Mannheim, SAP Arena
22.10.2007
The monster is loose – ganz unter diesem Motto sollte dieser Abend stehen. MEAT LOAF in der SAP Arena in Mannheim, also quasi bei mir um die Ecke, da muss ich hin, auch wenn ich zu dessen neuestem Werk, dem Abschluss der „Bat Out Of Hell“ Trilogie, nicht wirklich Zugang gefunden hatte. Macht nichts, die alten Knaller wird der gute Fleischkloß schon bringen. Und er brachte sie, doch zuvor...
...wurde ich Zeuge eines Rätsels. Es war keine Vorgruppe angekündigt und so war ich etwas verwirrt, als MEAT LOAF persönlich die anwesenden Gäste (die SAP Arena war weit davon entfernt, ausverkauft zu sein) dazu aufforderte, seine „Freunde“ willkommen zu heißen. Auf die Bühne liefen zwei Gitarristen mit Westernklampfen und eine junge Frau, die jedem Klischee einer blonden Amerikanerin entsprach. Die dann folgende halbe Stunde stand ganz unter dem Stern des Akustik-Pop – und es war mitunter eine der langweiligsten halben Stunden in meinem Leben. Wenn ich so etwas in einer Kneipe gehört und gesehen hätte, dann wäre das durchaus ansprechend gewesen. Hier wirkte es, noch dazu im Vorprogramm von MEAT LOAF, schlicht deplaziert. Und so kursierten in meinem Umfeld bald die kuriosesten Erklärungen, wie es dieses Persönchen ins Vorprogramm geschafft hat – ich will diese Theorien hier nicht erläutern. Des Rätsels Lösung war dann einfach. Die Dame war Background-Sängerin des Meisters. Ihren Namen habe ich vergessen und ihre Darbietung hoffentlich bald auch.
Nach einer kurzen Umbaupause gingen dann endlich die Lichter wieder aus und die Band um MEAT LOAF enterte die Bühne. Und da sind wir dann auch gleich bei meinem Lieblingsthema. Diese Band ist einfach nur der blanke Wahnsinn. Die Jungens spielten so dermaßen tight, ergänzten sich an allen Ecken und Enden und was Gitarrist Paul Crook ablieferte, war mal wieder über alle Maßen erhaben. Das alles eingepackt in einen wunderbar transparenten, druckvollen Sound und dargeboten mit verdammt viel Spielfreude. Alleine diese Meute hat den Abend zu etwas besonderem gemacht. Gefolgt von zwei Sängerinnen (darunter die Blonde von zuvor...) stapft dann endlich Marvin Lee auf die Bühne und...was ist das? Ok, zuerst ein Song von der neuen Platte, aber wo ist die Stimme? Wo ist die Stimme, die diesen Mann schon immer zu den Größten seines Metiers hat zählen lassen? Nun, abwarten. Aber bei „Out Of The Frying Pain“ dachte ich echt, der Gute kippt gleich um und wird von der Bühne getragen. Bei „Life Is A Lemon“ sieht es nur unwesentlich besser aus. Mir schwant böses. Die Sängerinnen machen ihren Job mehr als nur fantastisch, wobei auffällt, dass auch die nun schon zum dritten Mal erwähnte Blonde stimmlich angeschlagen ist, was man von ihren sehr kleinen dunkelhaarigen Kollegin nicht sagen kann – mann, diese Frau hatte vielleicht eine Stimme. Obwohl also musikalische und showtechnisch alles stimmte, hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen. Sollte das alles sein, was MEAT LOAF noch aus sich herausbekommt? Es erinnerte mich plötzlich schleichend an eine mindestens genauso miese Vorstellung eines gewissen Rob Halford. Das durfte nicht sein. Und es schien, als ob MEAT LOAF es genauso sah. Denn mit der Länge des Konzerts kam plötzlich wieder seine Stimme zurück und war bei dem mit Videoeinspielungen untermalten „In The Land Of The Pig, The Butcher Is King“ plötzlich voll da. Dieser Song funktionierte live dann so gut, dass es mir die komplette Spielzeit über kalt den Rücken hinunter gelaufen ist. Überhaupt ließ die Setlist kein Auge trocken, „Dead Ringer“, „You Took The Words Out Of My Mouth“, „I Would Do Anything For Love“ und „Bat Out Of Hell“, alle Klassiker wurden gespielt und zum Schluss war die Stimme dann auch wieder fast wie in den alten Zeiten.
Wie gehabt wird bei einem Konzert von MEAT LOAF das Ohr, aber eben auch das Auge vollends bedient. Jedes Stück wird einem kleinen Theaterstück inszeniert, das Publikum wird mit eingebunden (Meat Loaf: Say „yes“ in german. Besucher: YES!) und der Spaß steht an erster Stelle. Und auch wenn die ersten 25 Minuten echt erschreckend waren, so rettete sich der Meister mit zunehmender Spielzeit und am Ende war ich letztlich zufrieden. Alle Klassiker, ein gutgelaunter Sänger, fantastische Sängerinnen und eine Band, die schlicht der Hammer war. Ein gelungener Abend.
veröffentlicht am 24.10.2007