Afgrund The Arson Project Life Is A Lie Elysium

Afgrund, The Arson Project, Life Is A Lie, Elysium

AfgrundThe Arson Project
Leipzig, Gieszerstraße 16
03.07.2007
Ist einem der gemeine Dienstag eher als flauschiges Bindeglied zwischen Montagsfrust und Wochenmitte in Erinnerung, setzt die Gieszerstraße am heutigen Tag auf Kontrastprogramm: Viermal crustiger Grind aus Brasilien, Frankreich und Schweden - Risiko ist was anderes, also rein in den Smoking und ab dafür.

Unmittelbar nach der Ankunft im verwinkelten Wohnprojekt reduziert sich die Zahl der Protagonisten zunächst auf drei, da die Franzosen von ELYSIUM kurzfristig ohne Drummer dastehen. Was genau der gute Mann mit seinem Daumen angestellt hat, bleibt sein Geheimnis - dummerweise ist dadurch nach Aussage des Fahrers die komplette Tour erst mal in die Binsen. Gute Besserung von dieser Stelle.

Komplett bedaumt ist dagegen die zweite Band des Abends, welche aus Brasilien kommt und auf den lyrischen Namen LIFE IS A LIE hört. Die shreddernde Mischung aus überdrehtem Hardcore und simplen Punkriffs wirkt auf den ersten Blick reichlich uninteressant und fällt am ehesten durch ihr zweibemanntes Brunftgeschrei auf, gewinnt allerdings an Substanz, sobald man sich an die infernalische Lautstärke gewöhnt hat: Dann werden die kruden Lärmattacken plötzlich von schwarzmetallischen Harmonien durchbrochen (das DARK FUNERAL-Shirt war also doch nicht nur Farce), nippen hier und da am Todesmetall und hinterlassen dank vergleichsweise filigraner Gitarrenarbeit einen recht ungrindigen Gesamteindruck. Schöne Vorstellung der mit 6 Mann bestbesetzten Band des Abends.

Partiell unentspannt wirken im Anschluss die blutjungen und mächtig stylebewussten Schwedenpopper THE ARSON PROJECT, was vor allem am stets mit zwei Bierflaschen bewaffnete Fronter liegt. Keine Ahnung, ob dessen rapider Alkoholvernichtungsfeldzug nun der Stimmbandpflege oder der Nervosität geschuldet ist - beim ersten Song jedenfalls kann er noch stehen und darauf kommts an. Musikalisch ist der Vierer im 30-Sekunden-Grind verwurzelt, hat sicher auch die ein oder andere NASUM-Scheibe bei Freunden gehört, und macht seine Sache herkunftsbedingt ziemlich gut: Es lärmt präzise, der Fronter gibt den Tiger im Käfig, nur an der Publikumsbindung sollte noch etwas gearbeitet werden. Mit echter Musik hat der etwa 15 Minuten andauernde Gig natürlich nicht viel zu tun, da die Songs ihre Spannung hauptsächlich aus der Frage beziehen, wann genau das Gekreisch den dieses Mal einsetzen wird - die Freunde der gepflegten Moulinette wird das allerdings weniger stören.

Mit AFGRUND steht nun der Hauptact auf dem Programm, was sich auch darin äussert, dass die gebotene Musik definitv eine Klasse über den Openern angesiedelt ist. Die ebenfalls aus Schweden stammende Band verbindet die Attitüde von DISFEAR mit etwas MOTÖRHEAD-Coolness und lässt dazu schmackhaft angegrindeten Crust vom Stapel, der dank ENTOMBED-Gitarren drückt wie ein Frauenschuh bei den Klitschkos. Zum Mix aus Groovegewittern und Highspeedalarm liefern Bassist und Gitarrist eine ausgewogene Vokalleistung, was im karg bestückten Publikum nun auch für erste Bewegung sorgt. Dass es bei 20 Mann nicht unbedingt zum Pit reicht, liegt heute definitiv nicht an der Band, zumal die später vorgestellten Songs der neuen Scheibe "Svarta Dagar" nochmals über dem bereits hochklassigen "Hjärtslag..."-Material liegen. Mit "Söndersupen" von besagtem Demo verabschiedet sich schliesslich eine Band, die man im Auge behalten sollte.

Für 5 Euro mal wieder ein erfrischender Abend, der neben teils gnadenlos übertriebener Lautstärke auch pseudo-lustig-alternative Pausenmusik auf der Sollseite hatte, dafür aber bandseitig durchweg zu punkten wusste. Insofern sei den Leipziger Freunden des Crustentiers durchaus zum Spontanbesuch der regelmässigen Konzertabende in der G16 geraten - könnte sein, dass man am Ende die ein oder andere Scheibe mehr im Gepäck hat...
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