Scott Kelly

Scott Kelly

Scott Kelly
Leipzig, UT Connewitz
22.04.2008
SCOTT KELLY veröffentlicht sein zweites Solo-Album nach "Spirit Bound Flesh" (2001). Es heißt "The Wake" und erscheint in Bälde beim NEUROSIS eigenen Label NEUROT. SCOTT KELLY ist kein geringerer als der stimmgewaltige Frontmann und Sprachrohr der Sludge-Pioniere NEUROSIS. Heute ist er alleine da. Ohne Steve von Till (HARVESTMAN), ohne BLOOD AND TIME. Nur mit seiner Akustik-Gitarre und seiner unverwechselbaren Stimme bewaffnet.

Fünf Shows in Europa. Da denkt man, sie wären ausverkauft. Aber heute sind nur ca. 30 Gäste da, inkl. Personal. SCOTT KELLY erinnert sich an den vorigen Auftritt (in Dortmund) und bezeichnet ihn als "difficult", weil eine Heavy Metalband seine "Show" eröffnete. Wer sein Statement Anfang, bzw. Mitte der Neunziger Jahre über Metal kennt, weiß, dass es ihm unbehaglich war. Gelächter in der beschaulichen Runde.

Irgendwie verloren wirkt er auf der Bühne. Sonst ein wütender Berzerker, so ist er heute Abend eher ein ruhiger alter Mann. Mit Vollbart, zuviel Haar und abgwetzten Klamotten. Eigentlich würde es keinen Unterschied machen, wenn er vor der Leipziger Nikolaikirche auftreten würde, wo die Passanten Münzen in sein speckiges Basecap werfen. Nur das würde keiner tun, bei solch' traurigen und tiefgründigen Songs. Ich denke, da wäre Scott schlecht beraten. Denn hier im UT zahlen die Leute freiwillig.

Scottie erinnert sich auch als er mit NEUROSIS im Conne Island war und dass das Konzert heute viel intimer ist als das damals (kein Wunder bei der übersichtlichen Anzahl von Gästen). Selbst ich habe mich von der Intimtät beeindrucken lassen, und beim Fotografieren Abstand gehalten. Deswegen ist auch leider nix geworden mit den Bildern. Aber handgeschmierte Stulle und selbstgemachter Kuchen macht natürlich alles wett. Der Auftritt von S. Kelly hat etwas intimes und mütterliches, was auch gut zur Musik passt. Reibeisenstimme Scott, mit dem Äußeren eines gewöhnlichen Truckers und einer metallnen Klangfarbe irgendwo zwischen TOM WAITS, eines riesigen Raben und sich selbst angesiedelt, schafft es doch tatsächlich mit seiner Einmann-Show alle Klatsch-Reserven im Publikum zu aktivieren. Drei Zugaben, viele nachdenkliche sowie dunkle Songs und coole Spieltechnik (hoffe ich mal). Einzigartiger Gesang. Mehr nicht. Freunde des spartanisch intonierten sowie angeschwärzten Folks, bzw, der Liedermachermusik kommen voll auf ihre Kosten. Der zu Hause gebliebene Rest muss sich mit üblichen Dienstagabend Koch- und Millionärshows begnügen. Viel Spass, dann schon lieber einen SCOTT KELLY, der sich notgedrungen wiederholt. Unverwechselbar. Dafür gibt es 'nen misanthropischen Strauch vertrockneter Ästchen. Statt Blumen. Soviel Stil muss sein.

Bildergalerie

-