Anakusis Trigger Koexistenz (G16-Benefiz)

Anakusis, Trigger, Koexistenz (G16-Benefiz)

Trigger
Leipzig, Stö/Schuppen 16
23.03.2007
Es gibt Abende, an denen man das Ende nicht vorhersehen kann, so schön sich anfangs alles zu gestalten scheint. Lange nicht in Connewitz gewesen? Jenem Leipziger Stadtteil, der Anfang der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts für seine Hausbesetzerszene berühmt berüchtigt gewesen war und immer wieder alljährlich durch zugereiste Krawallmacher für unrühmliches Aufsehen sorgt? Trotzdem ist die dortige Lebensqualität sehr gehoben und kulturell bunt durchmischt. Abgewracktes Überbleibsel inmitten dieses inzwischen auf bürgerlich getrimmten Umfelds ist der Schuppen 16 in der Stockartstraße. Die netten Betreiber schreiben noch immer Underground dick und fett auf ihre Grindcore-, Noise-, und Crustfahne. So auch heute.

Ob erwartet oder unerwartet hatten die Bands neben krachigen Sounds auch mit umfallenden Matratzen und dem trinkfreudigen Publikum zu kämpfen, das nach und nach immer mehr ausflockte.
ANAKUSIS bekamen die dankbare Aufgabe, den spät angebrochenen Abend mit ihrem schweren und sperrigen Grindcore zu eröffnen, wobei Shouter Thorsten stimmlich gegen den von ihm eine Stunde lang abgemischten Sound kämpfte und streckenweise verlor. Hujek freute sich trotzdem und auch die eine oder andere Dame mit Rave-Ambitionen. [dt]

Du sagst Rave, ich sag MANOWAR. Besagte Dame schaffte es doch tatsächlich, zum Fratzengeballer im 3/4-Takt die bereits gut befeuchtete Leber kreisen zu lassen und ihre Arme mehrfach zum almighty Hammer of Doom zu erheben - sah witzig aus, verkam im Laufe es Abends allerdings mehr und mehr zur Nerverei.
Und ANAKUSIS? Laut, schnell, indifferent. Klassische Livemusik eben, die man zuhause wohl nur hört, wenn Mutti mal wieder Atommüll sortiert. [rs]

TRIGGER aus Glauchau bekam schon mehr Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt wegen der gesanglich eigenwilligen Darbietung, sondern auch wegen der doch recht eigentümlich klingenden Songansagen, die einem Hits wie "Hässlich" offerierten. Alles in allem etwas hektisch und stringent. Aber auf die Dauer verschwand das anfangs noch beherzte Lächeln aus dem einen oder anderen Besuchergesicht. [dt]

So könnte man es vorsichtig formulieren, richtig. Hauptgrund dafür war neben dem leidlich tighten Fundament sicherlich die mit eigenwillig nur unzureichend beschriebene Darbietung der Sängerin, die TRIGGER zum Charme einer Gucci-Kreissäge verhalf: Irgendwie niedlich mit ihrer Individualität von der Stange, die wohl wütend wirken soll, und dazu dann ein herzzersprengend hysterisches Einerlei an unkanalisierter Wohlstandsfrustration. Die Songtitel waren ausnahmsweise sehr passend: "Hässlich", "Banal", "Hör nicht hin" - machen wir, versprochen. [rs]

Die Leipziger KOEXISTENZ bieten musikalisch schon ein breiteres Level an. Denn irgendwo zwischen hektisch-technischem Grindcore und doomigen Attacken á la EYE HATE GOD und GRIEF bewegen sich schon mehr Köpfe im wechselnden Takt, was sicher nicht nur an der fortgeschrittenen Stunde und der damit zusammenhängenden Alkoholmüdigkeit liegen kann. Nein. Musikalisch absolut sauber und trocken präsentiert sich der wohlverdiente Headliner von der besten und fettesten Seite. So konnten sich danach alle an der bis sechs Uhr morgens brennenden Tonne die Hände wärmen und gegebenenfalls ihre Brötchen toasten. Andere fielen schon beizeiten um und wenn sie nicht gestorben sind, dann kleben sie noch immer friedlich und glücklich an der metallnen und schlammigen Pissrinne der unvergesslichen Stö.
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