Manowar Rhapsody Of Fire & HolyHell

Manowar, Rhapsody Of Fire & HolyHell

ManowarRhapsody Of Fire
Dortmund, Westfalenhalle
27.03.2007
„Demons, Dragons And Warriors Tour, Dortmund – finally I was there“, so steht es auf einem netten T-Shirt geschrieben. Sowas muss man sich gefallen lassen, wenn man seine Tour gleich zwei mal aus mehr als fadenscheinigen Gründen verschiebt. Nun, heute ist es endlich soweit, 14 Monate nach dem ersten Termin gastieren MANOWAR zusammen mit RHAPSODY OF FIRE und HOLYHELL in der Westfalenhalle, die allerdings aufgrund des astronomisch hohen Ticketpreises bestenfalls zur Hälfte gefüllt ist. Das war aber auf der letzten Tour auch schon nicht anders, also lernen es die Amis einfach nicht oder sie sind sich zu schade für eine etwas kleinere Halle (und somit günstigere Eintrittspreise). Nun ja…

Wie auch immer, gegen 19:30 dürfen die – trotz allem sehr euphorischen – Fans mit HOLYHELL die erste Band des Abend begrüßen. Die Newcomer um die sowohl schnuckelige als auch sehr stimmgewaltige Sängerin Maria Breon überzeugen von der ersten Minute an durch ihre sympathische Ausstrahlung, den sauberen Sound und natürlich vor allem durch die headbanger-freundliche Mucke, die ich mal ganz vorsichtig in Richtung „BLACK SABBATH mit Dio“ einordnen würde. Die Tracks gehen auf jeden Fall gut rein, und als Eric Adams dann beim Remake von „Phantom Of The Opera“ (das Musical, nicht der gleichnamige IRON MAIDEN Song) zum Duett mit Miss Breon auf die Bühne kommt, erreicht die Stimmung ihren ersten Höhepunkt. Insgesamt darf die Band 35 Minuten ran und hat am Ende des Sets sicherlich viele neue Freunde gefunden – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Käufer der Single „Apocalypse“ mit einem Gratis T-Shirt belohnt werden. Alle Achtung, HOLYHELL – wenn das so weitergeht, werden wir von dieser Truppe noch einiges zu hören bekommen.

Weniger gut schneiden im Anschluss RHAPSODY OF FIRE ab, die trotz recht aufwändiger Bühnenaufbauten (inklusive „feuerspuckenden“ Drachenköpfen) und reichlich Pyros nicht so recht Zugang zum Publikum finden. Zum einen liegt’s wohl am recht bescheidenen Sound, zum anderen auch am erbärmlichen Keyboard Matsch, welcher die Basis für alle Songs bildet – die Grenze zum Kitsch wird jedenfalls gleich mehrfach überschritten, ganz zu schweigen davon, dass wohl mindestens ein Drittel des Gigs direkt aus der Konserve kommt. Sicherlich, bei Tracks wie „Dawn Of Victory“ oder dem abschließenden „Emerald Sword“ kommt schon Stimmung auf, aber insgesamt wirkt das Publikum mit zunehmender Spielzeit (immerhin eine ganze Stunde!) mehr und mehr gelangweilt. Als RHAPSODY OF FIRE (auf meiner Karte übrigens noch ohne den Namenszusatz; da sieht man mal wieder, wie lange das schon her ist) sich dann auch noch die Frechheit rausnehmen, sowohl ein ausgiebiges Bass- als auch Drumsolo einzubauen, ist es mit meiner Geduld endgültig vorbei. Rein spielerisch-technisch war es insgesamt natürlich nicht verkehrt, aber eine mitreißende Show sieht anders aus.

Als nach einer längeren Umbaupause ziemlich genau um 22:00 das altbekannte MANOWAR Intro ertönt, steht die Halle dann plötzlich kollektiv Kopf. Mit der Bandhymne „Manowar“ starten die selbsternannten Kings ihren Set und überzeugen von der ersten Minute; klar, die Band ist schon länger auf Tour, da passt natürlich jeder Ton. Kein Wunder, dass das Publikum da steil geht. Nach „Call To Arms“ gibt’s dann erst Recht Grund zur Freude, denn das nun folgende Sixpack hat niemand ernsthaft erwartet: „Gloves Of Metal“, „Each Dawn I Die“, „Holy War“ (kommt live VIEL besser), „Mountains“, „The Oath“ und „Secret Of Steel“ – Alter, wie geil ist das denn? Zumindest alle, die mit diesen vergessenen Perlen vertraut sind, bauen ein riesiges Zelt in der Hose auf und bangen bis der Arzt kommt, während alle, die MANOWAR erst seit „Kings Of Metal“ kennen, sich wundern, welcher Sturm gerade über sie hinwegzieht. Und das Beste dabei ist: kaum Ansagen, kein Gepose, nur Musik. Halleluja!
Erst das folgende, übrigens sehr unterhaltsame Bass Solo leitet den unsäglichen Dummschwätz Part des Joey DeMaio ein. In den darauffolgenden 20 Minuten, die mindestens die Spielzeit von drei weiteren Songs killen und den Fluß der Show abrupt unterbrechen, folgt genau das, was eigentlich keiner hören und sehen will. Wie true Deutschland doch ist, wie treu und super die Fans sind, wie lecker so ein Bier doch schmeckt. Nach einer komplett sinnlosen Heiratszeremonie zwischen zwei wildfremden Fans wird noch ein anderer Wicht auf die Bühne gezerrt, damit er mit seinen Helden Gitarre zocken kann. Vorher wird ihm aber erst sein Shirt vom Leib gerissen, denn nur mit nem MANOWAR Leibchen kann er ja die immortal Power spüren usw. Dass seine Gitarre während des Großteils von „The Gods Made Heavy Metal“ stumm bleibt, ist obligatorisch. Soweit also alles langweilig wie immer, nur dass diesmal die beiden Elfrieden auf der Bühne nicht ihre Moppen zeigen. Naja, ich kann auch so weiterleben.
Danach kann dann endlich wieder die Musik sprechen, und das geschieht in Form der Kracher „Kings Of Metal“ und „Warriors Of The World United“ mehr als eindrucksvoll. Gereckte Arme, tausende von Kehlen brüllen mit – that’s metal! Das stumpfe „Die For Metal“ zündet dagegen nicht so wie erwartet. Ist vielleicht auch besser so, dann bleibt uns das auf der nächsten Tour erspart. Eine ausufernde Version von „Black Wind, Fire And Steel“ setzt dann einen ersten Schlusspunkt.
Nach einer kleinen Umbaupause wird der Zugabenteil eingeläutet, der ausschließlich aus Material der aktuellen Platte besteht. Umgesetzt wird die Geschichte, in der zweifellos viel zu oft der Name „Odin“ vorkommt, durch eine Spielfilm, der über die Videoleinwand mitläuft sowie diverse Wikinger Komparsen, die sich im Hintergrund gegenseitig bekämpfen. Optisch macht das Ganze – auch aufgrund der massiven Pyros – einiges her, sogar die „Labertracks“ „The Blood Of Odin“ und „Glory Majesty Unity“ wirken erträglich. Aber irgendwie will der letzte Funken nicht mehr überspringen, und als nach den letzten Klängen von „Hymn Of The Immortal Warriors“ das Outro „The Crown And The Ring“ ertönt, fragen sich doch viele, ob es das denn nun schon war. Ja, das war es.

Meine Meinung zu diesem Abend ist gespalten. Auf der Habenseite steht ganz klar das erste Showdrittel sowie die musikalische Leistung der kompletten Band. Klar, Scott Columbus spielt bestenfalls „songdienlich“ und Karl Logan wird auch kein Ross The Boss mehr, aber solide war das allemal. Eric Adams ist gesanglich immer noch Weltklasse, auch wenn er hier und da mal etwas das Tempo rausnimmt und ein paar schwierige Passagen nur mit halber Kraft singt, und was DeMaio am Bass leistet, ist auch nicht von schlechten Eltern. Die Idee mit der audiovisuellen Umsetzung des neuen Albums geht ebenfalls okay.
Was aber ganz klar böse aufs Gemüt drückt, ist neben dem überflüssigen Geseier (siehe oben) das Fehlen von dermaßen vielen Klassikern. Gut, auf „Blood Of My Enemies“, „Sign Of The Hammer“, „Carry On“,„Heart Of Steel”, „Spirit Horse Of The Cherokee”, und „Master Of The Wind” kann ich mit einem weinenden Auge verzichten, aber das Fehlen von „Hail And Kill” und „Battle Hymn“ ist für mich unverzeihlich. Außerdem war die Reihenfolge unglücklich gewählt, eventuell hätte man das „Gods Of War“ Material besser an den Anfang stellen sollen. So ging eine sehr lange Show (insgesamt amtliche 135 Minuten) etwas unbefriedigend zuende. Trotzdem: ein bisschen Boden haben sie wieder bei mir gutgemacht, die olle Säcke. In diesem Sinne:

„With hands high fists fill the air
Against the world we stand.
Hands high forever we'll be there,
Gloves of Metal rule tonight.”


Setlist MANOWAR

Intro
Manowar
Call To Arms
Gloves Of Metal
Each Dawn I Die
Holy War
Mountains
The Oath
Secret Of Steel
William’s Tale (Bass Solo)
Joeys Laberstunde
The Gods Made Heavy Metal
Die For Metal
Kings Of Metal
Warriors Of The World United
Black Wind, Fire And Steel
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The Blood Of Odin
The Sons Of Odin
Glory Majesty Unity
Gods Of War
Army Of The Dead, Part II
Odin
Hymn Of The Immortal Warriors
The Crown And The Ring (Outro)
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