By Brute Force Defector Downstream

By Brute Force, Defector, Downstream

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Siegen, Blue Box
18.01.2008
Wir schreiben Freitag, den 18. Januar 2008 und es regnet. An sich nichts besonderes, aber da ich nur ungern im Regen stehe, stelle ich mich lieber in die trockene Blue Box in Siegen, wo am heutigen Abend drei Bands ihr Können zur Schau stellen wollen. Death Metal ist angesagt oder sagen wir lieber einfach „harte Musik“, denn das mit dem Schubladendenken ist irgendwie doch ziemlich unpraktisch. Hauptsache es knallt! Und wer unter dieser Prämisse zu diesem Gig geeilt ist, wurde sicherlich nicht enttäuscht.

Der Reihe nach...

Etwa um 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit betreten DOWNSTREAM die Bühne. Die 2006 gegründete Band versucht sich ebenfalls von irgendwelchen Stilkategorien zu befreien und befördert den Besucher in eine todesbleihaltige Musikzone, die auch gerne mal auf feine Melodien und modernere Riffs zurückgreift. Die anwesenden Musikfreunde erweisen sich als dankbares Publikum und schauen gerne darüber hinweg, dass das Quintett auf der Bühne seinen Opener dezent verpatzt. Aufmunternder Applaus ist angesagt! Eine gute Lösung, denn die Band steigert sich im Laufe des Auftritts von Song zu Song und wird im Endeffekt sogar zu zwei Zugaben aufgefordert. Das mit den Zugaben ist bei einer recht jungen Bandhistory so eine Sache, denn mehr als sechs Titel gibt es noch nicht.
Egal! Das Material ist so eingängig und partytauglich, dass man es auch getrost mehrmals am Abend spielen kann. Also feuert der gut aufgelegte Fronter nochmals „Doom“ und „My Space Whore“ in die Zuschauer, während das Gitarrenduo ordentlich die Matten kreisen lässt und auch die ersten Reihen in konstantes Headbangen verfallen.
Insgesamt ein guter Opener, der zwar mit starken Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte, im Endeffekt aber viele zufriedene Gesichter auf die Mienen der Anwesenden gezimmert hat.

Die nächste Band des Abends hört auf den Namen DEFECTOR und erweist sich im Vorfeld als kleine Wundertüte. Außer dass die Jungs wohl progressiven Death Metal zocken wollen, wusste man eigentlich gar nichts über sie, denn die Homepage zeigt sich noch von einer sehr wortkargen Seite. Wortkarg ist ein gutes Stichwort, denn der langmattige Sänger reduziert seine emotionslosen Ansagen auf möglichst wenige Begriffe. Seine Vocals kommen in einem ähnlich monotonen Sprechgesang daher, was dem düsteren Gesamtbild natürlich gut steht.
Die gesamte Band orientiert sich während des Gigs an dem Bewegungsradius eines schlafenden Bibers und kommt somit kaum von Ort und Stelle. Schade eigentlich, denn musikalisch liefert das tatsächlich recht progressiv angehauchte Death Metal Brett jede Menge Futter zum Moshen und Abfeiern. Das Publikum zeigt sich auch von diesem Auftritt recht angetan und honoriert das Ganze mit viel Beifall. Der recht eigenwillige Stil, den die Band auffährt, erfordert viel Mut und Kreativität. Sich in jungen Jahren an ein solches Projekt zu wagen, verdient deswegen allen Respekt! Jetzt müssen die technisch versierten Musiker noch ein wenig an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten oder aber ihren düsteren Stil so perfektionieren, dass er irgendwann zum Kult wird. Da klingt die erstere Variante vielleicht etwas einfacher...

Den Absch(l)uss des Abends bilden schließlich BY BRUTE FORCE. Die Band blickt auf mehr Erfahrung zurück und wird im Frühjahr unter anderem mit MISERY INDEX die Bühne teilen. Die Jungs aus Maryland sind eine gute Referenzband für die Gummersbacher Deathgrinder, denn auch hier gibt es ordentlich was auf die Zwölf. Die längere Bühnenerfahrung merkt man schon recht schnell. Nicht nur, dass man sich den Bühnensound nach Belieben selbst einstellen kann, was den Vorgängern nicht wirklich vergönnt war, sondern auch das Verhalten auf der Bühne wirkt ausgereifter und aktiver.
Leider lässt die Band für mich persönlich schon etwas zu sehr raushängen, dass sie der „Headliner“ des Abends sind. Sicherlich ist das Geholze für den Einen oder Anderen definitiv eine Erfüllung, was auch das aktive Rumgehopse einiger Besucher vor der Bühne beweist, insgesamt ist der Raum aber deutlich leerer als vorher. Wer auf Deathgrind steht, bekommt von BY BRUTE FORCE am heutigen Abend ein fettes Paket davon serviert. Die Riffs knallen wie die Faust aufs Auge, die Deathgrowls röcheln fies in Richtung Zuhörerschaft und die Songs bringen – wie es sich für ordentlichen Grind gehört – auf schnörkellose Kurzzeit dezimiert, das Wichtigste auf den Punkt. Nach gefühlten 30 Titeln ohne große Abwechslung, wird mir das Gebotene dann allerdings etwas zu viel und ich verziehe mich in Richtung Theke.

Insgesamt kann man den Abend in der Blue Box durchaus als gelungen bezeichnen. Drei talentierte Bands haben dem Publikum ordentlich eingeheizt und unter Beweis gestellt, dass ein Undergroundkonzert allemal einen Besuch wert ist. Sicherlich ist das Dargebotene hier und da noch nicht ganz ausgereift, aber das kann ja noch werden und außerdem macht so etwas die Bands auch irgendwie sympathisch. Ich würde jedenfalls wieder hingehen. In diesem Sinne: Support the Underground!



Fotos: Michael Droste

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