Paganfest

Paganfest

EluveitieEnsiferumHeralderKorpiklaaniMoonsorrowTýr
Saarbrücken, Garage
21.04.2008
Das Paganfest steht an, ein heiteres, musikalisches Abendmahl in mehreren Gängen bestehend aus folgenden Zutaten: HERALDER und ELUVEITIE bieten sich als Vorspeise an, gefolgt von den Skandinaviern TYR, den finnischen Kriegern MOONSORROW und ihren Landsmännern und Waldfreunden KORPIKLAANI. Hauptspeise: ENSIFERUM (Finnland).

Nachdem die Klänge eines ruhigen Intros verstrichen sind, legen die Saarländer HERALDER sofort los und rocken sich durch fünf Tracks, die von den Bankett-Teilnehmern mit Begeisterung aufgenommen werden. Im Anschluss an „Twilight Entrance“, „Queen Of Snowfall“, „Legend Of Victory“ und „The Price Of Victory“ tummelt sich ein Lied über Bier, und die gelungene Kombination von deathigen Grunts und Clean Vocals, unterstützt von zwei weiblichen Backgroundsängerinnen (die man jedoch leider kaum hört) wird mit „Hey!“-Rufen vonseiten des hungrigen Publikums unterstützt.

30 Minuten später tischen die Schweizer ELUVEITIE den nächsten Gang auf. Die acht Musiker präsentieren ihre instrumentalistische Vielfalt, die unter anderem Fideln, Flöten und Sackpfeifen umfasst, während sich der potentielle Bruder von Anders Fridén (IN FLAMES) (zumindest frisurtechnisch betrachtet) die Seele aus dem Leib grölt. Die Musik lässt sich als eine Mischung aus Göteborg-Metal und KORPIKLAANI bezeichnen, wirkt jedoch zeitweise aufgrund der vielen Instrumente etwas überladen.

Auch die Färöer TYR haben 30 Minuten Zeit, die noch immer hungrige Menge zu verkosten. Sie spielen sich durch ihre Bandgeschichte und lassen Kracher wie „Wings Of Fire“ („Ragnarök“) oder „Hail To The Hammer“ – bei dem die Anwesenden den Chorus mitsingen – nicht vermissen und tischen färöischen Gesang als Vorspeise und Nachtisch auf. Als Belohnung für diese halbstündige Mahlzeit ernten die vier Krieger tosenden Beifall und die ersten Zugaberufe des Abends. Zugaben gibt es aufgrund des engen Zeitplanes leider keine, und TYRs Interpretation des „Wild Rover“ hat es leider auch nicht auf die Setlist geschafft.

Als nächstes ist es an MOONSORROW, für das leibliche Wohl der anwesenden Ohren zu sorgen. Die fünf Finnen stehen noch nicht auf der Bühne, da werden bereits „Moonsorrow!“-Rufe laut. Und was soll man sagen – das Quintett lässt nichts anbrennen und liefert einen Kracher nach dem anderen. Uptempo-Parts wechseln sich mit ruhigeren Parts ab, und das Publikum singt, ruft, klatscht und tanzt bis zum letzten Track, „Jotunheim“. Zeitweise kochte der Saal gewaltig. Leider aber spielen auch MOONSORROW keine Zugaben.

Dasselbe Schicksal sollte auch KORPIKLAANI ereilen, die mit einem Humppa-Intro starten und dem älteren (2003) „Wooden Pints“ für Stimmung sorgen. Als nächstes präsentieren die Finnen ihre Waldclan-Hymne, „Korpiklaani“. Im weiteren Verlauf des Abends spielen sie sich durch ihre History, wobei Burner wie „Let’s Drink“, „Journey Man“ oder „Beer Beer“ nicht fehlen dürfen. Unglaublicherweise lassen sich fast mehr Stagediver zählen als beim EXODUS-Konzert zwei Tage zuvor, und beim Klassiker „Happy Little Boozer“ rastet die Menge völlig aus. Kurz: die Waldfreunde bringen das Haus zum Kochen, ein Abebben der Stimmung ist nicht zu erwarten. Die Speisekarte zeugt von Vielfältigkeit: Sänger/Gitarrist/Mandolin-Spieler Jonne betätigt sich zeitweise an den Percussions, man zeigt sich abwechslungsreich und integriert sogar einen Instrumental-Track ins Programm. Ein nahezu perfektes Mahl: kein Hit fehlt, persistent geladene Stimmung. KORPIKLAANI als Vorspeise zu bezeichnen wäre mehr als unangebracht, es herrscht fast Headliner-Stimmung.

Und der lässt auch nicht lange auf sich warten. Nach dem Intro „Ad Victoriam“ tischen die Finnen den Titeltrack „Iron“ auf und gönnen den Anwesenden keine ruhige Minute. Es herrscht pausenlos Action auf der Bühne, und nicht nur die Keyboarderin beeindruckt mit Helicopter-Banging. Die „Victory Songs“-Kracher „One More Magic Potion“ und „Ahti“ tragen jedoch nicht zu einer Verbesserung der Stimmung bei – es geht kaum besser. Es wird mitgesungen, getanzt, gebangt, kurz: ausgerastet. Stagediving erweist sich als obligatorische Disziplin, vor allem während des „Iron“-Brechers „Lai Lai Hei“. Natürlich darf auch der Klassiker des ersten Albums, „Token Of Time“ nicht fehlen, und man fragt sich, wieso diese Band drei Demos gebraucht hat, bis es endlich zum ersten Album kam. An einen Instrumental-Track schließt sich sogar eine kleine IRON MAIDEN-Einlage an („The Trooper“), bevor man sich der 10-Minuten-Hymne „Victory Song“ widmet und mit „Blood Is The Price Of Glory“ das Mahl frühzeitig beendet. Es geht in die Zugaberunde, in die es unter anderem der „Goblin’s Song“ packt. Nach einer knappen Stunde wird abgeräumt.

Die Gewinner des Abends sind definitiv KORPIKLAANI und ENSIFERUM. Beide Bands zeigen, dass es Spaß machen kann, auf der Bühne zu stehen, und dass sie wissen, wie man das Haus zum Kochen bringt. Letzteres funktioniert sogar ohne irgendwelche Aufforderungen, und man vermutet, dass beide Bands es auch nicht nötig haben, das Publikum um Moshpits, „Hands up!“ oder Stagediver zu bitten. Diese Vermutung findet an diesem Abend definitiv eine Bestätigung.

(Alexandra Tausch)
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