Marduk Unleashed & Vreid

Marduk, Unleashed & Vreid

MardukUnleashedVreid
Saarbrücken, Roxy
14.12.2007
Was passiert, wenn drei Metalbands mit jeweils vier Mitgliedern sich an einem Abend versammeln, um ein Konzert zu spielen? Richtig, es gibt mächtig was auf die Zwölf. Nun mag die Gesamtzahl der Musiker ein bloßer Zufall sein, aber wer sich die Klänge der schwedischen Helden UNLEASHED und MARDUK in die Ohren hat gravieren lassen, der wartet an diesem Abend darauf, dass die Gehörgänge ordentlich freigespült werden. Unterstützung liefern die Norweger VREID, die im vergangenen Jahr schon auf dem Wacken Festival zu hören waren.

Die Plätze vor der Bühne sind bereits vergeben, bevor die erste Band sich auch nur der Bühne nähert, und ein umschweifender Blick zeigt mir, dass der Raum alles andere als leer ist. Manche Anwesende verbergen ihre Haut unter weißer und schwarzer Schminke.

Endlich erklimmen VREID die Bühne, und die Frage, ob die WINDIR-Nachfolgeband es packt, das Publikum auf seine Seite zu reißen oder nicht, sollte nun beantwortet werden. Kurzum: bereits beim ersten Song wurde in den vorderen Rängen heftig gebangt, während des zweiten Tracks (ein Stück vom ersten Album „Kraft“ (2004)) entsteht sogar ein Moshpit, und die Stimmung kann von dem zornigen Quartett während des gesamten Auftritts gehalten werden. Acht Songs werden gespielt, und der grandiose Auftritt der vierköpfigen Mannschaft wird mit Beifall und „Hey! Hey!“-Rufen gewürdigt. Ein Malus jedoch: die Ansagen des Sängers und Gitarristen Sture gehen unter dem lauten Fiepen der Verstärker vollständig unter.

Nachdem also VREID den Kessel zum Brodeln gebracht haben, schüren UNLEASHED weiter das Feuer. Beginnend mit dem „Midvinterblod“-Opener „Blood Of Lies“ spielen sich die Schweden locker durch ihre mittlerweile 18-jährige Bandgeschichte und sorgen dafür, dass kein Kopf starr auf dem Hals sitzen bleibt. Einige neue Stücke werden präsentiert, so beispielsweise „Triumph Or Genocide“, „In Victory Or Defeat“, „This Is Our World Now“ oder der Titeltrack „Midvinterblod“. Aber auch älteres Material wird nicht gescheut, so zum Beispiel die Stücke „Into Glory Ride“ (1991) (welches Sänger und Bassist Johnny Hedlund der Crew widmet) und „To Asgard We Fly“ (1993), bei dem Johnny gern gehabt hätte, dass das Publikum die Chorus Line singt, was aber irgendwie doch nicht so ganz funktionierte. Dennoch versteht er es, die Menge anzuheizen, und der ein oder andere deutschsprachige Satz rutscht über seine Lippen („Hey Jungs, alles okay?“). Schon beim dritten Track, „Neverendig Hate“, läuft das Publikum zu Höchstform auf, hält diese Stimmung während des anschließenden „Don’t Want To Be Born“ und den daran anknüpfenden aktuellen Stücken, aber während „Winterland“ aus den Boxen hallt eskaliert die Heiterkeit und es stellt sich heraus, dass ein paar Anwesende das „No stage-diving please“-Schild (in zweifacher Anfertigung auf jeder Seite der Bühne) für ignorierenswert halten. Die Security interessiert sich an den wandernden Körpern allerdings auch nicht und gestattet auf dieser Weise der Menge, sich gehörig auszutoben.

Weiter austoben darf sich das Publikum auch bei den Schweden-Black-Metallern MARDUK. Die starten, wie UNLEASHED, mit dem Opener der aktuellen Scheibe „Rom 5.12“, „Levelling Dust“ und gestatten dann Einblicke in verschiedene Alben. Egal welchen Song das Quartett durch die Boxen jagt – das Publikum nimmt jedes einzelne Stück gierig in sich auf und nutzt es als Energie, die zum Tanzen, Bangen, Klatschen, Singen oder Shouten freigesetzt wird. Egal ob „Baptism By Fire“ („Panzer Division Marduk“), „With Satan And Victorious Weapons“ („World Funeral“), „Those Of The Unlight” (“Those Of The Unlight”), “Beyond The Grace Of God” (“Heaven Shall Burn”), “Materialized In Stone” (“Opus Nocturne”), “Hangman Of Prague” (“Plague Angel”) oder “Limbs Of Worship” (“Rom 5.12”), MARDUK treiben die Menge trotz enormer Hitze im Raum zu motorischen Höchstleistungen. Drummer Lars B., der 2007 die Nachfolge Emil Dragutinovics angetreten hat, begleitet die Rufe des Publikums mit knallenden Beats. Sogar “Satan!”-Rufe ertönen aus der Menge, als sich ein Augenblick der Stille anbahnt. Bonus an die Band: die kurzen Pausen zwischen den Songs werden von einem kleinen intro-ähnlichen Übergang gefüllt, sodass es quasi nie still im Saal ist. Die massive Forderung nach Zugaben wird allerdings nur mäßig befriedigt: „Panzer Division Marduk“ ist das letzte Stück des Abends.

Somit gibt es an diesem Abend ganz schön heftig eins auf die Zwölf. Angefangen mit VREID, die es wirklich verstehen, für Stimmung zu sorgen – was nicht jeder Band, die den Part des Openers übernimmt, gelingt –, über UNLEASHED hin zu MARDUK wird es nicht nur musikalisch heftiger, sondern der Saal verfällt zunehmend dem körpereigenen Bewegungsdrang. Schade, dass sich der Headliner davon nicht ausreichend beeindruckt fühlt, um wenigstens eine zweite Zugabe zu spielen.

(Alexandra Tausch)
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