Noumena Wandar Menan Trackland

Noumena, Wandar, Menan Trackland

Menan TracklandNoumenaWandar
Torgau, Brückenkopf
10.06.2007
Obwohl der Sonntag traditionell eher der ruhigste der sieben Tage sein sollte, ist dies noch lange kein Grund, das Ende der Woche nicht auch ausnahmsweise mal mit einem Knall enden zu lassen. Drei grundverschiedene Bands denken ebenso und entern kurz entschlossen den Torgauer Brückenkopf, um neben der gepflegten Krachmacherei auch gleich noch musikalisch auf das knapp einem Monat später ebenfalls dort stattfindende In Flammen Open Air einzustimmen.

Den Anfang machen MENAN TRACKLAND, eine Band, die schon jetzt sehr große Chancen auf den Titel der seltsamsten Bandbezeichnung des Jahres haben dürfte. Oder würde man dahinter etwa Death Metal vermuten? Nichtsdestotrotz zeigt der Fünfer aus Delitzsch, dass der Underground in regelmäßigen Abständen immer mal wieder Bands herauswürgt, mit denen sich zu beschäftigen auch wirklich lohnt. Im Falle der Trackies bewegt man sich wie erwähnt in den Old School Gefilden des Todesmetalls, was sich vor allem in eher gemäßigten, bangfreudigen und riffbetonten Stücken äußert. Dazu die urtypischen Growls, verziert mit ein paar Schreien und als Sahnehäubchen diverse schwedische Melodien und gelegentliche Thrash-Einsprengsel. Klingt an sich recht unspektakulär, macht aber trotzdem Spaß. Vielleicht liegt es daran, dass die Gitarristen immer mal wieder mit fetzigen Rhythmen überraschen, vielleicht an der sympathischen Art der Band, mit ihren Fehlern umzugehen. Wenn zum Beispiel mal jemand den Einsatz verpasst, fängt man ungeniert wieder von vorne an. Oder Sänger Alex liest die Songtexte ohne falsche Scham einfach von A4-Spickzetteln ab. Weiterhin wird von den doch recht spärlichen Besuchern quasi jeder persönlich begrüßt, da fühlt man sich wirklich wie bei einem Treffen bei Freunden.

Weitaus weniger locker präsentieren sich im Anschluss die Hallenser von WANDAR, aber im Black Metal ist ja Spaß eh kein wirklich gern gesehener Gast. Bewaffnet mit einem halben Baumstamm als Talisman, einem riesigen Trinkhorn samt Metflasche zur späteren Abfüllung des Publikums, einem schnuckeligen Laptop für die Keyboard-Passagen sowie vielen düsteren Blicken dauert es aber nicht lange, bis sich die meisten der Anwesenden einig sind, dass hier ebenso eine äußerst talentierte Band auf der Bühne steht. Mit den teils episch langen und mehrfach die Stimmung wechselnden Stücken voller flotten Riffs, einer gut dosierten Portion Aggression und Melodie bedienen sie vor allem die etwas anspruchsvolleren Schwarzwurzelfreunde, denen stumpfes Gekloppe ein Gräuel ist. Die Texte sind in Deutsch, verstehen kann man allerdings kaum etwas. Und gegen Ende zeigt man sich mit einem Cover des 80er Ultravox Gassenhauers „Dancing With Tears In My Eyes“ dann doch weitaus weltoffener als im Genre üblich. Ich warte gespannt auf den ersten Silberling.

Apropos weltoffen: weiblichen Vocals sollte man bei den Finnen von NOUMENA auf keinen Fall abgeneigt sein, denn deren melodischer Death Metal überschreitet gern einmal diverse Grenzen und scheut sich nicht vor Passagen, die mit Death so gut wie gar nichts mehr zu tun haben. Aber gerade dieser offene Sound der Band, der im Übrigen an diesem Abend leider immer mal wieder suboptimalen Schwankungen und Rückkopplungen unterworfen ist, macht aus NOUMENA mehr als nur einen Geheimtip. Die mit einem hohen Wiedererkennungswert versehenen Songs machen einfach gute Laune, auch wenn sich natürlich immer mal wieder die typisch finnische Melancholie darin versteckt. Auch wenn Frontmann Antti (der im Übrigen garantiert ein verlorener Sohn Mick Jaggers ist – schaut euch nur mal diesen Mund an!) die meisten Growlparts liefert, sind es immer wieder die gesanglichen Glanzpunkte von Gitarrist Tuukka und der anfangs erwähnten mitgereisten Gastsängerin Hanna Leinonen, welche letztlich das Besondere im Sound der Band ausmachen. Gelungener Auftritt einer hoffnungsvollen Band, die hoffentlich noch öfter in unseren Landen gastieren wird.

Fotos von Madlen Krell

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