Last Night on Earth Festival
Last Night on Earth Festival
Anröchte, Bürgerhaus
16.12.2006
16.12.2006
Da die X-Mas Festivals dieses Jahr unter fast schon beschämenden Organisationsproblemen und diversen Bandabsagen im Vorfeld litten und letztendlich völlig aufgegeben werden mussten, stellte das „Last Night on Earth – Festival“ im beschaulichen Anröchte, etwa 60 Kilometer östlich von Dortmund, eine mehr als nur adäquate Alternative dar, um mit dem Ausklingen des Jahres nochmals den aufkommenden Festivalhunger zu stillen. Obwohl die Veranstalter ein ordentliches Arsenal von 16 Bands zusammengetrommelt hatten, wurden sämtliche Acts fast ohne Verzögerungen in einem überschaubaren Programm an nur einem einzigen Tag untergebracht. Trotz der angenehmen Platzierung des Openers um 14 Uhr war dies dank zwei einander gegenüberliegenden Bühnen in der lang gezogenen Stadthalle ohne längere Pausen möglich. Das Programm war relativ abwechslungsreich und bot größtenteils jüngere, beziehungsweise aufstrebende Bands, wie etwa EQUILIBRIUM, LEGION OF THE DAMNED oder WINTERSUN, die sogar die Ehre hatten, den Abend als Headliner zu vollenden. Daneben hatte man beispielsweise mit ENDSTILLE, END OF GREEN oder GRAVEWORM mehrere etablierte Bands im Programm, die zwar nicht zu den ganz Großen zählen, aber dem Festivalpreis von gerade mal 23,50 Euro mehr als gerecht werden.
Abgesehen vom etwas nasskalten Wetter, von dem sich ein eingefleischter Festivalgänger allerdings sowieso nicht im Geringsten stören lässt, verläuft der Besuch in Anröchte bis auf wenige, minderwichtige Nebensächlichkeiten äußerst zufriedenstellend. Schon bei der Anreise läuft alles reibungslos ab, was zum einen an der exzellenten Fernverkehrsanbindung und zum anderen an der einfachen Anfahrt und Auffindbarkeit der Halle sowie dem umfassenden Angebot an Parkplätzen vor dieser liegt. Die teilweise etwas längeren Wartezeiten am Eingang des hübschen Gebäudes werden sofort nach dem Betreten durch den überraschend positiven Eindruck der Location wett gemacht. Während die eine Seite der Halle großzügigen Platz für einige nette Stände bietet, bedient die andere durstige Besucher an einer ausgedehnten, etwas eingerückten Barzeile. Hungrige werden durch den Dönerstand vor der Halle verköstigt, was, offensichtlich durch den extremen Betrieb, auch von vielen gerne in Anspruch genommen wird. Doch nun erstmal genug des Drumherums – kommen wir zum wirklich Wichtigen dieses Abends: den Bands.
Nachdem ORDEN OGAN den letzten Nachmittag auf dieser Welt eingeläutet haben, sorgen die in der Region scheinbar schon als Legende gefeierten GRAILKNIGHTS in knallbunten Kostümen, die an zweitklassige Superhelden erinnern, ordentlich für Stimmung. Was für nicht Eingeweihte auf den ersten Blick eher ziemlich lächerlich und schon fast schockierend aussieht, ist hier inzwischen Kult und nach kurzer Verwirrung erkennt auch der Rest, dass sich hinter dem abschreckenden Äußeren eine fähige junge Band versteckt. Hierbei verlassen wir uns auf ausgelassene, aber verlässliche Informationsquellen, da die Anfahrt aus Würzburg leider doch etwas länger gedauert hat. Vom Outfit der Musiker haben wir uns jedoch gerade noch rechtzeitig selbst überzeugen können.
Wiederum eine Band später folgt der erste ernstzunehmende und in höchstem Maße interessante Auftritt des Tages. Die junge polnische Band DARZAMAT, die in letzter Minute als Vertretung für VOLBEAT aus Dänemark, die wegen eines erkrankten Gitarristen absagen mussten, eingesprungen ist, kann mit ihrem düsteren, tiefen, irgendwo erotischen Konzept überzeugen. Obwohl der Sound wirklich alles andere als optimal zu sein scheint, klingen die Songs dank des dualen Gesangs wundervoll vielfältig und machen Lust auf mehr. Neben dem grollenden Hauptsänger ist es gerade die hübsche Sängerin, die mit ihren Parts den Hörer in verschiedenste Gefühlslagen versetzt. Mal fühlt man sich betört angezogen und dann wieder schmerzhaft gequält mit einem hämischen Lächeln zurückgestoßen. Ein leidig angenehmes Spielchen. Auch die hübsche Bühnengestaltung mit den übergroßen, irgendwie für Polen typischen Adlerlogos, kann sich sehen lassen.
Auf der zweiten Bühne machen sich derweil die deutschen KINGDOM OF SALVATION bereit für ihren Auftritt. Die durch DARZAMAT teilweise etwas in Fahrt gebrachte Menge zerfällt hierbei wieder in zwei Fraktionen. Die einen stehen auf die schnellen Thrash-Ausbrüche, die den ansonsten recht melodischen Todesmetall der Band durchsetzen, die anderen sind augenscheinlich zu dieser frühen Stunde noch etwas träge, ja fast schon gelangweilt. Technisch und showmäßig gibt die Formation rund um den - nicht nur durch sein Aussehen - etwas an Alexi Laiho erinnernden Sänger, wirklich ihr Bestes, doch viele scheinen den Auftritt bald als gelegene Pause für einen Besuch beim Bierstand zu nutzen.
Ganz anders sieht es im Anschluss bei ENDSTILLE aus. Live weiß diese Band wirklich zu überzeugen. Durch den schnittigen, von erster Minute an gnadenlosen Sound und die verwüstende Geschwindigkeit, wird das Publikum schon beinahe dazu gezwungen, ordentlich mit den Köpfen zu schütteln oder für immer zu schweigen. Mit zerstörerischer Gewalt wird alles niedergeprügelt und das Schlachtfeld selbstbewusst, aber alles andere als überheblich verlassen, als bald der leider etwas kurze Sturm vorrübergezogen ist.
Im Anschluss an den DISILLUSION-Auftritt, der zu unserem eigenen Leidwesen einigen aufklärenden und anregenden Gesprächen mit ENDSTILLE weichen musste, betraten die festivalroutinierten, stets gut gelaunten GRAVEWORM aus Südtirol die Bühne, was in der Regel immer einen Garant für gute Stimmung darstellt. Der inzwischen gut gefüllte Saal lässt sich scheinbar nicht durch den leicht suboptimalen Sound die Stimmung verderben und ist ausgelassen am Toben. Die Performance stimmt auch so weit, doch von allen meinen bisherigen, recht vielen GRAVEWORM-Shows muss ich diese leider als die am wenigsten überzeugende bezeichnen. Die Band trifft daran wie schon erwähnt keine Schuld, doch wenn die Abmischung dermaßen unstimmig vorgenommen wurde, dass man zum Beispiel den weltbekannten Coversong „Fear of the Dark“ mit Mühe gerade noch anhand der Keyboards, die etwas aus dem allgemeinen Krach hervordringen, identifizieren kann, dann stimmt doch etwas nicht.
Ebenfalls leicht ernüchternd – dieses Mal allerdings zu Schulden der Band - präsentieren sich ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTETT, die gleich darauf die Second Stage stürmen. Wenn man bedenkt, dass dieser Frontmann einst bei THE CROWN unter anderem mit „Possessed 13“ Death-Metal-Geschichte geschrieben hat, dann ist diese Kapelle doch eher ein nettes Altersteilzeit-Projekt, das gestützt durch den einstigen Ruhm eben etwas besser davonkommt als vergleichbare Acts, von denen es rein qualitativ betrachtet genügende gibt.
Eventuell auf Grund der Enttäuschung über die bescheidene Leistung der „Einmannarmee“ oder vielleicht doch eher aus allgemeinem Desinteresse, lassen wir SAVAGE CIRCUS mal eben links liegen und bereiten uns auf den bevorstehenden Abendabschnitt vor. Im Übrigen scheint die neue Formation um Ex-Blind Guardian Drummer Thomen trotz des stilistisch offenen Charakters des Festivals bei all den düsteren und härteren Acts eher eine Außenseiterrolle zu spielen, was sich auch im Publikum abzeichnet.
Nachdem der Zirkus seine Zelte abgebrochen hat, beginnt ein fast schon traditionelles Ritual. Irgendwie raffe ich mich doch immer wieder zu einer DISBELIEF-Show auf, obwohl ich schon im Vornherein weiß, dass ich es kurz darauf wiederum bereuen werde. Dies rührt leider nicht von einer schmerzenden Halsmuskulatur her, sondern daher, dass mich die Band wieder und wieder aufs Neue enttäuscht, und ich scheinbar nie etwas dazu zu lernen scheine. Nicht umsonst gehört diese Band zu denjenigen, die ich mit Sicherheit am häufigsten gesehen habe. Ob auf ganz großen Bühnen oder in ganz kleinen Clubs, irgendwie kreuzt sie immer wieder meinen Weg. Zugegebenermaßen groovt die Band gelegentlich schon ganz nett, aber die Songs sind, jedenfalls für meinen Geschmack, viel zu eintönig und langweilig. Überraschenderweise scheint das Publikum wenigstens dieses Mal, ersichtlich an der relativ gesehen eher mäßigen Begeisterung, genauso zu denken.
Aus diesem Grund schieben wir DISBELIEF mal zur Seite und richten unseren Blick erwartungsvoll auf EQUILIBRIUM aus München. Der zu erwartende Partyzustand tritt auch beinahe ohne jeglichen Aufschub ein, und die Halle füllt sich merklich. Wie üblich hat man die wilde Meute völlig in der Hand, und besonders auffällig ist die vergleichsweise überzeugende Gesangsleistung von Frontmann Helge, der - man höre und staune - scheinbar bei klarem Bewusstsein und mit bekleidetem Oberkörper diesen Auftritt bestreitet. So ist sogar Platz für einen neuen Song, der auf ein baldiges, dringend notwendiges frisches Release hoffen lässt. Mit Songs wie „Unter der Eiche“ vergeht die einstündig bemessene Spielzeit wie im Fluge und schon bald verabschiedet sich die junge Band von den begeisterten Fans.
Bevor die All-Time-Jogginghosenträger von EKTOMORF mit ihrem aggressiven Tribal-Thrash, einhergehend mit dem obligatorischen kindischen Gehüpfe, unsere Achillessehnen in Gefahr bringen, lässt man sich lieber von LEGION OF THE DAMNED nochmals so richtig die Rübe vom Kopf blasen. Nicht zu unrecht eine der Newcomerbands dieses Jahres. Die penetranten Riffs hacken mit ihrer thrashigen Klinge alles kurz und klein, und auch der Todeshammer kommt nicht zu kurz.
Wie schon erwähnt, bleibt auch bei EKTOMORF die Stimmung erwartungsgemäß hoch und wer nicht im Tumult untergehen möchte, bringt sich vorsichtshalber mal lieber in Sicherheit.
Es ist zwar gut verständlich, dass diese Band durch ihre intensiven Live-Shows, die allerdings ebenso wie ihre CDs relativ schnell ihren Reiz verlieren, beim jungen Publikum recht gut ankommen, doch wer nach dieser Festivaldosis immer noch nicht genug von dieser Band hat, der ist entweder zu jung oder recht anspruchslos.
END OF GREEN dagegen gehören zu der Sorte Band, deren wahrer Reiz sich für die meisten erst nach einigen Anläufen erschließt. Vielen bleibt die aufkommende Intensität allerdings für immer verschlossen, da man die Band als eine dieser netten Dauerfestivalerscheinungen abstempelt und ihre Anwesendheit zwar zur Kenntnis nimmt und toleriert, aber sich lieber um sein Bier kümmert als um deren Auftritt. Andere geben der Band von vornherein keine Chance, weil sie dafür „viel zu hart sind“. Wie dem auch sei, die Band kann hier einmal mehr durch ihren etwas träumerischen Rocksound und vor allem die unverwechselbar eindringliche Stimme überzeugen.
Somit haben END OF GREEN der Second Stage einen würdigen Abschluss geschenkt und auch die Main Stage erwartet mit WINTERSUN ein fulminantes Finale. Jari Mäenpää und seine äußerst fähigen Mitstreiter werden vom Publikum wie Helden empfangen und scheinen in bester Stimmung zu sein, obwohl sie vorher ewig auf ihr lebensnotwendiges „water without bubbles“ haben warten müssen. Das Publikum ist während des gesamten, etwas kurz geratenen Auftritt nur noch am Feiern und auch der Sound kann sich glücklicherweise bis auf ein paar nervenzerreißende Rückkoppler hören lassen. Um so größer ist die Enttäuschung seitens der Band und natürlich des Publikums, als die Band das Ende der regulären Spielzeit um 2 Uhr morgens erreicht hat und ihren Auftritt relativ plötzlich beenden muss. Dadurch, dass sich im Vorfeld geringe Verzögerungen summiert haben, kann scheinbar keine Zugabe mehr bewilligt werden, und auch die Band steht etwas hilflos und in Erklärungsnöten vor der lechzenden Menge und muss das Publikum auf ein nächstes Mal vertrösten. Besonders dreist erscheint hierbei auch die Tatsache, dass quasi direkt nach dem letzten Ton sofort die Verstärker, die offensichtlich ausgeliehen sind, ausgestöpselt, von der Bühne getragen und verpackt werden.
Kurzfristig etwas enttäuscht über das eben Geschehene, aber insgesamt doch sehr zufrieden, verlässt das Publikum die Halle, gönnt sich noch einen letzten Imbiss, tritt den Heimweg an oder macht es sich in den Autos oder ganz hart gesottene sogar im Zelt gemütlich.
Zusammenfassend muss man an dieser Stelle nochmals den Veranstaltungsort würdigen, der für seine Verhältnisse wirklich ausgezeichnet gewählt worden ist, und der durch die Bands hinterlassene Gesamteindruck fällt ebenfalls sehr positiv aus. Das recht junge Organisationsteam hat sichtlich sein Bestes gegeben und wird in Zukunft mit wachsender Erfahrung auch noch die letzten Details meistern.
Abgesehen vom etwas nasskalten Wetter, von dem sich ein eingefleischter Festivalgänger allerdings sowieso nicht im Geringsten stören lässt, verläuft der Besuch in Anröchte bis auf wenige, minderwichtige Nebensächlichkeiten äußerst zufriedenstellend. Schon bei der Anreise läuft alles reibungslos ab, was zum einen an der exzellenten Fernverkehrsanbindung und zum anderen an der einfachen Anfahrt und Auffindbarkeit der Halle sowie dem umfassenden Angebot an Parkplätzen vor dieser liegt. Die teilweise etwas längeren Wartezeiten am Eingang des hübschen Gebäudes werden sofort nach dem Betreten durch den überraschend positiven Eindruck der Location wett gemacht. Während die eine Seite der Halle großzügigen Platz für einige nette Stände bietet, bedient die andere durstige Besucher an einer ausgedehnten, etwas eingerückten Barzeile. Hungrige werden durch den Dönerstand vor der Halle verköstigt, was, offensichtlich durch den extremen Betrieb, auch von vielen gerne in Anspruch genommen wird. Doch nun erstmal genug des Drumherums – kommen wir zum wirklich Wichtigen dieses Abends: den Bands.
Nachdem ORDEN OGAN den letzten Nachmittag auf dieser Welt eingeläutet haben, sorgen die in der Region scheinbar schon als Legende gefeierten GRAILKNIGHTS in knallbunten Kostümen, die an zweitklassige Superhelden erinnern, ordentlich für Stimmung. Was für nicht Eingeweihte auf den ersten Blick eher ziemlich lächerlich und schon fast schockierend aussieht, ist hier inzwischen Kult und nach kurzer Verwirrung erkennt auch der Rest, dass sich hinter dem abschreckenden Äußeren eine fähige junge Band versteckt. Hierbei verlassen wir uns auf ausgelassene, aber verlässliche Informationsquellen, da die Anfahrt aus Würzburg leider doch etwas länger gedauert hat. Vom Outfit der Musiker haben wir uns jedoch gerade noch rechtzeitig selbst überzeugen können.
Wiederum eine Band später folgt der erste ernstzunehmende und in höchstem Maße interessante Auftritt des Tages. Die junge polnische Band DARZAMAT, die in letzter Minute als Vertretung für VOLBEAT aus Dänemark, die wegen eines erkrankten Gitarristen absagen mussten, eingesprungen ist, kann mit ihrem düsteren, tiefen, irgendwo erotischen Konzept überzeugen. Obwohl der Sound wirklich alles andere als optimal zu sein scheint, klingen die Songs dank des dualen Gesangs wundervoll vielfältig und machen Lust auf mehr. Neben dem grollenden Hauptsänger ist es gerade die hübsche Sängerin, die mit ihren Parts den Hörer in verschiedenste Gefühlslagen versetzt. Mal fühlt man sich betört angezogen und dann wieder schmerzhaft gequält mit einem hämischen Lächeln zurückgestoßen. Ein leidig angenehmes Spielchen. Auch die hübsche Bühnengestaltung mit den übergroßen, irgendwie für Polen typischen Adlerlogos, kann sich sehen lassen.
Auf der zweiten Bühne machen sich derweil die deutschen KINGDOM OF SALVATION bereit für ihren Auftritt. Die durch DARZAMAT teilweise etwas in Fahrt gebrachte Menge zerfällt hierbei wieder in zwei Fraktionen. Die einen stehen auf die schnellen Thrash-Ausbrüche, die den ansonsten recht melodischen Todesmetall der Band durchsetzen, die anderen sind augenscheinlich zu dieser frühen Stunde noch etwas träge, ja fast schon gelangweilt. Technisch und showmäßig gibt die Formation rund um den - nicht nur durch sein Aussehen - etwas an Alexi Laiho erinnernden Sänger, wirklich ihr Bestes, doch viele scheinen den Auftritt bald als gelegene Pause für einen Besuch beim Bierstand zu nutzen.
Ganz anders sieht es im Anschluss bei ENDSTILLE aus. Live weiß diese Band wirklich zu überzeugen. Durch den schnittigen, von erster Minute an gnadenlosen Sound und die verwüstende Geschwindigkeit, wird das Publikum schon beinahe dazu gezwungen, ordentlich mit den Köpfen zu schütteln oder für immer zu schweigen. Mit zerstörerischer Gewalt wird alles niedergeprügelt und das Schlachtfeld selbstbewusst, aber alles andere als überheblich verlassen, als bald der leider etwas kurze Sturm vorrübergezogen ist.
Im Anschluss an den DISILLUSION-Auftritt, der zu unserem eigenen Leidwesen einigen aufklärenden und anregenden Gesprächen mit ENDSTILLE weichen musste, betraten die festivalroutinierten, stets gut gelaunten GRAVEWORM aus Südtirol die Bühne, was in der Regel immer einen Garant für gute Stimmung darstellt. Der inzwischen gut gefüllte Saal lässt sich scheinbar nicht durch den leicht suboptimalen Sound die Stimmung verderben und ist ausgelassen am Toben. Die Performance stimmt auch so weit, doch von allen meinen bisherigen, recht vielen GRAVEWORM-Shows muss ich diese leider als die am wenigsten überzeugende bezeichnen. Die Band trifft daran wie schon erwähnt keine Schuld, doch wenn die Abmischung dermaßen unstimmig vorgenommen wurde, dass man zum Beispiel den weltbekannten Coversong „Fear of the Dark“ mit Mühe gerade noch anhand der Keyboards, die etwas aus dem allgemeinen Krach hervordringen, identifizieren kann, dann stimmt doch etwas nicht.
Ebenfalls leicht ernüchternd – dieses Mal allerdings zu Schulden der Band - präsentieren sich ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTETT, die gleich darauf die Second Stage stürmen. Wenn man bedenkt, dass dieser Frontmann einst bei THE CROWN unter anderem mit „Possessed 13“ Death-Metal-Geschichte geschrieben hat, dann ist diese Kapelle doch eher ein nettes Altersteilzeit-Projekt, das gestützt durch den einstigen Ruhm eben etwas besser davonkommt als vergleichbare Acts, von denen es rein qualitativ betrachtet genügende gibt.
Eventuell auf Grund der Enttäuschung über die bescheidene Leistung der „Einmannarmee“ oder vielleicht doch eher aus allgemeinem Desinteresse, lassen wir SAVAGE CIRCUS mal eben links liegen und bereiten uns auf den bevorstehenden Abendabschnitt vor. Im Übrigen scheint die neue Formation um Ex-Blind Guardian Drummer Thomen trotz des stilistisch offenen Charakters des Festivals bei all den düsteren und härteren Acts eher eine Außenseiterrolle zu spielen, was sich auch im Publikum abzeichnet.
Nachdem der Zirkus seine Zelte abgebrochen hat, beginnt ein fast schon traditionelles Ritual. Irgendwie raffe ich mich doch immer wieder zu einer DISBELIEF-Show auf, obwohl ich schon im Vornherein weiß, dass ich es kurz darauf wiederum bereuen werde. Dies rührt leider nicht von einer schmerzenden Halsmuskulatur her, sondern daher, dass mich die Band wieder und wieder aufs Neue enttäuscht, und ich scheinbar nie etwas dazu zu lernen scheine. Nicht umsonst gehört diese Band zu denjenigen, die ich mit Sicherheit am häufigsten gesehen habe. Ob auf ganz großen Bühnen oder in ganz kleinen Clubs, irgendwie kreuzt sie immer wieder meinen Weg. Zugegebenermaßen groovt die Band gelegentlich schon ganz nett, aber die Songs sind, jedenfalls für meinen Geschmack, viel zu eintönig und langweilig. Überraschenderweise scheint das Publikum wenigstens dieses Mal, ersichtlich an der relativ gesehen eher mäßigen Begeisterung, genauso zu denken.
Aus diesem Grund schieben wir DISBELIEF mal zur Seite und richten unseren Blick erwartungsvoll auf EQUILIBRIUM aus München. Der zu erwartende Partyzustand tritt auch beinahe ohne jeglichen Aufschub ein, und die Halle füllt sich merklich. Wie üblich hat man die wilde Meute völlig in der Hand, und besonders auffällig ist die vergleichsweise überzeugende Gesangsleistung von Frontmann Helge, der - man höre und staune - scheinbar bei klarem Bewusstsein und mit bekleidetem Oberkörper diesen Auftritt bestreitet. So ist sogar Platz für einen neuen Song, der auf ein baldiges, dringend notwendiges frisches Release hoffen lässt. Mit Songs wie „Unter der Eiche“ vergeht die einstündig bemessene Spielzeit wie im Fluge und schon bald verabschiedet sich die junge Band von den begeisterten Fans.
Bevor die All-Time-Jogginghosenträger von EKTOMORF mit ihrem aggressiven Tribal-Thrash, einhergehend mit dem obligatorischen kindischen Gehüpfe, unsere Achillessehnen in Gefahr bringen, lässt man sich lieber von LEGION OF THE DAMNED nochmals so richtig die Rübe vom Kopf blasen. Nicht zu unrecht eine der Newcomerbands dieses Jahres. Die penetranten Riffs hacken mit ihrer thrashigen Klinge alles kurz und klein, und auch der Todeshammer kommt nicht zu kurz.
Wie schon erwähnt, bleibt auch bei EKTOMORF die Stimmung erwartungsgemäß hoch und wer nicht im Tumult untergehen möchte, bringt sich vorsichtshalber mal lieber in Sicherheit.
Es ist zwar gut verständlich, dass diese Band durch ihre intensiven Live-Shows, die allerdings ebenso wie ihre CDs relativ schnell ihren Reiz verlieren, beim jungen Publikum recht gut ankommen, doch wer nach dieser Festivaldosis immer noch nicht genug von dieser Band hat, der ist entweder zu jung oder recht anspruchslos.
END OF GREEN dagegen gehören zu der Sorte Band, deren wahrer Reiz sich für die meisten erst nach einigen Anläufen erschließt. Vielen bleibt die aufkommende Intensität allerdings für immer verschlossen, da man die Band als eine dieser netten Dauerfestivalerscheinungen abstempelt und ihre Anwesendheit zwar zur Kenntnis nimmt und toleriert, aber sich lieber um sein Bier kümmert als um deren Auftritt. Andere geben der Band von vornherein keine Chance, weil sie dafür „viel zu hart sind“. Wie dem auch sei, die Band kann hier einmal mehr durch ihren etwas träumerischen Rocksound und vor allem die unverwechselbar eindringliche Stimme überzeugen.
Somit haben END OF GREEN der Second Stage einen würdigen Abschluss geschenkt und auch die Main Stage erwartet mit WINTERSUN ein fulminantes Finale. Jari Mäenpää und seine äußerst fähigen Mitstreiter werden vom Publikum wie Helden empfangen und scheinen in bester Stimmung zu sein, obwohl sie vorher ewig auf ihr lebensnotwendiges „water without bubbles“ haben warten müssen. Das Publikum ist während des gesamten, etwas kurz geratenen Auftritt nur noch am Feiern und auch der Sound kann sich glücklicherweise bis auf ein paar nervenzerreißende Rückkoppler hören lassen. Um so größer ist die Enttäuschung seitens der Band und natürlich des Publikums, als die Band das Ende der regulären Spielzeit um 2 Uhr morgens erreicht hat und ihren Auftritt relativ plötzlich beenden muss. Dadurch, dass sich im Vorfeld geringe Verzögerungen summiert haben, kann scheinbar keine Zugabe mehr bewilligt werden, und auch die Band steht etwas hilflos und in Erklärungsnöten vor der lechzenden Menge und muss das Publikum auf ein nächstes Mal vertrösten. Besonders dreist erscheint hierbei auch die Tatsache, dass quasi direkt nach dem letzten Ton sofort die Verstärker, die offensichtlich ausgeliehen sind, ausgestöpselt, von der Bühne getragen und verpackt werden.
Kurzfristig etwas enttäuscht über das eben Geschehene, aber insgesamt doch sehr zufrieden, verlässt das Publikum die Halle, gönnt sich noch einen letzten Imbiss, tritt den Heimweg an oder macht es sich in den Autos oder ganz hart gesottene sogar im Zelt gemütlich.
Zusammenfassend muss man an dieser Stelle nochmals den Veranstaltungsort würdigen, der für seine Verhältnisse wirklich ausgezeichnet gewählt worden ist, und der durch die Bands hinterlassene Gesamteindruck fällt ebenfalls sehr positiv aus. Das recht junge Organisationsteam hat sichtlich sein Bestes gegeben und wird in Zukunft mit wachsender Erfahrung auch noch die letzten Details meistern.