6. Bockmühlen Open Air
6. Bockmühlen Open Air
Klingenthal, Vogtland Arena
26.07.2008
26.07.2008
TAG 1 (25.07.2008)
Vogtland. Ein geschichtsträchtiger Traum von ausgedehnten Nadelwäldern, welche die Bergkuppen bewachsen, kleinen Ortschaften, Stauseen und hohem Erholfaktor. Die bewaldete Region, die jeweils in die Freistaaten Sachsen, Thüringen und Bayern ragt, ist touristisch sehr attraktiv und dient wohl auch der winterlichen Betätigung. So auch im sächsischen Teil mit der Vogtlandarena. Dort soll in den kommenden zwei Tagen das Bockmühlen Open Air stattfinden. Nachdem das 5. B.O.A. inmitten der oben kurz angerissenen Idylle stattfand, waren Neugier und Erwartung entsprechend hoch gesteckt. Entsprechend tief fielen bei Ankunft alle aus den nicht mehr ganz hohen Wolken.
Schade, dass nicht unterhalb der Schanze die Bühne aufgebaut wurde. Wir haben uns schon so sehr auf das Stagediven von der Schanze auf die Bühne gefreut. Aber so findet alles im Veranstaltungszelt nebenan statt und ab jetzt bezeichnen wir alles als B.I.F. (Bockmühlen Indoor Festival).
"Wo ist der Zeltplatz?", lautet nicht nur unsere Frage an die Veranstalter angesichts des weiten Schotterparkplatzes. Aber halt ! Gibt es nicht da am Rand einen Streifen angespültes Erdreich wo ein paar Gräser wachsen? Genau da dürfen wir unsere Polyesterbehausungen aufschlagen.
STABBED TO DEATH verpassen wir ankunftsbedingt. Denn erstmal heißt es Zelt aufbauen, speisen und erkunden.
"Are you talking to me? No way Punk." ist das Motto von GANYMED. Die vogtländischen Lokalhelden tauschen mit DYING HUMANITY den Sendeplatz und brüllen ein PANTERA-Cover nach dem anderen ins Auditorium. Die Ankünftler auf den hinteren Sitzbänken genießen quasi das gesamte "Vulgar Display Of Power"-Album bei Bier und Pommes und freuen sich sehr über das fulminante "Primal Concrete Sledge", das noch einmal die Gehörgänge für den folgenden Deathgrind freipustet. Irgendwie tausendmal gehört und nicht mehr zu Begeisterungsstürmen mitreißend. Wir hätten da schon lieber eine eigenständige Band sehen wollen.
DYING HUMANITY goren sich absolut brutal durch ihre Spielminuten. Die meisten kümmern sich aber um ihre Zelte und Mägen, denn beides muss irgendwie aufgebaut, bzw. aufgefüllt werden. Wo der Beginn der Show herrlich abwechslungsreich startet, kommt der von den Bands stets gefürchete Blick auf die Bieruhr bei den Fans immer häufiger vor. Irgendwie ist es so heiß hier im Zelt.
FLESHLESS können da schon mehr Leute binden. Musikalisch nicht ganz so weit von ihren Vorgängern entfernt, bieten sie heute eine bewegungs- und abwechslungsreiche Show, die von vielen als erster Höhepunkt des jungen Abends gewertet wird.
Pagan-Death? Melodic-Black? THRONAR spalten die Geschmäcker. Aber nichtsdestotrotz findet sich eine beachtliche Zahl ins Zelt ein, um der eigenwilligen Musikmischung Tribut zu zollen. Doch viele erwarten schon den ersten Headliner, stimmen sich schon entsprechend ein und haben ihren Spass.
Keine vorgelegte Showeinlage bieten DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT, als ihr Basser beim Soundcheck am Boden liegt. Offiziell heißt es 'Kreislaufkollaps'. Ein paar mutige Augenzeugen sahen Blut fließen. Laut den Informationen von den Sanitätern, hat der Bassist einen Kreislaufzusammenbruch. Ihm ging es aber nach einer gewissen Zeit wieder besser. Es war wirklich klasse von dem Rest der Band, ihre Show trotzdem durchzuziehen.Die Truppe legt wenig später ohne Viersaitenzupfer los. Gute Geste an die Fans, denke ich. Denn eine ganze Menge wartet auf den eigenwillige Auftritt, die nach einer eher kraftlosen Show in das blutige letzte Abendmahl mündet. Aber wo war der Leib Satans? [dt]
Thrashigen Black Metal der älteren Schiene bringen DNS bei bestem Sound auf die Bretter und können damit ein recht erkleckliches Häuflein Menschen begeistern. Die Songs der leicht kultverhauchten Kapelle sind dabei überwiegend so schnell wie die Haare der Fronterin lang sind, was anfangs zwar angemessen bösartig wirkte, auf die gesamte Spielzeit gesehen jedoch auch zu gewissen Ermüdungserscheinungen führt. DNS müssen sich trotz des schwärzeren Soundbildes an DESASTER messen lassen – und von deren primitiv-überzeugender Klasse im kompositorischen Bereich ist die Band dann doch noch ein paar Längen entfernt. [rs]
FLESHCRAWL haben die Fans voll hinter sich und laden zum todesbleiernden Rundumschlag ein. Kraftvoller Oldschool-Death Metal aus Deutschland, wie er nicht besser von manchen Schweden zelebriert werden kann. Die schweren Jungs ackern sich durch eiinen rundum gelungenen Auftritt, der wohl neben den Gigs von VARG, UNLEASHED und EMINENZ der Höhepunkt des B.O.A. ist. Wie immer fantastisch. FLESHCRAWL können so einen durchwachsenen Abend zufriedenstellend abschließen. [dt]
TAG 2 (26.07.2008)
Ein Schotterplatz mit drei Grashalmen am Rand als Zeltplatz? So bleiben auch heute die meisten Zelte in den Autos, die dann auch als Schlafplatz dienten. Resultate am heutigen Tag: Müdigkeit und Rückenbeschwerden. Duschen und Dixi fehlen und aus der weit entfernten Zinkbadewanne kommt nur selten Wasser. Hygienische Maßnahmen also im Toilettencontainer des Konzertgeländes? Nein Danke; also auf ins Klingenthaler Freibad, das an dieser Stelle für einen Besuch empfohlen wird. "Herrlich, klares Wasser, Rutsche und Sprungturm. Da hinten ist auch eine klapperige Bühne und einen Imbiss gibt es auch!", lauten unsere Ausrufe angesichts der saftigen Wiesen, hoch gewachsenen Bäume und der beiden großen Bassins voller kalten Wassers. "Hier hätte das B.O.A. stattfinden müssen!", heißt es gleich darauf. Also Handtücher und Badezeug ausgepackt und sich 'nen ordentlichen Herzrhythmusschock holen bei 17 Grad Wassertemperatur. Da ist das gut gemeinte aber doch schon kärgliche Frühstück schnell vergessen. Selbst die Idee eines Spanwales wurde mit Blick auf Eis und Bibop rasch fallen gelassen. Oase!
ERBEN DES ZORNS übernehmen die Opener-Funktion und dürfen ein wenig länger spielen, als geplant. Grund dafür ist die Abwesenheit von PIKODEATH, die zu spät auf das Festivalgelände eintreffen.
Die Grindcoreler PIKODEATH aus der Tschechischen Republik müssen wegen Zuspätkommens ohne Auftritt leben und latschen gelangweilt auf dem 'Gelände' umher, während mir Sturm bedingt ein Absperrzaun gegen den Arm fliegt. Nach ausgiebigem Bierbecher-Hebtest ist der Arm für gesund befunden und darf sich weiteren Einsatzen erfreuen. PIKODEATH treten nach UNLEASHED und LAST CHANCE TO DIE (nicht übel gemachter Metalcore) mit drei oder vier Songs vor einem Fan auf. So kann es laufen. Wer zu spät kommt, bestraft das Leben.
So kommt es zwischen den Auftritten von ERBEN DES ZORNS und BLOODSTAINED COFFIN zu einer längeren Pause, worin die Wikinger-Rollenspielen leider unangekündigt abgehalten werden. Wo ist das Met? Allerdings prügelt sich BLOODSTAINED COFFIN durch ein brutal-tödliches Songprogramm, kredenzt blumige Abschnitte und feiert Erfolge im Veranstaltungszelt. Aber da macht sich im Publikum noch eine gewisse Vortagsmüdigkeit breit, die vor allem die Haudegen von FATAL EMBRACE zu spüren bekommen.
Die Jungs von FATAL EMBRACE spielen den Saal leer. Warum nur? War doch gut. Insgesamt thrashen sich FATAL EMBRACE beachtlich und richtig motiviert durch ihre Show. Aber weshalb die alten Hasen heute nicht ankommen weiß niemand. War das eine insgeheime Geschmacksauslotung? Soll heißen, dass niemandem die Musik gefällt. Ich finde es schon schade, dass kaum jemand mehr Interesse zeigt. Das wäre FATAL EMBRACE nicht in Leipzig passiert.[dt]
Stimmt! Die thrashigen Hartmetaller von FATAL EMBRACE sind mit Sicherheit der Exot im diesjährigen B.O.A.-Billing, was sich leider auch im Publikum widerspiegelt: Von den Anwesenden verirren sich vielleicht zehn, fünfzehn Nasen ins stickige Zelt, was natürlich weder der Band gerecht wird, noch zu einem atmosphärischen Auftritt beiträgt. Entsprechend unzufrieden wirkt der aufs Nötigste reduzierte Set dann auch bisweilen – hier wird eine gute Liveband zu völlig unpassender Zeit und ohne Not verheizt. Schade drum. [rs]
DEAD REMAINS fangen wie die Rattenfänger die Leute wieder ein, die vorher heraus stolperten. Kein Wunder! Besitzen doch die vier MeckPommeraner ordentlichen Druck, Charisma und einen pikobello aufgedrehten Sound, der auch die letzten Schnapsleichen aus die Zelte pustet. [dt]
Die mopsfidelen Jungs können so mit ihrem soliden Ami-Death Metal durchaus überzeugen, was nicht zuletzt am sympathischen und kontaktfreudigen Auftreten der Musiker lag. Deren Animationsversuche fruchten vor übersichtlicher Kulisse dann vorrangig bei den rollenden, eher Groove betonten Passagen, während man im obligatorischen Highspeedbereich den ein oder anderen zwingenden Einfall vermissen lässt. Von derlei subjektiven Vorlieben abgesehen gehört der technisch gelungene Auftritt zweifelsohne zu den besseren des B.O.A. und wird auch dementsprechend angenommen. [rs]
Wohin gehen sie denn? Bei MOTÖRIOUS scheint eine regelrechte Völkerwanderung ausgebrochen zu sein. Die Coverband kann mit dem proppevollen Zelt gut umgehen, und wenn man nicht hinguckt, kann man wirklich denken, Lemmy singen und reden zu hören. "Dr. Rock" als Opener, andere Schmäckerchen wie "Traitor, Traitor" klingen wie vom Original eingespielt, sogar das obligatorische 'Guten Abend, we are MOTÖR(HEAD)IOUS and we play Rock'n'Roll' klingt wie aus Lemmys Mund. Aber wie gesagt, nur wenn man nicht nach vorne guckt. Dennoch sieht Nachwuchsförderung zu bester Sendezeit anders aus. [dt]
Die zweite Coverband des diesjährigen B.O.A. zieht in der Tat reichlich Zuschauer und macht ihre Sache tadellos – allerdings erschließt sich mir nicht, warum man diesen guten Platz im Billing nicht lieber einer kreativen Band zuweist. Ausgelutschte Soundalike-Orgien des Kalibers PANTERA und MOTÖRHEAD (es fehlen nur noch AC/DC) mögen auf einem Bikertreffen angemessen sein, sollten bei einem kleinen Metalfestival jedoch zugunsten von originellen Acts die Ausnahme sein. [rs]
'Hmm, jetzt fahren schon die Fans mit dem Großraumtaxi vor', werden wohl jetzt einige denken, als die gelbe VW-Kutsche vorfährt, die auf einer Seite von einem breiten Rücken, einem Oberschenkel großen Arm und einer blond gelockten Matte ausgefüllt wird. "Den kennen wir doch!, Huhu, Johnny!". Aber da ward das Gefährt schon gewendet und die schwedischen Superstars grüßen noch den herumstolpernden jungen Mann, der sich permanent in den Schritt fasst vor Glück. Was war da passiert?
VARG fahren schon eine gute Show auf. So mit den Fackeln an den Mikroständern und das schwarze Name-Dropping überall. Coole Säue, coole Show, die auf gieriges Interesse stoßen. [dt]
Jupp, denn Plateaustiefel sind im paganesken Wald- und Wandermetall aus praktischen Gründen recht exotisch, was den ohnehin sehr groß gewachsenen Fronter von VARG nicht daran hindern kann, mit solcherlei Accessoires ins schummrige Licht der Fackeln zu treten. Statt der kurz befürchteten Gothicdröhnung wartet die Band in der Folge jedoch mit überaus hymnischem und griffigem Schwarzmetall auf und konnte so verdientermaßen für steigenden Andrang im Bühnenvorfeld sorgen. Die in angenehm trockenem Soundgewand und mit zurückhaltender Keyboardunterstützung dargebotenen Kriegsgesänge sind tanzbar ohne kitschig zu wirken, glänzen immer wieder durch fiesere Passagen und lassen auch hinsichtlich der Darbietung kaum Platz für Kritik – ein rundum gelungener Auftritt.
Die becherovkagestärkten Hünen vonEMINENZ sind seit Jahren eine konstante Größe beim B.O.A. und daher auch 2008 wieder am Start. Im Gepäck haben die traditionsbewussten Blackster – neben bewährt melodischen Highspeedkrachern – ihre neuen Bühnenoutfits, welche wie eine Mischung aus DARK FUNERAL, Skeletor und Batman daherkommen. Musikalisch geht man dagegen gewohnt solide zu Werke, was dem melodischen Schwarzmetall nicht ganz in die Champions League verhilft, in Verbindung mit der angenehm düsteren und mittlerweile recht eigenständigen Performance allerdings ein Garant für gute Unterhaltung ist. Stilsicher, sympathisch, selbstbewusst – EMINENZ sind trotz fehlender Innovationen eine sichere Bank im Livesektor.
Professionell. Mit diesem Wort lässt sich der Gig von UNLEASHED wohl am besten beschreiben, da die Schweden mittlerweile sehr gut wissen, was das Publikum von ihnen erwartet. Dementsprechend gibt es neben ein paar Songs der neuen Scheibe (Leider nicht das furiose Titelstück "Hammer Battalion") auch Material von „Shadows In The Deep“ ("Never Ending Hate"), sowie Klassiker des Kalibers „To Asgard We Fly“ - bestes Futter für den Headbanger also. Aufgrund der gewohnt schnell vorgetragenen Standards hielt sich die Spielzeit zwar etwas in Grenzen und konnte auch durch die Zugabe nicht signifikant gestreckt werden, doch insgesamt sorgen UNLEASHED für kurzweilige Unterhaltung, bevor sie dann auch recht schnell wieder verschwinden. Irgendwie tun sie einem auch leid bei der Tatsache, dass sie ihren Auftritt hier absolvieren. [rs]
Das sechste B.O.A. fährt gutklassige bis hochkarätige Bands auf zu fairen Preisen (29 Euro AK), weiß durch eine omnipräsente aber nette Security zu begeistern, die auch mal strenge Regeln lockert. Kommendes Jahr ist ein siebtes B.O.A. in der Vogtlandarena geplant, aber mit entscheidenden Veränderungen: Es soll für einen ordentlichen Zeltplatz gesorgt, außerdem Wildpinklern mit Hilfe von Dixies entgegen gewirkt und das Frühstücksangebot ausgebaut werden. Außerdem halten die Veranstalter es für möglich, die Wikingerschaukämpfe größer anzulegen. Fazit: B.O.A. 6 war aufgrund der Location und mangelnden Hygienemöglichkeiten sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem durch das Fehlen einer 'Waschstraße' mit mehreren Wasseranschlüssen, bzw. einem Duschcontainer mit Entgeltmöglichkeit fehlte es an Komfort. Aber die guten Bands, die niedrigen Fress- und Trinkpreise (2 Euro das Bier, 1,50 Euro ein Radler, alkoholfrei glaube ich noch weniger und 2 Euro die BraWu und 1,50 für Pommes sowie Geschnetzeltes, Steaks und Beilagen zu vernünftigen Preisen weit unter 5 Euro) sowie nahe gelegene Erhol- und Badegelegenheiten haben einiges wieder glatt gestrichen. Schwer wiegend für B.O.A. 6 war der Platzmangel für Zeltmöglichkeiten. Das kärgliche Frühstück (Bemme mit Brot) sorgte auch für lange Gesichter. Für Vegetarier war das Angebot auch sehr bescheiden. Wenn zumindest Abhilfe geschaffen wird, dann steht einem 7. B.O.A. nichts im Wege.
Fotos DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT, FLESHCRAWL, EMINENZ und UNLEASHED by Rob
Fotos FLESHLESS, FLESHCRAWL, FATAL EMBRACE, DEAD REMAINS und VARG by dt
Vogtland. Ein geschichtsträchtiger Traum von ausgedehnten Nadelwäldern, welche die Bergkuppen bewachsen, kleinen Ortschaften, Stauseen und hohem Erholfaktor. Die bewaldete Region, die jeweils in die Freistaaten Sachsen, Thüringen und Bayern ragt, ist touristisch sehr attraktiv und dient wohl auch der winterlichen Betätigung. So auch im sächsischen Teil mit der Vogtlandarena. Dort soll in den kommenden zwei Tagen das Bockmühlen Open Air stattfinden. Nachdem das 5. B.O.A. inmitten der oben kurz angerissenen Idylle stattfand, waren Neugier und Erwartung entsprechend hoch gesteckt. Entsprechend tief fielen bei Ankunft alle aus den nicht mehr ganz hohen Wolken.
Schade, dass nicht unterhalb der Schanze die Bühne aufgebaut wurde. Wir haben uns schon so sehr auf das Stagediven von der Schanze auf die Bühne gefreut. Aber so findet alles im Veranstaltungszelt nebenan statt und ab jetzt bezeichnen wir alles als B.I.F. (Bockmühlen Indoor Festival).
"Wo ist der Zeltplatz?", lautet nicht nur unsere Frage an die Veranstalter angesichts des weiten Schotterparkplatzes. Aber halt ! Gibt es nicht da am Rand einen Streifen angespültes Erdreich wo ein paar Gräser wachsen? Genau da dürfen wir unsere Polyesterbehausungen aufschlagen.
STABBED TO DEATH verpassen wir ankunftsbedingt. Denn erstmal heißt es Zelt aufbauen, speisen und erkunden.
"Are you talking to me? No way Punk." ist das Motto von GANYMED. Die vogtländischen Lokalhelden tauschen mit DYING HUMANITY den Sendeplatz und brüllen ein PANTERA-Cover nach dem anderen ins Auditorium. Die Ankünftler auf den hinteren Sitzbänken genießen quasi das gesamte "Vulgar Display Of Power"-Album bei Bier und Pommes und freuen sich sehr über das fulminante "Primal Concrete Sledge", das noch einmal die Gehörgänge für den folgenden Deathgrind freipustet. Irgendwie tausendmal gehört und nicht mehr zu Begeisterungsstürmen mitreißend. Wir hätten da schon lieber eine eigenständige Band sehen wollen.
DYING HUMANITY goren sich absolut brutal durch ihre Spielminuten. Die meisten kümmern sich aber um ihre Zelte und Mägen, denn beides muss irgendwie aufgebaut, bzw. aufgefüllt werden. Wo der Beginn der Show herrlich abwechslungsreich startet, kommt der von den Bands stets gefürchete Blick auf die Bieruhr bei den Fans immer häufiger vor. Irgendwie ist es so heiß hier im Zelt.
FLESHLESS können da schon mehr Leute binden. Musikalisch nicht ganz so weit von ihren Vorgängern entfernt, bieten sie heute eine bewegungs- und abwechslungsreiche Show, die von vielen als erster Höhepunkt des jungen Abends gewertet wird.
Pagan-Death? Melodic-Black? THRONAR spalten die Geschmäcker. Aber nichtsdestotrotz findet sich eine beachtliche Zahl ins Zelt ein, um der eigenwilligen Musikmischung Tribut zu zollen. Doch viele erwarten schon den ersten Headliner, stimmen sich schon entsprechend ein und haben ihren Spass.
Keine vorgelegte Showeinlage bieten DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT, als ihr Basser beim Soundcheck am Boden liegt. Offiziell heißt es 'Kreislaufkollaps'. Ein paar mutige Augenzeugen sahen Blut fließen. Laut den Informationen von den Sanitätern, hat der Bassist einen Kreislaufzusammenbruch. Ihm ging es aber nach einer gewissen Zeit wieder besser. Es war wirklich klasse von dem Rest der Band, ihre Show trotzdem durchzuziehen.Die Truppe legt wenig später ohne Viersaitenzupfer los. Gute Geste an die Fans, denke ich. Denn eine ganze Menge wartet auf den eigenwillige Auftritt, die nach einer eher kraftlosen Show in das blutige letzte Abendmahl mündet. Aber wo war der Leib Satans? [dt]
Thrashigen Black Metal der älteren Schiene bringen DNS bei bestem Sound auf die Bretter und können damit ein recht erkleckliches Häuflein Menschen begeistern. Die Songs der leicht kultverhauchten Kapelle sind dabei überwiegend so schnell wie die Haare der Fronterin lang sind, was anfangs zwar angemessen bösartig wirkte, auf die gesamte Spielzeit gesehen jedoch auch zu gewissen Ermüdungserscheinungen führt. DNS müssen sich trotz des schwärzeren Soundbildes an DESASTER messen lassen – und von deren primitiv-überzeugender Klasse im kompositorischen Bereich ist die Band dann doch noch ein paar Längen entfernt. [rs]
FLESHCRAWL haben die Fans voll hinter sich und laden zum todesbleiernden Rundumschlag ein. Kraftvoller Oldschool-Death Metal aus Deutschland, wie er nicht besser von manchen Schweden zelebriert werden kann. Die schweren Jungs ackern sich durch eiinen rundum gelungenen Auftritt, der wohl neben den Gigs von VARG, UNLEASHED und EMINENZ der Höhepunkt des B.O.A. ist. Wie immer fantastisch. FLESHCRAWL können so einen durchwachsenen Abend zufriedenstellend abschließen. [dt]
TAG 2 (26.07.2008)
Ein Schotterplatz mit drei Grashalmen am Rand als Zeltplatz? So bleiben auch heute die meisten Zelte in den Autos, die dann auch als Schlafplatz dienten. Resultate am heutigen Tag: Müdigkeit und Rückenbeschwerden. Duschen und Dixi fehlen und aus der weit entfernten Zinkbadewanne kommt nur selten Wasser. Hygienische Maßnahmen also im Toilettencontainer des Konzertgeländes? Nein Danke; also auf ins Klingenthaler Freibad, das an dieser Stelle für einen Besuch empfohlen wird. "Herrlich, klares Wasser, Rutsche und Sprungturm. Da hinten ist auch eine klapperige Bühne und einen Imbiss gibt es auch!", lauten unsere Ausrufe angesichts der saftigen Wiesen, hoch gewachsenen Bäume und der beiden großen Bassins voller kalten Wassers. "Hier hätte das B.O.A. stattfinden müssen!", heißt es gleich darauf. Also Handtücher und Badezeug ausgepackt und sich 'nen ordentlichen Herzrhythmusschock holen bei 17 Grad Wassertemperatur. Da ist das gut gemeinte aber doch schon kärgliche Frühstück schnell vergessen. Selbst die Idee eines Spanwales wurde mit Blick auf Eis und Bibop rasch fallen gelassen. Oase!
ERBEN DES ZORNS übernehmen die Opener-Funktion und dürfen ein wenig länger spielen, als geplant. Grund dafür ist die Abwesenheit von PIKODEATH, die zu spät auf das Festivalgelände eintreffen.
Die Grindcoreler PIKODEATH aus der Tschechischen Republik müssen wegen Zuspätkommens ohne Auftritt leben und latschen gelangweilt auf dem 'Gelände' umher, während mir Sturm bedingt ein Absperrzaun gegen den Arm fliegt. Nach ausgiebigem Bierbecher-Hebtest ist der Arm für gesund befunden und darf sich weiteren Einsatzen erfreuen. PIKODEATH treten nach UNLEASHED und LAST CHANCE TO DIE (nicht übel gemachter Metalcore) mit drei oder vier Songs vor einem Fan auf. So kann es laufen. Wer zu spät kommt, bestraft das Leben.
So kommt es zwischen den Auftritten von ERBEN DES ZORNS und BLOODSTAINED COFFIN zu einer längeren Pause, worin die Wikinger-Rollenspielen leider unangekündigt abgehalten werden. Wo ist das Met? Allerdings prügelt sich BLOODSTAINED COFFIN durch ein brutal-tödliches Songprogramm, kredenzt blumige Abschnitte und feiert Erfolge im Veranstaltungszelt. Aber da macht sich im Publikum noch eine gewisse Vortagsmüdigkeit breit, die vor allem die Haudegen von FATAL EMBRACE zu spüren bekommen.
Die Jungs von FATAL EMBRACE spielen den Saal leer. Warum nur? War doch gut. Insgesamt thrashen sich FATAL EMBRACE beachtlich und richtig motiviert durch ihre Show. Aber weshalb die alten Hasen heute nicht ankommen weiß niemand. War das eine insgeheime Geschmacksauslotung? Soll heißen, dass niemandem die Musik gefällt. Ich finde es schon schade, dass kaum jemand mehr Interesse zeigt. Das wäre FATAL EMBRACE nicht in Leipzig passiert.[dt]
Stimmt! Die thrashigen Hartmetaller von FATAL EMBRACE sind mit Sicherheit der Exot im diesjährigen B.O.A.-Billing, was sich leider auch im Publikum widerspiegelt: Von den Anwesenden verirren sich vielleicht zehn, fünfzehn Nasen ins stickige Zelt, was natürlich weder der Band gerecht wird, noch zu einem atmosphärischen Auftritt beiträgt. Entsprechend unzufrieden wirkt der aufs Nötigste reduzierte Set dann auch bisweilen – hier wird eine gute Liveband zu völlig unpassender Zeit und ohne Not verheizt. Schade drum. [rs]
DEAD REMAINS fangen wie die Rattenfänger die Leute wieder ein, die vorher heraus stolperten. Kein Wunder! Besitzen doch die vier MeckPommeraner ordentlichen Druck, Charisma und einen pikobello aufgedrehten Sound, der auch die letzten Schnapsleichen aus die Zelte pustet. [dt]
Die mopsfidelen Jungs können so mit ihrem soliden Ami-Death Metal durchaus überzeugen, was nicht zuletzt am sympathischen und kontaktfreudigen Auftreten der Musiker lag. Deren Animationsversuche fruchten vor übersichtlicher Kulisse dann vorrangig bei den rollenden, eher Groove betonten Passagen, während man im obligatorischen Highspeedbereich den ein oder anderen zwingenden Einfall vermissen lässt. Von derlei subjektiven Vorlieben abgesehen gehört der technisch gelungene Auftritt zweifelsohne zu den besseren des B.O.A. und wird auch dementsprechend angenommen. [rs]
Wohin gehen sie denn? Bei MOTÖRIOUS scheint eine regelrechte Völkerwanderung ausgebrochen zu sein. Die Coverband kann mit dem proppevollen Zelt gut umgehen, und wenn man nicht hinguckt, kann man wirklich denken, Lemmy singen und reden zu hören. "Dr. Rock" als Opener, andere Schmäckerchen wie "Traitor, Traitor" klingen wie vom Original eingespielt, sogar das obligatorische 'Guten Abend, we are MOTÖR(HEAD)IOUS and we play Rock'n'Roll' klingt wie aus Lemmys Mund. Aber wie gesagt, nur wenn man nicht nach vorne guckt. Dennoch sieht Nachwuchsförderung zu bester Sendezeit anders aus. [dt]
Die zweite Coverband des diesjährigen B.O.A. zieht in der Tat reichlich Zuschauer und macht ihre Sache tadellos – allerdings erschließt sich mir nicht, warum man diesen guten Platz im Billing nicht lieber einer kreativen Band zuweist. Ausgelutschte Soundalike-Orgien des Kalibers PANTERA und MOTÖRHEAD (es fehlen nur noch AC/DC) mögen auf einem Bikertreffen angemessen sein, sollten bei einem kleinen Metalfestival jedoch zugunsten von originellen Acts die Ausnahme sein. [rs]
'Hmm, jetzt fahren schon die Fans mit dem Großraumtaxi vor', werden wohl jetzt einige denken, als die gelbe VW-Kutsche vorfährt, die auf einer Seite von einem breiten Rücken, einem Oberschenkel großen Arm und einer blond gelockten Matte ausgefüllt wird. "Den kennen wir doch!, Huhu, Johnny!". Aber da ward das Gefährt schon gewendet und die schwedischen Superstars grüßen noch den herumstolpernden jungen Mann, der sich permanent in den Schritt fasst vor Glück. Was war da passiert?
VARG fahren schon eine gute Show auf. So mit den Fackeln an den Mikroständern und das schwarze Name-Dropping überall. Coole Säue, coole Show, die auf gieriges Interesse stoßen. [dt]
Jupp, denn Plateaustiefel sind im paganesken Wald- und Wandermetall aus praktischen Gründen recht exotisch, was den ohnehin sehr groß gewachsenen Fronter von VARG nicht daran hindern kann, mit solcherlei Accessoires ins schummrige Licht der Fackeln zu treten. Statt der kurz befürchteten Gothicdröhnung wartet die Band in der Folge jedoch mit überaus hymnischem und griffigem Schwarzmetall auf und konnte so verdientermaßen für steigenden Andrang im Bühnenvorfeld sorgen. Die in angenehm trockenem Soundgewand und mit zurückhaltender Keyboardunterstützung dargebotenen Kriegsgesänge sind tanzbar ohne kitschig zu wirken, glänzen immer wieder durch fiesere Passagen und lassen auch hinsichtlich der Darbietung kaum Platz für Kritik – ein rundum gelungener Auftritt.
Die becherovkagestärkten Hünen vonEMINENZ sind seit Jahren eine konstante Größe beim B.O.A. und daher auch 2008 wieder am Start. Im Gepäck haben die traditionsbewussten Blackster – neben bewährt melodischen Highspeedkrachern – ihre neuen Bühnenoutfits, welche wie eine Mischung aus DARK FUNERAL, Skeletor und Batman daherkommen. Musikalisch geht man dagegen gewohnt solide zu Werke, was dem melodischen Schwarzmetall nicht ganz in die Champions League verhilft, in Verbindung mit der angenehm düsteren und mittlerweile recht eigenständigen Performance allerdings ein Garant für gute Unterhaltung ist. Stilsicher, sympathisch, selbstbewusst – EMINENZ sind trotz fehlender Innovationen eine sichere Bank im Livesektor.
Professionell. Mit diesem Wort lässt sich der Gig von UNLEASHED wohl am besten beschreiben, da die Schweden mittlerweile sehr gut wissen, was das Publikum von ihnen erwartet. Dementsprechend gibt es neben ein paar Songs der neuen Scheibe (Leider nicht das furiose Titelstück "Hammer Battalion") auch Material von „Shadows In The Deep“ ("Never Ending Hate"), sowie Klassiker des Kalibers „To Asgard We Fly“ - bestes Futter für den Headbanger also. Aufgrund der gewohnt schnell vorgetragenen Standards hielt sich die Spielzeit zwar etwas in Grenzen und konnte auch durch die Zugabe nicht signifikant gestreckt werden, doch insgesamt sorgen UNLEASHED für kurzweilige Unterhaltung, bevor sie dann auch recht schnell wieder verschwinden. Irgendwie tun sie einem auch leid bei der Tatsache, dass sie ihren Auftritt hier absolvieren. [rs]
Das sechste B.O.A. fährt gutklassige bis hochkarätige Bands auf zu fairen Preisen (29 Euro AK), weiß durch eine omnipräsente aber nette Security zu begeistern, die auch mal strenge Regeln lockert. Kommendes Jahr ist ein siebtes B.O.A. in der Vogtlandarena geplant, aber mit entscheidenden Veränderungen: Es soll für einen ordentlichen Zeltplatz gesorgt, außerdem Wildpinklern mit Hilfe von Dixies entgegen gewirkt und das Frühstücksangebot ausgebaut werden. Außerdem halten die Veranstalter es für möglich, die Wikingerschaukämpfe größer anzulegen. Fazit: B.O.A. 6 war aufgrund der Location und mangelnden Hygienemöglichkeiten sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem durch das Fehlen einer 'Waschstraße' mit mehreren Wasseranschlüssen, bzw. einem Duschcontainer mit Entgeltmöglichkeit fehlte es an Komfort. Aber die guten Bands, die niedrigen Fress- und Trinkpreise (2 Euro das Bier, 1,50 Euro ein Radler, alkoholfrei glaube ich noch weniger und 2 Euro die BraWu und 1,50 für Pommes sowie Geschnetzeltes, Steaks und Beilagen zu vernünftigen Preisen weit unter 5 Euro) sowie nahe gelegene Erhol- und Badegelegenheiten haben einiges wieder glatt gestrichen. Schwer wiegend für B.O.A. 6 war der Platzmangel für Zeltmöglichkeiten. Das kärgliche Frühstück (Bemme mit Brot) sorgte auch für lange Gesichter. Für Vegetarier war das Angebot auch sehr bescheiden. Wenn zumindest Abhilfe geschaffen wird, dann steht einem 7. B.O.A. nichts im Wege.
Fotos DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT, FLESHCRAWL, EMINENZ und UNLEASHED by Rob
Fotos FLESHLESS, FLESHCRAWL, FATAL EMBRACE, DEAD REMAINS und VARG by dt