Misery Index Origin Burning Skies & Crowpath

Misery Index, Origin, Burning Skies & Crowpath

Burning SkiesCrowpathMisery IndexOrigin
Leipzig, Conne Island
17.02.2007
Nachdem bereits im Vorfelde bekannt wurde, dass NECROPHAGIST Teile ihrer eigenen Headlinertour nicht spielen würden, waren einige Gesichter sehr lang und der eine oder andere sicher auch sehr enttäuscht. Nun, ab der Berlin Show sollte die Tour wieder komplett sein – war sie aber nicht. Die erste Information nach Ankunft am Conne Island war natürlich: NECROPHAGIST spielen aus gesundheitlichen Gründen nicht. Gut, mir war's relativ Wurscht, da mich MISERY INDEX, ORIGIN und CROWPATH eh etwas mehr interessierten. Vervollständigt wurde das Billing von der britischen Hardcorekapelle BURNING SKIES an zweiter Position.

Eröffnet wurde der Abend von den schwedischen Frickelbrüdern CROWPATH, die schon mit ihrem letzten Album „Son of Sulphur“ absolut überzeugen konnten. Für diesen Abend waren sie die perfekte Eröffnungsband, technisch sehr gut, mit viel Schwung brachten sie ihre Mischung aus Death Metal, einer ordentlichen Prise Prog und etwas Hardcore, verziert mit dem einen oder anderen Breakdown zu Gehör. Das Applausometer verzeichnete von Lied zu Lied mehr Beifall und so hinterließen CROWPATH beim Publikum einen guten Eindruck und konnten sich gut gelaunt den Rest des Abends schmecken lassen. [tr]

Für die kleine, derbe Abwechslung des Abends zeigen sich heute BURNING SKIES aus Bristol verantwortlich. Gar nicht auf die feine englische Art holzen die Burschen von der Insel drauflos, ohne zu fragen, um Entschuldigung zu bitten oder dem Publikum einen Tee anzubieten. Halb so wild - zum kantigen Deathmetalcore mit saftigen Grind-Einschüben passt sowieso besser eisgekülter Gerstensaft. Die zahlreichen Gäste zeigen sich - wie übrigens den ganzen Abend lang - vom Geschehen auf der Bühne gar nicht mal so unbeeindruckt. Also, ein dickes "Prost!" auf die unhöflichen Briten. [yb]

Was dann folgen sollte, ist auch mit Superlativen nur bedingt zu beschreiben. Die mit Abstand am schrägsten aussehende Band des Abends folgte als nächstes: ORIGIN. Man stelle sich eine 200 kg Matrioschka mit Bart und langem Haar am Hauptgesang vor, daneben bediente ein 1,30 kurzer Latino den Bass und die Backingvocals, und am Schlagwerk saß der zur Band zurückgekehrte John Longstreth, der wie eine Kreuzung aus Winnie Puh und Elvis daherkam. Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, dass es auch einen Gitarristen gab. Der sah aber im Vergleich zum Rest der Band so normal aus, dass eine Erwähnung nur statistischen, weniger optischen Wert hat. Was dieser schräge Haufen akustisch ablieferte, war einfach unglaublich. War ich schon von CEPHALIC CARNAGE oder CRYPTOPSY beeindruckt wegen des nahezu perfekten Zusammenspiels, muss ich jetzt sagen: So etwas habe ich noch nicht erlebt!
Die Band war die personifizierte handwerkliche Perfektion. Brutalster Ami Death Metal, mit Songs von allen drei Alben, trieb den Schweiß und Adrenalinpegel im Publikum in schwindelerregende Höhen. Longstreth legte das Fundament aus Blasts, die eine unheimliche Wucht und Groove hatten. Bass und Gitarre nahmen dankend an und zelebrierten eine wahre Orgie aus Musikalität und Perfektion. Noch nie habe ich so extreme Musik so groovig und hörbar erlebt. Das sah auch das Publikum so und feierte ORIGIN verdientermaßen (auch am Merchandising Stand) ab.

Dass es MISERY INDEX schwer haben würden, glaubte indes keiner. Zu unterschiedlich ist die musikalische Ausrichtung beider Bands. Sie boten eine super Headliner Show und verbanden die Qualitäten aller vorherigen Bands: Groove, Blast und jede Menge Spaß und Schweiß. Das Publikum ging von Anfang an gut mit, freute sich über die deutschen Ansagen von Jason Netherton und bekam die volle Breitseite von Songs aus allen Schaffensphasen - von „My untold Apocalypse“ über „The great Depression“, „Exception to the Ruled“ oder „Conquistadores“ und dem neuen Song „Hang `em high“ - das volle Programm geboten und gab die immense Energie der Band dankbar zurück. Crowdsurfer, Stagediver, Moshpits, alles was ein amtlicher Death Metal Abend braucht. Was will man mehr? Der Ex-Arbeitgeber der beiden MISERY INDEX Kollegen Voyles und Netherton, DYING FETUS, muss langsam in den Rückspiegel schauen. Da kommt was auf der Überholspur und zwar mit unglaublicher Geschwindigkeit.

Für mich die nahezu perfekte Bandkombination für eine Tour, da alle Bands qualitativ mindestens hochwertig bis spektakulär waren und sich stilistisch zum Teil deutlich unterschieden. Ich habe NECROPHAGIST nicht vermisst und ich glaube, es haderten nach diesem Abend nur wenige über deren Absage. Ähnlich gute Touren oder Konzerte wären auch in der Zukunft wünschenswert und sehr willkommen. Schon im Mai gibt es vermutlich eine solche mit DYING FETUS, SKINLESS, CATTLE DECAPITATION und WAR FROM A HARLOTS MOUTH, doch die Messlatte wurde verdammt hoch gehängt.

Fotos von Yvonne

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