Saarstahl Metal Festival II

Saarstahl Metal Festival II

Icon [GER]MessengerPowerwolfRoss The Boss
Neunkirchen, TUS-Halle
19.05.2007
Einleitungen sind irgendwie wie Frauen. Man braucht sie nicht unbedingt um glücklich zu sein, aber ohne ist es auch wieder beschissen. Bevor jetzt tausende Hassmails von verärgerten weiblichen Personen eintreffen: Hab doch nur Spaß gemacht! Aber wir wollen ja hier eh nicht von Frauen reden, sondern vom „Clash of the Saarländisch Titans“, das unter dem Namen „Saarstahl Metal Festival II“ am Samstag, den 19. Mai 2007 im Saarländischen Neunkirchen stattfand. Neben den wichtigsten Acts der saarländischen Metal-Szene hat man es auch geschafft, mit Ross The Boss eine absolute Legende samt deutscher MANOWAR-Coverband (die Jungs spielen ansonsten bei IVORY NIGHT) in die TUS-Halle zu schleppen. Flankiert von einem recht gut sortierten Metal-Markt konnte das Spektakel dann auch mit einer knappen Stunde Verspätung beginnen.

Den Anfang machten die Youngster OBLIVION, die das Vergnügen hatten, noch bei Sonnenlicht auf die Bretter zu steigen und die schon recht gut gefüllte Halle an zu heizen. Mit dem sehr geilen Opener „Cold Winter Nights“ gelang dann auch ein Start nach Maß, dem mit dem METALLICA-Cover „For Whom The Bell Tolls“ ein ebenbürtiger Nachfolgesong an die Seite gestellt wurde. Bei Liedchen Nr. 3, dem eigentlich recht guten „Frozen Smiles“ wurde dann aber so langsam aber sicher das Problem der Band sichtbar: im Gegensatz zur Instrumental-Fraktion, die sich recht gut eingespielt zeigt und auch einige technische Finessen auf der Pfanne hat, kann man mit Sänger Michael nicht gerade zufrieden sein. Der Mann stellt ganz klar den Schwachpunkt dar und sollte vielleicht doch eher Gesangsunterricht nehmen, bevor er sich an Acts wie ICED EARTH (eine fuchtbare Version von „Melancholy“) oder gar MAIDEN (das gecoverte „Aces High“ hat mir fast die Schlappen ausgezogen) wagt. Und was die Tastendrückerei des Keyboarders bei erstgenanntem Song sollte, weiß wohl auch keiner außer ihm selbst. Aber auch der abschließend gecoverte GRAVE DIGGER-Gassenhauer „Rebellion“ konnte den Eindruck nicht beiseite wischen, daß OBLIVION in Zukunft auf Cover verzichten und/oder sich einen besseren Frontmann anlachen sollten. Sorry Jungs, euren Auftritt in Bexbach vor einiger Zeit fand ich um ein Vielfaches besser, denn das hier war bis auf das Opening-Doppel nicht gerade viel!

Ganz anders der Auftritt von ICON, die zwar ebenso wenig zum Restprogramm passten wie die nachfolgenden Durchstarter von CHEENO, als Ersatz für die krankheitsbedingt daheimgebliebenen Power Metaller INFINIGHT aber ihr Bestes gaben. Wenn man bedenkt, daß die Vertreter des „Echt Saarländisch Todesblei“ seit einem Monat nicht proben konnten und auch noch ohne ihren etatmäßigen Drummer Domenico Bosco antreten mussten, muß man ihnen den höchstmöglichen Respekt entgegenbringen. Schließlich waren nicht gerade wenige Leute in der Halle, und man hätte sich böse blamieren können. Die Band zeigte sich jedoch überaus professionell und legte gemeinsam mit Ersatzdrummer Chris (DAWN AFTER DEATH) mit einer gewohnt unbändigen Energie los. Im Gegensatz zu den anderen Acts beließ man es zwar bei einem recht kurzen Auftritt, dieser hatte es jedoch absolut in sich und beinhaltete mit „Reign Of Fire“, „Friendly Fire“, „Blindzone“ und „Requiem“ die wichtigsten „Hits“ der Band. Nach der Zugabe „Pain“ konnte man sich sicher sein, daß ICON an diesem Abend einige neue Fans gewinnen konnten. Respekt für eine fast tadellose (den Verspieler von Chris bei „Red“ ignorieren wir aufgrund der Schwierigkeiten einfach mal) Leistung! Nur den Hüftschwung sollte Frontschwein Thomas vielleicht Leuten überlassen, die etwas mehr „Hüfte“ haben!

Danach galt es erst mal, einen Bon gegen ein kaltes Getränk einzutauschen (einmal quer durch die Halle zum Bon-Stand und wieder zurück zum Getränke-Rondell) und den Futterstand zu frequentieren, um frisch gestärkt bei CHEENO wieder vor der Bühne zu stehen. Und obwohl das Quintett so gar nicht zum truemetallischen Publikum passen wollte, kam doch sofort Stimmung auf, was auch die Band selber zu Höchstleistungen anspornte. Während Klampfer Phil wie gewohnt eher den Ruhepol darstellte, posten Bassist Carsten und besonders Joey Siedl an der anderen Axt um die Wette und brachten wohl selbst das zu späterer Stunde die Bühne enternde Wahrhaft-Metal-Gespann MESSENGER (die Meister des Posings) in arge Nöte. Musikalisch hatte man an diesem Abend einige Neuerungen zu bieten, was sich gleich beim an dritter Stelle stehenden Song „Pacman“ bemerkbar machte. Während man gerade diesem Song ein paar SOUNDGARDEN-Anleihen spendiert hatte, klang das neue, den eigentlichen Set beendende „So Shy“ mit seinen an moderne SEPULTURA erinnernden Gitarrenparts in Verbindung mit Jennie´s Stimme etwas nach neueren LACUNA COIL. Schade, daß der Gesang heute etwas leise abgemischt war (jedenfalls kam´s mir in der ersten Reihe so vor), was aber niemanden ernsthaft zu stören schien. Jennie hatte die Menge mit ihrer Stimme sofort im Griff und intonierte die Songs wieder einmal perfekt. Mit Songs wie dem hitlastigen Gefühlsfeuerwerk „@“, „Writings On The Wall“ (bei dem Joey Hendrix seine Gitarre mit der Zunge bearbeitete) oder natürlich „The Ruler“ in der Hinterhand kann aber auch einfach nix schief gehen. Klasse Auftritt, und wieder mal ein guter Beweis für das technische Talent der Band. Ein paar AUTUMNBLAZE-Songs hätte man aber zum Abschluß ruhig noch bringen können! (hähä)

Daß der Höhepunkt nicht immer als Headliner auf die Bühne muß, sondern gerne auch mal in der Mitte des Billings spielen darf, zeigten nun POWERWOLF. 2 Bodenventilatoren, 5 geschminkte Gesichter und perfekte musikalische (und auch showtechnische) Unterhaltung: der Triumphzug konnte beginnen. Wie schon zuvor ICON, mussten auch Attila + Co. Mit einem Aushilfsdrummer vorlieb nehmen. Und obwohl der Mann gerade einmal nachmittags mit der Band geprobt hat, leistete er sich keinen Fehler und spielte das Material soweit perfekt. Dafür leistete sich Sänger Attila Dorn zwei Patzer, in dem er den Anfangstext des Hits „Saturday Satan“ vergaß und seinen Einsatz bei „Lupus Die“ (ein Song, der gerade live ganz nah an glorreiche MERCYFUL FATE-Glanztaten heranreicht) verpasste. Aber Attila wäre nicht Attila, wenn er sich von diesen Mankos aus der Ruhe bringen ließe. Stattdessen machte er sich auf seine ureigene Weise darüber lustig und konnte einige Extra-Lacher für sich verbuchen. Im Gegensatz zu anderen Bands braucht man das witzige Element aber keineswegs, um über spielerische oder songschreiberische Schwächen hinwegzutäuschen. Um zu Großtaten wie „We Came To Take Your Soul“, „Kiss Of The Cobra King“, „Mother Mary Is A Bird Of Prey“ oder „Vampires Don´t Die” (ganz groß) die Rübe zu schütteln, brauchte an diesem Abend wohl niemand von Organist Falk Maria Schlegel animiert zu werden. Das klappte auch so ganz perfekt, wie man anhand der Publikumsreaktionen sehen konnte.

So sehr ich mich auf MESSENGER gefreut habe, aber in der Umbaupause bekam ich ein Angebot, das ich einfach nicht ablehnen konnte. MANOWAR-Legende Ross The Boss hatte mich in seine Umkleidekabine eingeladen, um mit ihm ein Interview zu machen. Also innerhalb 10 Minuten ein paar Fragen aus den Rippen geleiert und zitternden Fußes in die Katakomben der Halle gelatscht. Als das Gespräch beendet war, spielten MESSENGER gerade ihren letzten Song. Augen- und Ohrenzeugen zufolge hat die Band wieder einmal polarisiert. Bedeutet: die einen haben das Konzert abgefeiert, einige sprachen sogar vom besten MESSENGER-Auftritt überhaupt. Andere dagegen hatten deutlich weniger nette Worte übrig. Ich persönlich habe das True Metal-Gespann mittlerweile recht oft bestaunen dürfen, und ich mochte bisher jede ihrer Shows. Daher denke ich mal nicht, daß es an diesem Abend anders gewesen wäre. Trotzdem hätte ich zu gern die Showeinlage gesehen, als in ALICE COOPER-Manier zum Song „Kill The DJ“ eine Puppe geköpft wurde. Nächstes Mal bin ich aber wieder dabei, versprochen!!!

Manchmal hat man es als Headliner doch schwer. Nicht nur, daß zu später Stunde (mittlerweile war es nach eins) nur ein paar Nasen die Stellung im Publikum hielten, daneben musste der ROSS THE BOSS-Drummer auch noch ohne seine Drum-Becken abreisen, da irgendein Arschloch wohl meinte, sie selber gebrauchen zu können. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen motivierten Gig. Trotzdem ließen die Jungs nichts anbrennen und zockten eine der besten MANOWAR-Sets überhaupt runter. Man stieg mit der Bandhymne „Manowar“ in die Show ein und arbeitete sich durch Göttergaben wie u.a. „Gloves Of Metal“, „Thor“, „Hail To England“ oder „Gates Of Valhalla“, das nahtlos in die zweite Hälfte von „Defender“ überging. Daneben gabs einen neuen Song, der mit einem doppelläufigen Solo (Sänger Patrick hatte sich mittlerweile eine Gitarre umgeschnallt) glänzen konnte und auch ansonsten die letzten MANOWAR-Sachen locker in die Tasche steckte. Alles in allem boten IVORY NIGHT + Ross The Boss ein schönes Konzert, das mit den Zugaben „Fighting The World“ und (natürlich) „Hail And Kill“ beendet wurde. Ross bearbeitete seine Klampfe wie in alten Zeiten, die Posen stimmten auch, genau wie die erwähnte Setlist. Schade allerdings, daß zwischen Eric Adams und Patrick Fuchs doch noch einige Welten liegen. Nicht, daß der Frontmann schlecht gesungen hätte (bis auf ein paar wenige schiefe Töne), aber MANOWAR leben schließlich auch von den hohen Schreien ihres Frontmannes. Und genau an diesen fehlte es heute.

Als das Hallenlicht anging und man nach knappen 8 Stunden müde von dannen schlich, überwiegten eindeutig die positiven Aspekte. Die Macher haben ein verdammt geiles (Underground-)Festival auf die Beine gestellt und für jeden etwas geboten. Daß dabei ein paar wenige technische Probleme auftreten können und der Beginn nicht ganz pünktlich erfolgte, ist angesichts der positiven Elemente zu vernachlässigen. Mir jedenfalls hat es sehr gut gefallen, und ich hoffe, daß nächstes Jahr die Fortsetzung folgt! Danke nochmals an die Organisatoren und an Anne von www.kaoskrew.de für das Zur Verfügung Stellen der Bilder!

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