Impaler Demonical & W.O.R.F.

Impaler, Demonical & W.O.R.F.

DemonicalImpalerW.O.R.F.
Leipzig, G16
15.07.2008
G16 ist kein Gipfeltreffen der großen Wirtschaftsmächte, der dauerhaft in Leipzig stattfindet, sondern ein kleiner Verein mitten im ehemaligen Herzen Leipzigs; Plagwitz. Verwitterte Industriebauten bestimmen das heruntergekommene Flair dieses markanten Stadtteils mit der Gießerstraße, die lediglich durch Kulturbetriebe, Galerien, protzigen Einkaufsmärkten, verlassenen Läden und einer immer noch wachsenden Kunstszene ein wenig an Farbe gewinnt. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der heute erwartete Farbtupfer viel Publikum anzieht. Von jung bis alt ist alles dabei. Unterwegs dahin gaben sich biertrinkende und LSD-Rausch besoffene Familienväter mit jungen Damen die Hand, schnippten Bierdeckel auf den Bürgersteig und diskutierten mit wild gewordenen Busfahrern. Wer behauptet, Leipzig sei nicht aufregend, wird mit solchen Eindrücken wieder nach Hause geschickt.

Schnitt: Wenig später werden zwei grün behemdete Herren mit seltsamen Mützen vom Vereinsvorsitzenden auf den neu gegründeten Verein hingewiesen, indem auch geraucht werden darf. Wir stehen also vor dem verrotteten Gemäuer und lachen über die Vorstellung, dass beide Polizisten wieder gehen müssen. Denn für Vereinsräume gilt kein Rauchverbot. Auch wenn darin Bier verkauft wird. Ausschank Fehlanzeige. Unsere Mitgliedsausweise (Eintrittskarten) sind auch schon gezückt. So erlebe ich es zum ersten Mal seit Februar, dass während eines Konzerts in geschlossenen Räumen geschmaucht werden darf. Resultat des Abends: Nikotinkater am Morgen.

Na, da kann es auch nicht schief gehen mit dem Auftakt, den die GOREKAINHARR-Sidekicks (u.a.) W.O.R.F. (WARRIORS OF RISING FEAR) dahinsächseln. Wüster Thrashmetal schreddert sich durch das Fabrikgebäude. Thrash, der irgendwie an die Spätachtziger erinnert und einen kleinen Hardcore-Touch aufweist. Fehlen nur noch weiße Knöchelturnschuhe und Stretch-Jeans. Jemand raunt mir leise zu, dass man diese Band nicht im Bericht erwähnen braucht, wegen der unspektakulären Mucke. Aber da bin ich stets anderer Meinung, weil so unbedeutend der Auftritt von W.O.R.F. ist, sollte der Vollständigkeit halber der Name erwähnt bleiben. Nur um zu zeigen, dass die Leipziger Szene rege und munter ist.
Während der Opener seine Takte gegen die Backsteinziegelmauern pfeffert, durchlaufen Besucher innerhalb des Baues alle Stadien von Flashbacks an selige "Zoro"-Zeiten, als die Wasserspülung noch über die Treppe lief. Aber das ist hier im G16 nur eine entfernte Reminiszenz, weil sauberer und trockener. In dem ungereinigten Mauerwerk können Künstler ihre Zelte aufschlagen, Leute Kurse anbieten oder einfach nur einen Treffpunkt machen. Fast schon klingonisch mutet da der Sound von W.O.R.F. an. Ach nein, das war nur bellende Sachse am Mikro.

Wenig später spielen die Schweden von DEMONICAL zum Veitstanz auf. Der urwüchsige Elchtod-Sound klingt nach einer meisterlichen Mischung aus DISMEMBER, ENTOMBED und frühe NECROPHOBIC. Tödlich, giftig und verflucht heavy. Nur der Sound bringt es gar nicht. Die Gitarren sind leider schwachbrüstig, die Drums drucklos. Trotzdem feuern die Schweden eine gute Show ins Publikum, heben schon mal die eine oder andere Gitarre in die Luft. Manchmal ist es auch ein Pils. Apropos Pils. An Bierreichtum mangelt es nicht hier. DEMONICAL feiern und geben ihr Bestes um sich nachhaltig in die Gedächtnisse der Besucher zu brennen.

Danach hat es die Kultband IMPALER nicht leicht mit ihrem weltfremden Achtziger-Amimetal-Fimmel für dilettantische Sounds, Zombiestadl und komische Frisuren. Alle warten natürlich auf die beiden hübschen Krankenschwestern, die ihrem völlig verblödeten Doktor auf der Bühne mit ihrer eigenwilligen Performance die Show stehlen. So albert sich der blutverschmierte Chirurg während des Auftritts von IMPALER allein und biertrinkenderweise durch einen mir unendlich vorkommenden Gig. Schade, denn hier fehlt einfach nur der Sabber gieriger Bierpunker, die den Krankenschwestern hinterher hecheln. Aber so bleibt wenigstens hier die Vermutung darüber stehen. Wäre ja schlimm, wenn ich das auch noch beschreiben müsste. Der Klops am Mikro, der in den Achtzigern mit eigenwilligem Posing eines BILLY IDOL daherkam, kann mit seinem peinlichen Gehabe doch noch die Pommesgabeln im Publikum zücken lassen. Wahrscheinlich haben viele Mitleid mit der Truppe und bieten ihr Möglichkeiten auf ein gemeinsames Abendbrot an. Ende vom Lied ist, dass ich mich lieber nach draußen in die milde Sommernacht begebe um dieses endlose Schreckgespenst von Musik hinter mich zu lassen. Ein aufgespießter Gummikopf aus der Splatterfilm-Requisite und die mit blanken Zähnen aus dem Doktor herausgerissene Leber im blutigen Mund des Sängers verfolgen mich dabei gedanklich. Strange, durchgeknallt und nicht zum aushalten. Aber gut.
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