VIII. Barther Metal Open Air
VIII. Barther Metal Open Air
Barth, Freilichtbühne
18.08.2006
18.08.2006
Vor genau einem Jahr stand noch nicht fest, ob es ein weiteres Metal Open Air in Barth geben würde; finanzielle Schwierigkeiten durch Absprünge von Sponsoren waren nur ein Grund. Doch Veranstalter Heiko hatte sich durchgerungen und somit das mittlerweile 8. Barther Metal Open Air auf die Beine gestellt. Und das mit einem Hammer-Billing und (das erste Mal) über zwei Tage.
Freitag:
In Barth angekommen, stelle ich schnell fest, dass der Zeltplatz ein Ende besser gefüllt ist, als letztes Jahr um diese Zeit. Aber erstmal Zelt aufbauen und ein Pils in den Hals, bevor ich hier und da ‚Hallo’ sage. Ein paar Bier später wird der Himmel dunkelgrau und es fängt an zu gießen. Und es scheint nicht aufhören zu wollen. Auch nicht, als pünktlich um 19 Uhr, CURSED ANGUISH aus Lübeck die Bühne betreten. Die fünf Hansestädter bieten soliden Black Metal, der sehr melodisch rüberkommt und die Fans recht zahlreich, trotz andauernden Regens, vor die Bühne lockt. Ich kannte diese Band überhaupt nicht, aber bin angenehm überrascht, was die Jungs dort abliefern. Der Gig ist beendet und ich klitschnass. Also gehe ich zum Zelt, wringe mein Shirt aus und setze mich ins Auto, um etwas zu trocknen. Dadurch verpasse ich leider die Hannoveraner INQUIRING BLOOD. Und das ärgert mich wirklich, denn nach Fanauskünften sollen sie endgeil gewesen sein.
Nun gut, ab jetzt verpasse ich keine Band mehr und als BELLGRAVE die Bühne betreten, hat auch der Regen ein Ende gefunden. Die Berliner sind in Mecklenburg-Vorpommern schon lange keine Unbekannten mehr und haben sich hier eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Und so kommt der Death-Rock auch in Barth sehr gut an, besonders als sie ihre Hymne ‚My Soul Is My Gun’ spielen.
Die Lokalmatadore HEL’S CRUSADE, um Shouter und Veranstalter Heiko alias Nidhøgg spielen eine Mixtur aus Black- und Death Metal, was sehr gut für Abwechslungsreichtum in der der Musik sorgt. Mal wird gekreischt, mal gegrunzt, mal wird geknüppelt, mal erreicht man facettenreiche Melodien. Und so werden auch sie vom Publikum gebührend gefeiert. Was sowieso sehr erfreulich ist: diese Newcomer-Bands am Freitag ziehen allesamt so viele Leute vor die Bühne, wie man es (leider) viel zu selten erlebt. Den Abschluss dieses ersten Festivaltages bilden die Brutalo-Deather PERVERSE. Die Maskenmänner Pith und Kahm kommen mal wieder mit Drums aus der Konserve auf die Bühne. Aber wie mir Gitarrist Pith versichert, ist das wohl der letzte Gig ohne Drummer Bartho, der aufgrund seines Jobs in England, kaum mit der Band live zocken konnte. Aber, dass PERVERSE trotzdem auftreten, spricht für sie. Ihren Gig meistern sie, wie immer, einwandfrei. Es wird gegrunzt und geknüppelt, was das Zeug hält. Man sieht den Polen die Spielfreude regelrecht an, so dass sich die beiden, im letzten Drittel ihres Gigs, die Masken vom Kopf reißen und Pith mit einem breiten Grinsen das Drumpodest betritt, um dort seine eigene Show abzuliefern. Ein geiler Auftritt der beiden sympathischen Polen. Erstaunlich ist auch, dass Basser/Shouter Kahm gerade mal siebzehn Lenze zählt, er ohne Harmonizer auskommt und es eine Freude ist, ihn beim Bassspielen zuzuschauen. PERVERSE verlassen die Bühne und der Abend ist beendet; zumindest musikalisch.
Das Barther Metal Open Air zeichnet sich nämlich auch durch die familiäre Atmosphäre aus, wo Fans und Bands miteinander plaudern oder einfach miteinander feiern. So unterhalte ich mich noch lange mit PERVERSE, bevor sie Richtung Heimat fahren. Am Bierwagen hole ich mir ein frisch gezapftes Pils und werde von HELHEIM’s V’Gandr umarmt und so beginnt dann eine längere Partynacht, bis ich irgendwann ins Zelt stolpere.
Samstag:
Der Samstag beginnt schon recht früh, da ich durch ‚Möpse’-Rufe (Grüße an Maik von Twilight) geweckt werde. Egal, also aufstehen und einen Kurztrip in das schöne Örtchen Barth, da die Innenstadt nur ein paar hundert Meter vom Gelände entfernt ist. Wieder zurück auf dem Zeltplatz, werden dann auch wieder einige Bierchen vertilgt, gequasselt und Kontakte geknüpft.
Punkt 14 Uhr beginnt dann der musikalische Samstag mit LYFTHRASYR aus Baden-Württemberg. Die drei Jungs tun mir richtig leid. Zum einen als erste Band ran zu müssen, aber eine Band muss es ja sein, zum anderen: es ist kein Metalhead vor der Bühne. Nur vereinzelt verirren sich fünf bis sieben Leute dorthin. LYFTHRASYR ist sicherlich eine Band, die braucht für ihre Musik die entsprechende Atmosphäre, aber bei diesem Gig scheint die Sonne regelrecht auf die Schwarzmetaller. Trotzdem ziehen die Jungs ihren Auftritt mit Bravour durch und bekommen anschließend nur Lobe. Kein Wunder, denn LYFTHRASYR bestechen durch Charisma und Professionalität. Etwas später und sie wären abgefeiert worden.
Nun wären eigentlich XIV DARK CENTURIES an der Reihe, doch die stecken irgendwo auf der Autobahn fest, was sich nun für DISPARAGED nicht gerade positiv auswirkt, da sie nun zwei Stunden früher als vereinbart auf die Bühne müssen. Und auch sie haben mit der Müdigkeit der Fans zu kämpfen, da sich nur sehr wenige nach vorne trauen. Schade eigentlich, denn die Schweizer zeigen, wie technischer Death Metal zu klingen hat. Mit dem neuen Album „Blood Source“ im Gepäck, ballern sie meisterhaft ihre Tracks in die (vornehmlich) sitzende Menge. Geile Band!
Im thüringischen Trusetal befindet sich der höchste, künstlich angelegte Wasserfall, sowie die größte Gartenzwergausstellung Deutschlands. Aber auch musikalisch bietet der kleine Ort etwas: GERNOTSHAGEN! Die erste Band des Thüringer Dreigespanns am heutigen Tag. Und diese überrascht nicht nur mich. Hymnenhafte Songs, wie z.B. ‚Kriegshorn’ werden den gut 1000 Anwesenden, in überzeugender Art und Weise, dargeboten. Besonders gefällt mir bei GERNOTSHAGEN der Frontmann Askan. Ob Gekreische, Gegrunze oder auch der klare Gesang…, einwandfrei. Besonders bei den cleanen Parts können sich andere Bands eine Scheibe abschneiden. Fein fein!
Nun kommt eine Band, auf die ich mich schon so richtig freue und wo es sich im Moshpit schon etwas füllt: die GRABNEBELFÜRSTEN! Aufgrund der langen Krankheit von Drummer Marschhausen, ist dieser Auftritt in Barth, der erste in diesem Jahr für den Fünfer aus dem Bergischen Land. Für mich ist diese Band, eine der Besten, die der deutsche Black Metal zu bieten hat. Allerdings polarisieren die GRABNEBELFÜRSTEN auch stark, so dass sich das Publikum mal wieder in zwei Parteien spaltet. Ich weiß nicht, was an dieser Band auszusetzen ist!? Der kranke Gesang und das charismatische Stageacting von Sturm Deiner Winter, ist einfach einmalig. Die Songauswahl ist auch mal wieder genial; ob „Apathie“, „Briefe An Die Toten“, „Schwarz Gegen Weiss“, „Abstrakte Wunden Verbaler Schwerter“…, es ist ein Querschnitt vom gesamten Schaffen der Band. Geil!
Treten DEBAUCHERY nun auf, oder nicht? Das fragen sich viele der rund 700 angereisten Metalheads. Ist doch vor nicht allzu langer Zeit, der Dani ausgestiegen, weil er sich auf der Bühne von Thomas genötigt fühlte. Wie true! Doch schon vor ihrem Gig treffe ich Drummer Oliwar und Shouter Thomas und sie sind bestens gelaunt. Nun stehen DEBAUCHERY blutverschmiert auf der Bühne und Thomas, seit einiger Zeit mit geschorenem Schädel, spielt nun auch Bass. Ist etwas ungewohnt, aber schmälert nicht die Livequalität. Mit Songs vom ‚Torture Pit’-Album und Krachern, wie „Chainsaw Masturbation“, „Kill Maim Burn“ oder „Blood For The Blood God“ ziehen DEBAUCHERY die Meute in ihren Bann und schaffen es, immer mehr Leute vor die Bühne zu locken.
XIV DARK CENTURIES sind mittlerweile auch in Barth angekommen und entern den Musikspielplatz. Und spätestens jetzt weiß man, auf wen der Großteil der Fans gewartet hat, denn nun wird es vorne schon sichtbar enger. Die Thüringer begeistern das Publikum in solch einem hohen Maße, wie ich es selten erlebt habe. Doch leider ist die Zeit knapp geworden und die sympathischen Recken von XIV DARK CENTURIES müssen nach einer halben Stunde Spielzeit ihren Set beenden. Nun ja, dreißig Minuten sind besser als nichts, um es mit den Worten von Sänger Rüd zu beschreiben.
Die Dunkelheit macht sich über das kleine Städtchen Barth breit und MENHIR stehen auf der Bühne. Und sie stehen und stehen. Warum tun die das? Sie stehen herum und machen nichts. Veranstalter und Publikum werden schon ungeduldig, als die dritte Thüringer Band dieses Tages, endlich beginnt. Und wie bei ihren Landesgenossen zuvor, flippen die Leute regelrecht aus. Ich persönlich weiß nicht, was an diesem Pagan Metal so toll sein soll, aber anhand der Fanscharen kann man sehen, dass dieser Musikstil eine große Anhängerschaft hat und diese zu begeistern versteht. Nun ja, die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und zugeben muss ich, dass MENHIR ihre Sache wirklich gut machen.
HELHEIM geistern ja nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt durch die Szene. Mal mehr, mal minder erfolgreich. Aber mit dem neuen Album der Nordmänner ‚The Journeys And Experiences Of Death“ haben sie endlich wieder eine Scheibe herausgebracht, die mächtig in den Arsch tritt. Nun stehen sie also auf der Bühne. Nebel verhüllt die Luft und V’Gandr steht an der Rampe und reckt seine Hände nach oben, bevor es kraftvoll und heavy losgeht. HELHEIM merkt man ihre Bühnenprofessionalität durchaus an, aber nachdem ich sie mit dieser Show schon beim Bands Battle erlebt hatte, könnten sie ruhig etwas flexibler im Stageacting sein. So wirkt alles recht einstudiert, wenn man sie das zweite Mal innerhalb von zwei Monaten sieht. Aber egal, denn HELHEIM hauen rein und ohne Keyborder ist die Mucke der Norweger kälter, härter und rauer. Ich find’s geil und es macht einfach Spass zuzuschauen, wie sich V’Gandr und H’Grimnir beim Gesang ein regelrechtes Battle liefern. Daumen hoch für HELHEIM. Norwegische „Ondskapt“ Nr. 1: KOLDBRANN geben sich die Ehre. Mit ihrem neuen Album „Moribound“ im Gepäck wollen sie dem Barther Publikum zeigen, was eine Black Metal Harke ist. Mit Fackeln und Corpsepaint legen die Jungs los. Die weiße Farbe haben sie wohl zu Hause vergessen oder so, denn sie hatten nur schwarze Parts im Gesicht. Primitiv und evil spielen KOLDBRANN ihren Set runter und auf mich wirken sie irgendwie lustlos. Sänger Mannevond geht die ganze Zeit im Darkthrone-Shirt auf und ab und kreischt ins Mikro, dass einem die Ohren wehtun. Ja, irgendetwas stimmt da mit der Stimme nicht, denn es hört sich mächtig übersteuert an. Mich enttäuschen KOLDBRANN etwas, da ich doch etwas mehr Black Metal Power erhofft hatte, die mich an diesem Abend aber noch übermannen wird.
Zweifellos eine Ikone im Death Metal ist das sympathische Rumpelstielzchen Paul Speckmann und der überzeugt mit seiner Band MASTER, die Fans mal wieder völlig. Hasstiraden gegen George W. Bush und geiler Old School Death Metal wechseln sich eine Stunde lang ab. Ich warte ja noch immer, dass ich es erlebe, wie sich Paul’s Bart in den Seiten seiner Bassgitarre verfängt, denn der wird wahrhaftig immer länger. Auf jeden Fall ist es mal wieder ein gelungener Gig von MASTER, bei dem es mal wieder anfängt etwas zu tröpfeln. Also stelle ich mich an den hinteren Bühneneingang, der etwas überdacht ist und schaue mir dort den Gig zu Ende an. Es ist mittlerweile auch schon nach halb Zwei und in einer halben Stunde soll das Festival, von Seiten des Ordnungsamtes, beendet sein. Und es folgt ja noch eine Band: SARKOM. Ich drehe mich um und bin von fünf schwarz-weiß-bemalten, nieten- und nägelbestückten, böse dreinschauenden Männern umgeben. Drummer Renton, schon ungeduldig, guckt aus seiner Kapuze heraus und brüllt zur Bühne, auf der der gute Paul noch immer spielt: „Shut the fucking up!“. Das macht Mr. Speckmann dann auch und SARKOM betreten die Szenerie.
Jawoll, so muss Black Metal sein. Böse und stilecht animieren, besonders Shouter Unsgaard und Gitarrist Sagstad, die Metalheads. Die Gestik und Mimik, sowie das Spiel mit den Fans, hauen mich echt vom Hocker. So etwas habe ich das letzte Mal 1997 bei Isvind erlebt. Dass dies der erste Auftritt der Norweger in Deutschland ist, merkt man ihnen partout nicht an. So intensiv und spielfreudig, so evil und trve … einfach nur geil. Und sie können ihren Gig sogar zu Ende spielen, denn keiner von der hiesigen Polizei läßt sich blicken; so performen sie vor allem Titel ihres aktuellen Albums ‚Aggravation Of Mind’. SARKOM muss man sich merken.
Ein geiles Festival beendet meine Festivalsaison 2006, in der Hoffnung, dass auch das Barther Metal Open Air nächstes Jahr noch stattfindet.
Was ich bis heute allerdings nicht verstehen werde, ist die Tatsache, dass es überall solche Honks gibt, die denken, sie könnten den Zeltplatz in eine Müllhalde verwandeln und den dann auch so verlassen. Warum könnt Ihr Euch keinen Müllsack mitbringen? Schmeißt Ihr Euern Müll zu Hause auch in jede Ecke bzw. ins Bett? So wird es wohl nächstes Jahr dazu kommen, dass ein Müllpfand eingeführt wird. Vielleicht sind diejenigen dann etwas vernünftiger. Auch verstehe ich nicht, warum es Idioten gibt, die denken, dass Vandalismus cool ist. Gut, dass Veranstalter Heiko mal etwas mehr Geld für eine Security ausgegeben hat. So konnte bestimmt Schlimmeres verhindert werden.
Ansonsten: Geiles Festival, Geiles Billing, Geile Party! RRROOOAAARRR
Freitag:
In Barth angekommen, stelle ich schnell fest, dass der Zeltplatz ein Ende besser gefüllt ist, als letztes Jahr um diese Zeit. Aber erstmal Zelt aufbauen und ein Pils in den Hals, bevor ich hier und da ‚Hallo’ sage. Ein paar Bier später wird der Himmel dunkelgrau und es fängt an zu gießen. Und es scheint nicht aufhören zu wollen. Auch nicht, als pünktlich um 19 Uhr, CURSED ANGUISH aus Lübeck die Bühne betreten. Die fünf Hansestädter bieten soliden Black Metal, der sehr melodisch rüberkommt und die Fans recht zahlreich, trotz andauernden Regens, vor die Bühne lockt. Ich kannte diese Band überhaupt nicht, aber bin angenehm überrascht, was die Jungs dort abliefern. Der Gig ist beendet und ich klitschnass. Also gehe ich zum Zelt, wringe mein Shirt aus und setze mich ins Auto, um etwas zu trocknen. Dadurch verpasse ich leider die Hannoveraner INQUIRING BLOOD. Und das ärgert mich wirklich, denn nach Fanauskünften sollen sie endgeil gewesen sein.
Nun gut, ab jetzt verpasse ich keine Band mehr und als BELLGRAVE die Bühne betreten, hat auch der Regen ein Ende gefunden. Die Berliner sind in Mecklenburg-Vorpommern schon lange keine Unbekannten mehr und haben sich hier eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Und so kommt der Death-Rock auch in Barth sehr gut an, besonders als sie ihre Hymne ‚My Soul Is My Gun’ spielen.
Die Lokalmatadore HEL’S CRUSADE, um Shouter und Veranstalter Heiko alias Nidhøgg spielen eine Mixtur aus Black- und Death Metal, was sehr gut für Abwechslungsreichtum in der der Musik sorgt. Mal wird gekreischt, mal gegrunzt, mal wird geknüppelt, mal erreicht man facettenreiche Melodien. Und so werden auch sie vom Publikum gebührend gefeiert. Was sowieso sehr erfreulich ist: diese Newcomer-Bands am Freitag ziehen allesamt so viele Leute vor die Bühne, wie man es (leider) viel zu selten erlebt. Den Abschluss dieses ersten Festivaltages bilden die Brutalo-Deather PERVERSE. Die Maskenmänner Pith und Kahm kommen mal wieder mit Drums aus der Konserve auf die Bühne. Aber wie mir Gitarrist Pith versichert, ist das wohl der letzte Gig ohne Drummer Bartho, der aufgrund seines Jobs in England, kaum mit der Band live zocken konnte. Aber, dass PERVERSE trotzdem auftreten, spricht für sie. Ihren Gig meistern sie, wie immer, einwandfrei. Es wird gegrunzt und geknüppelt, was das Zeug hält. Man sieht den Polen die Spielfreude regelrecht an, so dass sich die beiden, im letzten Drittel ihres Gigs, die Masken vom Kopf reißen und Pith mit einem breiten Grinsen das Drumpodest betritt, um dort seine eigene Show abzuliefern. Ein geiler Auftritt der beiden sympathischen Polen. Erstaunlich ist auch, dass Basser/Shouter Kahm gerade mal siebzehn Lenze zählt, er ohne Harmonizer auskommt und es eine Freude ist, ihn beim Bassspielen zuzuschauen. PERVERSE verlassen die Bühne und der Abend ist beendet; zumindest musikalisch.
Das Barther Metal Open Air zeichnet sich nämlich auch durch die familiäre Atmosphäre aus, wo Fans und Bands miteinander plaudern oder einfach miteinander feiern. So unterhalte ich mich noch lange mit PERVERSE, bevor sie Richtung Heimat fahren. Am Bierwagen hole ich mir ein frisch gezapftes Pils und werde von HELHEIM’s V’Gandr umarmt und so beginnt dann eine längere Partynacht, bis ich irgendwann ins Zelt stolpere.
Samstag:
Der Samstag beginnt schon recht früh, da ich durch ‚Möpse’-Rufe (Grüße an Maik von Twilight) geweckt werde. Egal, also aufstehen und einen Kurztrip in das schöne Örtchen Barth, da die Innenstadt nur ein paar hundert Meter vom Gelände entfernt ist. Wieder zurück auf dem Zeltplatz, werden dann auch wieder einige Bierchen vertilgt, gequasselt und Kontakte geknüpft.
Punkt 14 Uhr beginnt dann der musikalische Samstag mit LYFTHRASYR aus Baden-Württemberg. Die drei Jungs tun mir richtig leid. Zum einen als erste Band ran zu müssen, aber eine Band muss es ja sein, zum anderen: es ist kein Metalhead vor der Bühne. Nur vereinzelt verirren sich fünf bis sieben Leute dorthin. LYFTHRASYR ist sicherlich eine Band, die braucht für ihre Musik die entsprechende Atmosphäre, aber bei diesem Gig scheint die Sonne regelrecht auf die Schwarzmetaller. Trotzdem ziehen die Jungs ihren Auftritt mit Bravour durch und bekommen anschließend nur Lobe. Kein Wunder, denn LYFTHRASYR bestechen durch Charisma und Professionalität. Etwas später und sie wären abgefeiert worden.
Nun wären eigentlich XIV DARK CENTURIES an der Reihe, doch die stecken irgendwo auf der Autobahn fest, was sich nun für DISPARAGED nicht gerade positiv auswirkt, da sie nun zwei Stunden früher als vereinbart auf die Bühne müssen. Und auch sie haben mit der Müdigkeit der Fans zu kämpfen, da sich nur sehr wenige nach vorne trauen. Schade eigentlich, denn die Schweizer zeigen, wie technischer Death Metal zu klingen hat. Mit dem neuen Album „Blood Source“ im Gepäck, ballern sie meisterhaft ihre Tracks in die (vornehmlich) sitzende Menge. Geile Band!
Im thüringischen Trusetal befindet sich der höchste, künstlich angelegte Wasserfall, sowie die größte Gartenzwergausstellung Deutschlands. Aber auch musikalisch bietet der kleine Ort etwas: GERNOTSHAGEN! Die erste Band des Thüringer Dreigespanns am heutigen Tag. Und diese überrascht nicht nur mich. Hymnenhafte Songs, wie z.B. ‚Kriegshorn’ werden den gut 1000 Anwesenden, in überzeugender Art und Weise, dargeboten. Besonders gefällt mir bei GERNOTSHAGEN der Frontmann Askan. Ob Gekreische, Gegrunze oder auch der klare Gesang…, einwandfrei. Besonders bei den cleanen Parts können sich andere Bands eine Scheibe abschneiden. Fein fein!
Nun kommt eine Band, auf die ich mich schon so richtig freue und wo es sich im Moshpit schon etwas füllt: die GRABNEBELFÜRSTEN! Aufgrund der langen Krankheit von Drummer Marschhausen, ist dieser Auftritt in Barth, der erste in diesem Jahr für den Fünfer aus dem Bergischen Land. Für mich ist diese Band, eine der Besten, die der deutsche Black Metal zu bieten hat. Allerdings polarisieren die GRABNEBELFÜRSTEN auch stark, so dass sich das Publikum mal wieder in zwei Parteien spaltet. Ich weiß nicht, was an dieser Band auszusetzen ist!? Der kranke Gesang und das charismatische Stageacting von Sturm Deiner Winter, ist einfach einmalig. Die Songauswahl ist auch mal wieder genial; ob „Apathie“, „Briefe An Die Toten“, „Schwarz Gegen Weiss“, „Abstrakte Wunden Verbaler Schwerter“…, es ist ein Querschnitt vom gesamten Schaffen der Band. Geil!
Treten DEBAUCHERY nun auf, oder nicht? Das fragen sich viele der rund 700 angereisten Metalheads. Ist doch vor nicht allzu langer Zeit, der Dani ausgestiegen, weil er sich auf der Bühne von Thomas genötigt fühlte. Wie true! Doch schon vor ihrem Gig treffe ich Drummer Oliwar und Shouter Thomas und sie sind bestens gelaunt. Nun stehen DEBAUCHERY blutverschmiert auf der Bühne und Thomas, seit einiger Zeit mit geschorenem Schädel, spielt nun auch Bass. Ist etwas ungewohnt, aber schmälert nicht die Livequalität. Mit Songs vom ‚Torture Pit’-Album und Krachern, wie „Chainsaw Masturbation“, „Kill Maim Burn“ oder „Blood For The Blood God“ ziehen DEBAUCHERY die Meute in ihren Bann und schaffen es, immer mehr Leute vor die Bühne zu locken.
XIV DARK CENTURIES sind mittlerweile auch in Barth angekommen und entern den Musikspielplatz. Und spätestens jetzt weiß man, auf wen der Großteil der Fans gewartet hat, denn nun wird es vorne schon sichtbar enger. Die Thüringer begeistern das Publikum in solch einem hohen Maße, wie ich es selten erlebt habe. Doch leider ist die Zeit knapp geworden und die sympathischen Recken von XIV DARK CENTURIES müssen nach einer halben Stunde Spielzeit ihren Set beenden. Nun ja, dreißig Minuten sind besser als nichts, um es mit den Worten von Sänger Rüd zu beschreiben.
Die Dunkelheit macht sich über das kleine Städtchen Barth breit und MENHIR stehen auf der Bühne. Und sie stehen und stehen. Warum tun die das? Sie stehen herum und machen nichts. Veranstalter und Publikum werden schon ungeduldig, als die dritte Thüringer Band dieses Tages, endlich beginnt. Und wie bei ihren Landesgenossen zuvor, flippen die Leute regelrecht aus. Ich persönlich weiß nicht, was an diesem Pagan Metal so toll sein soll, aber anhand der Fanscharen kann man sehen, dass dieser Musikstil eine große Anhängerschaft hat und diese zu begeistern versteht. Nun ja, die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und zugeben muss ich, dass MENHIR ihre Sache wirklich gut machen.
HELHEIM geistern ja nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt durch die Szene. Mal mehr, mal minder erfolgreich. Aber mit dem neuen Album der Nordmänner ‚The Journeys And Experiences Of Death“ haben sie endlich wieder eine Scheibe herausgebracht, die mächtig in den Arsch tritt. Nun stehen sie also auf der Bühne. Nebel verhüllt die Luft und V’Gandr steht an der Rampe und reckt seine Hände nach oben, bevor es kraftvoll und heavy losgeht. HELHEIM merkt man ihre Bühnenprofessionalität durchaus an, aber nachdem ich sie mit dieser Show schon beim Bands Battle erlebt hatte, könnten sie ruhig etwas flexibler im Stageacting sein. So wirkt alles recht einstudiert, wenn man sie das zweite Mal innerhalb von zwei Monaten sieht. Aber egal, denn HELHEIM hauen rein und ohne Keyborder ist die Mucke der Norweger kälter, härter und rauer. Ich find’s geil und es macht einfach Spass zuzuschauen, wie sich V’Gandr und H’Grimnir beim Gesang ein regelrechtes Battle liefern. Daumen hoch für HELHEIM. Norwegische „Ondskapt“ Nr. 1: KOLDBRANN geben sich die Ehre. Mit ihrem neuen Album „Moribound“ im Gepäck wollen sie dem Barther Publikum zeigen, was eine Black Metal Harke ist. Mit Fackeln und Corpsepaint legen die Jungs los. Die weiße Farbe haben sie wohl zu Hause vergessen oder so, denn sie hatten nur schwarze Parts im Gesicht. Primitiv und evil spielen KOLDBRANN ihren Set runter und auf mich wirken sie irgendwie lustlos. Sänger Mannevond geht die ganze Zeit im Darkthrone-Shirt auf und ab und kreischt ins Mikro, dass einem die Ohren wehtun. Ja, irgendetwas stimmt da mit der Stimme nicht, denn es hört sich mächtig übersteuert an. Mich enttäuschen KOLDBRANN etwas, da ich doch etwas mehr Black Metal Power erhofft hatte, die mich an diesem Abend aber noch übermannen wird.
Zweifellos eine Ikone im Death Metal ist das sympathische Rumpelstielzchen Paul Speckmann und der überzeugt mit seiner Band MASTER, die Fans mal wieder völlig. Hasstiraden gegen George W. Bush und geiler Old School Death Metal wechseln sich eine Stunde lang ab. Ich warte ja noch immer, dass ich es erlebe, wie sich Paul’s Bart in den Seiten seiner Bassgitarre verfängt, denn der wird wahrhaftig immer länger. Auf jeden Fall ist es mal wieder ein gelungener Gig von MASTER, bei dem es mal wieder anfängt etwas zu tröpfeln. Also stelle ich mich an den hinteren Bühneneingang, der etwas überdacht ist und schaue mir dort den Gig zu Ende an. Es ist mittlerweile auch schon nach halb Zwei und in einer halben Stunde soll das Festival, von Seiten des Ordnungsamtes, beendet sein. Und es folgt ja noch eine Band: SARKOM. Ich drehe mich um und bin von fünf schwarz-weiß-bemalten, nieten- und nägelbestückten, böse dreinschauenden Männern umgeben. Drummer Renton, schon ungeduldig, guckt aus seiner Kapuze heraus und brüllt zur Bühne, auf der der gute Paul noch immer spielt: „Shut the fucking up!“. Das macht Mr. Speckmann dann auch und SARKOM betreten die Szenerie.
Jawoll, so muss Black Metal sein. Böse und stilecht animieren, besonders Shouter Unsgaard und Gitarrist Sagstad, die Metalheads. Die Gestik und Mimik, sowie das Spiel mit den Fans, hauen mich echt vom Hocker. So etwas habe ich das letzte Mal 1997 bei Isvind erlebt. Dass dies der erste Auftritt der Norweger in Deutschland ist, merkt man ihnen partout nicht an. So intensiv und spielfreudig, so evil und trve … einfach nur geil. Und sie können ihren Gig sogar zu Ende spielen, denn keiner von der hiesigen Polizei läßt sich blicken; so performen sie vor allem Titel ihres aktuellen Albums ‚Aggravation Of Mind’. SARKOM muss man sich merken.
Ein geiles Festival beendet meine Festivalsaison 2006, in der Hoffnung, dass auch das Barther Metal Open Air nächstes Jahr noch stattfindet.
Was ich bis heute allerdings nicht verstehen werde, ist die Tatsache, dass es überall solche Honks gibt, die denken, sie könnten den Zeltplatz in eine Müllhalde verwandeln und den dann auch so verlassen. Warum könnt Ihr Euch keinen Müllsack mitbringen? Schmeißt Ihr Euern Müll zu Hause auch in jede Ecke bzw. ins Bett? So wird es wohl nächstes Jahr dazu kommen, dass ein Müllpfand eingeführt wird. Vielleicht sind diejenigen dann etwas vernünftiger. Auch verstehe ich nicht, warum es Idioten gibt, die denken, dass Vandalismus cool ist. Gut, dass Veranstalter Heiko mal etwas mehr Geld für eine Security ausgegeben hat. So konnte bestimmt Schlimmeres verhindert werden.
Ansonsten: Geiles Festival, Geiles Billing, Geile Party! RRROOOAAARRR