Unleashed Grave Dismember Entombed Exterminator

Unleashed, Grave, Dismember, Entombed, Exterminator

DismemberEntombedGraveUnleashed
Saarbrücken, Garage
09.11.2006
Was Anfang der Neunziger jedem Death Metal-Fan die Freudentränen in die Augen getrieben hätte, zeitlich aber leider nie machbar war, ist jetzt endlich wahr geworden: Schweden hat seine wichtigsten 4 Botschafter des Death Metal in die Weiten Europas gesandt, mit der Auflage, alle noch stehenden Konzerthallen dem Erdboden gleichzumachen und die Metal-Warriors mit einem Donnerhall in den Krieg zu schicken. Gemäß dem Motto: „Metal Warriors scream for me – DEATH METAL VICTORY!!!“

Als Exterminator den Anfang machten, war von der Euphorie der Krieger allerdings noch nicht allzu viel zu spüren, was wohl auch daran liegen dürfte, daß die meisten –wie ich übrigens auch - bisher noch nie etwas von den Belgiern gehört haben. Darüber hinaus war aufgrund des frühen Beginns die Garage auch noch recht leer, so dass Exterminator ihren thrashigen Death Metal vor recht spärlichen Reihen darbieten mussten. Schien für die sympathische Truppe aber kein Problem zu sein, denn man gab trotz der Widrigkeiten ordentlich Gas und konnte wohl auch einige neue Fans gewinnen.

Und dann ging alles Schlag auf Schlag. Die Halle füllte sich zusehends, das Licht ging aus und Entombed standen auf der Bühne. Was würden die alten Helden wohl spielen? Ihr rockiges Zeug? Ganz neues, wieder eher in die alte Richtung tendierendes Material? Die komplette „Wolverine Blues“? Das waren in etwa die Gedanken, die mir kurz vor dem Auftritt durch den Kopf gingen. Denn das, was nun über mich hereinpolterte, hätte ich mir niemals mehr zu träumen gewagt. Entombed und eine Rückkehr zu ihren ganz frühen Roots? Nie im Leben! Und erstmal wurde man in dieser Denkweise bestätigt, donnerte doch als erstes „Demon“ (von „Wolverine Blues“) und direkt im Anschluß der Titeltrack der letzten EP „When In Sodom“ bzw. „Carnage“ über unsere Köpfe hinweg. Aber dann gings ab! Es war Zeit, seinen deathmetallischen Gebetsteppich auszubreiten und sich gen Bühne zu verneigen! „Crawl“, „Revel In Flesh“ (fuck yeeeaaaah!!!), „Out Of Hand“, „Sinners Bleed“, “Stranger Aeons” (fuck yeeeaaaah Part 2!!!), “Left Hand Path” UND “Supposed To Rot (aaaargh, mein Genick!!!)...Muß man bei dieser Setlist wirklich noch irgendwelche unnötigen Worte verlieren? Wenn man dann noch beiläufig erwähnt, dass die Band verdammt gut drauf war (im wahrsten Sinne des Wortes, denn ganz nüchtern wirkten die Jungs nicht), kann man sich in etwa ein Bild von diesem Siegeszug machen.

Nach dieser Dreiviertelstunde war die Umbaupause erstmal ein willkommener Moment der Ruhe. Wenn man bedenkt, dass dies erst der Anfang war, die Halswirbel aber am liebsten schon den Heimweg angetreten hätten…und bei Dismember würde der Halsschaden wohl kaum besser werden. Was aber auch kein Wunder ist angesichts solcher Hammertracks wie „Soon To Be Dead“, „Casket Garden“ „Dreaming In Red“, „Skin Her Alive“ usw. usf. Und von der ersten Sekunde an wurde auf der Bühne mächtig Alarm gemacht. Der nicht ganz optimale Sound wurde durch eine tierische Spielfreude wettgemacht, und alle hatten mächtig Spaß an der Sache. Sänger Matti erwies sich wieder einmal als perfekter Frontmann, und das Hardcore-Banging der Saitenfraktion übertrug sich in Sekundenschnelle auf das Publikum. Am Ende der Show beschlich mich dann fast das Gefühl, schon jetzt den heimlichen Headliner erlebt zu haben. Ob das ein glücklicher Matti Kärki, der sich am Ende des letzten Songs (das göttliche „Dreaming In Read“) in die erste Reihe zum Publikum gesellte, auch so gesehen hat…?

Nach Dismember wirkte die Grave-Show danach fast schon etwas statisch. Wo bei den vorangegangenen Helden Melodien eine wichtige Rolle spielen, so konnten Grave durch ihr druckvolles Songmaterial punkten. Wie von dem einst als Trio gestarteten Act gewohnt, gab es 45 Minuten lang einfach nur die eiserne Faust auf die Fresse. Egal ob „You´ll Never See“, den Killer-Groover „Soulless“ oder „Into The Grave“, das Publikum rastete stellenweise komplett aus und bescherte Grave einen Auftritt nach Maß.

Mit Unleashed verhält es sich irgendwie wie mit Saxon. Man hat beide Bands zwar schon tausendmal gesehen, aber trotzdem pilgert man jedes Mal wieder zu einer neuen Show. Liegt es nur an den Songs? Oder steckt da mehr dahinter? Ich würde auf die letzte Möglichkeit tippen, schließlich gibt es nur wenige Frontmänner wie Johnny Hedlund (oder auch Biff Byford, um den Vergleich zu beenden), deren eindrucksvolle Ausstrahlung jeden in seinen Bann zieht. So auch hier und heute; ein kurzes „Welcome, Warriors!!!“ und ab gings mit dem „Where No Life Dwells“-Klassiker „Before The Creation Of Time“, gefolgt vom nächsten Classic „Never Ending Hate“ (natürlich mit dem bewährten Mitsingspielchen), bevor mit „Blood Of Lies“ der erste neue Song abgefeuert wurde (dem mit „Triumph Or Genocide“ und der Mitgröhlnummer „In Victory Or Defeat“ später noch 2 weitere folgten). Johnny hatte dabei die Menge zu jeder Zeit fest im Griff und bezog diese auch immer wieder in die Songs mit ein. In Addition mit Krachern wie „Death Metal Victory“, „Into Glory Ride“ oder „Immortals“ (vom „Shadows In The Deep“-Album; wie kann man diesem Hammerteil nur mickrige 4 Punkte verleihen?) ergab all das eine würdige Headliner-Show, die dieses jetzt schon legendäre Konzert glanzvoll beendete. Zu toppen wäre all das wohl nur noch von einer Reunion-Tour mit Nihilist und Carnage, aber darauf können wir wohl leider etwas länger warten als 15 Jahre!

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