Disturbed Nevermore & The Zico Chain
Disturbed, Nevermore & The Zico Chain
Dortmund, Westfalenhalle 2
24.09.2006
24.09.2006
So mancher Besucher der Disturbed-Tour dürfte bereits seit einem Jahr dem heutigen Tag entgegengefiebert haben. Vor über 300 Tagen sollte der erste Gig in Angriff genommen werden, allerdings spielten David Draimans Stimmbänder nicht ganz mit. Danach tourte sich die Band in Amerika den Arsch wund und war im Frühjahr folgerichtig nicht mehr dazu in der Lage, den zweiten Versuch in Deutschland in Angriff zu nehmen. Jetzt, wo es endlich klappen sollte, ist also mit einer vollen Hütte und guter Stimmung zu rechnen und tatsächlich sammelt sich eine gehörige Menge recht jungen Publikums vor der vielleicht 5000 Mann fassenden Halle in Dortmund. Kollege Hauptmann ist damit wieder in die Top10 der ältesten Konzertbesucher aufgerückt...
Gemeinsam lauschen wir den Klängen der ersten Band:
[bg]
Den Anfang macht heute ein mir bis dato völlig unbekanntes Trio namens THE ZICO CHAIN. Die Kerle zocken so eine Art schrammeligen Punk’n’Roll und stoßen damit zumindest bei Kollege Greb, meiner Wenigkeit und so ziemlich allen metallisch ausgerichteten Besuchern in der Halle auf wenig Gegenliebe. Die reichlich anwesenden Alternative Kids gehen dagegen ab wie hyperaktive Psychopathen auf Speed und feiern das stumpfe Gerumpel richtig derbe ab. Sogar die vollkommen übertriebenen Rockstar Posings des Drummers, der sich wohl für eine Mischung aus John Bonham, Keith Moon und dem Muppets Animal hält, bekommt massiven Beifall spendiert. Dabei ist die musikalische Darbietung echt arm, oder sagen wir mal vorsichtig: „bewusst limitiert“. Wie auch immer, nach 25 Minuten sind die Kerle fertig und die folgende Pausenmusik von Judas Priest treibt meine Laune zum Glück wieder nach oben.
Was dann folgt, erinnert mich an den Anfang von „Zurück in die Zukunft“: Marty McFly kommt in Doc Browns Werkstatt, schnallt sich ne Gitarre um, dreht alle Verstärker voll auf und sprengt die Boxen beim ersten angeschlagenen Ton in die Luft. So in etwa geht das nämlich heute auch bei NEVERMORE: da die Band bei ihren ersten zwei Songs massive Soundprobleme hat (vor allem mit Warrel Danes Mikro), weiß sich der Vollhorst am Mischpult wohl nicht anders zu helfen und stellt alle Lautstärkeregler vorsichtshalber mal auf Anschlag. Von der Bühne brüllt demnach ein absolut brutaler Blast in die Halle, der dank des intensiven Doublebass Geballers von Van Williams alles zerstört, und zwar in erster Linie die Trommelfelle der Zuschauer. Nach den 45 Minuten langen Set sieht man jedenfalls überall schmerzverzerrt dreinblickende Personen, die sich die Ohren reiben. Da werden morgen im Großraum Dortmund die HNO Ärzte wohl Überstunden machen. Ohrstöpsel sind Krieg!
Die Performance von NEVERMORE ist davon ab – wie gewohnt – hochklassig und engagiert; viel besser kann man hoch technischen, progressiven Power / Thrash Metal wirklich nicht spielen. Das sieht übrigens auch Sodom Drummer Bobby Schottkowski so, der offensichtlich gut angetütet neben uns steht und vor Freude fast im Dreieck springt. Kein Wunder aber auch bei Killersongs wie „Final Product“, „Enemies Of Reality“ oder „I, Voyager“, die dank der wieder zwei Gitarren (Gitarrist Steve Smythe fehlte ja u.a. beim Rock Hard Festival) natürlich richtig gut reinhauen.
Insgesamt war es also trotz des körperverletzenden Sounds ein guter Gig, der allerdings zumindest die Alternative Fraktion deutlich überfordert haben dürfte.
[mh]
Das schöne an DISTURBED ist ja, dass sie irgendwie alle Lager ansprechen, egal ob alternativ oder metallisch orientiert. An der Livequalität der Amerikaner gibt es jedenfalls nix zu mosern. Draiman trifft jeden Ton, die Band zockt auf höchstem Niveau und mit jedem Song wird ein neues Stimmungsfeuerwerk entfacht. Schon kurz vor Beginn des Auftritts, als die Halle in tiefste Dunkelheit getaucht wird, steht die Menge beinahe Kopf. Und als dann mit einem blauen Lichtgewitter „Guarded“ erklingt, nimmt ein kollektiver Hüpfprozess den Lauf durch die gesamte Location. Die Redebeiträge des Fronters halten sich in Grenzen, es gibt keine Soloeinlagen, stumpfes Gepose oder sonst was, hier zählt nur die Musik.
Während NEVERMORE die ersten beiden Songs soundtechnisch total verhunzt hatten, gibt es bei DISTURBED keinerlei Probleme. Hier sind Profis am Werk und das merkt man der Show von der ersten bis zur letzten Minute an. Die gute Laune des Publikums kann an diesem Tag sowieso durch nichts zerstört werden. Draiman zeigt eine grandiose Gesangsleistung, vor allem bei „Remember“. „Tenthousand Fists“, das sich viele vielleicht als Opener gewünscht hätten, ist natürlich ein absoluter Knaller bei Livekonzerten, recken doch tausende Menschen ihre Fäuste geballt nach oben und gröhlen was das Zeug hält. Insgesamt feuert die Band sieben Songs des letzten Albums ins weite Feld, die andere Hälfte besteht aus den beiden Vorgängern. Die Setlist ist sicherlich in Ordnung, doch hätte ich mir den einen oder anderen Titel lieber gewünscht. Wo sind zum Beispiel das Melodiewunder „I’m Alive“ oder eine flotte Nummer wie „Conflict“?
Sicherlich könnte man Dank der exzellenten Darbietung mit einer Dauerlatte die Heimreise antreten, aber die Bloodchamber wäre nicht die Bloodchamber, wenn es nicht doch noch einen Schandfleck auf der weißen Weste der Modern Metaller gäbe. Wie schon oben angesprochen warten einige Leute bereits seit einem Jahr auf diesen Gig und da kann man schon etwas mehr erwarten als 70 Minuten Spielzeit. Daran ändern auch Phrasen wie „Wir kommen bald wieder und dann spielen vor ganz Dortmund!“ nichts! Man kann von Glück reden, dass das Publikum an diesem Tage einfach nur froh ist, die Jungs endlich mal auf der Bühne zu sehen und alles andere außen vor lässt. Viele enttäuschte Gesichter habe ich jedenfalls nicht gesehen und im Grunde genommen ist ja auch alles perfekt...wenn es denn noch drei bis vier Songs mehr gewesen wären...
Playlist:
Guarded
Liberate
Fear
Remember
Tenthousand Fists
Just Stop
Overburdened
Stupify
Deify
Prayer
Voices
Land of Confusion
The Game
Zugabe:
Stricken
Down with the Sickness
[bg]
Gemeinsam lauschen wir den Klängen der ersten Band:
[bg]
Den Anfang macht heute ein mir bis dato völlig unbekanntes Trio namens THE ZICO CHAIN. Die Kerle zocken so eine Art schrammeligen Punk’n’Roll und stoßen damit zumindest bei Kollege Greb, meiner Wenigkeit und so ziemlich allen metallisch ausgerichteten Besuchern in der Halle auf wenig Gegenliebe. Die reichlich anwesenden Alternative Kids gehen dagegen ab wie hyperaktive Psychopathen auf Speed und feiern das stumpfe Gerumpel richtig derbe ab. Sogar die vollkommen übertriebenen Rockstar Posings des Drummers, der sich wohl für eine Mischung aus John Bonham, Keith Moon und dem Muppets Animal hält, bekommt massiven Beifall spendiert. Dabei ist die musikalische Darbietung echt arm, oder sagen wir mal vorsichtig: „bewusst limitiert“. Wie auch immer, nach 25 Minuten sind die Kerle fertig und die folgende Pausenmusik von Judas Priest treibt meine Laune zum Glück wieder nach oben.
Was dann folgt, erinnert mich an den Anfang von „Zurück in die Zukunft“: Marty McFly kommt in Doc Browns Werkstatt, schnallt sich ne Gitarre um, dreht alle Verstärker voll auf und sprengt die Boxen beim ersten angeschlagenen Ton in die Luft. So in etwa geht das nämlich heute auch bei NEVERMORE: da die Band bei ihren ersten zwei Songs massive Soundprobleme hat (vor allem mit Warrel Danes Mikro), weiß sich der Vollhorst am Mischpult wohl nicht anders zu helfen und stellt alle Lautstärkeregler vorsichtshalber mal auf Anschlag. Von der Bühne brüllt demnach ein absolut brutaler Blast in die Halle, der dank des intensiven Doublebass Geballers von Van Williams alles zerstört, und zwar in erster Linie die Trommelfelle der Zuschauer. Nach den 45 Minuten langen Set sieht man jedenfalls überall schmerzverzerrt dreinblickende Personen, die sich die Ohren reiben. Da werden morgen im Großraum Dortmund die HNO Ärzte wohl Überstunden machen. Ohrstöpsel sind Krieg!
Die Performance von NEVERMORE ist davon ab – wie gewohnt – hochklassig und engagiert; viel besser kann man hoch technischen, progressiven Power / Thrash Metal wirklich nicht spielen. Das sieht übrigens auch Sodom Drummer Bobby Schottkowski so, der offensichtlich gut angetütet neben uns steht und vor Freude fast im Dreieck springt. Kein Wunder aber auch bei Killersongs wie „Final Product“, „Enemies Of Reality“ oder „I, Voyager“, die dank der wieder zwei Gitarren (Gitarrist Steve Smythe fehlte ja u.a. beim Rock Hard Festival) natürlich richtig gut reinhauen.
Insgesamt war es also trotz des körperverletzenden Sounds ein guter Gig, der allerdings zumindest die Alternative Fraktion deutlich überfordert haben dürfte.
[mh]
Das schöne an DISTURBED ist ja, dass sie irgendwie alle Lager ansprechen, egal ob alternativ oder metallisch orientiert. An der Livequalität der Amerikaner gibt es jedenfalls nix zu mosern. Draiman trifft jeden Ton, die Band zockt auf höchstem Niveau und mit jedem Song wird ein neues Stimmungsfeuerwerk entfacht. Schon kurz vor Beginn des Auftritts, als die Halle in tiefste Dunkelheit getaucht wird, steht die Menge beinahe Kopf. Und als dann mit einem blauen Lichtgewitter „Guarded“ erklingt, nimmt ein kollektiver Hüpfprozess den Lauf durch die gesamte Location. Die Redebeiträge des Fronters halten sich in Grenzen, es gibt keine Soloeinlagen, stumpfes Gepose oder sonst was, hier zählt nur die Musik.
Während NEVERMORE die ersten beiden Songs soundtechnisch total verhunzt hatten, gibt es bei DISTURBED keinerlei Probleme. Hier sind Profis am Werk und das merkt man der Show von der ersten bis zur letzten Minute an. Die gute Laune des Publikums kann an diesem Tag sowieso durch nichts zerstört werden. Draiman zeigt eine grandiose Gesangsleistung, vor allem bei „Remember“. „Tenthousand Fists“, das sich viele vielleicht als Opener gewünscht hätten, ist natürlich ein absoluter Knaller bei Livekonzerten, recken doch tausende Menschen ihre Fäuste geballt nach oben und gröhlen was das Zeug hält. Insgesamt feuert die Band sieben Songs des letzten Albums ins weite Feld, die andere Hälfte besteht aus den beiden Vorgängern. Die Setlist ist sicherlich in Ordnung, doch hätte ich mir den einen oder anderen Titel lieber gewünscht. Wo sind zum Beispiel das Melodiewunder „I’m Alive“ oder eine flotte Nummer wie „Conflict“?
Sicherlich könnte man Dank der exzellenten Darbietung mit einer Dauerlatte die Heimreise antreten, aber die Bloodchamber wäre nicht die Bloodchamber, wenn es nicht doch noch einen Schandfleck auf der weißen Weste der Modern Metaller gäbe. Wie schon oben angesprochen warten einige Leute bereits seit einem Jahr auf diesen Gig und da kann man schon etwas mehr erwarten als 70 Minuten Spielzeit. Daran ändern auch Phrasen wie „Wir kommen bald wieder und dann spielen vor ganz Dortmund!“ nichts! Man kann von Glück reden, dass das Publikum an diesem Tage einfach nur froh ist, die Jungs endlich mal auf der Bühne zu sehen und alles andere außen vor lässt. Viele enttäuschte Gesichter habe ich jedenfalls nicht gesehen und im Grunde genommen ist ja auch alles perfekt...wenn es denn noch drei bis vier Songs mehr gewesen wären...
Playlist:
Guarded
Liberate
Fear
Remember
Tenthousand Fists
Just Stop
Overburdened
Stupify
Deify
Prayer
Voices
Land of Confusion
The Game
Zugabe:
Stricken
Down with the Sickness
[bg]