Six Feet Under Nile Finntroll Belphegor & No Empathy

Six Feet Under, Nile, Finntroll, Belphegor & No Empathy

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Leipzig, Hellraiser
14.12.2007
Heute ist Tag 2 des Konzert-Overkills im Leipziger Hellraiser. Durch die frappierende zeitliche Nähe des gestrigen Konzerts mit UNLEASHED, MARDUK & VREID sowie der starken Lösung des Veranstalters Wito ein Kombiticket für beide Abende anzubieten, entsteht sozusagen eine Art Festivalcharakter.

Heute waren fast ausschließlich diejenigen Besucher gesegnet, die bereits im Vorverkauf eine Karte erwerben konnten oder bereits die (wie ich finde sehr gute) Kombiticket-Lösung wahrgenommen hatten. Denn so war auch das Karten-Kontingent schnell erschöpft, und an der Abendkasse war recht schnell Ebbe (18 Uhr waren noch 40 Karten da). Wer sich aber rechtzeitig vorher informierte und auch pünktlich zum frühen Einlass ins Darkland kommen konnte, durfte noch eins der letzten Tickets ergattern. Alle anderen mussten traurig sein und konnten zumindest hoffen, beim längeren Verweilen vor verschlossenen Toren um Mitternacht rein zu kommen. So schafften es heute gut und gerne knapp 1200 Besucher aufs Konzert, was absolut rekordverdächtig ist.

Das Metalfest lässt sich nicht lumpen und fährt hochkarätige Bands auf, zu denen auch lokale Support-Slots stoßen dürfen. Am Tourabschluss-Gig in Leipzig durfte eben eine Leipziger Band auftreten. Es waren nicht GRABAK und auch nicht DAWN OF FATE, nein Metalfest Support Slot Gewinner war die Leipziger Blackmetal-Band NO EMPATHY .
Die recht junge Band spielt (Thrash-) Metallisches, versehen mit einem dicken schwarzen Anstrich. Und das sieht und hört man auch. Jedenfalls haben NO EMPATHY heute die Chance ihre Musik einem größeren Publikum vorzustellen. Trotz hörbarer Defizite im Soundbereich (Drummer spielt heute ohne Overheads, was natürlich sich am Beckensound negativ bemerkbar macht) stehen NO EMPATHY ihren Mann und können dem bereits jetzt schon zahlreichen Publikum Respekt und Applaus abgewinnen.

Auch wenn es zum Hellraiser Open Air nicht geklappt hat BELPHEGOR einzuladen, so konnten sich die Fans heute umso mehr freuen. Mit "Hellmuth Hellmuth"-Rufen wird der gleichnamige Fronter auf der Bühne empfangen, als er mal so eben seine Gitarre nachstimmt. Einige Scherzbolde weiter hinten rufen gleich "Finntroll, Finntroll", bis jemand sie darüber lautstark informiert, dass es sich in Bälde um BELPHEGOR handele. Die Spaßvögel stoppen sofort ihren klangvollen Support für die Finnen und heben sogleich zu BELPHEGOR-Rufen an.
Und die Österreicher haben sofort das Publikum für sich eingesackt und es auf eine rasante Berg- und Talfahrt mitgenommen, die es in sich hat. Ihre reife technische und musikalische Darbietung besitzt alles, was ein knackiger Deathmetal-Gig heutzutage braucht. Böse Songs, glasklarer Sound und eine drückende Gitarrenwand, die zeigen, wer der Deibel im Hause ist. Natürlich fehlen auch nicht die Fans, die gestik- und stimmreich den gekonnten Auftritt bestätigen. Hochgereckte Arme mit und ohne Bierflaschen dran war das Mindeste, was man als Fan bieten konnte. Insofern man noch Platz für solche sportliche Übungen hatte. Bei Smash-Hits wie "Lucifer Incestus", "The Goatchrist" (als Opener), "The Goatreich-Fleshcult", "Swarm of Rats", "Belphegor-Hells Ambassador" und "Seyn Todt in Schwartz" gibt es auch in den hinteren Reihen kein Halten mehr, so dass die Ösis den ganzen Saal hinter sich wissen können, als sie planmäßig nach 45 Minuten geballter Power sichtlich erfreut über ihren heutigen Erfolg die Bühne räumen.

Ein wenig verzagter geht es dann bei FINNTROLL zu. Optisch weniger interessant, aber dafür mit dem musikalischen Fokus auf das letzte Album "Ur Jordens Djup" kann die Band zumindest die ernsthaftere Klientel ausreichend bedienen. FINNTROLL bietet auch ältere Stücke zum Verkauf an, wobei auch im Publikum mehr Bewegung initiiert wird. Aber irgendwie wollte hier der Funke nicht überspringen. Die Band wirkt sehr verschlossen (außer der Sänger, der wie ein Panther im Käfig hin und herläuft), und das wird es wohl sein. Wenn man beim Spielen ständig auf seine Füße guckt und nicht den Kontakt zu den Fans sucht, dann war es eben nur ein mittelmäßiger Gig und kein sehr guter. Am Sound gibt es hier nicht zu meckern, da FINNTROLLs Musik gut ausbalanciert rüberkommt.

Anders bei NILE. Trotz des grandiosen Beginns, flacht der Gig nach dem dritten Song "Cast Down The Heretic" bis zur Mitte des Sets merklich ab. Die Band wird aber trotzdem ordentlich gefeiert. Karl Sanders' Gitarre ist mal wieder viel zu laut aufgedreht und optisch bietet die Band ebenfalls keine Akzente. Am Ende gibt NILE wieder Gas, aber das reißt nicht mehr viel heraus. Musikalisch aber wird jedem Technik-Freak alles geboten, was er mag. Bewegung und Stimmung ist ebenfalls genug vorhanden. Aber die meisten Fans positionieren sich schon für SIX FEET UNDER. [dt]

Nachdem die ersten beiden Bands Futter für die Schwarzkittel boten und fleißig dem Gehörnten huldigten, musste man sich durch die quietschfidele Mucke FINNTROLLs quälen, die so gar nicht ins Billing passen wollte, dafür aber reichlich Zeit zum Verschnaufen bot. Interessanter wurde es dann bei NILE, die in Sachen Fingerfertigkeit und technischem Anspruch alle Register zogen. Zwar boten die komplexen Kompositionen der Ägyptologen-Metaller keinen Ansporn zum heiteren Herumhüpfen, wie das bei FINNTROLL oder den nachfolgenden SIX FEET UNDER der Fall war, und eine ausgelassene Bühnenshow gab es auch nicht. Die Atmosphäre und die einnehmende Kraft des NILE'schen Liedgutes zogen die Massen aber in ihren Bann. Vielleicht waren es auch NILE, die mit relativ hohem Anspruch und Ernsthaftigkeit an diesem musikalisch leicht bekömmlichen Abend nicht so richtig ins Programm passten, denn bei den headlinenden SIX FEET UNDER wurde dann wieder fröhlich gehüpft...oder sich eben gepflegt gelangweilt... [yb]

SIX FEET UNDER bietet einen lang erwarteten und bewegten Auftritt. Chris Barnes peitscht mit seinen nahezu fersenlangen Dreadlocks die ersten Reihen aus und grunzt sich die Seele (sofern noch vorhanden) aus dem Leib. Stimmlich bewegt der Fronter jedenfalls Massen. Natürlich stammt die einfach gestrickte Musik nicht vom Stein der Weisen, aber live überzeugt die Show schon sehr, so dass das Publikum noch einmal seine Bewegungs- und Feierreserven Bahn brechen lässt.

Am Rande des Konzerts gab es immer wieder Ausnahmeerscheinungen, die eben von einer kleinen, minderbemittelten Randgruppe verursacht wurden. Kleine Pöbeleien, sexuelle Belästigungen an Frauen (Grabschereien) und seltsame andere Verhaltensweisen lassen ein wenig Respekt missen. Auch wenn einige Leute so ein schönes Konzert zum Anlass nehmen, die Sau nicht nur sprichwörtlich raus zu lassen, sollte man versuchen sich davon nicht den Eindruck vermiesen zu lassen. Leider ist es schwierig bei solchen Anlässen die Security zu holen, da die Verhältnisse (für manche) beklagenswert zu beengt waren und deswegen entsprechende Täter schwer zu finden sind. [dt]

Fotos von Rob

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