Eluveitie Odroerir & Thrudvangar
Eluveitie, Odroerir & Thrudvangar
Leipzig, Hellraiser
09.09.2006
09.09.2006
Quasi-Keltisch-Germanische Zusammenkunft in Leipzig
Die Nachwehen des Lok-gegen-Stötteritz-Spiels machen auch vor vollbesetzten Bussen nicht halt. Ausgelassen wurde die 3:2 Niederlage von Lok-Leipzig zelebriert. Von Lok-Fans! Party statt Katerstimmung. Da freut sich auch das kleine Baby, das freundlich die brüllenden Fans registriert und mit Mami spielt als wäre es das normalste der Welt, wenn junge betrunkene Männer durch den kalt beleuchteten Businnenraum torkeln, krakeelen und richtig blöde Späße treiben. Es hellen sich die düsteren Mienen der schlecht gelaunten Passagiere auf, als plötzlich Kinderlieder durch den Bus schallen und ein Reichspropagandaminister den totalen Krieg ausruft. Natürlich per Klingelton. Was es so alles gibt.
Als ein völlig unbedarfter, weltoffener und genrefremder Bürger tarne ich mich bei dem musikalischen Thing, der in der Nacht zum 10. September in den heiligen Mauern des Hellraiserclubs stattfindet. Aus Deutschland und der Schweiz stammen die drei Bands, die an diesem Abend den Freunden des musischen Mittelalters ihren Runentanz präsentieren. Leider klappt es nicht so ganz mit dem Sound. Aber wer zu spät angereist kommt und sich mit allem erst einmal Zeit lässt, muss dafür auch die Rechnung tragen. Trotzdem vermiest dies nicht die erwartungsvolle Stimmung beim Publikum, die gerne die Merchandising-Angebote gerne annahm und umsichtig - aber ausgelassen - in die frühherbstliche Nacht feiern und tanzen.
THRUDVANGAR aus dem anhaltinischen Cöthen präsentieren zum Anfang eine kraftvolle Performance mit episch schwerem Paganmetal, der agil (der gut befellte Frontmann hat es wirklich drauf) dem noch schüchternen Publikum dargeboten wird. Doch nach und nach fällt die Hemmschwelle. Man bangt ordentlich bei der einen oder anderen Hymne ausgiebig mit und klatscht anständig Applaus. Mit „Glut und Feuer“ packt die Band ihre Fans am Genick und entlässt diese erst nach der lautstark geforderten Zugabe an die Biertheke, wo von zwei äußerst freundlichen Grazien eben Bier ausgeschenkt wurde. Warum erwähne ich das? Selten wird Hopfenkaltschale so nett und aufmerksam verkauft wie hier. Da können sich die Studententrampel in der Moritzbastei echt eine Scheibe abschneiden.
ODROERIR treten zur Überraschung aller Anwesenden als zweite Band auf. ELUVEITIE und sie einigen sich während der Tournee die Headlinerposition Abend für Abend zu tauschen. Das weist auf den gleichberechtigten Status der beiden Gruppen hin. Mit Schildern und Schwertern bewaffnet sowie selbstgenähten Leibchen bekleidet, ziehen die Bandmitglieder in die musikalische Schlacht um mit bedächtigen Hymnen ihre Jünger in den Bann zu ziehen. Mehr passiert auch nicht, denn die pathetischen Songs schleppen sich merklich müde nach Walhall, auch wenn gegen Ende des Sets das Tempo angezogen wird. Mit steigendem Tempo wuchs auch die Teilnahme des Publikums am mittelalterlichen Schauspiel, so dass auch hier fliegende Haarmatten für Zirkulation sorgen. Als angenehm wird auch der abwechselnde Gesang zwischen Frau und Frontmann empfunden, welcher aber bei mir für aufgerollte Zehennägel sorgte.
Die acht Helvetier von ELUVEITIE präsentieren hingegen eine kraftvolle Mischung aus bizarrem Flötenspiel und wüst rumpelnden Gitarrenriffs, die sich soundmäßig an der katastrophalen Grenze bewegen. Mit mehr Ausgewogenheit hätten die Fans sicher den dichten Sound der eidgenössischen Kelten besser aufnehmen können, die neben Dudelsack, auch Flöten, eine Violine und Mandoline die Klangfarbe bereichern. Wenn eben Drums und Gitarren nicht unerträglich präsent gewesen wären. Für Deja-vús sorgt das eingängige Material, das im Musikspektrum der Band nur eine Variation ein und desselben Themas aufweist und schnell für Ermüdung bei dem einen oder anderen sorgt. Oder macht das nett präsentierte Bier mit zunehmender Stunde schlapp? Aber die Mehrheit bejubelt frenetisch die ausufernden Epen über - zum Glück - vergangenes Keltentum und Mythenglaube. So zieht der bunte Haufen mit Trompeten und Fanfaren mit einem interessant gecoverten „Run To The Hills“ in die letzte Schlacht, bis dann Zugabe an Zugabe folgt. Aber irgendwie bekomme ich den Eindruck, die Band hätte bei den Einerlei wieder von vorne angefangen. Noch ein Bier gegen die Müdigkeit.
THRUDVANGAR waren für mich die Überraschung des Abends. Ihr deftiges Gebräu aus Hymne und Todesblei und etwas Blackmetal klang vertraut aber auch eigenständig. Odroerir und Eluveitie besitzen zwar die nötige Prise Einfallsreichtum in der Instrumentierung, aber die Songs können zumindest mich nicht so überzeugen. Das ist nur Geschmackssache, weil gerade diese beiden Gruppen beim Publikum voll punkten können. Und so soll es auch sein. Insofern war es aus Fansicht ein überaus gelungener Abend. Nicht einmal der Sound wurde bemäkelt.
Frei nach dem Motto „Nach eins macht jeder seins“ purzeln mehr und mehr schwarz gekleidete Gestalten in die kühle Nacht. Wenn mir der arrogante Nachtbusfahrer in die Finger kommt, der mich an der Bushaltestelle einfach links liegen ließ, dann ... ja dann, werde ich bestimmt nicht nett sein. Aber mit einem Hoch auf die Leipziger Taxifahrer kam ich doch nach Hause um mit Genugtuung festzustellen, dass ich meine Mastodon-Releaseparty bereits am Freitag ausgiebig gefrönt habe. Endlich freie Strukturen! Gute Nacht und schlaft schön.
Die Nachwehen des Lok-gegen-Stötteritz-Spiels machen auch vor vollbesetzten Bussen nicht halt. Ausgelassen wurde die 3:2 Niederlage von Lok-Leipzig zelebriert. Von Lok-Fans! Party statt Katerstimmung. Da freut sich auch das kleine Baby, das freundlich die brüllenden Fans registriert und mit Mami spielt als wäre es das normalste der Welt, wenn junge betrunkene Männer durch den kalt beleuchteten Businnenraum torkeln, krakeelen und richtig blöde Späße treiben. Es hellen sich die düsteren Mienen der schlecht gelaunten Passagiere auf, als plötzlich Kinderlieder durch den Bus schallen und ein Reichspropagandaminister den totalen Krieg ausruft. Natürlich per Klingelton. Was es so alles gibt.
Als ein völlig unbedarfter, weltoffener und genrefremder Bürger tarne ich mich bei dem musikalischen Thing, der in der Nacht zum 10. September in den heiligen Mauern des Hellraiserclubs stattfindet. Aus Deutschland und der Schweiz stammen die drei Bands, die an diesem Abend den Freunden des musischen Mittelalters ihren Runentanz präsentieren. Leider klappt es nicht so ganz mit dem Sound. Aber wer zu spät angereist kommt und sich mit allem erst einmal Zeit lässt, muss dafür auch die Rechnung tragen. Trotzdem vermiest dies nicht die erwartungsvolle Stimmung beim Publikum, die gerne die Merchandising-Angebote gerne annahm und umsichtig - aber ausgelassen - in die frühherbstliche Nacht feiern und tanzen.
THRUDVANGAR aus dem anhaltinischen Cöthen präsentieren zum Anfang eine kraftvolle Performance mit episch schwerem Paganmetal, der agil (der gut befellte Frontmann hat es wirklich drauf) dem noch schüchternen Publikum dargeboten wird. Doch nach und nach fällt die Hemmschwelle. Man bangt ordentlich bei der einen oder anderen Hymne ausgiebig mit und klatscht anständig Applaus. Mit „Glut und Feuer“ packt die Band ihre Fans am Genick und entlässt diese erst nach der lautstark geforderten Zugabe an die Biertheke, wo von zwei äußerst freundlichen Grazien eben Bier ausgeschenkt wurde. Warum erwähne ich das? Selten wird Hopfenkaltschale so nett und aufmerksam verkauft wie hier. Da können sich die Studententrampel in der Moritzbastei echt eine Scheibe abschneiden.
ODROERIR treten zur Überraschung aller Anwesenden als zweite Band auf. ELUVEITIE und sie einigen sich während der Tournee die Headlinerposition Abend für Abend zu tauschen. Das weist auf den gleichberechtigten Status der beiden Gruppen hin. Mit Schildern und Schwertern bewaffnet sowie selbstgenähten Leibchen bekleidet, ziehen die Bandmitglieder in die musikalische Schlacht um mit bedächtigen Hymnen ihre Jünger in den Bann zu ziehen. Mehr passiert auch nicht, denn die pathetischen Songs schleppen sich merklich müde nach Walhall, auch wenn gegen Ende des Sets das Tempo angezogen wird. Mit steigendem Tempo wuchs auch die Teilnahme des Publikums am mittelalterlichen Schauspiel, so dass auch hier fliegende Haarmatten für Zirkulation sorgen. Als angenehm wird auch der abwechselnde Gesang zwischen Frau und Frontmann empfunden, welcher aber bei mir für aufgerollte Zehennägel sorgte.
Die acht Helvetier von ELUVEITIE präsentieren hingegen eine kraftvolle Mischung aus bizarrem Flötenspiel und wüst rumpelnden Gitarrenriffs, die sich soundmäßig an der katastrophalen Grenze bewegen. Mit mehr Ausgewogenheit hätten die Fans sicher den dichten Sound der eidgenössischen Kelten besser aufnehmen können, die neben Dudelsack, auch Flöten, eine Violine und Mandoline die Klangfarbe bereichern. Wenn eben Drums und Gitarren nicht unerträglich präsent gewesen wären. Für Deja-vús sorgt das eingängige Material, das im Musikspektrum der Band nur eine Variation ein und desselben Themas aufweist und schnell für Ermüdung bei dem einen oder anderen sorgt. Oder macht das nett präsentierte Bier mit zunehmender Stunde schlapp? Aber die Mehrheit bejubelt frenetisch die ausufernden Epen über - zum Glück - vergangenes Keltentum und Mythenglaube. So zieht der bunte Haufen mit Trompeten und Fanfaren mit einem interessant gecoverten „Run To The Hills“ in die letzte Schlacht, bis dann Zugabe an Zugabe folgt. Aber irgendwie bekomme ich den Eindruck, die Band hätte bei den Einerlei wieder von vorne angefangen. Noch ein Bier gegen die Müdigkeit.
THRUDVANGAR waren für mich die Überraschung des Abends. Ihr deftiges Gebräu aus Hymne und Todesblei und etwas Blackmetal klang vertraut aber auch eigenständig. Odroerir und Eluveitie besitzen zwar die nötige Prise Einfallsreichtum in der Instrumentierung, aber die Songs können zumindest mich nicht so überzeugen. Das ist nur Geschmackssache, weil gerade diese beiden Gruppen beim Publikum voll punkten können. Und so soll es auch sein. Insofern war es aus Fansicht ein überaus gelungener Abend. Nicht einmal der Sound wurde bemäkelt.
Frei nach dem Motto „Nach eins macht jeder seins“ purzeln mehr und mehr schwarz gekleidete Gestalten in die kühle Nacht. Wenn mir der arrogante Nachtbusfahrer in die Finger kommt, der mich an der Bushaltestelle einfach links liegen ließ, dann ... ja dann, werde ich bestimmt nicht nett sein. Aber mit einem Hoch auf die Leipziger Taxifahrer kam ich doch nach Hause um mit Genugtuung festzustellen, dass ich meine Mastodon-Releaseparty bereits am Freitag ausgiebig gefrönt habe. Endlich freie Strukturen! Gute Nacht und schlaft schön.