Storm Of Destruction

Storm Of Destruction

EndezzmaEnthronedInfinityKoldbrannKultMassemord [PL]MoredhelRagnarokSchratThe StoneUrgehalVardlokkur
Ingolstadt, Ohrakel
23.04.2008
Bericht von Stefan Ehrhart, Fotos von Kristin Tafferner

Zum ersten Mal fand heuer am 23. und 24. Mai das STORM OF DESTRUCTION im oberbayrischen Ingolstadt statt. Als Örtlichkeit wurde das Ohrakel gewählt, welches ein umgebautes altes Güterbahnhofsgebäude war. Der eher kleine Veranstaltungsort war für die einigen hundert Besucher innen gerade ausreichend, im Außenbereich waren aber sehr viele Leute unterwegs, was – teils aufgrund des Verhaltens geistig weniger gesegneter Müllverteiler und Radaubesucher, teils aber auch einfach aufgrund der Zahl – zu kleineren Komplikationen wie der Räumung von Zelten eines Parkplatzes führte.

Im Eingangsbereich des Ohrakels gab es eine kleine Kneipenecke in über die beiden Tage allerlei Heavy Metal-DVDs, zum Beispiel mit einem Auftritt von SAXON, liefen. Es folgte der eigentliche Raum, welcher im vorderen Teil Ausschank und die üblichen Verkaufsstände beherbergte. Letztere boten leider auch Artikel von „illustren“ Gruppen wie AD HOMINEM und KRODA an, was der Vollständigkeit halber einfach erwähnt werden soll.

Die hinten befindliche Bühne konnte unter anderem auch von zwei seitlichen Sofas und einigen Stehtischen aus beobachtet werden, allgemein erinnerte das Ohrakel ein wenig an die manchem vielleicht bekannte Röhre in Stuttgart.


Freitag

Den Einstieg machten SCHRAT. Die Augsburger Gruppe spielte typischen Black Metal, der teilweise etwas zum „Geschrammel“ tendierte. Mit dabei auf der Bühne hatten die vier Musiker ihren eigenen Schrat, einen überdimensionalen Kopf, einer Mischung aus Troll und Totem ähnelnd.

Es folgten MOREDHEL, welche einen gewissen Thrash-Einschlag hatten. Es waren einige passable Ansätze, insbesondere in Sachen Riffs, zu hören. Die Band aus Ingolstadt spielte außerdem NARGAROTHs „Abschiedsbrief des Prometheus“ und grüßte dabei Ash (ehemals Kanwulf) und Sharon jener umstrittenen Formation. Beendet wurde der Auftritt mit dem allseits bekannten Anspielen von SLAYERs „Raining Blood“.

Bei KULT ging es dann vor allem zu Beginn ein wenig melancholischer von statten, weshalb auch das schöne Intro, Beethovens Mondscheinsonate und vereinzelte Krähenrufe, dazu passte. Im Verlauf des Auftrittes wurde die italienische Band etwas Thrash-lastiger und war mit Energie bei der Sache. Stimmlich fielen KULT durch ein schnell variierendes Schreien und Grunzen des Sängers auf und ein wenig Gitarrensolieren verhalf ebenfalls zu einem recht guten Gesamteindruck.

Zwei Mitglieder FRANGARs sind auch bei AD HOMINEM tätig. Ende der Berichterstattung.

Das Publikum eintönig den halben Auftritt mit „Deutschland!“ anzuheizen war dann bei MASSEMORD etwas dämlich (auch wenn die Band nichts mit Politik am Hut hat). Die Polen konnten jedenfalls einige Atmosphäre schaffen und bewegten sich zwischen gefühltem Suizid und Wahnsinn, was durch das Auftreten der Musiker, insbesondere des Sängers, unterstrichen wurde. Dieser stürzte sich auch für einen kurzen Pogo-Einsatz in die Zuschauer. Neben allerlei Blastbeat-Passagen gab es auch rhythmisch Akzentuiertes zu vernehmen; der abschließende Titel mit einem Sample inklusive quälender, schreiender Frauenstimme sorgte für düstere Stimmung.

THE STONE agierten in positivem Sinne etwas hektischer und treibender und hatten neben MASSEMORD erstmals einen deutlich gesteigerten Andrang seitens des Publikums. Die Gruppe ließ eine ordentliche Portion Energie los, das Feuerspucken des Bassisten zu Beginn passte da sehr gut dazu. Abschließend interpretierten THE STONE noch ein Stück von MASTER’S HAMMER, was auf sichtlich viel Zuspruch stieß.

Eine der größten Erwartungen waren (zumindest für mich) dann ENDEZZMA. Im Voraus atmosphärisch, getragen und tiefgründig überzeugend, war ich auf den Auftritt der Norweger gespannt. Den Einstand machte der Vierer mit „Alone“, dem eröffnenden Titel und Namensgeber der aktuellen EP, der bisher einzigen Veröffentlichung.
Der Titel war dem Album etwas ähnlich, ließ jedoch bereits erste Zweifel an den Bühnenfähigkeiten der Band aufkommen. Das Lied wurde auch ziemlich unpassend ausgeleitet, bei der eigentlich recht getragenen und intensiven Passage setzten ENDEZZMA mit einem lauten Wirbel ein jähes Ende. Das dramatische, aufbrausende „Antievitation“ war noch am überzeugendsten, zumindest bei dem Solo und Lauf der Melodiegitarre kam etwas Atmosphäre auf.
Ansonsten klangen ENDEZZMA jedoch unausgereift und saftlos, was sich in wirklich wenig Reaktion des Publikums widerspiegelte. Außer zwei oder drei Headbangern und vielleicht einer Handvoll zurückhaltender Klatscher wurde der Gruppe keine Resonanz entgegengebracht. Dass dies eine deutliche Sprache spricht, war wohl auch den Musikern bewusst, wirkte doch insbesondere der Sänger immer frustrierter. Dies ist aber noch lange keine Grund nach dem Beschmieren mit Kunstblut das Tongefäß in die Menge zu schleudern.

Wie ausgewechselt (genau genommen war es ja ein Wechsel…) war dann alles bei KOLDBRANN. Wieder einmal bewies die norwegische Formation eindrucksvoll, dass sie nicht nur auf CD überzeugend klingt, sondern auch zu einer der besten Livebands gezählt werden kann.
Markant, sicher und wirkungsvoll wie immer wurde zusammen mit dem sehr guten Klang eine mächtige, eindrucksvolle Stimmung voller Tatkraft und Feuer erzeugt. Das Publikum ließ sich mitreißen und nahm mit Begeisterung jedes wuchtige Riff auf. Neben „Steinet til Jorden“ und allen anderen Titeln sorgte auch das abschließende Titelstück „Tjevelens Treskeverk“ des aktuellen Albums für massenhaft Bewegung und Energie. Zum Schluss hin steigerte sich das Ganze immer mehr und endete in einem fulminanten Black Metal-Sturm.

Dies nun noch zu übertreffen, sollte eine sehr schwere Aufgabe werden. Diese wurde ENTHRONED zuteil, welche jedoch mit ihrem neuen Werk „Tetra Karcist“ ein innovatives, vielschichtiges und prägnantes Mittel im Repertoire hatten. So war das einleitende Stück „Tellum Scorpionis“ auch noch fast identisch mit der CD-Version und versprühte schon etwas Lebendigkeit, wenngleich die Belgier bereits mit schwindendem Publikum zu kämpfen hatten und das Feuer von KOLDBRANN nicht am Leben erhalten konnten.
Danach wurde der Gesamteindruck aber leider sehr geschmälert, da – aus welchem Grund auch immer – alles, allem Voraus die Tiefen, extrem übersteuert wurden. So klangen ENTHRONED nur noch wummernd und laut, was zu weiterer Zurückhaltung wenig Applaus führte. Diese Klangproblematik war sehr, sehr schade, denn die Musiker agierten eigentlich gut und solide.


Samstag

Am zweiten Tag sollte sich wieder alles um einige Zeit nach hinten verschieben. Da BESATT aufgrund einer Autopanne abgesagt hatten, begann mit FURIA die erste Band erst um 18 statt um 16 Uhr, welche wir jedoch nicht gesehen haben. Im weiteren Verlauf des Abends summierten sich erneut an die zwei Stunden Verzögerung, weshalb die letzen Gruppen alle zwei Stunden später als geplant spielten.

Eine, vielleicht gar die größte des Festivals, Überraschung boten AMYSTERY. Die süddeutsche Formation begann stimmungsvoll, von Fackeln flankiert, druckvoll und wuchtig und konnte ab dem dritten Lied deutlich steigendes Interesse verzeichnen. Auch das eingebaute Feuerspucken des Sängers fügte sich gut ein, ebenso das Corpsepaint, welches auffallend passend gestaltet war.
AMYSTERYs Auftritt war sehr stimmungsvoll und lässt sich musikalisch vielleicht entfernt zwischen DARKTHRONE und SATYRICON einordnen. Jedenfalls gab es neben melodiösen, sehr eindringlichen Melodielinien und Läufen auch Rhythmisch-Räudiges, „Black ’n’ Roll“-artiges zu vernehmen. Eine ausgezeichnete Passage mit einprägsamem abwechselndem China-Becken- und Hihat-Einsatz setzte sich fest, ein Rhythmus prägte sich ein – die Details stimmten bei AMYSTERY ebenso wie das Gesamtbild.

Bei VARDLOKKUR wurde es dann eine Spur dreckiger und raserischer. Die Dänen hatten sichtlich Spaß an der Sache und waren sehr energisch zu Gange. Das Gewüte hatte einen gewissen Old School-Einschlag und sorgte für Kurzweil.

Einen singenden Schlagzeuger findet man nicht alle Tage, doch bei INFINITY trat diese Phänomen wieder einmal auf. Die holländischen Musiker spielten melodischen Black Metal mit einigen Thrash-Einflüssen und sorgten damit für großen Andrang, Applaus und Bewegung. Der Dreier wies einige IMMORTAL-Paralellen auf, auch der Gesang war dem Abbaths teilweise auffallend ähnlich, was aber durchaus positiv war.

Bei HOLMGANG ging es hingegen etwas struktur- und ziellos zu. Vorne erhielten die Dänen etwas Zuspruch, insgesamt konnte der von ein wenig Death und Heavy Metal geprägte Black Metal aber nicht wirklich mitreißen.

Eirik Renton ersetzte als neuer Konzertschlagzeuger Jarle „Uruz“ Byberg (SHINING und vieles andere) bei URGEHAL. Deren Musik war der auf CD sehr ähnlich, musste aber ein paar Abstriche beim Gesang machen, welchem es etwas an Kraft fehlte. Außerdem waren die Soli ein wenig abgehackt und konnten nicht ganz mitreißen.
Ansonsten machten die Norweger aber mächtig Stimmung und begeisterten den bisher größten Andrang an Zuschauern vollends. Eröffnet wurde diese Black Metal-Wucht mit „Satanic Black Metal in Hell“, welches ebenso wie „Risus Sardonius“ als Stück vom jüngsten Werk „Goatcraft Torment“ überzeugen konnte. Von diesem gab es unter anderem auch noch das Titelstück als fulminanten Abschluss zu hören, wie auch „Antireligios“. Dieses folgte auf eine gute Interpretation von SEPULTURAs „Antichrist“.

Aus bisher nicht näher bekannten Gründen ist Hoest (TAAKE) seit Kurzem nicht mehr Sänger bei RAGNAROK, was erst auf dem Festival bekannt wurde. Ersetzt wurde Hoest durch Hans Fyrste, der sich, so ganz gegenteilig zu Hoest, unskandalös unter die Festivalbesucher mischte und einen ganz sympathischen und freundlichen Eindruck machte. Letzteres kann man ja nun von Hoest nicht unbedingt behaupten – was man jedoch behaupten kann ist, dass es sich bei Hoest eindeutig um die bessere Wahl handelte, was den Gesang angeht.
Fyrstes Stimme war zu „krächzig“ und „gurgelig“, einseitig und kraftlos und konnte nicht überzeugen. Instrumental waren RAGNAROK ganz gut, die typischen Rhythmen brachten schon etwas Brachialität mit sich, aber dennoch fehlte etwas. Dies lag sicherlich auch daran, dass der Klang schlichtweg katastrophal war. Selten habe ich bisher einen so übersteuerten, klangtechnisch nur aus Krawall und überdrehter, wummernder Lautstärke bestehenden Auftritt gesehen.
Das war schon bei Titeln wie dem stürmischen „I Nomine Satans“ tragisch und ließ ein urtümliches, mystisches Lied wie „Pagan Land“ erst recht untergehen. So endete der Samstag mit einer Enttäuschung.


Trotz um die 400 Besucher war es im Ohrakel nie wirklich voll und selbst vor der Bühne sah man meistens nur lichte Reihen. Das lag wohl einfach daran, dass ein Großteil der Besucher sich herzlich wenig um die Bands kümmerte und die Zeit lieber draußen verbrachte und ‚einen zu viel im Tee’ hatte…
Darüber hinaus waren unter anderem einige Shirts politisch einschlägiger Bands und Bewegungen zu sehen. Ich möchte nun nicht zu tief in die ewige Diskussion einsteigen, aber es zeigte sich einmal mehr die Ironie dieser politischen Gesinnung.
Politik hat schlichtweg nichts, aber auch gar nichts, im Black Metal zu suchen. Schließlich richtet sich diese Musik gegen die Menschheit im Allgemeinen und nicht nur gegen eine bestimmte Ethnie – ganz zu schweigen davon, dass die Dummheit der meisten Menschen sicherlich nicht mit ihrem ethnischen Hintergrund differiert. Davon abgesehen kann es mit der „Herrenhaftigkeit“ nicht sonderlich weit her sein, wenn man zu nichts in der Lage ist als grimmig drein zu schauen und sich zuzuschütten.

Für die Existenz solcher Individuen kann der Veranstalter natürlich nichts, entsprechende Kontrollen gab es aber gar keine. Das Aufgebot bot einige sehr interessante Gruppen, die man so mit Sicherheit nicht ohne Weiteres zu sehen bekommt. Dabei hätte man – vorausgesetzt es liegt einem etwas am wahren Wesen des Black Metals – aber etwas genauer auf den Hintergrund der einzelnen Musiker der Bands schauen sollen (siehe oben im Bericht).

Somit bot das Storm Of Destruction einige überzeugende, kraftvolle Auftritte, bei welchen teilweise auch eine sehr gute Stimmung herrschte. Auf der anderen Seite war letztere ganz allgemein nicht immer optimal und wurde durch die oben erwähnten Personen etwas getrübt. Auf organisatorischer Seite lief auch nicht alles optimal, dies ist aber insbesondere bei der Erstauflage eines Festivals auch nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen. Eine Stellungnahme des Veranstalters kann man auf der Seite des Festivals http://www.nordic-storm.net lesen.

Für das nächste Mal wurde bereits ein neuer Ton- und Veranstaltungstechniker angekündigt und es wurde darüber nachgedacht, weniger Bands zu holen, dafür aber alles besser zu organisieren, das finde ich schon einmal ganz vielversprechend. Wenn dann noch von der Besucherseite her alles stimmt bzw. etwas besser wird, kann man mit Interesse einem zweiten STORM OF DESTRUCTION entgegen sehen.

Bildergalerie

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