Interregnum-Fest

Interregnum-Fest

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Kranichshof bei Rostock
05.06.2008
Es ist Sommer. Pfauen suchen sich ein schattiges Plätzchen, die Hühner picken den Hähnen die Körner weg und die Ziegen liegen faul herum und schauen dem Treiben zu. Ein kleines Kätzchen bettelt um ein Leckerli, wird aber vom Hund verscheucht. Mutter Gans und Vater Ganter watscheln mit ihren sieben Gösseln auf und ab und die Entenfamilie hat es sich im grünen Gras gemütlich gemacht, nahe des Teichs. Strahlend blauer Himmel, die Sonne spiegelt sich im Wasser und lässt den Strandsand am Ufer goldgelb schimmern. Es herrscht Ruhe in diesem Idyll. Doch wie lange noch?

Das Bands Battle hatte sich 2006 von der Festival-Fläche verabschiedet, Jub und Deddy nutzten das Jahr 2007 für das Austüfteln eines Open-Airs und im Juni 2008 sollte es stattfinden. Parallelen zum Bands Battle? Vielleicht der Zeitpunkt, mehr auch nicht. Das Interregnum-Fest steht ganz im Zeichen von Black-/Pagan-/Dark- und Viking Metal und findet zudem noch unter freiem Himmel statt. Kranichshof ist ein kleines Örtchen, wo sich Fuchs und Hase noch Gute Nacht sagen, wo nur ein paar Häuser stehen und
wo es mehr Tiere als Einwohner gibt. Am Dorfrand eine Weide, auf der die Bühne steht, mit angrenzendem Dorfteich und Campingplatz, auf dem noch am Tag zuvor die Ziegen ihr Unwesen trieben und ihre
Losungen hinterlassen haben. Aber diese Idylle … wunderschön.

Donnerstag:
Am Donnerstag punkt 21.00 Uhr geht es dann los. Ein sich dem Ende zuneigender Tag auf dem Dorf…, welche Band würde besser passen als ABENDLAND? Das Neustrelitzer Trio weiß schon, was es will und stellt hohe Ansprüche an die Veranstalter. Es hat sich aber gelohnt. ABENDLAND überrascht mich positiv. Der abwechslungsreiche Black Metal lässt so manchen aufhorchen und vor allem aufblicken, wenn Drummer Odium hinterm Drumkit hervorklettert, sich die Violine schnappt und sie zu dritt wunderschöne ruhige Parts einbauen, bevor es dann mit Blastbeats wieder gen Kälte geht. Von den Jungs wird man noch einiges hören.

Musikalisch nicht ganz passend, aber dennoch alles gebend präsentieren LEGIO MORTIS ihren Death Metal. Stageacting, Songauswahl; der Gig ist einfach geil und macht Spaß. Zumal Sänger Marco sich immer wieder für Verspieler entschuldigt, die er Neuling Matze an der Gitarre anhängt. Mir fallen diese jedoch nicht auf. Hauptaugenmerk legt das Sextett aus Unterfranken natürlich auf ihre neue Scheibe ‚Theatre Of Morbid Vision’.
Für die Black Metaller kommt nun der erste Höhepunkt des Festivals: BESATT. Puren satanischen Black Metal der alten Schule klatschen die Polen den rund 50 Anwesenden um die Ohren. Corpsepaint, Nieten, umgedrehte Kreuze…, es gibt kaum ein Klischee, dem sich das Trio nicht bedient. Beldaroh, Vermin und Morbid kommen bei den Leuten super an und BESATT verschwinden nach dem Gig geschafft backstage, bevor sie wieder gen Heimat reisen.

SKADY aus Wolgast beenden nun diesen Donnerstag mit ihrem Gig. Etwas unausgegoren und uneigenständig ziehen sie trotzdem jede Menge Sympathien auf ihre Seite. Der zumeist im Midtempo gehaltene Black Metal des Dreiergespanns macht ab und an dann auch mal einen Ausflug in schnellere Gefilde und beinhaltet auch gute Ideen. Nun, die Band ist noch recht jung und wird sich mausern. Da bin ich mir sicher und gehe ins Zelt zum Schlafen. Aber ich habe die Rechnung ohne LEGIO MORTIS gemacht, mit denen ich mir dann noch die Nacht um die Ohren schlage, bevor ich gegen vier Uhr morgens in den Schlafsack krieche.

Freitag:
Der Freitag wird mit einem Gang in die Warbelstadt Gnoien begonnen, der sich als äußerst lang erweist. Zurück auf dem Gelände dann erstmal ein Pils, bevor es wieder mit Musik losgeht. Nur muss ich sagen, was von den Veranstaltern als moderater Bierpreis angekündigt wurde, ist doch höher ausgefallen als ich dachte. Und auch für 0,2cl Pfeffi darf man Zwei Euronen ausgeben. Allerdings gibt es Steak im Brötchen, Bockwurst oder Bratwurst für ganze 1,50 Euro und das ist mehr als passabel.
ISSMAHD beginnen den Freitagsschwof und sie können relativ überzeugen. Wenn sie den cleanen Gesang auslassen, klingen sie wirklich gut, aber dann, wenn das Gejaule einsetzt, ist es aus. Ansonsten sind die Mecklenburger nicht schlecht und haben den Zwillingsbruder von Jon Nödtveidt am Bass.

MAGNIFICAT kommen nun multikulti daher. Sänger und Gitarrenvirtuose Magnus kommt aus Mexiko und Hackebeil sowie Popefister kommen aus Berlin, wobei letzterer eine brasilianische Freundin hat. Die drei Jungs vermischen, nach ihren Aussagen, Johann Sebastian Bach mit Black Metal und haben mit Soundproblemen zu kämpfen. Wer die Jungs aber gerade sieht, der weiß, was sie drauf haben. Magnus bearbeitet wieselflink seine Gitarre und Hackebeil ist ein wirklich guter Basser. Der Drummer kommt mit seiner Spandexhose und seiner Körperlänge zwar etwas lustig rüber, schmälert aber nicht das Können der Band. Nun eine Band, die in der Szene polarisiert: SAXORIOR. Konnten mich die Sachsen beim Bands Battle kaum überzeugen, tun sie das doch heute. Für mich bis jetzt die qualitativ beste Band des Tages. Der Wechselgesang von Eschi und Kai, sowie das Stageacting vom Rest…, es passt alles und lockt dann doch einen Großteil der nur rund 150 zahlenden Gäste an. Am besten gefällt mir auf der Bühne der neue Bassist, der sein Können bei ständiger Bewegung unter Beweis stellt.

Bei folgender Band muss ich erstmal nachfragen, wer diese ist, denn ich weiß partout nicht, wer dort auf der Bühne steht. Nun es sind NORTH aus Polen. Sänger Sirkis könnte der Zwillingsbruder von Zyklon’s Tony Ingebrigtsen sein. Diese wehenden Haare, die Körperhaltung und dann noch der sehr Death Metal angehauchte Schwarzmetall des Quartetts. Mit Black Metal hat NORTH nicht allzu viel zu tun. Sie gehen aber gut ab, obwohl es sich vor der Bühne wieder lichtet. Die Texte, teilweise auf Polnisch, sind gut verständlich und musikalisch ist auch nichts auszusetzen. Diese Band werde ich auf jeden Fall beobachten. PANTHEON I sind mittlerweile eingetroffen und es wird sich erstmal begrüßt, bevor man sich im Backstagebereich dem Absolut-Wodka widmet. Krach draußen auf der Bühne. Geiler Krach! SLECHTVALK hauen dann mal so richtig rein und locken auch den letzten Rest vom Campingplatz vor die Bühne. Die Holländer zeigen wirklich allen, was eine Black Metal-Harke ist. Mit Kriegsbemalung und passenden Mimiken begeistern sie wirklich jeden. Songs wie ‚A Call Of The Night’, ‚Desertion’ oder ‚Thunder Of War’ kommen auch soundtechnisch voll geil rüber und hinterlassen beim Publikum selige Gesichter.

Nun erscheinen DIES ATER auf der Bühne. Natürlich sind auch dort Leute vor der Bühne, aber mehr möchte ich zu dieser Band nicht äußern.
TÝR von den Faröer-Inseln kamen am Nachmittag in einem verrosteten Bulli an und entpuppen sich als sehr sympathische Zeitgenossen. Ich persönlich mag diese Band, musikalisch gesehen, nicht so sonderlich, aber live können die vier Nordmänner wirklich überzeugen. ‚Sinklars Visa’ oder ‚Hail To The Hammer’ bringen sie so authentisch rüber, dass selbst ich begeistert bin. Auch wenn ich zweifelte, diese Band ist einfach gut und versteht es, die Meute in Bewegung zu halten.
Den ersten und einzigen Gig weltweit bestreiten nun GROZA ausgerechnet in Kranichshof. Die Band um Moribund Oblivion-Frontmann Bahadur Uhudaglar spielt eine recht ruhige und anspruchsvolle Variante der dunklen Liga. Nicht vergessen tun sie aber auch die schnelle Seite und so entpuppt sich die türkisch-bosnische Formation als astreines Dark-Metal-Ensemble. Stelle Bahadur auf die Bühne und schon hat man genug Charisma für den ganzen Abend on stage.

MORTAL INTENTION bilden nun den krönenden Abschluss für den Freitagabend. Ja, ich bekenne mich dazu, ein Fan der Thüringer zu sein. Und mit ‚Abglanz’ haben sie gerade ein Album am Start, das vor Abwechslung und wunderschönen Melodien nur so strotzt. Sänger Tobias hat wirklich viel zu tun bei Live-Auftritten. Ob Growls, Screams oder auch klarem Gesang; er muss immer zum Keybord, um dann anschließend wieder an die Rampe zu hechten, das Publikum zu animieren. Aber er schafft es. Der Schwerpunkt des Gigs liegt natürlich auf dem neuen Album, was auch gut so ist. Ich liebe es und die Thüringer bringen es super rüber. Spätestens bei ‚Der dunkle Reiter’ gibt es auch für mich kein Halten mehr. Leider ist der Gesang am Pult nicht so gut abgestimmt und kommt somit etwas leise rüber, sodass man das gesangliche Können Tobias’ manchmal nicht richtig vernehmen kann.

Samstag:
Es ist Samstag und ich wache auf, um erneut die Mammuttour nach Gnoien zu Fuss zu bestreiten. So habe ich leider die erste Band CARTHAUN verpasst, die aus Dresden kommen, aber ihre Wurzeln in Rostock haben.
Positiv überraschen tun mich dann aber folgende Berliner von DRENGSKAPUR. Während Magnus und Hackebeil es sich bei Pils im Dorfteich gemütlich machen, zieht das Berliner Duo alle Register. Mit Kutte und Gitarre bewaffnet steht der Sänger auf der Bühne und bringt das, wovon sich so einige Underground-Blackies mal eine Scheibe abschneiden können. Der Drummer spielt fehlerfrei und somit hauen DRENGSKAPUR mit ihren sehr langen Songs allen (wenigen) schon Anwesenden die pure Heidenkraft auf den Kopf! Geil!

Auch mir geht mal die Puste aus und bei 26 Bands darf man mir das ruhig verzeihen, wenn ich auch mal vernünftigen Schlaf brauche, den die glühende Hitze noch vorantreibt. So verpasse ich leider GRABAK aus Leipzig, die ich aber noch teilweise höre und ganz schön geknüppelt haben, ARATHYR und XERION.

Bei THYRUZ bin ich aber wieder voll dabei und erlebe fünf gutgelaunte Norweger, die Sklipnot-ähnlich auf die Bühne schreiten. Außer Gitarrist Ravnsvartr hat jeder vom Quintett eine Glatze, aber deshalb haben sie sich wohl eine Art Perücke aufgesetzt, die mit riesigen Rastas aus Schaumstoff (?) bestückt ist. Dazu Corpsepaint und vor der Bühne ist es voll. Ja, keine Frage, Norweger ziehen Leute und deshalb ist es auch schon am frühen Abend vor der Bühne gefüllt (wenn man das so nennen kann). THYRUZ haben diesen Schnickschnack mit Kopfbedeckungen, Farbe etc. gar nicht nötig. Die Musik spricht für sie. Rasender Black Metal, wie er purer nicht sein kann. Sie kommen wirklich super an. Und der Tag ist dank THYRUZ und ihrem Whiskey auch gerettet. Was für ein Zeug.
Norge Nr. 2: GJENFERDSEL sind an der Reihe. Corpsepaint erscheint mir für die Band zwar etwas fehl am Platze, aber sie begeistern alle. Ob Highspeed, Chants, folkige Rhythmen a la Kampfar, sie können überzeugen.

Bei OBSCURITY stand noch gar nicht fest, ob sie überhaupt erscheinen, weil sie nach wie vor einen Sänger suchen. Nun, sie sind da und jagen mit dem pinkhaarigen Sänger ordentlich die Wikinger ins Dorf. Und es ist eine fette Überraschung, denn dieser Sänger stammt von den Japanischen Kampfhörspielen und ist mal fix für das Interregnum-Fest eingesprungen. Geile Sache. OBSCURITY sind live eine Macht. Stageacting, Songauswahl, Musik … es stimmt einfach alles. Und somit werden sie auch berechtigt abgefeiert, bevor die Dilettanten kommen.
MORRIGAN! Ich kenne hier viele Leute, die sich auf diese Band freuen, aber diese wurden, wenn sie noch einigermaßen aufnahmefähig waren, bitter enttäuscht. MORRIGAN sind ja eh umstritten, aber was die hier live abliefern ist unter aller Sau. Verspieler am laufenden Band, null Power … Quorthon würde sich in Walhalla das Horn in den Kopf hauen. Einfach nur peinlich! Den Vorläufer Mayhemic Truth hatte ich Anfang der 90er mal live erlebt und da waren sie auf jeden Fall besser; um Längen. Fakt ist, dass man MORRIGAN an diesem Abend in den Skat drücken kann.

Yeeehaaa, nun kommen PANTHEON I. Wann hat man das in Mecklenburg-Vorpommern schon mal, dass sich Mitglieder von Solefald, 1349, Sarkom, Trollfest, Nidingr oder Koldbrann auf einer Bühne vereinen, um Südschweden zu zeigen, wie melodischer Black Metal rasend schnell rüberkommt? Seidemann ist Performer durch und durch, Andrè ein Frontmann, der alles im Griff hat, John Espen ein Gitarrist, der das Posen nie verlernen wird, Dan ein Drummer, der zwar Brite, aber trotzdem sich super in das nordische Gefüge integriert hat. Und als optischer Höhepunkt: Live, die Cellistin. Die bangt wie nichts gutes, sieht sexy aus und ihr Cello ist ebenso eine Augenweide. Das Hauptaugenmerk legen die Norweger auf ihre zwei Alben ‚Atrocity Divine’ und ‚The Wanderer And His Shadow’ und man erkennt jeden Song, auch wenn es soundtechnisch manchmal abgleitet. Für mich der absolute Headliner.

Da können nicht mal DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT mithalten. Die haben zwar ihre Blutshow und Onielar mit ihren blonden Haaren bis über den Mors hinweg, aber rankommen tun sie deswegen an PANTHEON I noch lange nicht. Klar, viele Fans sehen das anders: endlich mal wieder Show auf der Bühne, aber nichts desto Trotz, mir ist alles zu chaotisch. Auf Platte gefallen mir die Rheinländer jedenfalls ein Ende besser. Es ist bereits sehr, sehr spät und ich begebe mich ins Zelt, da ich wirklich so dermaßen müde bin, dass ich auch gleich einschlafe.
Tja, nun am Sonntag ist nun alles vorbei. Ich hatte SILENT LEGES INTER ARMA als letzte Band verpasst und das, wo sie doch aus meiner Heimatstadt Rostock kommen. Schade, aber ich werde mich bessern, ihnen gegenüber.

Zelt abbauen und alles im Auto verstauen, um anschließend einen Kaffee zu trinken; danach steht mir der Sinn. Doch Kaffee? Gibt es nur für Bands. Die Catering-Firma hat sich heute Morgen erst gar nicht blicken lassen und somit bleibt für viele Fans, denen Kaffee am Morgen wichtig ist, dieser an diesem Sonntag versagt. Naja, also verabschieden und ab nach Hause!

Im Grunde genommen war es ein richtig geiles Festival, wenn nur mehr Leute gekommen wären! Was wollen die Fans denn noch? So ein Underground-Festival der schwarzen metallischen Szene gab es hier in der Gegend noch nie und trotzdem bleiben Besucher aus. Unverständlich. Bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr eine weitere Ausgabe des Interregnum-Festes gibt.

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