VII. Barther Metal Open Air

VII. Barther Metal Open Air

Dark FortressDisillusionFinntrollGod DethronedSycronomicaVrankenvordeWeyland
Barth, Freilichtbühne
20.08.2005
Das diesjährige Barther Metal Open Air stand schon im Vorfeld unter keinem guten Stern. Erst wurde Veranstalter Heiko im Stich gelassen und musste das Festival gänzlich alleine organisieren und dann erhielt er von der Stadt Barth Anfang August die Nachricht, dass sie in diesem Jahr kein Geld beisteuert. Somit musste er auch noch alles allein finanzieren. Blieb zu hoffen, dass das BMOA gut besucht wird. Und das an einem Wochenende, an dem auch das Arsch-Coolio in Malchin stattfindet.

Als ich in Barth ankomme, staune ich nicht schlecht, dass der Zeltplatz eigentlich mehrere kleine sind. Und die befinden sich auf Rasengrundstücken inmitten von Einfamilienhäusern. Aber alle in direkter Nähe zur Freilichtbühne. Und diese ist in Form eines griechischen Amphitheaters erbaut worden. Also beste Voraussetzungen für ein solches Festival. Um 15.00 Uhr soll also das Event beginnen, doch der Veranstalter hat die Rechnung ohne die Techniker gemacht. Diese sind als Ersatz eingesprungen, da die eigentlichen verhindert waren. Und sie beharrten auf ihre Mittagspause, dass die erste Band mit einstündiger Verspätung an den Start geht: ANGRBADA von der Insel Rügen.

Gewöhnungsbedürftig ist es schon, wenn der Keyborder gleichzeitig der Sänger ist und sein Gerät in der Bühnenfront aufbaut. Aber die Viking-Metaller machen ihre Sache sehr gut. Teilweise an Satyricon’s „Dark Medieval Times“ erinnernd, lassen sie so manchen aufhorchen und ziehen ihren halbstündigen Set mit Bravour durch. Die Umbaupause wird genutzt, um Wikingerschaukämpfe vorzuführen, was beim Publikum erstaunlich gut ankommt.

Als nächstes sollten HEL’S CRUSADE und die Band von Veranstalter Heiko NIDHØGG in Form eines Kombi-Gigs spielen. Leider fallen aufgrund der Verspätung und Zeitplanung diese beiden Bands aus und weiter geht es mit VRANKENVORDE.
Die Frankfurter geben sich sichtlich Mühe, aber irgendwie will der Funke nicht überspringen, da der Viking-Metal von den vier Jungs doch ziemlich eintönig ist. Die peinlichen Ansagen des Sängers helfen da auch nicht weiter. Allerdings kommt der Basssound von VRANKENVORDE richtig geil rüber.

SARX sind nun an der Reihe und legen wie die Berserker los. Old School-Death Metal im amerikanischen Stil wird hier äußerst überzeugend geboten. Leider bekommen die Techniker nicht sofort mit, dass die Stimme von Shouter Jost kaum zu vernehmen ist. Nach dem zweiten Song ist dann aber alles in Ordnung. Ob die Techniker einen Tipp bekommen haben? Trotz allem: die Jungs aus Gießen bangen, was die Haare hergeben, und das von der ersten bis zur letzten Minute. Gitarrist Kensington läuft auf dem Festivalgelände hin und her und hat sichtlich Spaß an dem Gig, wie der Rest der Band auch. Das erste Mal an diesem Tag füllt sich der Platz vor der Bühne. SARX sollte man unbedingt im Auge behalten.

Die erste Band mit Backdrop sind SYCRONOMICA. Woher die Jungs stammen, bleibt kein Geheimnis, denn vor dem Drumkit wird eine Bayern-Fahne platziert. Daneben eine Kiste Lübzer Pils und die bayrisch-mecklenburgische Freundschaft ist besiegelt. Sänger Olli streckt seine Bierflasche gen Publikum und die Münchner legen mit ihrem melodischen Black Metal los. Und das machen sie sehr gut, denn abwechslungsreich ist das, was ich höre, allemal. Während des Gigs von SYCRONOMICA quält mich allerdings meine Blase vom Bier und ich gehe zu einem von zwei DIXI-Klos. Ja, das ist ein Manko an diesem Festival. Nur diese beiden Chemo-Toiletten für sämtliche Besucher. Klar, dass diese bald voll sind. Für uns Männer und unser kleines Geschäft kein Problem, aber für die zahlreich erschienenden Frauen schon ein Problem. Unterwegs zurück zur Bühne treffe ich dann noch den ein oder anderen, quatsche und trinke auch eins, zwei Pils. Dann fängt die nächste Band an. Auf den ersten Blick herunter zur Bühne fällt mir als erstes ein Typ mit freiem Oberkörper auf, der sternhagelvoll die Absperrung entert und immer wieder auf den Boden knallt. Blaue Flecken sind wohl das das Mindeste, was er von diesem 7. BMOA mitnehmen wird.

Aber nun zur Band. FALLEN SAINTS aus Sevelten („wo zum Teufel liegt das? – Anm. d. Verf.“) spielen mittlerweile den zweiten Song. Aber wie auch zuvor bei VRANKENVORDE springt der Funke nicht über. Nur eine Handvoll Metalheads fühlen sich von Sänger Oli animiert und bangen vor der Bühne. Die Mischung aus Thrash Metal und Death Metal von FALLEN SAINTS ist für das Gros der Festivalbesucher einfach zu langweilig, auch wenn sie einen noch so charismatischen Sänger haben. Vielleicht ist auch die Spielzeit von 45 Minuten für das zumeist Black Metal-orientierte Publikum etwas zu lange!? Das wiederum kann ich mir aber nicht vorstellen, denn bei der nächsten Band ist die Hölle los.

DISILLUSION aus Leipzig spielten vor einigen Tagen in Rostock und mussten sich dort die Bühne mit einer Hip Hop-Combo und einer Oldie-Cover-Band teilen. Und das vor wirklich wenig Leuten. Heute sieht das ganz anders aus. Diese Band ist ein Hammer und die meisten sehen das genauso, denn DISILLUSION erspielen sich regelrecht ihre Fans. Jeder der drei Musiker beherrscht sein Instrument so perfekt, dass nicht wenige von musikalischer Souveränität am bisherigen Abend sprechen. Und so fällt es auch nicht weiter auf, dass die Leipziger zur Zeit keinen Basser haben. Daumen hoch für DISILLUSION.

Für die Schwarzmetaller kommt nun der absolute Höhepunkt: DARK FORTRESS. Nebelschwaden und ein düsteres Intro verhüllen die Bühne, bevor die schwarz-weißen Gesichter im Dunst erscheinen. Als die Jungs aus Landshut loslegen, fühle ich mich in die Neunziger zurückversetzt. Schneller Black Metal mit dezenten Keybords, Warpaint und vor der Bühne ist es proppenvoll. Bei dieser Band stehen mit Abstand die meisten Metalheads vorne und das werden nicht einmal die folgenden Headliner schaffen. Als krönenden Abschluß covern DARK FORTRESS den Song ‚I Am The Black Wizards’ von Emperor. Herrlich.

Nach einer kurzen Umbaupause entern nun GOD DETHRONED die Bühne und beginnen mit ‚Nihilism’ ihren einstündigen Gig. Während dieses ersten Songs gibt es noch kleinere technische Probleme, die aber ganz schnell behoben sind. Henri ist ein absolut souveräner Frontmann, der mit kurzen sympathischen Ansagen, das Festivalgelände zum Kochen bringt. Es folgen Songs, wie ‚Boiling Blood’, ‚Sigma Enigma’ und ‚The Art Of Immolation’, und dann spricht Henri mit den Leuten, die noch nicht vor der Bühne stehen, sondern brav auf den Bänken der Freilichtbühne sitzen. Beim nächsten Song sitzen dann nicht mehr so viele. Ein grandioser Auftritt von GOD DETHRONED, die sichtlich viel Spaß hier in Barth haben. Als nächstes sind die eigentlichen Headliner an der Reihe. Doch zuvor wird die Bühne noch zusätzlich abgesichert, indem man in den sogenannten Fotograben einige Leute in Wikingermontur setzt und böse gucken lässt.

Dann begannen FINNTROLL ihren Set und ich sehe die ersten Metalheads tanzen. Der beleibte Wilska springt hin und her und auch der Rest der Band ist sehr agil. FINNTROLL live zu sehen ist sicherlich ein Erlebnis, allerdings ist mir eine ganze Stunde Humpa Metal einfach zu lange. Drei, vier Titel der Finnen höre ich mir sehr gerne an, aber länger wird es für mich definitiv zu monoton. So schaue ich mir den Rest des FINNTROLL-Gigs vom Bierwagen aus an. Für das Publikum sind die Black / Death-Polka-Songs aber ein Highlight an diesem milden Abend und Band und Fans waren sichtlich begeistert.

Veranstalter Heiko hat eine klare Zeitbegrenzung seitens des Ordnungsamtes und diese ist nun erreicht. Es ist 2.00 Uhr und es warten noch zwei regionale Bands auf die Chance, ihre Musik an die Frau bzw. an den Mann zu bringen. WEYLAND aus Rostock betreten die Bühne. Die Jungs haben musikalisch wirklich was drauf. Leider sind nur noch eine Handvoll Leute vorn, da sich die meisten nach FINNTROLL in ihre Zelte bzw. nach Hause verabschiedet hatten.
Egal, denn WEYLAND zeigen den restlichen Anwesenden, was eine Harke ist. Death / Black Metal, vorwiegend im Midtempo wird von den fünf Rostockern überzeugend geboten. Was aber leider nur für zwei Songs reicht. Es ist mittlerweile 2.30 Uhr und die hiesige Polizei bricht das Festival abrupt ab. Schade für WEYLAND, aber noch ärgerlicher für ARTES ORBIS, die anschließen dran gewesen wären und ihre Instrumente nicht mal auszupacken brauchen.

Das 7. BARTHER METAL OPEN AIR war trotzdem ein Erfolg, denn es fanden sich mehr als 500 Leute in dieser kleinen Stadt ein. Und die Gewinner dieses Festivals sind DARK FORTRESS. Keine andere Band hatte es geschafft so viele Fans, wie die Jungs aus Landshut vor die Bühne zu locken. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Veranstalter Sponsoren und Mitstreiter findet, damit es auch nächstes Jahr wieder heißt: Return of northern gods!

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