My Darkest Hate Crack Up Blood Spawn Immaconcept

My Darkest Hate, Crack Up, Blood, Spawn, Immaconcept

Blood
Leipzig, Tonellis
26.04.2003
Es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis ich fauler Sack meinen Hintern mal wieder von meinem ledernen Thron loslösen und auf ein Konzert schleppen konnte. Die Wahl fiel günstigerweise auf das dreijährige Jubiläum des „Heavy Metal-Nix im Scheddel“-Events, das mit ganzen fünf Bands und hundert Litern Freibier warb.
Im Tonellis in Leipzig angekommen, freute ich mich über dreierlei Dinge. Zum einen war der Eintrittspreis von 10 Europamünzen noch im verträglichen Rahmen, zum anderen wurde mal wieder die große Bühne anstatt des reisebus-ähnlichen Ministages verwendet, so dass niemand ausversehen zu Tode getrampelt werden konnte. Desweiteren hatte meine innere Uhr mich recht pünktlich zum Beginn von IMMACONCEPTs Auftritt erscheinen lassen (Wer schon öfters mal beim „Scheddel“ war, der weiß, dass Pünktlichkeit nicht gerade groß geschrieben wird). Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Leipziger Band vorher noch nicht kannte, obwohl wir in derselben Stadt residieren. Dennoch konnte ihr Death/Doom sehr begeistern. Ihre nachvollziehbaren Midtempo-Songs stellten den idealen Einstieg für das noch etwas verschlafene Publikum dar, die sich allerdings noch nicht so recht nach vorne wagen wollten. Nach kurzer Zeit aber holte der Veranstalter seinen für diesen Fall vorbereiteten Joker aus dem Ärmel und schickte zwei mittellose Frauen auf die Bühne, die sich außer ihrer knappen Unterwäsche nichts warmes zum Anziehen leisten konnten. Da ihnen sicherlich kalt war, mussten sie sich nun natürlich mit Hilfe rhythmischer Tanzbewegungen warm halten, und da der Grossteil des männlichen Publikums sich diesem billigen Trick und dem vorherrschenden Klischee des notgeilen Säufers nicht entziehen konnte, rückte man kollektiv ein wenig näher zum Stage.
Nach dem gelungenen Auftritt der ersten Band folgten mit SPAWN und BLOOD zwei richtige „Scheddel“-Bands für Fans der etwas härteren Death- und Grind-Machart, wobei die Blutband noch um einiges brachialer zu Werke ging. Der Sound haute ordentlich rein, die Vocals wurden anständig hingeröchelt und gegrunzt, es gab also nix zu meckern. Ich persönlich stehe allerdings nicht mehr uneingeschränkt auf diese knallharte Musik, so dass ich mich ein wenig vom Hauptgeschehen absetzte.
Fast hätte ich aber zwei wichtige Dinge vergessen. Das versprochene Freibier war übrigens während der ersten Umbauphase in Rekordzeit von 10 Minuten restlos vertrunken und die zuvor erwähnten Animierdamen schreckten selbst vor den Brachialbands nicht zurück. Spätestens an ihrem ungläubigen Gesichtsausdruck aufgrund hämmernder Doublebass und krachenden Blastspeeds und den unbeholfenen Tanzbewegungen im Anschluss wurde klar, dass die beiden von dieser Musik nicht den Hauch einer Ahnung hatten, geschweige denn, wie man sich dazu zu bewegen hatte. Ehrlichgesagt taten sie mir ein wenig leid und nicht nur ich hätte darauf verzichten können, zwischen dem Headbangen mal eben kurz nen Blick auf nen nackten Hintern zu werfen.
Egal, konzentriert hat man sich eh auf die Musik, und ich als alter CRACK UP-Fan freute mich natürlich besonders über den Auftritt der Death’n’Roller. Zwar war der Kreis der abfeiernden Fans zu Beginn noch recht klein und einige Leute starrten zunächst recht ungläubig in die Runde, aber mit der Zeit konnte man sich dem mörderischen Groove der Band nicht entziehen. Songs wie „Bad Mongo“, „Stallknecht“, „Leaving Mexico“ oder die Zugabe „Money Will Roll Right In“ verbreiteten einfach gute Laune und sorgten für die ersten übermütigen „Tragt mich über eine löchrige Menge hinweg“-Versuche, die physikalisch korrekt mit anschließenden Prellungen auf dem Boden endeten.
Vor und nach dem Auftritt fand auch noch ein kleiner Verlosungsevent statt, bei dem wahllos Leute auf die Bühne gebeten wurden, die unterstützt von einer aufblasbaren Gitarre ihr Hirn aus dem Kopf bangten und dafür mit einem Preis belohnt wurden. Von mir aus hätten sie die Dinger auch gleich ins Publikum werfen können, aber egal.
Danach hatte ich eigentlich geplant, noch schnell den Opener von MY DARKEST HATE abzuwarten und dann das Etablissement gen Heimat zu verlassen, aber nur ein Song reichte aus, um mich sofort zu packen und das letzte Quäntchen Energie aus meinem geschundenen Körper zu pumpen. Die Jungs waren mit ihrem knackigen Old-School-Death meine absolute Überraschung des Abends. Geiles Riffing, geile Growls, eine gehörige Portion Eingängigkeit – Wer braucht da noch amerikanische oder skandinavische Bands, wenn das Heimatland solch hochwertige Acts produziert. Klasse.
Selbstverständlich bin ich dann doch bis zum offiziellen Schluss geblieben und freute mich über einen gelungenen Abend der metallischen Sorte. Und eine kleine Premiere gab’s dann auch noch: Zum ersten Mal hatte ich ein „Scheddel“-Event so ausreichend erlebt, um euch einen Bericht darüber präsentieren zu können. Bei früheren Veranstaltungen war nämlich meist das gepflegte Biertrinken im Nebenraum interessanter als die Konzerte selbst oder terminliche Verzögerungen führten zu vorzeitigem Verlassen...
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