4. CHRONICAL MOSHERS Open Air
4. CHRONICAL MOSHERS Open Air
Hartmannsgrün, Mühlteich
09.06.2006
09.06.2006
An einem sonnigen Tag wie heute, kann man eigentlich nichts Besseres tun, als ins Auto zu hüpfen und sich gen sächsische Pampa aufzumachen. In eben dieser findet an diesem Wochenende das 4. Chronical Moshers statt und damit die Autorin nicht alleene durch’ s Vogtland düsen muss, packen wir den Matze mit ein, der damit den so genannten „Verlegenheitsfotograf“ abgeben muss.
Die Fahrt selbst gestaltet sich etwas anstrengender als gedacht und auch die Suche nach dem Festivalgelände trägt zur Schonung des Nervenkostüms nicht unbedingt bei - vielleicht sollte sich die Crew im nächsten Jahr dazu entschließen, ihre liebevoll selbst gemalten Hinweisschildchen flächenmäßig zu vergrößern, denn Schilder der Größe „Meyer’s kleines Lexikon“ sind ab 5 Metern ziemlich schlecht zu sehen.
Einmal angekommen, darf man sich jedoch umgehend überrascht entspannen: Ein kleines aber feines Gelände mit einem noch kleineren Bühnenzeltchen, welches im positiven Sinne kuschelige Abende verspricht. Absoluter Pluspunkt sind zudem die sanitären Anlagen, die heimische Wohlgefühle erzeugen, inklusive Duschmöglichkeit daherkommen und von allen weiblichen Anwesenden mit leuchtenden Augen inspiziert werden.
Auf dem grasigen Zeltplatz ist das berühmte Hanghuhnzelten angesagt, was zu späterer Stunde im angerauschten Zustand eventuell für Heiterkeit sorgen dürfte, vor allem dann, wenn man mit dem Kopf nach unten strandet. Im Moment stehen 8-10 Zelte, insgesamt werden am Ende rund 250 Mann zu Buche schlagen, was für die sehr familiäre und gut organisierte Veranstaltung etwas schade ist.
An der gerade stattfindenden Fußball-WM sollte es nicht liegen, da die Crew extra eine Leinwand aufgebaut hat und somit selbst der größte Fan in den Genuss kommt, seine ELF zu sehen.
FREITAG:
Bevor so richtig abgescheddelt wird, ist erstmal gemeinschaftliches Fußballgucken angesagt und beim Spiel der Deutschen steigt denn auch der Alkoholpegel recht schnell an, was auch dem spontan eingerichteten Bierbringservice zu verdanken ist – eine äusserst lobenswerte Geschichte!
21.00-21.45 Recapture
Die Jungs plus Mädel lassen auch nicht lange auf sich warten und stürmen die Bühne unter Führung von Frontfrau Michelle, welche die Menge erneut mit ihrer unfassbaren Grunzerei in Erstaunen versetzt. Trotz der guten Leistung und ausgewogenen Songauswahl gestaltet sich der Auftritt leider etwas schwierig, da man mit einigen herben Soundproblemen zu kämpfen hat. Aber selbst von einem Stromausfall lassen sich die Hallenser nicht irritieren - zur Überbrückung der Dunkelheit klöppelt Drummer Lexi kurzerhand ein Solo und zeigt so, dass man mit Improvisation eben doch so manches Problem beheben kann.
Letztendlich überzeugen Recapture mit ihrem Talent und ihrer publikumsnahen Art, da können auch die anfänglichen Sound- und Stromproblemchen die Stimmung nicht trüben.
22.10-23.00 Legion Of The Damned
Gespannt erwarten wir das allseits hoch gelobte Quartett aus Holland, welches der Pressemit dem Quasi-Debütsilberling „Malevolent Rapture“ gehörig den Kopf verdrehte.
Fast eine Stunde lang schmettern die okkulten Wiedergänger ein wahres Death/Trash – Gewitter auf die haarkreisende Menge und lassen dabei keine Zeit zum Erholen. Der weitgehend oldschool-lastige Sound braucht Vergleiche mit Genregrößen wie Slayer, Destruction oder Malevolent Creation nicht zu scheuen.
Fazit: Da die 4 Jungs ihre Form wiederholt zu bestätigen wissen, bleibt zu hoffen, dass sie ihre „neue“ Karriere genauso erfolgreich und brachial fortsetzen und uns in den nächsten Jahren weiterhin mit Hammerscheiben und genialen Konzerten verwöhnen!
23.30-00.30 Belphegor
Nach Stunden der Vorfreude ist es nun endlich soweit: Nach Legion of the Damned kündigt sich mit der Österreicher Formation Belphegor ein weiteres Metal-Bombardement der Extraklasse an. Also schnell noch `n Bierchen in den Schlund kippen und dann schnell wieder zur Bühne, um einen möglichst guten Platz zu sichern.
Im Schutz von undurchdringlichen Nebelschwaden und begleitet von einer diabolischen Eröffnungsmusik entern die Mannen um Frontmann Helmuth mit bestialischem Gesichtsausdruck die Bühne und nachdem auch das letzte Bisschen Silhouette im Nebel verschwindet, beginnen sie ihr Death/Black-Massaker mit dem Opener „Anus Dei“, bei dem auch der letzte nach 20 Sekunden begriffen hat, dass man hier einfach die Haare schütteln muss. Was nun folgt, ist eine einstündige Aneinanderreihung von absolut jedem Klassiker der brachial-genialen Überkönner. Die abartig routiniert dargebotenen instrumentellen Höchstleistungen rauben einem dem Atem, auch wenn man den im Nebel verschollenen Drummer nur schwerlich bei der Ausführung seines Handwerks betrachten kann.
Nach einer viel zu schnell vergangenen Stunde beenden die Ausnahmemusiker ihren Auftritt mit dem Hammersong „Lucifer Incestus“ und verschwinden anschließend in den dichten Nebelfeldern der Bühne. (m.e.)
Das Schriftführerduo verschwindet erschöpft, aber mit Dauergrinsen im Gesicht in die dunkle Nacht und freut sich schon tierisch auf’s Hanghuhnzelten und die damit verbundenen Kopfschmerzen.
SAMSTAG:
Nacht: Viel zu kurz. Morgensonne: Du nervst! Zelt: Bloss raus hier – und ab zur Luxusbadeanstalt, die man wie den Bierbringservice und das variable Frühstücksangebot nicht ungelobt lassen kann. Letzteres ist dann auch eine willkommene Möglichkeit, sich voll zu stopfen und dem knüppelharten Tag in die hässliche Fratze zu… …blicken.
Hosanna und sattelt die Teufelshühner!
13.30-14.00 Massa Carnis
Gut, das mit dem knüppelhart heben wir uns für später auf: Sicherlich geben sich die seit 2004 aktiven Youngster hier alle erdenkliche Mühe, aber mehr als runde (bzw. eckige) 10 Leute können sie zu diesem Zeitpunkt nicht begeistern.
Es scheint das ewige Elend eines Openers zu sein, dass sich grundsätzlich kaum jemand für ihn interessiert, was im Hinblick auf die Stimmung eben immer etwas schade ist. Wenigstens lässt sich die Band nicht verunsichern und spielt einen tighten Stiefel, der sich im hardcore-infizierten Death Metal Bereich bewegt und dementsprechend nicht gerade vor Abwechslung strotzt. Ausbaufähig!
14.20-15.10 Artless
Leider verpasst; von der Ferne hörte es sich aber relativ fett an.
15.35-16.20 The Unchallenged
Ja, da sind sie wieder, die 80er Jahre! Jedenfalls outfitmäßig. Musikalisch präsentiert man sich im entsprechenden Stil und irgendwie bleibt der Funke in der Box stecken, ohne auch nur annähernd einen Weg zur dürftig anwesenden Menge zu finden.
Technisch ist die Band nicht schlecht - die Jungs beherrschen ihre Instrumente und können auch funktionierende Songs schreiben - aber die nicht vorhandene Bühnenshow schmälert das Gesamtbild dann doch um Einiges.
16.40-17.20 Grabak
Warum Grabak zu dieser Tageszeit auf die Bühne müssen, ist mir vollkommen schleierhaft, zumal sie mehr zu bieten haben, als manch nachfolgende Band. Dass sie somit vor einer handvoll Leute spielen müssen, passt den Jungs offensichtlich auch nicht und der eine oder andere Mundwinkel schleift schon mal verdächtig in Bodennähe, was eigentlich nicht weiter schlimm ist, bewegt man sich doch musikalisch in Black Metal Gefilden, wo ein grimmiges Mienenspiel durchaus erwünscht ist.
Dass Schöne an den Sachsen ist, dass man nicht unbedingt den Weg bestreitet, den schon zig andere Kapellen dieses Genres gehen und zumindest so viel Abwechslung vorhanden ist, dass der Auftritt nicht nach dem 3. Song langweilig wird. Dazu kommt der parallele Einsatz von zwei Bässen – einmal verzerrt, einmal clean – welcher für einige interessante Effekte sorgt.
Wer guten Black Metal liebt, sollte dementsprechend ein Ohr riskieren und es ist den Jungs nur zu wünschen, dass sie demnächst vielleicht auch auf größeren Veranstaltungen Fuß fassen können.
17.40-18.20 Arbor Ira
Seltsam: Von dieser Band habe ich auch schon ewig nichts mehr gehört - umso erstaunlicher, dass ich sie mit verbundenen Augen sofort wieder erkannt hätte. Technisch auf hohem Niveau, fehlt bei Arbor Ira irgendwie der entscheidende Funke. Man fragt sich unweigerlich, warum sich Sänger „Herr Blum“ nicht in tiefere Stimmlagen begibt, was dem Gesamtsound der Band vielleicht etwas entgegenkommen würde.
Aber das ist die Meinung der Autorin und so ist es schön, dass sich die Band auch live mal wieder zeigen, auch wenn man - wie zuvor Grabak – leider vor leerem Zelt spielen muss.
18.40-19.30 Disrepute
Man wagt es kaum mehr zu hoffen, aber mit Disrepute entert eine knüppelharte Band die Bretter, die offensichtlich schon über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt, denn das Zelt füllt sich schlagartig, womit gemeint ist, dass mehr als 20 Leute vor der Bühne stehen.
Mir sind die Jungs bis jetzt noch nicht in die Ohren gekommen, was angesichts der Darbietung geradezu erstaunlich ist. Hier wird voll Ulle geröhrt und gegrunzt, dass einem vor Freude die Tränen in die Augen steigen. Was für eine Wohltat!
Zudem erweist sich Fronter Jens als wahres Energiebündel: Unermüdlich animiert er die Meute dazu, den obligatorischen Halbkreis vor der Bühne aufzugeben, rockt sich selbst die Hacken in den Boden und man hat das Gefühl, dass alle bei dem was sie tun, einen Mordsspaß haben.
Absolut empfehlenswert für alle, die sich mal wieder von einer geilen Kapelle volles Brett die Ohren entstauben lassen wollen!
20.00-20.45 Andras
Von dieser Band hab ich irgendwie noch nie gehört, was für mich persönlich nicht weiter schlimm ist, denn gefallen hat sie mir nicht. Technisch zwar einwandfrei, ist mir das ganze zu keyboardlastig, die klare Stimme, im Wechsel mit einer Art Gegrunze, gefällt mir überhaupt nicht und durch eben diese Aspekte gleitet alles in diesen Melodic Metal Bereich hinein, der mich nicht wirklich vom Hocker reißt. Diese Ansicht teilen wohl nicht viele mit mir, denn vor der Bühne entwickelt sich ein relativ großes Fanknäuel, welches denn auch gut abgeht. Diese Band bleibt dann wohl Geschmackssache.
21.10-22.00 Delirium Tremens
Absolute Geschmackssache ist die nächste Band, aber wie kann man das beschreiben?!
Wenn man die Augen ganz feste zu macht, hört sich die Mucke einfach mal obergroovig an. Oldschooliger Thrash Metal mit dem richtigen Drive zum Hinternwackeln und einem gewissen Mitwippfaktor. Man darf bloß nicht den Fehler machen und die Gluppschäuglein öffnen, denn dann fällt man entweder in Ohnmacht oder bekommt einen tierischen Lachkrampf, der sich mitunter über Stunden hinziehen kann, weil man ja ständig an diesen ÄUSSERST peinlichen Menschen denken muss.
Ich weiß nicht genau, was der Sänger zu sich genommen hat, aber es war definitiv zuviel!!! Mit Stahlhelm bewehrt und oberkörperfrei, schafft es dieser Mega-Poser, uns die Lachtränen in die Augen zu treiben. Für seine Muskelberge hat er bestimmt hart trainiert und viel Zeit und Stoff investiert, aber das CM ist nicht die Wahl zum Mister Universum, sondern immer noch eine Metal-Veranstaltung und genau hier ist der Typ einfach mal fehl am Platz.
Die Band an sich ist wie gesagt durchaus gut, will man aber auf der Karriereleiter noch ein Stück nach oben, sollte man sich entweder vom Sänger trennen oder ihm ein paar schicke T-Shirts schenken, sonst verkommt der ganze Laden irgendwie zur Lachnummer. Prädikat: Köstlich!
22.30-23.20 Lay Down Rotten
Wer diese Jungs doof findet, dem fehlen definitiv ein bis zwei Gehirnwindungen. Wie schon auf dem Fuck the Commerce präsentiert sich die Band in Höchstform und macht einfach nur Spaß! Der „eigentliche“ Frontmann der Truppe röhrt und kreischt sich durchs Repertoire, während sein Kumpane an der Klampfe Vocals in jeder erdenklichen Stimmlage beisteuert und somit das Ganze äußerst gelungen abrundet.
Musikalisch bewegt man sich galant in einer Mischung aus melodischen und absolut batzigen Elementen und obwohl hier der Death Metal nicht neu erfunden wird, haben LDR einfach das gewisse Etwas. Die Meute dankt es mit ungeteilter Aufmerksamkeit sowie gemeinschaftlichem Halsauskugeln und es sei erwähnt, dass das Zelt zum ersten Mal an diesem Tag richtig voll ist, was neben der gebotenen Mucke irgendwie auch am lockeren Auftreten der Jungs liegen mag.
Da kann man nur sagen: Wer noch nichts von Lay Down Rotten gehört hat, sollte dieses Defizit schnellstmöglich ausgleichen und sich von dieser fröhlichen Band noch fröhlicher in den Arsch treten lassen.
23.45-00.40 Mastic Scum
Irgendwie kann ich mit dieser Band so rein gar nichts anfangen. Der Mix aus verschiedenen Musikstilen will nicht recht ins Ohr fluppsen und beschreiben lässt sich das Ganze auch nur sehr schwer. Schon auf dem Fuck the Commerce waren Mastic Scum nicht richtig überzeugend und so bleibt auch heute nur der Weg zur Tränke.
Wer sich ein eigenes Bild machen möchte, dem sei das Material der Band empfohlen.
01.00-ca. 02.00 Disbelief
Nun gut, zu so später Stunde noch nicht angeleiert zu sein, ist quasi unmöglich und erste Ermüdungserscheinungen treten zutage. Als Disbelief die Bühne „stürmen“, steht der harte Kern der Moshers in den ersten Reihen wie eine Eins, bereit, das Letzte aus sich rauszuholen. Dort geht’s dann auch mächtig zur Sache, im Gegensatz zum hinteren Teil des Zeltes, wo sich die Meute eher unmotiviert die Beine in den Bauch steht.
Zur Band an sich brauche ich wohl nicht viel zu sagen, denn alles läuft so genial ab wie man das von Disbelief eben gewohnt ist. Aufgrund dieser Tatsache entschließen wir uns, dem Rest des Konzertes vom eigenen Zeltheim aus zu lauschen, was unter sternenklarem Himmel für einen gelungenen Ausklang des Wochenendes sorgt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass den Machern mit dem CM Open Air ein gut organisiertes, sehr familiäres Event gelungen ist, dem es bisher nur noch ein wenig an Präsenz und Werbung fehlt – auch wir hatten eher zufällig davon gehört.
Der Sound war bis auf kleine Anfangsturbulenzen bombastisch, die Leute locker und es hat einfach nur Laune gemacht, mit 50 besoffenen Metallern Fußball zu gucken. Danke für dieses schöne Festival – wir sehen uns hoffentlich nächstes Jahr bei der Neuauflage!
www.chronical-moshers.de
Bericht: Kirstin „Küken from Hell“ S.
Fotos: El Matzorro
Die Fahrt selbst gestaltet sich etwas anstrengender als gedacht und auch die Suche nach dem Festivalgelände trägt zur Schonung des Nervenkostüms nicht unbedingt bei - vielleicht sollte sich die Crew im nächsten Jahr dazu entschließen, ihre liebevoll selbst gemalten Hinweisschildchen flächenmäßig zu vergrößern, denn Schilder der Größe „Meyer’s kleines Lexikon“ sind ab 5 Metern ziemlich schlecht zu sehen.
Einmal angekommen, darf man sich jedoch umgehend überrascht entspannen: Ein kleines aber feines Gelände mit einem noch kleineren Bühnenzeltchen, welches im positiven Sinne kuschelige Abende verspricht. Absoluter Pluspunkt sind zudem die sanitären Anlagen, die heimische Wohlgefühle erzeugen, inklusive Duschmöglichkeit daherkommen und von allen weiblichen Anwesenden mit leuchtenden Augen inspiziert werden.
Auf dem grasigen Zeltplatz ist das berühmte Hanghuhnzelten angesagt, was zu späterer Stunde im angerauschten Zustand eventuell für Heiterkeit sorgen dürfte, vor allem dann, wenn man mit dem Kopf nach unten strandet. Im Moment stehen 8-10 Zelte, insgesamt werden am Ende rund 250 Mann zu Buche schlagen, was für die sehr familiäre und gut organisierte Veranstaltung etwas schade ist.
An der gerade stattfindenden Fußball-WM sollte es nicht liegen, da die Crew extra eine Leinwand aufgebaut hat und somit selbst der größte Fan in den Genuss kommt, seine ELF zu sehen.
FREITAG:
Bevor so richtig abgescheddelt wird, ist erstmal gemeinschaftliches Fußballgucken angesagt und beim Spiel der Deutschen steigt denn auch der Alkoholpegel recht schnell an, was auch dem spontan eingerichteten Bierbringservice zu verdanken ist – eine äusserst lobenswerte Geschichte!
21.00-21.45 Recapture
Die Jungs plus Mädel lassen auch nicht lange auf sich warten und stürmen die Bühne unter Führung von Frontfrau Michelle, welche die Menge erneut mit ihrer unfassbaren Grunzerei in Erstaunen versetzt. Trotz der guten Leistung und ausgewogenen Songauswahl gestaltet sich der Auftritt leider etwas schwierig, da man mit einigen herben Soundproblemen zu kämpfen hat. Aber selbst von einem Stromausfall lassen sich die Hallenser nicht irritieren - zur Überbrückung der Dunkelheit klöppelt Drummer Lexi kurzerhand ein Solo und zeigt so, dass man mit Improvisation eben doch so manches Problem beheben kann.
Letztendlich überzeugen Recapture mit ihrem Talent und ihrer publikumsnahen Art, da können auch die anfänglichen Sound- und Stromproblemchen die Stimmung nicht trüben.
22.10-23.00 Legion Of The Damned
Gespannt erwarten wir das allseits hoch gelobte Quartett aus Holland, welches der Pressemit dem Quasi-Debütsilberling „Malevolent Rapture“ gehörig den Kopf verdrehte.
Fast eine Stunde lang schmettern die okkulten Wiedergänger ein wahres Death/Trash – Gewitter auf die haarkreisende Menge und lassen dabei keine Zeit zum Erholen. Der weitgehend oldschool-lastige Sound braucht Vergleiche mit Genregrößen wie Slayer, Destruction oder Malevolent Creation nicht zu scheuen.
Fazit: Da die 4 Jungs ihre Form wiederholt zu bestätigen wissen, bleibt zu hoffen, dass sie ihre „neue“ Karriere genauso erfolgreich und brachial fortsetzen und uns in den nächsten Jahren weiterhin mit Hammerscheiben und genialen Konzerten verwöhnen!
23.30-00.30 Belphegor
Nach Stunden der Vorfreude ist es nun endlich soweit: Nach Legion of the Damned kündigt sich mit der Österreicher Formation Belphegor ein weiteres Metal-Bombardement der Extraklasse an. Also schnell noch `n Bierchen in den Schlund kippen und dann schnell wieder zur Bühne, um einen möglichst guten Platz zu sichern.
Im Schutz von undurchdringlichen Nebelschwaden und begleitet von einer diabolischen Eröffnungsmusik entern die Mannen um Frontmann Helmuth mit bestialischem Gesichtsausdruck die Bühne und nachdem auch das letzte Bisschen Silhouette im Nebel verschwindet, beginnen sie ihr Death/Black-Massaker mit dem Opener „Anus Dei“, bei dem auch der letzte nach 20 Sekunden begriffen hat, dass man hier einfach die Haare schütteln muss. Was nun folgt, ist eine einstündige Aneinanderreihung von absolut jedem Klassiker der brachial-genialen Überkönner. Die abartig routiniert dargebotenen instrumentellen Höchstleistungen rauben einem dem Atem, auch wenn man den im Nebel verschollenen Drummer nur schwerlich bei der Ausführung seines Handwerks betrachten kann.
Nach einer viel zu schnell vergangenen Stunde beenden die Ausnahmemusiker ihren Auftritt mit dem Hammersong „Lucifer Incestus“ und verschwinden anschließend in den dichten Nebelfeldern der Bühne. (m.e.)
Das Schriftführerduo verschwindet erschöpft, aber mit Dauergrinsen im Gesicht in die dunkle Nacht und freut sich schon tierisch auf’s Hanghuhnzelten und die damit verbundenen Kopfschmerzen.
SAMSTAG:
Nacht: Viel zu kurz. Morgensonne: Du nervst! Zelt: Bloss raus hier – und ab zur Luxusbadeanstalt, die man wie den Bierbringservice und das variable Frühstücksangebot nicht ungelobt lassen kann. Letzteres ist dann auch eine willkommene Möglichkeit, sich voll zu stopfen und dem knüppelharten Tag in die hässliche Fratze zu… …blicken.
Hosanna und sattelt die Teufelshühner!
13.30-14.00 Massa Carnis
Gut, das mit dem knüppelhart heben wir uns für später auf: Sicherlich geben sich die seit 2004 aktiven Youngster hier alle erdenkliche Mühe, aber mehr als runde (bzw. eckige) 10 Leute können sie zu diesem Zeitpunkt nicht begeistern.
Es scheint das ewige Elend eines Openers zu sein, dass sich grundsätzlich kaum jemand für ihn interessiert, was im Hinblick auf die Stimmung eben immer etwas schade ist. Wenigstens lässt sich die Band nicht verunsichern und spielt einen tighten Stiefel, der sich im hardcore-infizierten Death Metal Bereich bewegt und dementsprechend nicht gerade vor Abwechslung strotzt. Ausbaufähig!
14.20-15.10 Artless
Leider verpasst; von der Ferne hörte es sich aber relativ fett an.
15.35-16.20 The Unchallenged
Ja, da sind sie wieder, die 80er Jahre! Jedenfalls outfitmäßig. Musikalisch präsentiert man sich im entsprechenden Stil und irgendwie bleibt der Funke in der Box stecken, ohne auch nur annähernd einen Weg zur dürftig anwesenden Menge zu finden.
Technisch ist die Band nicht schlecht - die Jungs beherrschen ihre Instrumente und können auch funktionierende Songs schreiben - aber die nicht vorhandene Bühnenshow schmälert das Gesamtbild dann doch um Einiges.
16.40-17.20 Grabak
Warum Grabak zu dieser Tageszeit auf die Bühne müssen, ist mir vollkommen schleierhaft, zumal sie mehr zu bieten haben, als manch nachfolgende Band. Dass sie somit vor einer handvoll Leute spielen müssen, passt den Jungs offensichtlich auch nicht und der eine oder andere Mundwinkel schleift schon mal verdächtig in Bodennähe, was eigentlich nicht weiter schlimm ist, bewegt man sich doch musikalisch in Black Metal Gefilden, wo ein grimmiges Mienenspiel durchaus erwünscht ist.
Dass Schöne an den Sachsen ist, dass man nicht unbedingt den Weg bestreitet, den schon zig andere Kapellen dieses Genres gehen und zumindest so viel Abwechslung vorhanden ist, dass der Auftritt nicht nach dem 3. Song langweilig wird. Dazu kommt der parallele Einsatz von zwei Bässen – einmal verzerrt, einmal clean – welcher für einige interessante Effekte sorgt.
Wer guten Black Metal liebt, sollte dementsprechend ein Ohr riskieren und es ist den Jungs nur zu wünschen, dass sie demnächst vielleicht auch auf größeren Veranstaltungen Fuß fassen können.
17.40-18.20 Arbor Ira
Seltsam: Von dieser Band habe ich auch schon ewig nichts mehr gehört - umso erstaunlicher, dass ich sie mit verbundenen Augen sofort wieder erkannt hätte. Technisch auf hohem Niveau, fehlt bei Arbor Ira irgendwie der entscheidende Funke. Man fragt sich unweigerlich, warum sich Sänger „Herr Blum“ nicht in tiefere Stimmlagen begibt, was dem Gesamtsound der Band vielleicht etwas entgegenkommen würde.
Aber das ist die Meinung der Autorin und so ist es schön, dass sich die Band auch live mal wieder zeigen, auch wenn man - wie zuvor Grabak – leider vor leerem Zelt spielen muss.
18.40-19.30 Disrepute
Man wagt es kaum mehr zu hoffen, aber mit Disrepute entert eine knüppelharte Band die Bretter, die offensichtlich schon über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt, denn das Zelt füllt sich schlagartig, womit gemeint ist, dass mehr als 20 Leute vor der Bühne stehen.
Mir sind die Jungs bis jetzt noch nicht in die Ohren gekommen, was angesichts der Darbietung geradezu erstaunlich ist. Hier wird voll Ulle geröhrt und gegrunzt, dass einem vor Freude die Tränen in die Augen steigen. Was für eine Wohltat!
Zudem erweist sich Fronter Jens als wahres Energiebündel: Unermüdlich animiert er die Meute dazu, den obligatorischen Halbkreis vor der Bühne aufzugeben, rockt sich selbst die Hacken in den Boden und man hat das Gefühl, dass alle bei dem was sie tun, einen Mordsspaß haben.
Absolut empfehlenswert für alle, die sich mal wieder von einer geilen Kapelle volles Brett die Ohren entstauben lassen wollen!
20.00-20.45 Andras
Von dieser Band hab ich irgendwie noch nie gehört, was für mich persönlich nicht weiter schlimm ist, denn gefallen hat sie mir nicht. Technisch zwar einwandfrei, ist mir das ganze zu keyboardlastig, die klare Stimme, im Wechsel mit einer Art Gegrunze, gefällt mir überhaupt nicht und durch eben diese Aspekte gleitet alles in diesen Melodic Metal Bereich hinein, der mich nicht wirklich vom Hocker reißt. Diese Ansicht teilen wohl nicht viele mit mir, denn vor der Bühne entwickelt sich ein relativ großes Fanknäuel, welches denn auch gut abgeht. Diese Band bleibt dann wohl Geschmackssache.
21.10-22.00 Delirium Tremens
Absolute Geschmackssache ist die nächste Band, aber wie kann man das beschreiben?!
Wenn man die Augen ganz feste zu macht, hört sich die Mucke einfach mal obergroovig an. Oldschooliger Thrash Metal mit dem richtigen Drive zum Hinternwackeln und einem gewissen Mitwippfaktor. Man darf bloß nicht den Fehler machen und die Gluppschäuglein öffnen, denn dann fällt man entweder in Ohnmacht oder bekommt einen tierischen Lachkrampf, der sich mitunter über Stunden hinziehen kann, weil man ja ständig an diesen ÄUSSERST peinlichen Menschen denken muss.
Ich weiß nicht genau, was der Sänger zu sich genommen hat, aber es war definitiv zuviel!!! Mit Stahlhelm bewehrt und oberkörperfrei, schafft es dieser Mega-Poser, uns die Lachtränen in die Augen zu treiben. Für seine Muskelberge hat er bestimmt hart trainiert und viel Zeit und Stoff investiert, aber das CM ist nicht die Wahl zum Mister Universum, sondern immer noch eine Metal-Veranstaltung und genau hier ist der Typ einfach mal fehl am Platz.
Die Band an sich ist wie gesagt durchaus gut, will man aber auf der Karriereleiter noch ein Stück nach oben, sollte man sich entweder vom Sänger trennen oder ihm ein paar schicke T-Shirts schenken, sonst verkommt der ganze Laden irgendwie zur Lachnummer. Prädikat: Köstlich!
22.30-23.20 Lay Down Rotten
Wer diese Jungs doof findet, dem fehlen definitiv ein bis zwei Gehirnwindungen. Wie schon auf dem Fuck the Commerce präsentiert sich die Band in Höchstform und macht einfach nur Spaß! Der „eigentliche“ Frontmann der Truppe röhrt und kreischt sich durchs Repertoire, während sein Kumpane an der Klampfe Vocals in jeder erdenklichen Stimmlage beisteuert und somit das Ganze äußerst gelungen abrundet.
Musikalisch bewegt man sich galant in einer Mischung aus melodischen und absolut batzigen Elementen und obwohl hier der Death Metal nicht neu erfunden wird, haben LDR einfach das gewisse Etwas. Die Meute dankt es mit ungeteilter Aufmerksamkeit sowie gemeinschaftlichem Halsauskugeln und es sei erwähnt, dass das Zelt zum ersten Mal an diesem Tag richtig voll ist, was neben der gebotenen Mucke irgendwie auch am lockeren Auftreten der Jungs liegen mag.
Da kann man nur sagen: Wer noch nichts von Lay Down Rotten gehört hat, sollte dieses Defizit schnellstmöglich ausgleichen und sich von dieser fröhlichen Band noch fröhlicher in den Arsch treten lassen.
23.45-00.40 Mastic Scum
Irgendwie kann ich mit dieser Band so rein gar nichts anfangen. Der Mix aus verschiedenen Musikstilen will nicht recht ins Ohr fluppsen und beschreiben lässt sich das Ganze auch nur sehr schwer. Schon auf dem Fuck the Commerce waren Mastic Scum nicht richtig überzeugend und so bleibt auch heute nur der Weg zur Tränke.
Wer sich ein eigenes Bild machen möchte, dem sei das Material der Band empfohlen.
01.00-ca. 02.00 Disbelief
Nun gut, zu so später Stunde noch nicht angeleiert zu sein, ist quasi unmöglich und erste Ermüdungserscheinungen treten zutage. Als Disbelief die Bühne „stürmen“, steht der harte Kern der Moshers in den ersten Reihen wie eine Eins, bereit, das Letzte aus sich rauszuholen. Dort geht’s dann auch mächtig zur Sache, im Gegensatz zum hinteren Teil des Zeltes, wo sich die Meute eher unmotiviert die Beine in den Bauch steht.
Zur Band an sich brauche ich wohl nicht viel zu sagen, denn alles läuft so genial ab wie man das von Disbelief eben gewohnt ist. Aufgrund dieser Tatsache entschließen wir uns, dem Rest des Konzertes vom eigenen Zeltheim aus zu lauschen, was unter sternenklarem Himmel für einen gelungenen Ausklang des Wochenendes sorgt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass den Machern mit dem CM Open Air ein gut organisiertes, sehr familiäres Event gelungen ist, dem es bisher nur noch ein wenig an Präsenz und Werbung fehlt – auch wir hatten eher zufällig davon gehört.
Der Sound war bis auf kleine Anfangsturbulenzen bombastisch, die Leute locker und es hat einfach nur Laune gemacht, mit 50 besoffenen Metallern Fußball zu gucken. Danke für dieses schöne Festival – wir sehen uns hoffentlich nächstes Jahr bei der Neuauflage!
www.chronical-moshers.de
Bericht: Kirstin „Küken from Hell“ S.
Fotos: El Matzorro