Dreadful Shadows Eminence Of Darkness
Dreadful Shadows, Eminence Of Darkness
Leipzig, Werk II
13.10.2007
13.10.2007
Mit nur einem Album - „Buried Again“ - schafften es die DREADFUL SHADOWS einst, ihren Namen unlösbar mit der Darkrock/Gothic-Szene zu verweben und bestätigten ihre zumindest nationale Ausnahmestellung durch zahlreiche Konzerte und die nachfolgenden Scheiben. Neben Sven Friedrichs vereinnahmender Stimme war wohl vor allem die stilistische Wandlungsfähigkeit der Berliner – von metallischen Anklängen über simple Goth-Rocker bis hin zu den elektronischen Ruhepolen der Spätphase – dafür verantwortlich, dass sich Anhänger verschiedenster Couleur bei dieser Musik treffen und gemeinsam genießen konnten.
Im Jahr 2000 kam nach vier Alben und einem Doppel-Livealbum schließlich das Ende der Band, da sich die Musiker erfolgreich mit anderen Projekten (u.a. ZERAPHINE, THANATOS) beschäftigten und kaum mehr Platz für die DREADFUL SHADOWS blieb. Eine große Band schien ihren letzten Weg beschritten zu haben...
...hatte dabei allerdings nicht mit der Nachhaltigkeit gerechnet, mit der sie sich in die Köpfe und Herzen ihrer Anhängerschar gegraben hat. Davon zeugte nicht nur der kometenhafte Start der ähnlich gelagerten SCREAM SILENCE, sondern auch die unverminderte Popularität des Materials, der die Jahre der Abwesenheit scheinbar nichts anhaben konnten.
So entschied man sich in diesem Jahr, eine kleine Anzahl von Shows zu geben, die dem Phänomen DREADFUL SHADOWS alten Glanz und frisches Leben einhauchen sollten, ohne eine vollständige Reunion darzustellen. Sozusagen die Minitour zu „unserem letzten Album 'The Cycle'... ...tja, ist ja auch irgendwie unser aktuelles, hehe“, wie Sven Friedrich das Ganze treffend zusammenfasst...
Den Auftakt im gut gefüllten Werk II zu Leipzig bestreitet der lustige Dreier EMINENCE OF DARKNESS, der sich dem wilden Raubzug durch sämtliche Stile angedunkelter Tonkunst verschrieben hat. Am Anfang stehen poppige Perlen im allerbesten PLACEBO-Fahrwasser: Die Gitarrenarbeit, die Harmonien, die Attitüde und selbst die Stimme inklusive britischem Akzent – hier wird fast bis zur Selbstaufgabe zitiert und seltsamerweise macht es trotzdem Spass, der gutgelaunten Band bei ihrem Auftritt zuzuschauen.
Das legt sich später etwas: Mehr und mehr wildert man in weiteren Regionen vorwiegend elektronischer Provenienz, etwas L'AME IMMORTELLE, eine Prise Brachialonanie a la OOMPH!, die der Band weniger gut zu Gesicht steht, und bisweilen auch einfach Darkwave klassischer Machart. Insgesamt besehen jedoch eine solide Vorstellung, die trotz fehlender Eigenständigkeit für reichlich Kurzweil sorgt.
Kurzweil schön und gut, aber als die DREADFUL SHADOWS schließlich die Bühne betreten, lösen sich Vorher und Nachher vorerst auf und weichen einem Gefühl freudiger Anspannung. Unglaublich, wie das ganze Auditorium etwas näher zur Bühne rückt, fast spürt man die gespannte Erwartung eines Jeden, hier und heute seinem ganz persönlichen Lieblingskonzert beizuwohnen – vom gestandenen Goth, der die Zeit für ein paar Stunden zurück dreht, bis hin zu jenem ABORTED-Fan, den im Verlauf der Show nichts und niemand von seinem selbstversunkenen, fast rituellen Tanz abhalten wird. Die unterschiedlichsten Menschen haben sich hier getroffen, und alle eint die Gewissheit, dass an diesem Abend garantiert der eine Moment kommen wird, in dem man nur noch versinken will.
Fast schon unanständig nimmt sich dagegen die entspannte Sicherheit der Band um den stimmlich glänzend aufgelegten Sven Fiedrich aus, im musikalischen Bereich von Juliane (EMINENCE OF DARKNESS, Gesang), sowie Benni Cellini und Muttis Stolz (LETZTE INSTANZ, Violine & Cello) unterstützt. Leger gekleidet steigt man mit „Futility“ ein, schiebt mit „New Day“ und „Drowning Sun“ bei bestem Sound fleißig nach, bevor „Sea Of Tears“ vom Debüt erstmals ganz tief drinnen einschlägt. Kein Wunder, dass das von Anfang an gebannte Publikum vereinzelt zu Taschentuch oder Feuerzeug greift, zumal das meinerseits sehnlichst erwartete „Dusk“ die Stimmung perfekt aufnimmt und Bilder anderer Tage, anderer Orte aus der Erinnerung gräbt. Emotionaler, eindringlicher, kann Musik nicht sein.
Geringfügig schwächer wirkt da anschließend „Awakening“, welches - wie das letzte Album „The Cycle“ insgesamt - etwas rockiger, hektischer ausfällt und so für eine kleine Zäsur sorgt. Dennoch macht es Spaß, den gut aufgelegten Berlinern auf ihren jüngeren Spuren zu folgen, da sich die Atmosphäre zusehends lockert, man sich gegenseitig annähert und auf beiden Seiten einfach die Freude darüber spürbar ist, dass es zu diesem Konzert gekommen ist.
Höhepunkte des diesbezüglich nicht gerade armen Sets sind in der Folge auf jeden Fall die Songs des eingangs erwähnten Überwerkes, die für selige Gesichter und hundertfach geformte Textzeilen sorgen – egal ob treibend wie „Chains“ und „Everlasting Words“, oder von zum Heulen schöner Anmut, wie eben „Mortal Hope“. Gerade dieser Titel ist immer wieder aufs Neue so unglaublich zerbrechlich, so unsagbar traurig und schmerzhaft erlösend, dass es einem unwillkürlich Schauer über den Rücken jagt. Glücklicherweise (?) sorgt das NEW ORDER-Cover „True Faith“ da für einen gewissen Gegenpol und beendet den regulären Set mit einer eher positiven Note.
Dass die SHADOWS gerade in Leipzig nicht ohne Zugabe von den Brettern gehen werden, versteht sich von selbst, da die Verbindung zu dieser Stadt – auch hier eine Parallele zu SCREAM SILENCE – unerklärlicherweise schon immer etwas tiefer zu sein schien. Mit dem genial treibenden „Cyber“, „Fall“ und Tanita Tikarams unsterblicher Ode an die Entfremdung, „Twist In My Sobriety“ kommt die Band nach kurzer Wartezeit den Publikumswünschen nach und verabschiedet sich ein weiteres Mal. Natürlich sind selbst 23 Songs nach 8 Jahren keinesfalls akzeptabel, was uns in den Genuss des wunderbar schwebenden „Beyond The Maze“ bringt und – nach einer weiteren Willensbekundung des Publikums – schließlich im ersten Song der Band überhaupt gipfelt: Das meditative „Funeral Procession“ setzt nach satten 2,5 Stunden einen würdigen Schlusspunkt unter ein Konzertereignis, das - genau besehen - so gar nichts von einem Begräbnis an sich hatte. Eher schon stellte sich das überwältigende Gefühl ein, der Wiederkehr eines tief vermissten Seelenverwandten beizuwohnen – hoffen wir einfach, dass er in Zukunft etwas öfter vorbeischaut....
01. Futility
02. New Day
03. Drowning Sun
04. Dead Can Wait
05. Sea Of Tears
06. Dusk
07. Awakening
08. Vagrants
09. A Better God
10. Vortex
11. Chains
12. Burning The Shrouds
13. Desolated Home
14. Craving
15. Figures Of Disguise
16. Everlasting Words
17. Intransigence
18. Mortal Hope
19. Condemnation
20. True Faith
--------------
21. Cyber
22. Fall
23. Twist In My Sobriety
--------------
24. Lullaby
25. Beyond The Maze
--------------
26. Funeral Procession
Für die Fotos sei an dieser Stelle ganz herzlich Falk Scheuring gedankt, den ihr im Netz unter folgender Adresse erreichen könnt:
www.fs-digital.de
Im Jahr 2000 kam nach vier Alben und einem Doppel-Livealbum schließlich das Ende der Band, da sich die Musiker erfolgreich mit anderen Projekten (u.a. ZERAPHINE, THANATOS) beschäftigten und kaum mehr Platz für die DREADFUL SHADOWS blieb. Eine große Band schien ihren letzten Weg beschritten zu haben...
...hatte dabei allerdings nicht mit der Nachhaltigkeit gerechnet, mit der sie sich in die Köpfe und Herzen ihrer Anhängerschar gegraben hat. Davon zeugte nicht nur der kometenhafte Start der ähnlich gelagerten SCREAM SILENCE, sondern auch die unverminderte Popularität des Materials, der die Jahre der Abwesenheit scheinbar nichts anhaben konnten.
So entschied man sich in diesem Jahr, eine kleine Anzahl von Shows zu geben, die dem Phänomen DREADFUL SHADOWS alten Glanz und frisches Leben einhauchen sollten, ohne eine vollständige Reunion darzustellen. Sozusagen die Minitour zu „unserem letzten Album 'The Cycle'... ...tja, ist ja auch irgendwie unser aktuelles, hehe“, wie Sven Friedrich das Ganze treffend zusammenfasst...
Den Auftakt im gut gefüllten Werk II zu Leipzig bestreitet der lustige Dreier EMINENCE OF DARKNESS, der sich dem wilden Raubzug durch sämtliche Stile angedunkelter Tonkunst verschrieben hat. Am Anfang stehen poppige Perlen im allerbesten PLACEBO-Fahrwasser: Die Gitarrenarbeit, die Harmonien, die Attitüde und selbst die Stimme inklusive britischem Akzent – hier wird fast bis zur Selbstaufgabe zitiert und seltsamerweise macht es trotzdem Spass, der gutgelaunten Band bei ihrem Auftritt zuzuschauen.
Das legt sich später etwas: Mehr und mehr wildert man in weiteren Regionen vorwiegend elektronischer Provenienz, etwas L'AME IMMORTELLE, eine Prise Brachialonanie a la OOMPH!, die der Band weniger gut zu Gesicht steht, und bisweilen auch einfach Darkwave klassischer Machart. Insgesamt besehen jedoch eine solide Vorstellung, die trotz fehlender Eigenständigkeit für reichlich Kurzweil sorgt.
Kurzweil schön und gut, aber als die DREADFUL SHADOWS schließlich die Bühne betreten, lösen sich Vorher und Nachher vorerst auf und weichen einem Gefühl freudiger Anspannung. Unglaublich, wie das ganze Auditorium etwas näher zur Bühne rückt, fast spürt man die gespannte Erwartung eines Jeden, hier und heute seinem ganz persönlichen Lieblingskonzert beizuwohnen – vom gestandenen Goth, der die Zeit für ein paar Stunden zurück dreht, bis hin zu jenem ABORTED-Fan, den im Verlauf der Show nichts und niemand von seinem selbstversunkenen, fast rituellen Tanz abhalten wird. Die unterschiedlichsten Menschen haben sich hier getroffen, und alle eint die Gewissheit, dass an diesem Abend garantiert der eine Moment kommen wird, in dem man nur noch versinken will.
Fast schon unanständig nimmt sich dagegen die entspannte Sicherheit der Band um den stimmlich glänzend aufgelegten Sven Fiedrich aus, im musikalischen Bereich von Juliane (EMINENCE OF DARKNESS, Gesang), sowie Benni Cellini und Muttis Stolz (LETZTE INSTANZ, Violine & Cello) unterstützt. Leger gekleidet steigt man mit „Futility“ ein, schiebt mit „New Day“ und „Drowning Sun“ bei bestem Sound fleißig nach, bevor „Sea Of Tears“ vom Debüt erstmals ganz tief drinnen einschlägt. Kein Wunder, dass das von Anfang an gebannte Publikum vereinzelt zu Taschentuch oder Feuerzeug greift, zumal das meinerseits sehnlichst erwartete „Dusk“ die Stimmung perfekt aufnimmt und Bilder anderer Tage, anderer Orte aus der Erinnerung gräbt. Emotionaler, eindringlicher, kann Musik nicht sein.
Geringfügig schwächer wirkt da anschließend „Awakening“, welches - wie das letzte Album „The Cycle“ insgesamt - etwas rockiger, hektischer ausfällt und so für eine kleine Zäsur sorgt. Dennoch macht es Spaß, den gut aufgelegten Berlinern auf ihren jüngeren Spuren zu folgen, da sich die Atmosphäre zusehends lockert, man sich gegenseitig annähert und auf beiden Seiten einfach die Freude darüber spürbar ist, dass es zu diesem Konzert gekommen ist.
Höhepunkte des diesbezüglich nicht gerade armen Sets sind in der Folge auf jeden Fall die Songs des eingangs erwähnten Überwerkes, die für selige Gesichter und hundertfach geformte Textzeilen sorgen – egal ob treibend wie „Chains“ und „Everlasting Words“, oder von zum Heulen schöner Anmut, wie eben „Mortal Hope“. Gerade dieser Titel ist immer wieder aufs Neue so unglaublich zerbrechlich, so unsagbar traurig und schmerzhaft erlösend, dass es einem unwillkürlich Schauer über den Rücken jagt. Glücklicherweise (?) sorgt das NEW ORDER-Cover „True Faith“ da für einen gewissen Gegenpol und beendet den regulären Set mit einer eher positiven Note.
Dass die SHADOWS gerade in Leipzig nicht ohne Zugabe von den Brettern gehen werden, versteht sich von selbst, da die Verbindung zu dieser Stadt – auch hier eine Parallele zu SCREAM SILENCE – unerklärlicherweise schon immer etwas tiefer zu sein schien. Mit dem genial treibenden „Cyber“, „Fall“ und Tanita Tikarams unsterblicher Ode an die Entfremdung, „Twist In My Sobriety“ kommt die Band nach kurzer Wartezeit den Publikumswünschen nach und verabschiedet sich ein weiteres Mal. Natürlich sind selbst 23 Songs nach 8 Jahren keinesfalls akzeptabel, was uns in den Genuss des wunderbar schwebenden „Beyond The Maze“ bringt und – nach einer weiteren Willensbekundung des Publikums – schließlich im ersten Song der Band überhaupt gipfelt: Das meditative „Funeral Procession“ setzt nach satten 2,5 Stunden einen würdigen Schlusspunkt unter ein Konzertereignis, das - genau besehen - so gar nichts von einem Begräbnis an sich hatte. Eher schon stellte sich das überwältigende Gefühl ein, der Wiederkehr eines tief vermissten Seelenverwandten beizuwohnen – hoffen wir einfach, dass er in Zukunft etwas öfter vorbeischaut....
01. Futility
02. New Day
03. Drowning Sun
04. Dead Can Wait
05. Sea Of Tears
06. Dusk
07. Awakening
08. Vagrants
09. A Better God
10. Vortex
11. Chains
12. Burning The Shrouds
13. Desolated Home
14. Craving
15. Figures Of Disguise
16. Everlasting Words
17. Intransigence
18. Mortal Hope
19. Condemnation
20. True Faith
--------------
21. Cyber
22. Fall
23. Twist In My Sobriety
--------------
24. Lullaby
25. Beyond The Maze
--------------
26. Funeral Procession
Für die Fotos sei an dieser Stelle ganz herzlich Falk Scheuring gedankt, den ihr im Netz unter folgender Adresse erreichen könnt:
www.fs-digital.de