Barther Metal Open Air 2007
Barther Metal Open Air 2007
Barth, Freilichtbühne
17.08.2007
17.08.2007
Es gibt kein Festival, auf das ich mich mehr freue, als das Barther Metal Open Air. Mittlerweile findet es das neunte Mal statt und das beschauliche, idyllische Boddenstädtchen verwandelt sich zum Mittelpunkt der Metalszene in Mecklenburg-Vorpommern. Als Event mit regionalen Bands begann alles im Jahre 1999, bei dem ganze vier Gruppen spielten. Nun, acht Jahre später, sind es achtzehn! Und Veranstalter Heiko achtet darauf, dass die Mischung stimmt. Ob Death Metal, Thrash Metal, Pagan Metal, Folk Metal oder Black Metal; hier wird jedem Fan der härteren Gangart etwas geboten.
Freitag:
Ich komme gegen Mittag in Barth an und es sind schon eine Menge Leute vor Ort und feierten. Also Zelt
aufgebaut und ab zur Meute, um ‚Hallo’ zu sagen. Ein Novum sticht mir sofort ins Auge: ein Toilettenwagen. Sehr schön, da umgeht man die widerlichen Dixi-Klos, denn der Wagen wird von Personal saubergehalten. Feine Sache.
Kurz bevor die erste Band loslegt, beginnt es zu regnen und zu hageln. Ist wohl Tradition am Freitag beim BMOA. Aber es hört rechtzeitig auf und DARK ACCEPTION aus Barth eröffnen das Festival. Das noch sehr junge Trio bietet den Fans soliden Black Metal, der noch ausbaufähig ist. Aber sie sind ja noch jung und dann wird später garantiert auch das Stageacting noch besser.
Nun sind ANCIENT EXISTENCE an der Reihe und es gibt Death Metal mit ordentlichem Gegrunze. Die Hannoveraner zeigen, wie routiniert sie geworden sind und legen den Schwerpunkt auf ihr aktuelles Album „Hate Is The Law“.
Jetzt entern REQUITAL aus Berlin die Freilichtbühne. Ich konnte sie schon eine Woche zuvor in Rostock bewundern und war sehr angenehm überrascht. Und heute übertreffen sich die Berliner noch mehr. So muss Death Metal on stage aussehen. Ständig kreisende Haare und eine Bühnenpräsenz… geil! Spätestens bei „Throne Of Hate“ hält es keinen mehr auf den Bänken. Sympathische und geniale Band, die einen Plattendeal mehr als verdient hat.
Es folgt die Hausband um Veranstalter Heiko HEL’S CRUSADE. Ein Bastard aus Black und Death Metal wird der schon recht großen Anhängerschar ins Gesicht geschleudert. Die teilweise in deutsch gesungenen Songs kommen bei den Leuten richtig gut an, obwohl die band ganz schön mit schlechtem Sound zu kämpfen hatte.
Nun wären eigentlich Chronicle Of Tyrants und Seraphel an der Reihe, doch die haben kurzfristig abgesagt. Aber Heiko hat natürlich Ersatz herangeholt. Als erstes in Form der Preetzer Black Metaller ASMODI, die hier schon sehr bekannt sind. Ich kannte sie bis dato nur vom Namen her, aber das was ich höre, ist sehr interessant. Leider haben sich die Batterien meiner Kamera verabschiedet und ich renne wie blöd durch die Gegend, um neue zu besorgen. So verpasse ich den Rest von ASMODI und erscheine leider erst wieder auf dem Gelände, als die letzten Töne von SUICIDE SOLUTION ausklingen. Auf jeden Fall kann ich aber jetzt wieder Bilder machen und der nächste Tag kann kommen. Aber erstmal wird die Nacht zum Tag gemacht. Aaskereia und die Norweger von Thyruz haben schon den ganzen Tag gebechert. Das Wort ‚Rrrrunkenschnabel’ macht die Runde und ab und an ist auch die norwegische Nationalhymne zu vernehmen.
Samstag:
Sehr früh wache ich auf und gehe dann mit meiner Frau und einem aus Celle in die Stadt. Erstmal Frühstücken und einen Kaffee trinken. Geiles Wetter, also noch mal ran an den Bodden, bevor es zurück auf’s Gelände geht. Es geht auch wieder pünktlich los. In der prallen Sonne stehen BITTERPIECE aus Osnabrück. Und obwohl es die erste Band des Tages ist, haben sich doch schon einige Leute vor der Bühne eingefunden. Schade, dass es so nicht im letzten Jahr war. BITTERPIECE spielen Thrash Metal und das ziemlich gut. Sie steigern sich sogar noch im Laufe des Gigs in ihrem Stageacting. Für viele eine Entdeckung an diesem Tag.
Nun ist Pagan Metal angesagt, mit den Thüringern von HELRITT. Reki kreischt sich die Kehle wund, um dann kerzengerade seine cleanen Vocals den begeisterten Fans entgegenzubringen. Ich mag diese Art von Metal nicht unbedingt, aber HELRITT zeigen, wie variabel sie sind. Ich vernehme sogar das ein oder andere Thrash-Riff und so überzeugt das Quartett sogar mich.
Jetzt kommt mein persönliches erstes Highlight an diesem Tag: SINNERS BLEED. Doublebass-Attacken, Riffgewitter und wütender Gesang verschmelzen hier zu einer Death Metal-Granate. Da Shouter Jan ja nun nicht mehr mit von der Partie ist, vertritt ihn ein glatzköpfiger Zwirbelkinnbart, dessen Name mir zwar unbekannt ist, aber on stage so ein Charisma verstreut, dass es eine wahre Freude ist. Auch einen neuen Track geben die Berliner zum Besten, der auf dem kommenden Album enthalten sein wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, hieß er „Behind The Veil“ und hört sich sehr vielversprechend an.
Facettenreich präsentiert sich das neue Album „Sade Et Masoch“ der Thüringer :FJOERGYN:. Und viele Neugierige staunen nicht schlecht, wie diese Band ihre Musik live rüberbringt. Ich, für meinen Teil, empfinde die Mucke recht uneingängig, aber bei den cleanen Gesangsparts spitzen sich sogar meine Ohren. :FJOERGYN: kommen bei den Anwesenden jedenfalls sehr gut an.
Dass Black Metal auch ohne Corpsepaint live sehr gut funktionieren kann, beweisen nun ORLOG. Im Watain-Shirt und grimmiger Miene steht Shouter D.Wolfram am Bühnenrand und keift wutentbrannt seine deutschen Texte ins Publikum. Der Black Metal der Deutschen reicht von rasenden bis zu treibenden Passagen und ist nicht selten mit geilen Melodien verpackt. Für viele Metalheads heute, eine interessante Entdeckung. Auch für mich. Spätestens jetzt, wo sie Satyricon’s „Mother North“ in exzellenter Art und Weise covern, hält es kaum noch jemand auf den Bänken. Großartiger Gig.
Einen Hut ziehe ich vor ELUVEITIE. Die Schweizer kamen vom Summerbreeze kurz vor ihrem Auftritt in Barth an und müssen danach auch gleich wieder weg nach Schweden, wo sie ihr neues Album aufnehmen. Und die Helvetier sind so was von ausgelassen, nett und freundlich, trotz des Stresses. Und ihr Auftritt ist einfach der Hammer. Jeder, der acht Bandmitglieder hat seinen Part und ist Blickfang. Frontmann Chrigel ist nicht der Einzige, der das Publikum animiert. Nein, auch die Gebrüder Kirder, Gitarrist Siméon und die beiden Mädels Anna und Meri recken ihre Fäuste in die Höhe, obwohl das Animieren gar nicht nötig ist, denn vor der Bühne hat sich ein enormer Pulk an Metalheads eingefunden. „Your Gaulish War“, „Of Fire And Wind“ etc. bringen die Massen in Wallung. Unter lautstarken Zugabe-Rufen verschwinden ELUVEITIE von der Bühne und versprechen wiederzukommen. Die Eidgenossen nehmen sich, trotz ihrer Eile, sogar noch die Zeit für ein Pläuschchen mit dem ein oder anderen. Eine sehr sympathische Band.
Und wo ich schon bei Sympathie bin … es folgen GOLEM! Ich kenne ihre Musik schon seit DDR-Zeiten und oute mich hier als Fan des Quartetts. Leider hatte ich bis dato noch nie die Gelegenheit sie live zu sehen, was sich heute aber ändert. Und das ist gut so! GOLEM legen los und so manche Münder bleiben offen stehen, bei dem, was Andreas, Eric, Carsten und Rainer hier abliefern. 7-saitige Gitarren und eine gespielte Perfektion, wie ich sie noch nicht gesehen habe. GOLEM legen ihren Schwerpunkt auf ihr „Dreamweaver“-Album und mit Songs, wie „Starchild“, „Tomb“ oder „Faces“ knüppeln die Berliner hier alles nieder, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Da lässt es jeden vergessen, dass die Band mit gehöriger Verspätung an den Start ging, da es einen Bassdrum zerhauen hatte.
Blutverschmiert geht es weiter mit ANGANTYR. Naja, zumindest der Basser ist mit Kunstblut eingeschmiert und spuckt solches auch ein paar Mal in den Moshpit. Der Rest der Band, beließ es bei ein paar Strichen im Gesicht und Körper, wie man es von Thyrfing her kennt. Die Dänen ziehen hier alle Register und Klischees, wie man es von Oldschool-Black Metal erwartet. Jawoll … und nun kommt eine Wikingergruppe auf die Bühne und kämpft gegeneinander mit Schwertern und Schilden. Eine gute Bühnenshow und gute Musik von ANGANTYR.
Eine absolute Premiere gibt es jetzt mit TROLLFEST. Die Norweger absolvieren hier in Barth ihren allerersten Gig überhaupt und sind davor auch ziemlich aufgeregt. Ein paar Zusprüche und sie erscheinen auf der Bühne. Schon bei dem ersten Song geht die Meute ab, wie nichts Gutes! Fronter Trollmannen rennt auf der Bühne hin und her und schreit seine Messages in einer Mischung aus Deutsch und Norwegisch in die Menge. Der Drummer mit einem Stetson auf dem Kopf malträtiert sein Drumkit so locker, als hätte er nie etwas anderes gemacht, TrollBANK mit einer Art Ziehharmonika sieht aus, als wäre er grad von einem Ska-Gig gekommen und eine feste Bank ist der erfahrene Mr. Seidel, der eher als John Espen Sagstad bekannt ist, der auch bei Sarkom und Pantheon I die Klampfe bedient. TROLLFEST merkt man partout nicht an, dass dies ihr erster gemeinsamer Auftritt ist. Trollmannen bringt dann noch eine große Schinkenkeule auf die Bühne und lässt die Leute in den ersten Reihen mal ordentlich abbeißen. Wer diese Band noch nicht kennt, sollte sie unbedingt mal abchecken. Songs, wie „Brakebein“, „Legendarisk Øl“ sprechen Bände. Finntroll sind dagegen Wimps!
Nun ein Hauch von Alpenfeeling aus Südtirol. Nein, nicht die Kastelruther Spatzen, sondern in Form von GRAVEWORM! Die Italiener hatten Pech mit der Fahrt nach Barth. Ganze fünfzehn Stunden haben sie auf der Autobahn verbracht. Und ähnlich, wie bei ELUVEITIE sind die Jungs und das Mädel überaus nett und locker und geben auf der Bühne alles. Die Spielzeit haben sie mit AASKEREIA getauscht, weil auch GRAVEWORM wieder los mussten. Egal, denn die Südtiroler geben alles. Ob „I – The Machine“, „Suicide Code“ oder „(N)utopia“, die Band spielt Songs aus ihrem gesamten Repertoire, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf ihr aktuelles Album „Collateral Defect“ gerichtet ist. Und beim Stageacting merkt man den Italienern ihre Routine an. Besonders Sabine sieht an den Keys natürlich sehr gut aus!
Zwei Bands noch und nur noch so wenig Zeit. Es spricht für AASKEREIA, dass sie Ihren Gig verkürzen, um der letzten Band THYRUZ noch Zeit für Blasphemie zu geben. Doch zurück zum Bühnengeschehen, denn es folgen nun AASKEREIA, auf die sich sehr sehr viele Metalfans freuen. Allesamt in Corpsepaint, außer einem Gitarristen, erscheinen die Baden-Württemberger auf der Bühne. Die Meute fängt an zu rufen: „Aaskereia, Aaskereia!“. Ein Intro und das Sextett beginnt mit „Erkenntnis“. Grim belässt es lediglich bei den Ansagen auf die Songtitel und raunt dann ins Mikro: „Die Flöten des Pan“…, ich begebe mich zwischen die Bänke und Moshpit und bin erstaunt, wie lautstark und textsicher die Fans vor und hinter mir die Lyrics mitsingen. AASKEREIA ist präsent auf der Bühne. Basser Morgoth post grimmig in die Reihen, Akustik-Klampferin Yord bangt, was das Zeug hält, Gitarrist Eihwaz wirkt einfach böse und hinter dem Drumkit erscheint immer wieder die weiße Glatze von Fafnir. Es folgen „Mit Raben und Wölfen“, „Der boshafte Geist“, „Aaskereia“, „Der Waldteufel“ etc. AASKEREIA legen einen geilen Gig hin und können leider auf Zugabe-Rufe nicht eingehen, entschuldigen sich dafür und gehen von der Bühne.
Dort warten schon THYRUZ aus Norwegen, die mit ihrem Album „Northern Blasphemy“ gute Kritiken einheimsen konnten. Vorher ständig mit Bier und Sonnenbrillen bewaffnet, entern diese nun mit üblichem Corpsepaint die Bühne und zeigen den restlichen Anwesenden, was eine norwegische Black Metal-Harke ist. Leider nur für knapp fünfzehn Minuten, denn durch einige Verzögerungen ist es den Norwegern leider nicht vergönnt, länger zu spielen. So ist es bei den kommunalen Ordnungsämtern nun mal. Egal, THYRUZ haben Spaß und sind froh, dass sie überhaupt spielen können. Im Nachhinein sind sie sogar begeistert von Barth.
Nun ist es also vorbei, das mittlerweile neunte Barther Metal Open Air. Bleiben noch einige Worte zum Umfeld. Die weiteste Anreise. Jedes Mal vergibt Veranstalter Heiko ein Gratis-Shirt an denjenigen Fan, der die weiteste Anreise zum BMOA hatte. Diese Shirts musste er dieses Mal gleich doppelt vergeben. Da sind doch wirklich zwei Metalheads von Bulgarien aus nach Barth getrampt, nur um TROLLFEST zu erleben. Nicht schlecht! Die Security. So unauffällig und trotzdem präsent. Es hatte kaum jemand mitbekommen, dass ein Typ vom Gelände geschmissen wurde, der versuchte, eine Bank zu demolieren. Dazu waren die Leute absolut nett und überhaupt nicht prollig, wie man es von so manch anderen Festivals kennt. Vielen Dank an SL-Security! Die Besucher. Es war pure Party, nette Leute und es gab kaum einen Aussetzer. Dass ein paar Idioten bei solchen Festivals immer vor Ort sind, lässt sich teilweise nicht vermeiden. Aber Dank vieler Metal-Fans hatten diese komischen Vögel keine Chance, hier ihre rechte posermäßige Gesinnung an den Mann bzw. Frau zu bringen. Das nenne ich mal Courage! Sie wurden einfach untergebuttert. Der Veranstalter. Heiko riss sich, wie immer, den Arsch auf. Auch hatte er, neben seiner Freundin, tatkräftige Unterstützung, die ihm auch am nächsten Tag beim Aufräumen halfen. Danke für so ein geiles Festival.
Freitag:
Ich komme gegen Mittag in Barth an und es sind schon eine Menge Leute vor Ort und feierten. Also Zelt
aufgebaut und ab zur Meute, um ‚Hallo’ zu sagen. Ein Novum sticht mir sofort ins Auge: ein Toilettenwagen. Sehr schön, da umgeht man die widerlichen Dixi-Klos, denn der Wagen wird von Personal saubergehalten. Feine Sache.
Kurz bevor die erste Band loslegt, beginnt es zu regnen und zu hageln. Ist wohl Tradition am Freitag beim BMOA. Aber es hört rechtzeitig auf und DARK ACCEPTION aus Barth eröffnen das Festival. Das noch sehr junge Trio bietet den Fans soliden Black Metal, der noch ausbaufähig ist. Aber sie sind ja noch jung und dann wird später garantiert auch das Stageacting noch besser.
Nun sind ANCIENT EXISTENCE an der Reihe und es gibt Death Metal mit ordentlichem Gegrunze. Die Hannoveraner zeigen, wie routiniert sie geworden sind und legen den Schwerpunkt auf ihr aktuelles Album „Hate Is The Law“.
Jetzt entern REQUITAL aus Berlin die Freilichtbühne. Ich konnte sie schon eine Woche zuvor in Rostock bewundern und war sehr angenehm überrascht. Und heute übertreffen sich die Berliner noch mehr. So muss Death Metal on stage aussehen. Ständig kreisende Haare und eine Bühnenpräsenz… geil! Spätestens bei „Throne Of Hate“ hält es keinen mehr auf den Bänken. Sympathische und geniale Band, die einen Plattendeal mehr als verdient hat.
Es folgt die Hausband um Veranstalter Heiko HEL’S CRUSADE. Ein Bastard aus Black und Death Metal wird der schon recht großen Anhängerschar ins Gesicht geschleudert. Die teilweise in deutsch gesungenen Songs kommen bei den Leuten richtig gut an, obwohl die band ganz schön mit schlechtem Sound zu kämpfen hatte.
Nun wären eigentlich Chronicle Of Tyrants und Seraphel an der Reihe, doch die haben kurzfristig abgesagt. Aber Heiko hat natürlich Ersatz herangeholt. Als erstes in Form der Preetzer Black Metaller ASMODI, die hier schon sehr bekannt sind. Ich kannte sie bis dato nur vom Namen her, aber das was ich höre, ist sehr interessant. Leider haben sich die Batterien meiner Kamera verabschiedet und ich renne wie blöd durch die Gegend, um neue zu besorgen. So verpasse ich den Rest von ASMODI und erscheine leider erst wieder auf dem Gelände, als die letzten Töne von SUICIDE SOLUTION ausklingen. Auf jeden Fall kann ich aber jetzt wieder Bilder machen und der nächste Tag kann kommen. Aber erstmal wird die Nacht zum Tag gemacht. Aaskereia und die Norweger von Thyruz haben schon den ganzen Tag gebechert. Das Wort ‚Rrrrunkenschnabel’ macht die Runde und ab und an ist auch die norwegische Nationalhymne zu vernehmen.
Samstag:
Sehr früh wache ich auf und gehe dann mit meiner Frau und einem aus Celle in die Stadt. Erstmal Frühstücken und einen Kaffee trinken. Geiles Wetter, also noch mal ran an den Bodden, bevor es zurück auf’s Gelände geht. Es geht auch wieder pünktlich los. In der prallen Sonne stehen BITTERPIECE aus Osnabrück. Und obwohl es die erste Band des Tages ist, haben sich doch schon einige Leute vor der Bühne eingefunden. Schade, dass es so nicht im letzten Jahr war. BITTERPIECE spielen Thrash Metal und das ziemlich gut. Sie steigern sich sogar noch im Laufe des Gigs in ihrem Stageacting. Für viele eine Entdeckung an diesem Tag.
Nun ist Pagan Metal angesagt, mit den Thüringern von HELRITT. Reki kreischt sich die Kehle wund, um dann kerzengerade seine cleanen Vocals den begeisterten Fans entgegenzubringen. Ich mag diese Art von Metal nicht unbedingt, aber HELRITT zeigen, wie variabel sie sind. Ich vernehme sogar das ein oder andere Thrash-Riff und so überzeugt das Quartett sogar mich.
Jetzt kommt mein persönliches erstes Highlight an diesem Tag: SINNERS BLEED. Doublebass-Attacken, Riffgewitter und wütender Gesang verschmelzen hier zu einer Death Metal-Granate. Da Shouter Jan ja nun nicht mehr mit von der Partie ist, vertritt ihn ein glatzköpfiger Zwirbelkinnbart, dessen Name mir zwar unbekannt ist, aber on stage so ein Charisma verstreut, dass es eine wahre Freude ist. Auch einen neuen Track geben die Berliner zum Besten, der auf dem kommenden Album enthalten sein wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, hieß er „Behind The Veil“ und hört sich sehr vielversprechend an.
Facettenreich präsentiert sich das neue Album „Sade Et Masoch“ der Thüringer :FJOERGYN:. Und viele Neugierige staunen nicht schlecht, wie diese Band ihre Musik live rüberbringt. Ich, für meinen Teil, empfinde die Mucke recht uneingängig, aber bei den cleanen Gesangsparts spitzen sich sogar meine Ohren. :FJOERGYN: kommen bei den Anwesenden jedenfalls sehr gut an.
Dass Black Metal auch ohne Corpsepaint live sehr gut funktionieren kann, beweisen nun ORLOG. Im Watain-Shirt und grimmiger Miene steht Shouter D.Wolfram am Bühnenrand und keift wutentbrannt seine deutschen Texte ins Publikum. Der Black Metal der Deutschen reicht von rasenden bis zu treibenden Passagen und ist nicht selten mit geilen Melodien verpackt. Für viele Metalheads heute, eine interessante Entdeckung. Auch für mich. Spätestens jetzt, wo sie Satyricon’s „Mother North“ in exzellenter Art und Weise covern, hält es kaum noch jemand auf den Bänken. Großartiger Gig.
Einen Hut ziehe ich vor ELUVEITIE. Die Schweizer kamen vom Summerbreeze kurz vor ihrem Auftritt in Barth an und müssen danach auch gleich wieder weg nach Schweden, wo sie ihr neues Album aufnehmen. Und die Helvetier sind so was von ausgelassen, nett und freundlich, trotz des Stresses. Und ihr Auftritt ist einfach der Hammer. Jeder, der acht Bandmitglieder hat seinen Part und ist Blickfang. Frontmann Chrigel ist nicht der Einzige, der das Publikum animiert. Nein, auch die Gebrüder Kirder, Gitarrist Siméon und die beiden Mädels Anna und Meri recken ihre Fäuste in die Höhe, obwohl das Animieren gar nicht nötig ist, denn vor der Bühne hat sich ein enormer Pulk an Metalheads eingefunden. „Your Gaulish War“, „Of Fire And Wind“ etc. bringen die Massen in Wallung. Unter lautstarken Zugabe-Rufen verschwinden ELUVEITIE von der Bühne und versprechen wiederzukommen. Die Eidgenossen nehmen sich, trotz ihrer Eile, sogar noch die Zeit für ein Pläuschchen mit dem ein oder anderen. Eine sehr sympathische Band.
Und wo ich schon bei Sympathie bin … es folgen GOLEM! Ich kenne ihre Musik schon seit DDR-Zeiten und oute mich hier als Fan des Quartetts. Leider hatte ich bis dato noch nie die Gelegenheit sie live zu sehen, was sich heute aber ändert. Und das ist gut so! GOLEM legen los und so manche Münder bleiben offen stehen, bei dem, was Andreas, Eric, Carsten und Rainer hier abliefern. 7-saitige Gitarren und eine gespielte Perfektion, wie ich sie noch nicht gesehen habe. GOLEM legen ihren Schwerpunkt auf ihr „Dreamweaver“-Album und mit Songs, wie „Starchild“, „Tomb“ oder „Faces“ knüppeln die Berliner hier alles nieder, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Da lässt es jeden vergessen, dass die Band mit gehöriger Verspätung an den Start ging, da es einen Bassdrum zerhauen hatte.
Blutverschmiert geht es weiter mit ANGANTYR. Naja, zumindest der Basser ist mit Kunstblut eingeschmiert und spuckt solches auch ein paar Mal in den Moshpit. Der Rest der Band, beließ es bei ein paar Strichen im Gesicht und Körper, wie man es von Thyrfing her kennt. Die Dänen ziehen hier alle Register und Klischees, wie man es von Oldschool-Black Metal erwartet. Jawoll … und nun kommt eine Wikingergruppe auf die Bühne und kämpft gegeneinander mit Schwertern und Schilden. Eine gute Bühnenshow und gute Musik von ANGANTYR.
Eine absolute Premiere gibt es jetzt mit TROLLFEST. Die Norweger absolvieren hier in Barth ihren allerersten Gig überhaupt und sind davor auch ziemlich aufgeregt. Ein paar Zusprüche und sie erscheinen auf der Bühne. Schon bei dem ersten Song geht die Meute ab, wie nichts Gutes! Fronter Trollmannen rennt auf der Bühne hin und her und schreit seine Messages in einer Mischung aus Deutsch und Norwegisch in die Menge. Der Drummer mit einem Stetson auf dem Kopf malträtiert sein Drumkit so locker, als hätte er nie etwas anderes gemacht, TrollBANK mit einer Art Ziehharmonika sieht aus, als wäre er grad von einem Ska-Gig gekommen und eine feste Bank ist der erfahrene Mr. Seidel, der eher als John Espen Sagstad bekannt ist, der auch bei Sarkom und Pantheon I die Klampfe bedient. TROLLFEST merkt man partout nicht an, dass dies ihr erster gemeinsamer Auftritt ist. Trollmannen bringt dann noch eine große Schinkenkeule auf die Bühne und lässt die Leute in den ersten Reihen mal ordentlich abbeißen. Wer diese Band noch nicht kennt, sollte sie unbedingt mal abchecken. Songs, wie „Brakebein“, „Legendarisk Øl“ sprechen Bände. Finntroll sind dagegen Wimps!
Nun ein Hauch von Alpenfeeling aus Südtirol. Nein, nicht die Kastelruther Spatzen, sondern in Form von GRAVEWORM! Die Italiener hatten Pech mit der Fahrt nach Barth. Ganze fünfzehn Stunden haben sie auf der Autobahn verbracht. Und ähnlich, wie bei ELUVEITIE sind die Jungs und das Mädel überaus nett und locker und geben auf der Bühne alles. Die Spielzeit haben sie mit AASKEREIA getauscht, weil auch GRAVEWORM wieder los mussten. Egal, denn die Südtiroler geben alles. Ob „I – The Machine“, „Suicide Code“ oder „(N)utopia“, die Band spielt Songs aus ihrem gesamten Repertoire, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf ihr aktuelles Album „Collateral Defect“ gerichtet ist. Und beim Stageacting merkt man den Italienern ihre Routine an. Besonders Sabine sieht an den Keys natürlich sehr gut aus!
Zwei Bands noch und nur noch so wenig Zeit. Es spricht für AASKEREIA, dass sie Ihren Gig verkürzen, um der letzten Band THYRUZ noch Zeit für Blasphemie zu geben. Doch zurück zum Bühnengeschehen, denn es folgen nun AASKEREIA, auf die sich sehr sehr viele Metalfans freuen. Allesamt in Corpsepaint, außer einem Gitarristen, erscheinen die Baden-Württemberger auf der Bühne. Die Meute fängt an zu rufen: „Aaskereia, Aaskereia!“. Ein Intro und das Sextett beginnt mit „Erkenntnis“. Grim belässt es lediglich bei den Ansagen auf die Songtitel und raunt dann ins Mikro: „Die Flöten des Pan“…, ich begebe mich zwischen die Bänke und Moshpit und bin erstaunt, wie lautstark und textsicher die Fans vor und hinter mir die Lyrics mitsingen. AASKEREIA ist präsent auf der Bühne. Basser Morgoth post grimmig in die Reihen, Akustik-Klampferin Yord bangt, was das Zeug hält, Gitarrist Eihwaz wirkt einfach böse und hinter dem Drumkit erscheint immer wieder die weiße Glatze von Fafnir. Es folgen „Mit Raben und Wölfen“, „Der boshafte Geist“, „Aaskereia“, „Der Waldteufel“ etc. AASKEREIA legen einen geilen Gig hin und können leider auf Zugabe-Rufe nicht eingehen, entschuldigen sich dafür und gehen von der Bühne.
Dort warten schon THYRUZ aus Norwegen, die mit ihrem Album „Northern Blasphemy“ gute Kritiken einheimsen konnten. Vorher ständig mit Bier und Sonnenbrillen bewaffnet, entern diese nun mit üblichem Corpsepaint die Bühne und zeigen den restlichen Anwesenden, was eine norwegische Black Metal-Harke ist. Leider nur für knapp fünfzehn Minuten, denn durch einige Verzögerungen ist es den Norwegern leider nicht vergönnt, länger zu spielen. So ist es bei den kommunalen Ordnungsämtern nun mal. Egal, THYRUZ haben Spaß und sind froh, dass sie überhaupt spielen können. Im Nachhinein sind sie sogar begeistert von Barth.
Nun ist es also vorbei, das mittlerweile neunte Barther Metal Open Air. Bleiben noch einige Worte zum Umfeld. Die weiteste Anreise. Jedes Mal vergibt Veranstalter Heiko ein Gratis-Shirt an denjenigen Fan, der die weiteste Anreise zum BMOA hatte. Diese Shirts musste er dieses Mal gleich doppelt vergeben. Da sind doch wirklich zwei Metalheads von Bulgarien aus nach Barth getrampt, nur um TROLLFEST zu erleben. Nicht schlecht! Die Security. So unauffällig und trotzdem präsent. Es hatte kaum jemand mitbekommen, dass ein Typ vom Gelände geschmissen wurde, der versuchte, eine Bank zu demolieren. Dazu waren die Leute absolut nett und überhaupt nicht prollig, wie man es von so manch anderen Festivals kennt. Vielen Dank an SL-Security! Die Besucher. Es war pure Party, nette Leute und es gab kaum einen Aussetzer. Dass ein paar Idioten bei solchen Festivals immer vor Ort sind, lässt sich teilweise nicht vermeiden. Aber Dank vieler Metal-Fans hatten diese komischen Vögel keine Chance, hier ihre rechte posermäßige Gesinnung an den Mann bzw. Frau zu bringen. Das nenne ich mal Courage! Sie wurden einfach untergebuttert. Der Veranstalter. Heiko riss sich, wie immer, den Arsch auf. Auch hatte er, neben seiner Freundin, tatkräftige Unterstützung, die ihm auch am nächsten Tag beim Aufräumen halfen. Danke für so ein geiles Festival.