War From A Harlots Mouth Burning Skies Dying Humanity Blackest Dawn & Mila Ayuhara

War From A Harlots Mouth, Burning Skies, Dying Humanity, Blackest Dawn & Mila Ayuhara

Blackest DawnBurning SkiesDying HumanityWar From A Harlots Mouth
Leipzig, Moritzbastei
22.02.2008
(Bericht von Hans Maulwurf; Pictures of Darkness von Yvonne)

Gentlemen, willkommen im Fight Club! Am 22. Februar war es mal wieder soweit: Deadpool Productions luden in den modrigen Keller der Moritzbastei Leipzig zu ihren illegalen, musikalischen Boxkämpfen ein. Viel hat man sich vorgenommen, und so sollten diesmal ganze fünf Bands aufs Parkett treten und keine hat vor dem Kampf weiche Knie bekommen; so viel sei vorweg gesagt. Dementsprechend viele Zuschauer lockte das Spektakel auch an, auch wenn einige hier ganz sicher fehl am Platze waren. Aber dazu später mehr.

Für den ersten Vorkampf traten die Lokalmatadore MILA AYUHARA in den Ring. Doch irgendetwas stimmte hier nicht ganz. Anstatt bloß gelangweilt auf den Saiten zu zupfen und die Crowd zu langweilen, wie es sich für einen Opener eigentlich gehört, prügelt das Sextett volles Brett drauf los uns lässt reihenweise Kinnladen herunterklappen. Besonders auffällig war das ganz eigene Kampfgesicht vom Mann an der Schießbude. Als besonders nützlich für die Math/Grind/Irgendwas-Core Combo hat sich die Anschaffung eines zweiten Frontmanns erwiesen, der MILA AYUHARA jetzt mit fiesen Growls und anderen gutturalen Schweinereien verwöhnt. Leider brachten die Jungs das Publikum so in Rage, dass es einige Hardcore-Proleten für nötig hielten ihre Violent-Paarungstänze zu vollführen und dabei ausgiebig und rücksichtslos die lauschende Masse als Airbags zu benutzen.
Es wurde so ziemlich jede Regel unseres beliebten Fight Clubs gebrochen. Wenigstens packte einer der Hampelmänner sich am Ende noch sauber auf die Fresse, und man fühlte sich ein wenig entschädigt. Die jungen Leipziger ließen es sich auch nicht nehmen eine Coverversion darzubieten und zwar von keiner geringeren Band als THE BLACK DAHLIA MURDER. Okay, die wiederum haben „Paint it Black“ auch nur von den STONES geklaut, aber erstens kennt die eh keiner und zweitens waren MILA sowieso viel näher an der Version der Detroiteraner dran. Letztlich gibt es von den Bloodchamber-Ringrichtern nur einen kleinen Abzug, weil MILA AYUHARA diesmal auf ihre Techno-Einlaufmusik inklusive Wasserbälle und Zeitungskonfetti verzichtet haben. Dennoch ein eindeutiger Sieg nach Punkten für Lokalhelden.

Float like a Butterfly, sting like a Bee. Das war scheinbar das Motto der Sänger der darauf folgenden Kämpfer von BLACKEST DAWN. Eigentlich traf dies besonders auf den Schätzungsweise drei Meter großen Mikrofonschlacks zu, und der hatte die Bienen wohl auch eher im Arsch. Wobei sein Mitstreiter am zweiten Mikrofon ihm nur wenig nach stand. Hatten beide doch vor der Show noch gute fünf Meter elektrische Hundeleine zur Verfügung, war die Bewegungsfreiheit zum Ende völlig eingeschränkt. Im Ring spezialisierten sich die Magdeburger Metalcoreler eher auf gezielte, präzise Faustschläge und gingen wesentlich weniger chaotisch als ihre Vorgänger zu Werke. Musikalisch machte die Truppe schon einiges her, aber dennoch hatten sie immer ein Auge aufs Publikum.
Durch den selbst definierten Sicherheitsabstand von ca. fünf Metern von der Bühne, den die Masse auch konsequent hielt, hatten BLACKEST DAWN aber auch genug Möglichkeit sich den Beobachtern zu nähern. So fiel es ihnen ebenfalls auf, dass sich zahlreiche männliche Besucher eingeschlichen hatten, die ihren Freundinnen zum verwechseln ähnelten. Da man von diesen zarten Kreaturen nur wenig, wohl eher keinen, Widerstand erwarten kann, baten die Sänger doch mal zwei dieser Freundinnen auf die Bühne und mit den Worten „Jungs, ihr habt alle Hände voll zu tun.“ wurden die kichernden Prinzessinnen auch schon bäuchlings zum Crowdsurfen in die lüsterne Menge geschickt. Ob dieser seelische Schmerz für die „männlichen“ Gegenparts in Gedichten zu verarbeiten ist, mag ich nicht zu beurteilen.

Danach traten DYING HUMANITY in die Arena. Zwar gesellten sich nun ein paar Leute mehr vor die Bühne, um das Spektakel der Death/Grinder zu verfolgen, jedoch erinnere ich mich nur wenig an den Kampf. Also kann es so besonders nicht gewesen sein oder hatte ich etwa einen Headbang-bedingten Black Out? In verschwommenen Erinnerungen und zerrissenen Bildern sehe ich ein wirklich eigenartiges Outfit des Sängers, eine Art Hip Hop/Metal Hybrid. Unangenehme Flashbacks sagen mir auch, dass der Sound unterm Strich zwar kaum innovativ, aber dennoch durchaus hörbar war;…ich bin Jacks zermürbtes Kurzzeitgedächtnis.

Langsam wurde die Luft dicker im Keller der Moritzbastei. Langsam näherte sich der Hauptkampf, aber zuvor musste noch der erste Kampf der Schwergewichtsklasse ausgetragen werden. BURNING SKIES reisten dafür extra aus Bristol in die Welthauptstadt. Dieser Deathcore-Brocken ist ein Gegner, dem man nur sehr ungern gegenüber steht. Gnade ist dort jedenfalls definitiv fehl am Platz. Und so schlagen sie sich mit vollem Elan die Seele aus dem Leib, dreschen Blastbeats, kreischen, shouten, das volle Brett eben. Jetzt hält es die blutdurstige Meute auch nicht mehr von der Bühne fern. BURNING SKIES liefern fast nur noch den Soundtrack zum Brüllen und Moshen vor dem Ring. Probleme, den Funken überspringen zu lassen, haben die Engländer weiß Gott nicht. Doch nach diesem Headliner-würdigen Auftritt wird man abermals in eine kurze Pause geschickt, und dann ist es endlich soweit: Der Main Event steht an.

Ladies and Gentlemen, let’s get ready to rumble!!! Und schon ist es soweit, der Hardcore/Grind-Boxclub von WAR FROM A HARLOTS MOUTH betritt die Bühne. Der Saal ist zum bersten gefüllt, Schweißgeruch liegt schwer in der Luft. Man merkt sofort: Die Jungs können definitiv gefahrenfrei in ihrer Heimatstadt U-Bahn fahren. Okay Boys, I want a good clean fight, so let’s get it on! Unverzüglich legt die Chaostruppe dann auch los, bearbeitet die Gitarren nach allen Regeln der Kunst, während der Fronter kreischt wie das Schwein auf der Schlachtbank und ebenso die antagonen Growls des Metzgermeisters darbietet. So zumindest stelle ich mir das vor. Um ebenfalls, wie einst Ali, wie ein Butterfly zu floaten, haben es sich WFAHM zu eigen gemacht, immer wieder Jazz-Einlagen in die Lieder zu flechten, die aber immer nur einen Augenblick der Unachtsamkeit des Gegners, vom nächsten Leberhaken-Breakdown entfernt sind. So heißt es letztlich völlig verdient: Sieg durch Knock Out für WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Was für ein Wahnsinnskampf! Die Menge tobt; Chaos macht sich breit; ich sehe noch einen Zigeuner mit Hut flüchten und einen Ami erst aus dem zweiten Stock gewagt in einen Müllcontainer springen und dann in einem Taxi davon jagen. Aber das ist glaub ich eine andere Geschichte.
Good Fight, Good Night!

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