Ephel Duath Unsoul Neocracy S.T.A.S.N.

Ephel Duath, Unsoul, Neocracy, S.T.A.S.N.

Ephel DuathNeocracyS.T.A.S.N.Unsoul
Halle, Rockpool
13.10.2006
Freitag abend, Rockpool zu Halle: Die italienischen Powerjazzer von Ephel Duath haben sich zu einem exklusiven Deutschlandgig hinreissen lassen, was natürlich für ein sehr spezielles Publikum bürgt, und damit man für seine Kohle auch etwas geboten bekommt, dürfen neben den Lokalvertretern S.T.A.S.N. und Neocracy auch noch Unsoul aus Berlin ran.

Los geht's mit S.T.A.S.N., deren moshkompatibles Neobrett immer noch amtlich Arsch tritt – bei den grösstenteils wegen Ephel Duath anwesenden Besuchern dann allerdings doch ein wenig am G-Punkt vorbei schiesst. Das ist insofern schade, als dass diese Art von Musik nun mal stark von der Interaktion mit dem Publikum lebt.
Nichtsdestotrotz zeigen die jungen Hallenser auf allen Positionen Fortschritte und glänzen mit einem merklich stimmigeren Zusammenspiel, welches auch ein Resultat der mittlerweile äusserst drückenden Rhythmussektion sein dürfte. Gerade die Drums haben an Präzision zugelegt, und so gönnt man sich neben dem obligatorischen “Not My God” von Hate Squad nun auch noch Kataklysm's “As I Slither”, was die eigenen Abrissbirnen a la "Life Is Pain" stimmig abrundet.
Wenn nun der Sound noch etwas differenzierter (Saitenfraktion) bzw. kräftiger (Vocals) kommen würde, wäre das ohrale Wildschwein in seinem angestammten Habitat wohl kaum noch zu bändigen.

Stilistisch ganz anders dann NEOCRACY: Irgendwo in der Schnittmenge aus hart gespieltem Hard Rock und Heavy Metal angesiedelt, werden die Kompositionen auch gern mit Versatzstücken aus der bunten Welt des Rock und Jazz angereichert, was sich vor allem in diversen Soli und ruhigen Abschnitten niederschlägt. Auf jeden Fall eine eigentümliche Mischung, mal bemüht um melodische Härte, mal sehr sanft, aber in letzter Konsequenz noch etwas willkürlich anmutend. Ungünstigerweise ist auch der erst seit knapp einem Monat assimilierte Sänger noch nicht das, was man eine Rampensau nennt – schauen wir also mal, was die Zukunft bringt.

UNSOUL aus Berlin haben letztes Jahr mit ihrem Demo “Welcome To Annexia” ordentlich aufgeräumt und bestätigen heute abend, dass sie momentan eine der interessantesten Untergrundformationen dieser Republik sind. Als grobe Verortung sei hier auf die Haftnotizen Death, Prog und Keyboard verwiesen, was zusammen mit einer Prise Meshuggah verdammt schmackhaft kredenzt wird.
Die Songs sind durchweg sehr rhythmusorientiert, mit saftigen Breaks, brutalen Vocals, bisweilen entrückt vorgetragenen Instrumentaleinlagen, und dazu völlig angstfrei, was eher exotische Keyboardsounds betrifft. Vor allem die singende Säge ist das, was man in diversen Jugendkulturen der 90er gerne mal als “den Bringer” titulierte. Dazu ist es erfrischend, einen Keyboarder auch mal spielen zu sehen – mit dem klassischen Teppichverleger hat das akzentuierte und stets lebendige Spiel von Konstantin jedenfalls wenig zu tun.
Da neben den begnadeten (Un-)Seelenwanderungen auch einprägsame Parts nicht zu kurz kommen (z.B. “Welcome To Annexia”) und der Bastard zu keiner Zeit in zweckfreie Selbstbeweihräucherung abdriftet, muss man Unsoul schlichtweg als eine der ganz grossen Hoffnungen auf diesem Sektor betrachten. Wenn nicht noch ein Fahrrad dazwischen kommt... [rs]

EPHEL DUATH aus ex-Berlusconi-Land räumen erst mal die komplette Bühne, Backline wird komplett getauscht, was eigentlich für graue Haare wegen ewiger Langeweile bedeuten würde, geht aber aufreizend schnell und die in feinen Zwirn gewickelten Italiener beginnen ein Set mit glasklarem, knallhartem Sound und „New Disorder“ vom aktuellen Album „Pain Necessary To Know“, und werden vom anwesenden Publikum (95 Prozent Musiker, wer hätte was anderes erwartet) von Beginn an gnadenlos abgefeiert.
Spielerisch und mit unglaublicher Eleganz verschwimmen Stilgrenzen, soundtrackartige Instrumentalpassagen wechseln sich mit ultraprogressiven angegrindetem Jazz und wilden Vocalausbrüchen. Eigentlich reichen wenige Worte, um das Dargebotene zu beschreiben: Stilvoll, elegant, progressiv, brutal und sehr eigenständig. Sänger Luciano hat eine merkwürdig diabolische Aura, die ihm zum Chef im Ring macht, immer in leicht diktatorischem Ton, das Publikum animierend doch noch näher zu kommen - und die sind schon nah - gipfelt es darin, dass er sich Einzelne schnappt und sie vehement zur Bühne befördert.
Neuephelduather Sergio Ponti an den Drums spielt erst das 4. Konzert mit der Band und muß vom Blatt spielen…Sachen gibt’s. Daß auch die Saitenfraktion mehr drauf hat als gabba gabba hey muß man wohl nicht gesondert anmerken. Es war eine großartige Show der Italiener, die nach einer Zugabe zu Ende ging.

Ein wirklich außerordentliches Konzert, bei dem Ephel Duath auf ganzer Linie überzeugten und begeisterten und Unsoul wohl die heimlichen Gewinner des Abends waren, da diese niemand auf der Rechnung hatte und sie unglaublich abgeräumt haben. Neocracy und S.T.A.S.N. haben trotz guter Leistung die Leute nicht überzeugen können, was aber eher an der stilistischen Ausrichtung lag, weniger an der Qualität. Schönes Konzert, 4 coole Bands und am Ende mehr als zufriedene Leute…mehr davon. [tr]

www.stasn.de
http://neocracy.de
www.unsoul.de
www.ephelduath.net
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