Cryptopsy Visceral Bleeding & Vesania

Cryptopsy, Visceral Bleeding & Vesania

CryptopsyVesaniaVisceral Bleeding
Göteborg, Musikhuset
05.09.2006
Urlaubszeit, schöne Zeit! Aber selbst in dieser Zeit des Jahres kommt man manchmal nicht umhin, sich alten Gewohnheiten hinzugeben. Da bewegt man sich 1000 km von zu Hause weg und es erreicht einen doch der Ruf des Unvermeidlichen.

Nachdem ich CRYPTOPSY schon lange zu Hause höre und fast alle Alben der Band mein Eigen nenne, war es mir bis dato nicht vergönnt die kanadische Frickelmaschine um Ausnahmedrummer Flo Mournier live zu bewundern, nun, das hat sich jetzt also geändert. Dass ich dazu allerdings nach Göteborg reisen werde, hätte ich vorher nicht geglaubt. Und damit zum eigentlichen Spektakulum:

VESANIA
Der Fünfer, unter denen sich wohl auch ein ex- oder immer noch BEHEMOTH-Mitglied befindet, bot handwerklich sehr gut dargebotenen, sich zwischen Möchtegern-BEHEMOTH-Brutalität und extrem schmalzigem DIMMU-BORGIR-Vorschulschwulst bewegenden Death Black Metal der austauschbaren Sorte mit allem was das Klischee fordert: Corpsepaint, böse schauen, majestätisch steif „performen“, Ledermantel, und ein headbangender Tischhupenbediener, der es mit seinem Instrument schaffte, die Band, wenn sie mal fein brutal zum Schlag ausholt, durch unerträglich kischig-klebrige Pseudo-Gotik trotzdem wie Lutscher klingen zu lassen…
Mehr als ein sehr dürftiger Höflichkeitsapplaus des Publikums war damit folglich auch nicht zu gewinnen!

VISCERAL BLEEDING
Die Geschichte von VISCERAL BLEEDING auf dieser Tour ist die Geschichte von Missverständnissen…nee, aber abenteuerlich war's schon - erst ABORTED, dann VISCERAL BLEEDING, dann doch ABORTED, und nun?
Pech für ABORTED, Glück für VISCERAL BLEEDING! Die Belgier hatten einen kaputten Bus und Stress mit Ihren Jobs, also sprangen die 5 Malmöer Burschen ein und gaben mir die Möglichkeit, sie zum 2. Mal innerhalb von 3 Wochen zu sehen. Nach fast einem Monat Tour zeigten sich die Burschen bestens eingespielt und super aufgelegt und feuerten Ihre Songs ins Publikum, das dieses nach VESANIA dankbar aufsog! Brutaler Death Metal amerikanischer Prägung a la ORIGIN, DECREPIT BIRTH und DYING FETUS. Sehr tight und unglaublich brutal zockten VISCERAL BLEEDING ihr ca. 45. minütiges Set herunter! Sehr geil!

CRYPTOPSY
Die ca. 100 Nasen, die sich im recht weitläufigen Musikhuset eingefunden haben, sammelten sich bei CRYPTOPSY erwartungsgemäß vor der Bühne und boten der Band einen sehr herzlichen, an der Grenze zum Überschwang befindlichen Empfang, alles im grünen Bereich! Nach orchestralem Intro ging’s los und zwar mit der Gewalt eines ICEs und der Präzision eines Chirurgen. Es war ein unglaublich intensives Erlebnis zu sehen, wie sich die Kanadier durch die Highlights ihrer bisherigen Veröffentlichungen schnetzelten, es fehlte nichts! Zwar wurde logischerweise das Hauptaugenmerk auf Songs der „Lord Worm“ Phasen (BLASHEMIES MADE FLESH, NONE SO VILE, ONCE WAS NOT) gerichtet, jedoch tönten auch Songs von WHISPER SUPREMACY (COLD HATE, WARM BLOOD) und …AND THEN YOU’LL BEG (WE BLEED…göttlich).
Die sehr routiniert agierende Band wirkte etwas zurückhaltend, einzig der Aushilfsgitarrist, der mit interessantem Gesichtstheater und MEDIZIN NACH NOTEN-artigen Verrenkungen und der vor ONCE WAS NOT zur Band zurückgekehrte Lord Worm, der sich das ganze Konzert über im Zwiegespräch mit seiner linken Hand befand und mich durch seine merkwürdigen, extrem schrulligen Bewegungen oft an einen verpeilten Joe Cocker erinnerte, zwischen Fannähe und Pseudowahnsinn schwankte und durch seine sonore Sprechstimme auch eine kaputte Erhabenheit ausstrahlte, wussten optisch zu unterhalten. Musikalisch wie soundtechnisch gab’s keine Fragen - absolute Spitzenklasse.
CRYPTOPSY sind für mich zusammen mit CEPHALIC CARNAGE, NILE und SUFFOCATION eine der ganz großen Nummern im todesmetallischen Livebetrieb. Wahrhaftig ein Ereignis!
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