Persistence Tour
Persistence Tour
Dresden, Messe
08.12.2007
08.12.2007
Die Persistence Tour ist Europas größte Tour im Hardcore Sektor. Kurze Spielzeiten für die Bands und eine etwas eigenwillige Tourplanung gehören schon immer dazu. Dieses Jahr brachte man es fertig in Hamburg zu spielen und am nächsten Tag in München. Auch die Reihenfolge Saarbrücken, Dresden, Belgien muss man nicht verstehen.
Diese enge Planung führt dazu, dass an Abenden oft schon vor Mitternacht Schluss ist. In Dresden wurde schon eine Woche vorher der Zeitplan der neun Bands veröffentlicht:
16:00 EINLASS
16:40 - 17:10 NO TURNING BACK
17:25 - 17:55 BARCODE
18:10 - 18:40 RINGWORM
18:55 - 19:25 DEATH BEFORE DISHONOR
19:40 - 20:10 SWORN ENEMY
20:25 - 20:55 EVERGREEN TERRACE
21:10 - 21:55 IGNITE
22:10 - 22:55 AGNOSTIC FRONT
23:10 - 00:00 HATEBREED
Eine Mammutprogramm von acht Stunden mit neun Bands sollte es also werden in der Messe. Dorthin war das Konzert verlegt worden, da der Alte Schlachthof schon Wochen vorher mit 2.200 Leuten ausverkauft war. In der Messe waren dann zwischen 3.500 und 4.000 Zuschauer, 5.000 hätten wohl reingepasst.
Von NO TURNING BACK habe ich die ersten Minuten durch das Interview mit SWORN ENEMY verpasst und einen Song dann vom Bühnenrand angeschaut, so dass ich sie nicht richtig beurteilen kann. Aber wie bei vielen Hardcore Bands war gleich klar, dass sie in einem Club mit Kontakt zum Publikum viel besser wirken würden. Nach 25 Minuten war dann auch schon Schluss und der Blick durch die Halle bestätigte faire T-Shirt Preise von 12 bis 15€. Es gab Fischbrötchen, Bratwurst, Steaks, nur ob es auch was für Veganer gab, habe ich vergessen zu schauen.
Eigentlich muss man sich BARCODE mit einem Bier in der Hand anschauen, aber bei einem Preis von 2,80 € für das 0,4 Liter Radeberger trinke ich dann doch lieber nichts. BARCODE sind wie gewohnt räudig, aber auch diese 25 Minuten bleiben nicht im Gedächtnis haften, von so einer großen Bühne herunter muss man erst mal das Publikum erreichen. Die Bühne wirkt sowieso ziemlich komisch, so freistehend in der Halle, und auch die Soundanlage läuft auf Maximum, um die Halle beschallen zu können. Egal, wer braucht bei BARCODE schon einen guten Sound. Literaturnobelpreise wird diese Band nicht mehr gewinnen, aber in jede Ansage ein "Fot..." einbauen, wirkt auch nicht lustig wenn man älter als 16 ist.
Bei RINGWORM fängt es dann auch im vorderen Drittel der Halle an komisch zu riechen, die Vegetarier tun mir leid, der Geruch der drei Wurst- und Steakgrills wabert durch die komplette Halle. Vielleicht doch keine gute Idee in einer Halle zu grillen. Der Auftritt von RINGWORM war irgendwie nichtssagend und auch der Höflichkeitsapplaus hielt sich in Grenzen.
DEATH BEFORE DISHONOR konnten dann aber wieder in den vorderen Reihen des Publikums für Bewegung sorgen, und auch viele Träger ihrer Shirts waren zu sehen. Wie NO TURNING BACK, die am Bühnenrand standen, waren sie bemüht, aber der Funke wollte nicht überspringen.
Das war dann bei SWORN ENEMY schon etwas anders, zum ersten Mal gab es auch in den Bereichen hinter dem Mischpult Reaktionen und das soll bei dieser Masse an Publikum schon was heißen. Die Bandmitglieder bewegten sich alle viel, der Sound war differenzierter als bei den Bands davor und man merkte SWORN ENEMY an, dass sie Erfahrungen hatten mit den größeren Bühnen. Aber auch sie spielten nur 25 Minuten, obwohl im Vorfeld mit 30 Minuten geplant war und auch der Umbau in den geplanten 15 Minuten bewältigt wurde. Kurze, knackige Ansagen und ein straffes Programm durch alle Alben lies den Auftritt schnell vergehen. Die möchte ich dann doch noch mal in einem Club sehen.
Alle Mädels und Emos nach vorne - EVERGREEN TERRACE entrollen ihr Backdrop. Die Welle der Metalcorebands mit cleanem Gesang scheint langsam abzuflachen, und nur die besseren werden bleiben. Das schließt auch EVERGREEN TERRACE mit ein. Viele Bands aus dieser Ecke klingen für mich gleich, jetzt weiß ich aber, wo sie geklaut haben und wo die vielen Sänger ihre Bewegungsabläufe abgeschaut haben. Stimmung machen EVERGREEN TERRACE, die Songs kommen gut rüber, und sie dürfen sogar länger als geplant spielen; 35 bis 40 Minuten sind es dann. Auch Sänger Andrew (1,85m und 70 kg) wirkt nicht wie ein Emo, wie oft zu lesen ist, sondern fällt vor allem durch seinen Gesang auf. So sollte es ja auch sein.
Richtet man Kameras auf Menschen, tun sie alles, um auch später auf der DVD zu sein. Wie die letzten Jahre bei der Persistence Tour, so wurde auch dieses Jahr wieder fleißig gefilmt und ein Kameramann lief durchs Publikum und bekam viele blanke Hintern und Pommesgabeln gezeigt. Doch dann sah er ein durchaus hübsches Mädel zu den Klängen von EVERGREEN TERRACE tanzen, und sofort zogen sie und ihr Freund das volle Programm des Ausdruckstanzes ab. Das war richtig schön klischeehaft, aber wahrscheinlich schon zu viel Klischee, um auf die DVD zu kommen.
Zurück zur Musik: IGNITE waren an der Reihe, mein heimlicher Headliner des Abends.
Kurz bevor es losging, krachte es plötzlich und der schwenkbare Arm, an dem die Bühnenkamera hing, krachte herunter ins Publikum. Hoffentlich hat den niemand direkt auf den Kopf bekommen, denn die Kamera und der Arm sahen danach ziemlich zerbeult aus.
IGNITE stiegen mit "Bleeding" von ihrem Album "Our Darkest Days" vom letzten Jahr ein und zogen mich sofort in ihren Bann. Ich fand sie im April in Leipzig schon gut, doch jetzt war Sänger Zoli fit und hatte alles im Griff. Dazu noch Brett als zweite Frontsau am Bass und schon konnte nicht mehr viel schief gehen. Das Hauptaugenmerk lag auf Songs von "Our Darkest Days", aber auch alte Sachen kamen nicht zu kurz, und natürlich war "Man Against Man" Pflicht. Das Lied ist 1994 von Sven-Günther, einem Freund der Band aus Leipzig, geschrieben worden, der es wie im April auch wieder singen durfte.
In Leipzig gab es vor einem halben Jahr kaum Ansagen von Zoli, da er seine Stimme schonen musste, aber was dieser Mann an Inhalt in seine Texte gepackt hat, wie er es dem Publikum präsentiert und erklärt und wie er seine Ansagen aktuell hält und dem Auftrittsort anpasst, ist Weltspitze. Auch einen Kajalträger neben dem Mischpult schien die Band bei der Lektüre seines Klamottenkataloges nicht zu stören. So waren nach den 45 Minuten des Auftrittes alle zufrieden, und ich hab den 20.04.2008 in Leipzig schon fest eingeplant, um IGNITE wiederzusehen.
Was jetzt folgte waren AGNOSTIC FRONT, wenn sie keine Lust haben - die Lautstärke wurde heruntergedreht und die ersten drei Lieder ohne Pause durchgeprügelt. Dann gab es die erste Ansage und man konnte doch tatsächlich mal ein Lied erkennen. Im Laufe des Sets steigerten sie sich zwar und als nacheinander "Crucified" und "Gotta Go" kamen, kochte die Halle. Aber es folgte nur noch ein weiterer Song, und die alten Herren verließen die Bühne nach 35 Minuten.
Zum Abschluss sollte es dann noch HATEBREED geben, aber nach einer halben Stunde beschlossen wir, den Stress auf dem Parkplatz durch eine zeitige Abreise zu umgehen. In dieser halben Stunde lieferten HATEBREED wie immer eine routinierte Show ab, und Jamey Jasta hatte das Publikum im Griff. HATEBREED sind da aber wie MOTÖRHEAD und SLAYER, live nie schlecht, aber auch nie richtig überragend, weil sich eine gewisse Routine eingeschlichen hat. Viele im Publikum sahen es wohl ähnlich, denn der Aufforderung nach einem Circle Pit um das Mischpult kam niemand nach.
Was also bleibt nach dieser Mammutverstaltung?
Der Eindruck, dass Hardcore in kleine Clubs gehört, wo man noch gemeinsam mit den Musikern schwitzen kann. Aber auch, dass es mit drei großen Bands durchaus Veranstaltungen geben kann, die über faires Rahmenprogramm verfügen, denn 22€ im Vorverkauf waren mehr als fair.
Diese enge Planung führt dazu, dass an Abenden oft schon vor Mitternacht Schluss ist. In Dresden wurde schon eine Woche vorher der Zeitplan der neun Bands veröffentlicht:
16:00 EINLASS
16:40 - 17:10 NO TURNING BACK
17:25 - 17:55 BARCODE
18:10 - 18:40 RINGWORM
18:55 - 19:25 DEATH BEFORE DISHONOR
19:40 - 20:10 SWORN ENEMY
20:25 - 20:55 EVERGREEN TERRACE
21:10 - 21:55 IGNITE
22:10 - 22:55 AGNOSTIC FRONT
23:10 - 00:00 HATEBREED
Eine Mammutprogramm von acht Stunden mit neun Bands sollte es also werden in der Messe. Dorthin war das Konzert verlegt worden, da der Alte Schlachthof schon Wochen vorher mit 2.200 Leuten ausverkauft war. In der Messe waren dann zwischen 3.500 und 4.000 Zuschauer, 5.000 hätten wohl reingepasst.
Von NO TURNING BACK habe ich die ersten Minuten durch das Interview mit SWORN ENEMY verpasst und einen Song dann vom Bühnenrand angeschaut, so dass ich sie nicht richtig beurteilen kann. Aber wie bei vielen Hardcore Bands war gleich klar, dass sie in einem Club mit Kontakt zum Publikum viel besser wirken würden. Nach 25 Minuten war dann auch schon Schluss und der Blick durch die Halle bestätigte faire T-Shirt Preise von 12 bis 15€. Es gab Fischbrötchen, Bratwurst, Steaks, nur ob es auch was für Veganer gab, habe ich vergessen zu schauen.
Eigentlich muss man sich BARCODE mit einem Bier in der Hand anschauen, aber bei einem Preis von 2,80 € für das 0,4 Liter Radeberger trinke ich dann doch lieber nichts. BARCODE sind wie gewohnt räudig, aber auch diese 25 Minuten bleiben nicht im Gedächtnis haften, von so einer großen Bühne herunter muss man erst mal das Publikum erreichen. Die Bühne wirkt sowieso ziemlich komisch, so freistehend in der Halle, und auch die Soundanlage läuft auf Maximum, um die Halle beschallen zu können. Egal, wer braucht bei BARCODE schon einen guten Sound. Literaturnobelpreise wird diese Band nicht mehr gewinnen, aber in jede Ansage ein "Fot..." einbauen, wirkt auch nicht lustig wenn man älter als 16 ist.
Bei RINGWORM fängt es dann auch im vorderen Drittel der Halle an komisch zu riechen, die Vegetarier tun mir leid, der Geruch der drei Wurst- und Steakgrills wabert durch die komplette Halle. Vielleicht doch keine gute Idee in einer Halle zu grillen. Der Auftritt von RINGWORM war irgendwie nichtssagend und auch der Höflichkeitsapplaus hielt sich in Grenzen.
DEATH BEFORE DISHONOR konnten dann aber wieder in den vorderen Reihen des Publikums für Bewegung sorgen, und auch viele Träger ihrer Shirts waren zu sehen. Wie NO TURNING BACK, die am Bühnenrand standen, waren sie bemüht, aber der Funke wollte nicht überspringen.
Das war dann bei SWORN ENEMY schon etwas anders, zum ersten Mal gab es auch in den Bereichen hinter dem Mischpult Reaktionen und das soll bei dieser Masse an Publikum schon was heißen. Die Bandmitglieder bewegten sich alle viel, der Sound war differenzierter als bei den Bands davor und man merkte SWORN ENEMY an, dass sie Erfahrungen hatten mit den größeren Bühnen. Aber auch sie spielten nur 25 Minuten, obwohl im Vorfeld mit 30 Minuten geplant war und auch der Umbau in den geplanten 15 Minuten bewältigt wurde. Kurze, knackige Ansagen und ein straffes Programm durch alle Alben lies den Auftritt schnell vergehen. Die möchte ich dann doch noch mal in einem Club sehen.
Alle Mädels und Emos nach vorne - EVERGREEN TERRACE entrollen ihr Backdrop. Die Welle der Metalcorebands mit cleanem Gesang scheint langsam abzuflachen, und nur die besseren werden bleiben. Das schließt auch EVERGREEN TERRACE mit ein. Viele Bands aus dieser Ecke klingen für mich gleich, jetzt weiß ich aber, wo sie geklaut haben und wo die vielen Sänger ihre Bewegungsabläufe abgeschaut haben. Stimmung machen EVERGREEN TERRACE, die Songs kommen gut rüber, und sie dürfen sogar länger als geplant spielen; 35 bis 40 Minuten sind es dann. Auch Sänger Andrew (1,85m und 70 kg) wirkt nicht wie ein Emo, wie oft zu lesen ist, sondern fällt vor allem durch seinen Gesang auf. So sollte es ja auch sein.
Richtet man Kameras auf Menschen, tun sie alles, um auch später auf der DVD zu sein. Wie die letzten Jahre bei der Persistence Tour, so wurde auch dieses Jahr wieder fleißig gefilmt und ein Kameramann lief durchs Publikum und bekam viele blanke Hintern und Pommesgabeln gezeigt. Doch dann sah er ein durchaus hübsches Mädel zu den Klängen von EVERGREEN TERRACE tanzen, und sofort zogen sie und ihr Freund das volle Programm des Ausdruckstanzes ab. Das war richtig schön klischeehaft, aber wahrscheinlich schon zu viel Klischee, um auf die DVD zu kommen.
Zurück zur Musik: IGNITE waren an der Reihe, mein heimlicher Headliner des Abends.
Kurz bevor es losging, krachte es plötzlich und der schwenkbare Arm, an dem die Bühnenkamera hing, krachte herunter ins Publikum. Hoffentlich hat den niemand direkt auf den Kopf bekommen, denn die Kamera und der Arm sahen danach ziemlich zerbeult aus.
IGNITE stiegen mit "Bleeding" von ihrem Album "Our Darkest Days" vom letzten Jahr ein und zogen mich sofort in ihren Bann. Ich fand sie im April in Leipzig schon gut, doch jetzt war Sänger Zoli fit und hatte alles im Griff. Dazu noch Brett als zweite Frontsau am Bass und schon konnte nicht mehr viel schief gehen. Das Hauptaugenmerk lag auf Songs von "Our Darkest Days", aber auch alte Sachen kamen nicht zu kurz, und natürlich war "Man Against Man" Pflicht. Das Lied ist 1994 von Sven-Günther, einem Freund der Band aus Leipzig, geschrieben worden, der es wie im April auch wieder singen durfte.
In Leipzig gab es vor einem halben Jahr kaum Ansagen von Zoli, da er seine Stimme schonen musste, aber was dieser Mann an Inhalt in seine Texte gepackt hat, wie er es dem Publikum präsentiert und erklärt und wie er seine Ansagen aktuell hält und dem Auftrittsort anpasst, ist Weltspitze. Auch einen Kajalträger neben dem Mischpult schien die Band bei der Lektüre seines Klamottenkataloges nicht zu stören. So waren nach den 45 Minuten des Auftrittes alle zufrieden, und ich hab den 20.04.2008 in Leipzig schon fest eingeplant, um IGNITE wiederzusehen.
Was jetzt folgte waren AGNOSTIC FRONT, wenn sie keine Lust haben - die Lautstärke wurde heruntergedreht und die ersten drei Lieder ohne Pause durchgeprügelt. Dann gab es die erste Ansage und man konnte doch tatsächlich mal ein Lied erkennen. Im Laufe des Sets steigerten sie sich zwar und als nacheinander "Crucified" und "Gotta Go" kamen, kochte die Halle. Aber es folgte nur noch ein weiterer Song, und die alten Herren verließen die Bühne nach 35 Minuten.
Zum Abschluss sollte es dann noch HATEBREED geben, aber nach einer halben Stunde beschlossen wir, den Stress auf dem Parkplatz durch eine zeitige Abreise zu umgehen. In dieser halben Stunde lieferten HATEBREED wie immer eine routinierte Show ab, und Jamey Jasta hatte das Publikum im Griff. HATEBREED sind da aber wie MOTÖRHEAD und SLAYER, live nie schlecht, aber auch nie richtig überragend, weil sich eine gewisse Routine eingeschlichen hat. Viele im Publikum sahen es wohl ähnlich, denn der Aufforderung nach einem Circle Pit um das Mischpult kam niemand nach.
Was also bleibt nach dieser Mammutverstaltung?
Der Eindruck, dass Hardcore in kleine Clubs gehört, wo man noch gemeinsam mit den Musikern schwitzen kann. Aber auch, dass es mit drei großen Bands durchaus Veranstaltungen geben kann, die über faires Rahmenprogramm verfügen, denn 22€ im Vorverkauf waren mehr als fair.