß, dass wir STEELPREACHER verpasst haben.
MINJAR im Anschluss spielen standesgemäßen Viking Metal, wobei es sich Sänger und Gitarrist nicht nehmen lassen, teilweise mit Hut auf der Bühne zu agieren. Die Band scheint sich an Größen wie ENSIFERUM zu orientieren und setzt dabei sowohl auf schnellere Abschnitte als auch auf Moshparts. Marco findet zwar der Gitarrenteppich ein wenig eintönig, und vermag sogar Einflüsse von INXS und Country Musik zu erkennen, jedoch ist die hohe Spielfreude dieser jungen Band unumstritten. Allerdings sollte am Klargesang noch gearbeitet werden.
Es ist inzwischen 13 Uhr, wir gehen ans Auto um uns für den Rest des Tages zu stärken, weshalb wir THRUNDVANGAR leider verpassen, aber in Kürze spielen unzählige Bands hintereinander, die man einfach sehen muss. Die Schlange am Eingang wird immer länger, die Jubelarien derer die es hinter sich haben („Ich bin drin!!“) lassen erahnen, wie lange sie gestanden haben.
VARG, eine Viking Metal Coverband spielen zum Tanze auf und schaffen es, das hoch motivierte und dankbare Publikum unter anderem mit Trollhammaren (FINNTROLL) und Dreamer (Ensiferum) auf ihre Seite zu ziehen. Die Truppe ist schwarz und rot geschminkt, ähnlich wie Indiander auf Kriegsfuß, ich meine aber auch bei ENSIFERUM ähnliche Bemalungen schon gesehen zu haben. Kurz vor Ende des Auftritts kommt das (wohl schon) obligatorische Saufspiel. Es stellt sich heraus, dass sich der Gewinner des Saufspiels vom Ragnarök Festival auch unter den Besuchern befindet, welcher natürlich automatisch qualifiziert hat. Diesmal allerdings muss er sich seinem Kontrahenten deutlich geschlagen geben (eine Flasche Bier auf Ex). Jener gewinnt eine original oberfränkische Wurst, die beide jedoch brüderlich noch auf der Bühne teilen. Eine Premiere gibt es auch noch zu bewundern, denn VARG spielen das erste Mal ein selbst geschriebenes Lied, welches noch nicht mal einen Namen hat. Nicht ganz so verspielt wie die Coversongs und mit deutlich weniger Gesang ausgestattet fügt sich das Lied jedoch auch gut ins Gesamtprogramm ein. Im Anschluss daran verkündet der Sänger, dass dieses Lied aus Dankbarkeit den Namen „Ruhrpott“ tragen wird. Mal sehen wie lange dieses Versprechen hält.
Wir verlassen kurz den Saal um frische Luft zu schnappen, denn gleich betreten ODROERIR die Bühne. Die Schlange draußen nimmt nicht ab, die Jungs und Mädels können einem schon Leid tun. Was soll’s vergleichen wir eben noch unsere Notizen, schlürfen noch einen Met und trotten vor die Bühne. Doch was sehen wir da? Schwarz und weiß geschminkte Gestalten betreten die Bühne. Was ist mit ODROERIR? Beim Soundcheck der Akustikgitarre wird klar, dass es sich um AASKAREIA handelt, die sollten nach ODROERIR spielen. Wir suchen Stickel (Sänger von ODROERIR) auf, der mir versichert, sie hätten schon gespielt, wir hätten es wohl verpasst. Den Asen sei Dank stellt sich heraus, dass er nur einen Schabernack mit uns treibt und die beiden Bands getauscht haben, da einige Mitglieder der Thüringer noch im Stau stehen. AASKAREIA sind vom Stil her am ehesten im traditionellen Black Metal anzusiedeln. Breit angelegte Gitarrenteppiche bilden das Grundgerüst, der Gesang ist einmalig und kann als flehendere, klagendere Variante von BURZUM bezeichnet werden, was anfangs gewöhnungsbedürftig ist und nicht allen Anwesenden zusagt. Vereinzelt werden folkloristische Elemente eingebaut und die Akustikgitarre sorgt für zusätzliche Motivation. Der Eindruck, den man vom Album gewinnen kann, ist eine schwarzmetallischere Version von BERGTHRON.
Schon jetzt machen sich Verzögerungen im Zeitplan bemerkbar, denn ODROERIR betreten mit Verspätung die Bühne, die sich mit neuer Sängerin präsentieren. Die 5 präsentieren sowohl Songs vom ersten (Iring, Menosgada, Zur Taverne) als auch vom zweiten Album, natürlich vom Umfang her mit Schwerpunkt auf dem neuen Werk „Götterlieder“ (Odroerir, Wanenkrieg, Weltenanfang, Zwergenschmiede (ohne Garantie)). Der Auftritt ist gewohnt souverän, und wird auch von den Anwesenden frenetisch gefeiert. Inzwischen ist das Keyboard ja komplett aus der Band verbannt wurden und durch einen leibhaftigen Geiger ersetzt worden. Somit gewinnt die Band an Authentizität. Auch wenn die Anzahl der von uns beiden besuchten ODROERIR Konzerte inzwischen im zweistelligen Bereich liegen müsste, macht es immer wieder Spaß, den Barden beim Musizieren zuzusehen.
BLACK MESSIAH sind aus dem nahen Gelsenkirchen angereist und beeindruckten vergangenes Jahr durch ein hervorragendes Debüt, dass sich mit den Großen des Pagan Metals durchaus messen kann. Auch von der Bühne herab konnten sie ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Der atmosphärische und beeindruckend facettenreiche Pagan Metal, der mal heroisch schleppend, mal kämpferisch treibend aus den Boxen klang, wurde aufgelockert durch die Violine als Begleitung einerseits und durch die mittelalterlichen bzw. osteuropäischen Einflüsse andererseits.
Leider wohnt Falk nicht dem gesamten Auftritt bei, sondern übt sich backstage in Geselligkeit, immerhin sind drei Bands aus der Heimat anwesend. Außerdem ergibt sich die Gelegenheit für einen kurzen Plausch mit dem Chef vom „Froschkönig“, einer bekannten Metalkneipe in Gelsenkirchen-Buer, in der auch Tom Angelripper häufig zu Gast ist. Beim Thema Gelsenkirchen-Buer ist man schneller beim Thema Schalke, als den anderen Anwesenden lieb ist und trotz der 1:0 Niederlage in Mainz an diesem Nachmittag nimmt man sich die Zeit, dass ein oder andere Schalkelied zu singen. So muss es sein.
Wie spät ist es eigentlich, als XIV DARK CENTURIES mit ihrem Auftritt beginnen? Keine Ahnung, aber es müsste so gegen 19:30 Uhr sein. Die Zella-Mehliser haben mit der Veröffentlichung ihrer MCD „Jul“ einen Schritt weg von raueren hin zu melodischeren und epischeren Klängen gewagt, was sich auch live widerspiegelt, obwohl sowohl Songs von eben jener MCD als auch von Debütalbum „den Ahnen zum Gruße“ gespielt werden, die aber ein wenig überarbeitet klingen. Der Sound ist wie bei allen anderen Bands auch überaus fett und macht den Auftritt zu einem echten Erlebnis, obwohl Falk die Qualitäten seiner einstigen Nachbarn erst sehr spät entdeckte. Der bisher unveröffentlichte Song, der gespielt wird, macht in jedem Fall Lust auf das neue Album. Die Verzögerung im Zeitplan bekommen XIV DARK CENTURIES nun zu spüren und müssen ihren Auftritt irgendwann abbrechen, was natürlich nicht gerade zu Freudentränen bei der Band führt.
Kurze Zeit später stehen mit EQUILIBRIUM die heimlichen Superstars des Festivals auf der Bühne, obwohl diese gerade mal mit einem einzigen Album aufwarten können. Der Saal bebt und bangt, die Stimmung toppt alle vorangegangenen und folgenden Auftritte und Marco sieht sogar Plüschtiere auf die Bühne fliegen. Marco als Fan der Band erkennt, dass die ersten fünf Lieder vom Debüt gespielt werden und auch das elfte Lied erklingt. Ja, schade nur, dass zumindest meine Version nur zehn Lieder umfasst. Ist ja auch egal, es bleibt festzuhalten, dass EQUILIBRIUM mit ihren dunklen, epischen Kompositionen einen beeindruckenden Gig abgeliefert haben.
Auch MENHIR präsentierten sich in Topform und haben sichtlich Spaß an dem Auftritt. Die Mannen um Sänger Heiko haben den klassischen Heavy Metal Einflüssen im Laufe der Zeit mehr und mehr Raum in ihren Werken gegeben und es trotzdem geschafft, sie von Kitsch freizuhalten und der heidnischen Atmosphäre nie die Oberhand entzogen. Es erklingen die besten Lieder aller bisher erschienen Alben (u.a. Die ewigen Steine, Das kleine Volk, Wotans Runenlied, Das verborgene Reich) sowie als Zugabe das neue „Hildebrandslied“. Bei den ersten Klängen einer weiteren Zugabe wird der Auftritt jedoch unter dem Protest der Fans abgebrochen. Schade, sollte wohl Ziuwari werden.
Sichtlich geschlaucht und gezeichnet von der dünnen Luft und der Hitze im Saal sind nicht nur die beiden Bloodchamber-Schreiber sondern auch große Teile des Publikums. Und da fehlen noch 4 Bands. Wir entschließen uns zu einem letzten Imbiss am Auto und müssen unsere Parkplatznachbarn beobachten, die extrem fiese Würste auf einem winzigen Tischgrill zubereiten. Für einen Thüringer natürlich nicht tragbar, ein Westerwälder ist da offenbar schmerzfreier. Egal, Zeit für einen kurzen Plausch bei ein paar Liedern aus dem Autoradio haben wir trotzdem. Diesem Umstand fallen STORMWARRIOR zum Opfer, eine Melodic Power Metal Band. Falk findet danach keine Motivation mehr in den Saal zurückzukehren und feiert in der Vorhalle eine kleine Wiedersehensfeier mit ODROERIR, XIV DARK CENTURIES, einigen anderen Bands und natürlich Met und Bier. Die ersten Gäste verlassen das Gelände, denn auch die Bahnen im Ruhrgebiet und am Niederrhein fahren nicht die ganze Nacht hindurch und der Zeitplan ist inzwischen endgültig kolabiert.
Marco stürzt sich währenddessen todesverachtend bei ENSIFERUM noch mal ins Geschehen. Die Finnen spielen ausschließlich Songs vom zweiten Album bzw. der letzten MCD, welche ja wieder mit sehr guten Songs aufwarten kann. Just als ENSIFERUM die Bühne zur einen Seite verlassen, um die Fans in Ruhe ihre Zugaberufe skandieren zu lassen, betreten Techniker auf der anderen Seite die Bühne und beginnen mit dem Abbau, was für verdutzte Gesichter bei der Band sorgt. So gesellt sich Marco recht schnell wieder zu uns, ob RIGER und ANCIENT RITES gespielt haben, bleibt daher im Dunkeln.
Irgendwann zu vorgerückter Stunde verteilt eine Frau kostenlosen Whiskey – in Flaschen – die Stimmung in der Runde steigt, der Abend findet einen schönen Ausklang und wir fallen gegen 03:30 Uhr morgens ins Bett.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass das Billing nächstes Jahr definitiv um drei oder vier Bands gekürzt werden sollte, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren und vor allem die Zeit nicht gegen die renommierten Bands läuft. Mit der Kulturfabrik haben die Veranstalter einen Ort gefunden, der trotz anfänglicher Bedenken bestens geeignet ist. Vielleicht findet man im nächsten Jahr sogar eine Möglichkeit der Frischluftzufuhr während der Pausen und eine andere Herangehensweise beim Einlass.
Für euch feierten, tanzten, tranken und beobachteten vor Ort Marco Schmidt und Falk Schweigert.