Loud From The South
Loud From The South
Eindhoven, Strijp-S
30.08.2008
30.08.2008
Mit dem „Loud From The South“ will sich ein neues Festival im Süden Hollands etablieren, das am 30. August 2008 seine erste Auflage feierte. Hinter dem Event stand Tjeerk Maas, der bei Loudnoise Bookings illustre Namen wie GOREFEST oder HAIL OF BULLETS vereint und auch durch seine Arbeit im Club 013 in Tilburg kein Unbekannter ist.
Das Festival vereinte 12 Bands unterschiedlicher Couleur, von Thrash über Death und Grind hin zu Rock’n’Roll, moderne Sounds und Klänge aus den 80ern, wobei die Organisatoren vor allem Wert auf die Exklusivität der spielenden Bands legten. Ob das „Loud From The South“ einmal in die Fußstapfen des legendären Dynamo Open Air treten kann, hinterfragt der folgende Bericht aus der ehemaligen Fabrikhalle Strijp-S in Eindhoven-Beukelaan.
Nun ist Eindhoven ja nicht die nächstgelegene Konzertadresse, zumindest, wenn man Dresden seine Heimat nennt. So trug es sich auch zu, dass die ersten Bands an diesem Samstag ohne mich spielten. Da sich aber gerade unter den ersten Combos des Tages durchaus sehens- und vor allem hörenswerte Acts verbargen, möchte ich sie euch dennoch kurz vorstellen und auch einige Kommentare zum Event veröffentlichen.
THE LUCIFER PRINCIPLE
Die Holländer zelebrieren einen eingängigen wie melodischen Death-/Thrash-Cocktail, der live durch den Einsatz eines Kontrabasses besonders zu grooven weiß. Nach ihrem Debüt „Pitch Black Dawn“ schrauben die Jungs momentan am Nachfolgewerk.
Setlist:
The Pitch Black Dawn
Born in Bloodshed
Soul Saviour Throat Cut
Feeding The Land Of The Dead
Graveyard Ave.
Into Decay
Burn
Statement (Earik Mensinga, Vocals):
“Es ist immer schwierig, einen Event mit einer ganzen Reihe bekannter Headliner zu eröffnen, vor allem, wenn man die einzige holländische Band auf diesem Festival ist. Aufgrund einiger technischer Probleme verzögerte sich der Einlass um eine Stunde, so dass die Leute gerade erst hereinkamen, als wir zu spielen begannen. Wir gaben alles, was wir hatten, und ich denke, dass die Anwesenden auch eine Menge Spaß hatten.
Organisation wie Atmosphäre waren wirklich super, wir haben einen Haufen neuer Leute aus ganz Europa kennen gelernt und fanden es großartig, CARCASS wieder live zu erleben. Die Location eignet sich gut, um ein solches Fest aufzuziehen. Wir erhielten zudem ein altes Büro voller Wein und Bier als Aufenthaltsraum – kurzum: Was kann man sich mehr wünschen?“.
EVILE
EVILE aus Großbritannien haben sich nicht zuletzt als Support von MEGADETH Anfang des Jahres einen Namen gemacht und holzten Thrash im Stile von EXODUS, ANNIHILATOR oder SLAYER.
MOTORJESUS
Mit MOTORJESUS gab es nun die einzige Band aus heimischen Gefilden zu erleben. Zwischen Rock, Roll und Metal sowie in Anlehnung an Bands wie CORROSION OF CONFORMITY zockte der Fünfer Songs von „Dirty Pounding Gasoline“ oder dem Zweitwerk „Deathrider“. Mit der Verstärkung von Doc, Anger und Randy der just aufgelösten FYREBIRDS donnerten mit „The Dead Army“ sowie „Grinding Teeth“ auch zwei neue Stücke aus den Boxen.
Setlist:
Dirty Pounding Gasoline
Legion of Rock
Distortion Sleep
Down
The Dead Army
Destroyer
Grinding Teeth
The Howling
Motorjesus
Statement (Chris Howling Birx, Vocals):
“Es war absolut großartig, ein Festival mit Namen wie CARCASS, SOULFLY und für uns insbesondere ONLY LIVING WITNESS zu spielen. Wir trafen auf coole Rocker, haben neue Freundschaften geschlossen und verbrachten einen Spitzenabend. Die Organisation war super, sehr professionell, selbst für einen Opener wie uns“.
DARKANE
Die Schweden stehen für modernen, komplexen Death/Thrash, der Sounds von THE HAUNTED oder CARNAL FORGE mit einem Schuss mehr Melodie verbindet. Alle DARKANE-Jünger können sich im Herbst auf die fünfte Langrille „Demonic Art“ freuen.
Setlist:
Convicted
Emanation of Fear
Violence from within
Godforsaken Universe
Chaos vs Order
Organic Canvas
Leaving Existence
Innocence gone
Secondary Effects
Statement (Christofer Malmström, Gitarre):
“Unser Eindruck vom Festival ist sehr positiv und wir hatten eine Menge Spaß, sowohl auf der Bühne als auch bei der Party danach. Auch unser Publikum machte toll mit, es hätten allein mehr Besucher zum „Loud From The South“ kommen können. Ich hoffe, das Festival wird fortgesetzt– wir würden nicht zögern, erneut zu spielen“.
PILGRIMZ
Die Dänen PILGRIMZ legten sogleich auf der Jägermeister-Stage nach und brachten eine Mischung aus skandinavischen Metal-Sounds, Rock’n’Roll und Hardcore auf die Bretter. Vor allem der Sänger mühte sich dabei redlich, das überschaubare Publikum mitzureißen und mit dem ein oder anderen Spruch aufzulockern. Der Erfolg blieb leider den gesamten Gig lang auf halber Strecke. Das vorrangig vom Debüt „Boar Riders“ rekrutierte Material kam ziemlich austauschbar daher und auch die Nominierung als „Best Live-Act 2006“ bei den dänischen Metal Awards konnte ich bei der Show der Jungs nicht wirklich nachvollziehen. Fehlendes Engagement kann man den Nordlichtern jedoch kaum vorwerfen, motiviert zog der Vierer seinen Gig durch, obgleich sich das Geschehen vorrangig bei Bier und dem allgemeinen Meet and Greet in der Vorhalle abspielte und auch hier kaum Feinheiten im Sound auszumachen waren.
NORTHER
Der Fachmann erkennt schnell: Fügt man den Bandnamen NORTHER und den Titel des letzten Outputs „N“ zusammen, erhält man „Northern“. Nicht allein ein Indiz für die Herkunft des Quintetts, sondern ebenso Ausdruck des Witzes, des Anspruchs und der Kreativität, die diese Kapelle vereint.
Doch, wer sind NORTHER überhaupt? Die Century-Media-Schützlinge streben einen CHILDREN OF BODOM-Rip-off inklusive WINTERSUN-Schlagseite an, dem es allein an Raffinesse, Können und Charisma mangelt. Dafür haben die Finnen die Eingängigkeit für sich gepachtet und präsentieren unter anderem mit „We Are The Rock“ Mitgröl-Refrains und leicht zugängliches Material, zu dem es sich auch im fortgeschrittenen Metrausch noch prächtig schunkeln lässt. Es scheint Fronter Petri Lindroos dabei auch zentraler, das Einmaleins des Posens durchzuexerzieren als beim balladesken „Frozen Angel“ die Töne zu treffen beziehungsweise tight in die Saiten zu greifen. Das in Keyboardschwämmen ertränkte Gebräu kommt zudem in unsäglichem Sound daher, die Anwesenden scheint dies indes wenig zu stören. So herrscht vor der Bühne weit mehr Bewegung und Andrang als bei ONLY LIVING WITNESS oder sogar LÄÄZ ROCKIT – nur das Warum blieb mir verborgen.
Leider schienen die Erinnerungen an die gespielten Songs bei den Finnen wie im Wodka ertränkt, so dass ich euch leider keine NORTHER-Setlist präsentieren kann. Sehr richtig erkannte die Kapelle aber: “The festival and organizers were nice, but we played one of our worst shows.... so wasn't our day”.
ONLY LIVING WITNESS
Es schien das Festival der wiedervereinigten Bands zu sein – neben SABBAT, LÄÄZ ROCKIT und natürlich CARCASS haben sich auch ONLY LIVING WITNESS aus Boston zu einer Reunion entschlossen, die mit dem wahrscheinlich letzten Gig in der Bandgeschichte ein krönendes Ende finden sollte. Und genau auf dem gleichen Wörtchen „sollte“ liegt die Betonung: Der 1989 gegründete Vierer, der sich bereits mit Künstlern wie PRONG oder CORROSION OF CONFORMITY einen Tourbus geteilt hatte, lockte gerade einmal 100 Nasen hinter dem Ofen hervor, die sich das Treiben auf der Bühne mehr oder minder unbeteiligt anschauten.
Mehr als schade, denn OLW vereinten nicht nur Hardcore, Metal und Grunge zu einem wohlklingenden Ganzen, sondern überzeugten zudem durch eine engagierte, energetische Show. Vor allem Sangesmann Jonah Jenkins wusste nicht nur stimmlich, sondern vor allem durch Spielfreude und Charisma zu begeistern. Zwar besaß nicht jeder Song des aus „Prone Metal Form“- und „Innocents“-Stücken zusammengestellten Sets Hitqualitäten, aber mit „Voice Of Disrepair“ haben die Jungs bei mir nach wie vor einen Stein im Brett.
Alles in allem ein gelungenes Konzert der wohl vielfältigsten Bands des Tages, das dennoch aufgrund des toten Saales einen schalen Beigeschmack hinterlässt. Doch, ob man nun 55 Euro für tolle Bands oder ein Bier unter freiem Himmel zahlt, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.
DARK TRANQUILLITY
Man mag mich einen Kulturbanausen des schwedischen Melodic Death Metals nennen, jenem Göteborg-Sound, den DARK TRANQUILLITY einst mit IN FLAMES und AT THE GATES begründeten, aber bislang vermochten es Niklas Sundin und Co. noch nicht, mich live zu überzeugen. Doch ganz objektiv und neidlos muss ich anerkennen: Was beim Loud From the South geboten wurde, gefiel und die Skandinavier brauchten nicht lang, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen.
Die Jungs mixten Melodie und Aggression mit modernen Einflüssen und konzentrierten sich dabei vor allem auf Material des mittlerweile achten Studioalbums „Fiction“, das unter anderem mit „Terminus (Where Death is Most Alive)“ und „Icipher“ bedacht wurde. Auch „Projector“-Liedgut à la „Thereln“ fand seinen Weg ins Set - das war jedoch aufgrund des Klangbreis, der so manch komplexes Songkonstrukt unter sich begrub, gar nicht so leicht auszumachen. Ganz ohne makellosen Sound ließ sich jedoch erkennen, dass DARK TRANQUILLITY mit Mikael Stanne einen überaus charismatischen Fronter in ihren Reihen haben, der nicht allein durch sein variables Organ, sondern vor allem durch das Spiel mit dem Publikum überzeugt.
Das Sextett nutzte beim „Loud From The South“ übrigens die Gelegenheit, ihren neuen Session-Basser Daniel Antonsson vorzustellen, der sonst die Sechssaitige bei DIMENSION ZERO schwingt und DARK TRANQUILLITY auch auf ihrer kommenden Europatournee mit POISONBLACK sowie FEAR MY THOUGHTS unterstützen wird.
SABBAT
Es gibt Bands, die man nicht eigens vorstellen muss, deren Musik für sich spricht und deren Alben auch viele Jahre nach Erscheinen nicht in Vergessenheit geraten. Ein solches Referenzwerk der (Thrash-) Metal-Szene haben die Briten SABBAT ganz klar mit „Dreamweaver“ vorgelegt. Trotz zahlreicher anderer Verpflichtungen, die bei Saitenhexer Andy Sneap vor allem im Produktionsbereich liegen, lassen es sich die alten Haudegen nicht nehmen, ausgewählte Festivals zu beehren und das ein oder andere musikalische Higlight, vorrangig aus den 80er Jahren, erneut zum Leben zu erwecken.
So durfte sich das holländische Publikum unter anderem an „A Cautionary Tale“, dem Opener des Debüts „History Of A Time To Come“, erfreuen, geriet aber ebenso in den Genuss von „Dreamweaver“-Tracks à la „The Clerical Conspiracy“ und „Do Dark Horses Dream of Nightmares“. Tight und spielfreudig präsentierten Martin Walkyer und seine Mitstreiter das komplexe und dennoch bestens bangbare Material, das vollends zu überzeugen wusste. Sympathische Ansagen sowie das klare „Nein!“ gegen die rechte Brut mit „Behind The Crooked Cross“ komplettierten die kurzweilige, souveräne Performance.
CARCASS
Es bedurfte keines Propheten, um vorauszusagen, dass CARCASS das Maß aller Dinge an diesem Abend sein würden. Obgleich die ersten CARCASS-Großtaten bereits 20 Jahre zurückliegen, zeigten Bill Steer und Co., dass die Band nichts von ihrer Magie verloren hatte. „Short and sweet, just like me“ beschrieb Fronter Jeff Walker das einstündige Set, das zwar in Windeseile am Publikum vorbeiflog, es aber dennoch vermochte, die ganze Schaffensbandbreite angefangen vom grindigen „Reek of Putrefaction“ oder „Symphonies of Sickness“ über melodisches wie technisch brillierendes „Heartwork“-Material bis zum rot’n’rolligen „Swansong“ abzudecken. Anders formuliert – ein Highlight jagte das nächste: Die Mähnen kreisten unter anderem zu „Corporal Jigsore Quandary“, „Exhume to Consume“, „Rotten to the Gore“, „No Love Lost“ oder „Carnal Forge“. Das Gitarrenduo Amott und Steer geizte nicht mit göttlichen Soli und sie zementierten dabei ihren Status als Ausnahmemusiker.
Die Band präsentierte sich nicht nur musikalisch in bester Verfassung, sondern steckte ebenso mit Spielfreude und locker fluffigen, keineswegs gekünstelten Ansagen an. Hinter dem Schlagzeug saß ARCH ENEMY-Hans-Dampf-in-allen-Gassen Daniel Erlandsson, der den schwer erkrankten Original-Drummer Ken Owen vertritt – Letzterer ließ es sich jedoch nicht nehmen, selbst beim Gig vorbeizuschauen, eine kleine Trommeleinlage wie unlängst in Wacken gab es jedoch nicht.
Reunion-Wahn und rollende Rubel hin oder her, ich finde es großartig, meine Jugendhelden und eine der einflussreichsten Grind-/ Death-Kapellen einmal auf der Bühne zu sehen. Darüber hinaus ist mit Sicherheit kein CARCASS-Fan der ersten Stunde böse, die Altmeister nochmals live erleben zu können.
Zwei Wermutstropfen bleiben dennoch: Auch wenn das Thema Sound in diesem Bericht ein überstrapaziertes ist, haben auch hier undurchsichtige Sound- und Rauschwände Songs wie dem abschließenden „Heartwork“ ein Stück Glanz genommen. Zudem konnte man das CARCASS-Gastspiel beim „Brutal Assault“ zwei Wochen zuvor nicht mit dem heutigen Abend vergleichen: Tausende und abertausende in einem riesigen Moshpit verknotete, verrückte Tschechen stellen doch einen gewaltigen Unterschied zum verhaltenen Publikum in Eindhoven dar.
LÄÄZ ROCKIT
San Francisco, die Bay Area, Heimat von Thrash-Legenden à la TESTAMENT, DEATH ANGEL oder FORBIDDEN, aber auch LÄÄZ ROCKIT. Diese waren für mich zuvor ein vollkommen unbeschriebenes Blatt, nicht zuletzt durch die über zehn Jahre andauernde Kreativpause, die die Herren ab Beginn der 90er einlegten. Mit einem neuen Studioalbum sowie einem viel umjubelten Headliner-Gig beim „Keep It True VIII“ meldeten sich Kalifornier aber lautstark zurück und machten auch vor dem „Loud-From-The-South“-Festival nicht halt. Aktuelles Material gab es dabei kaum, viel mehr unternahmen das Gitarrenduo Aaron Jellum und Phil Kettner eine Zeitreise in die 80er, zockte beispielsweise „Euroshima“ vom 1987er Output „Know Your Enemy“, „Annihilation Principle“-Liedgut à la „Chasin’ Charlie“ und eröffnete („Forced To Fight“) sowie beendete sein Set („City’s Gonna Burn“) mit uralten Kamellen des Debütalbums „City’s Gonna Burn“.
LÄÄZ ROCKIT hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und konnten ebenso durch ihre Bühnenerfahrung punkten - immerhin waren die Mitglieder während der Schaffenspause nicht untätig, sondern verdingten sich unter anderem in illustren Bands wie SOULFLY, VICIOUS RUMOURS, SKINLAB oder PRO-PAIN. Hinzu kommt mit Michael Coons ein origineller, eigenwilliger Fronter, der reichlich Spielfreude zu vermitteln wusste. Obgleich sich LÄÄZ ROCKIT mit ihrer etwas ruhigeren, melodischeren Thrash-Spielweise (à la HEATHEN beispielsweise) nicht in die Liste meiner Lieblings-Thrasher einreihen, muss man den älteren Herren einen gelungenen Auftritt zugestehen, der zeigte, dass auch 2008 noch viel Potential in der Bay-Area-Kapelle steckt.
SOULFLY
SEPULTURA waren ein elementarer Bestandteil meiner Jugend, eine ganze Reihe ihrer Werke prangen stolz in meiner Plattensammlung. Die Gelegenheit, sie einmal mit Rampensau Max Cavalera auf der Bühne zu erleben, blieb mir jedoch verwehrt, denn dieser wandte sich nach der Veröffentlichung von „Roots“ seinem neuen Baby SOULFLY zu. Während SEPULTURA auch mit neuem Fronter Derrick Green ihren Ruf als energetische, sehenswerte Live-Combo untermauern konnten, ließ mich bislang jedes SOULFLY-Konzert nahezu völlig unberührt. Auch an diesem Abend wollte und konnte ich SOULFLY keinen Headliner-Status attestieren. Mit „Babylon“, „Prophecy“, „Seek’n’Strike“ oder „Jumpdafuckup“ (einen Wunsch, den nur sehr wenige der Anwesenden erfüllten) schredderten sich Cavalera und seine immer wieder wechselnden Mitstreiter durch die gesamte Discografie, ohne jedoch einen bleibenden Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. So dröhnten auch „Frontlines“ vom 2005er Album „Dark Ages“ sowie „Eye For An Eye“, der Opener des Debüts, aus den Boxen. Der geneigte Fan erhielt zusätzlich Einblicke in den neuen Silberling „Conquer“, während ich in der Vorhalle lieber ein Frischgezapftes abgriff. Keine SOULFLY-Show ohne SEPULTURA-Großtaten à la „Refuse/Resist“, die jedoch nur noch einmal vor Augen führt, dass das Material von Cavaleras alter Band erhaben über den SOULFLY-Schlächtern thront. Gegen 22.40 Uhr und den obligatorischen Zugaben legte die letzte Band des Abends ihre Instrumente nieder und nach den meisterlichen CARCASS oder einer Band wie SABBAT schien sich auch niemanden daran zu stören.
FAZIT
Die erste Ausgabe des „Loud From The South“ ging mit guter Organisation über die Bühne, vor allem das Zweibühnensystem (während auf Bühne eins gespielt wird, sind fleißige Helfer auf Bühne zwei mit Umbau und Soundcheck beschäftigt – so entstehen keine langen Pausen zwischen den Bands und verpassen tut man trotzdem nichts), wie man es auch beim Summerbreeze oder Brutal Assault antrifft, hat Vorbildcharakter.
Auch in sanitären Belangen gibt es nichts zu meckern, obgleich Dixis bei einem Indoor-Event etwas befremdlich schienen. Auch der Barbetrieb florierte prächtig, allein die horrenden Bierpreise des holländischen Nachbarn (2 Euro für ein 0, 25l Minibier) frästen ein mächtiges Loch in die Freizeitkasse, so dass es doch verwunderte, wie viele Trunkenbolde schon zu früher Stunde übers Gelände stolperten.
Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Die alte Philips-Fabrikhalle, die als Schauplatz des Festivals diente, brachte eine unsägliche Akustik mit sich, die den Spaß an sämtlichen Bands verderben konnte. Darüber hinaus schienen die Mitarbeiter trotz geringer Besucherzahlen an den Verpflegungsständen heillos überlastet – hier gibt es also deutlichen Verbessserungsbedarf.
Die ausbleibenden Festivalgäste (von denen überschaubaren Anwesenden trugen verdächtig viele das rote „Press-/Guest“-Bändchen ) stellen aber sicherlich das Hauptproblem dar. Eine mögliche Erklärung: Zwar bot das Billing eine Reihe exklusiver Bands, die nicht jedes Festivalposter des Sommers zierten, doch trafen hier auch sehr unterschiedliche Bands aufeinander. Ergo, spielten für den Thrash-Fan zwei bis drei interessante Bands auf, für den geneigten Death-Metal-Jünger oder den Melodieliebhaber wiederum andere. Da stellt sich die Frage, ob ein Jeder bereit ist, dafür 55 Euro (beziehungsweise im „Early-Bird“-Tarif 45 Euro) zu zahlen.
Das Festival vereinte 12 Bands unterschiedlicher Couleur, von Thrash über Death und Grind hin zu Rock’n’Roll, moderne Sounds und Klänge aus den 80ern, wobei die Organisatoren vor allem Wert auf die Exklusivität der spielenden Bands legten. Ob das „Loud From The South“ einmal in die Fußstapfen des legendären Dynamo Open Air treten kann, hinterfragt der folgende Bericht aus der ehemaligen Fabrikhalle Strijp-S in Eindhoven-Beukelaan.
Nun ist Eindhoven ja nicht die nächstgelegene Konzertadresse, zumindest, wenn man Dresden seine Heimat nennt. So trug es sich auch zu, dass die ersten Bands an diesem Samstag ohne mich spielten. Da sich aber gerade unter den ersten Combos des Tages durchaus sehens- und vor allem hörenswerte Acts verbargen, möchte ich sie euch dennoch kurz vorstellen und auch einige Kommentare zum Event veröffentlichen.
THE LUCIFER PRINCIPLE
Die Holländer zelebrieren einen eingängigen wie melodischen Death-/Thrash-Cocktail, der live durch den Einsatz eines Kontrabasses besonders zu grooven weiß. Nach ihrem Debüt „Pitch Black Dawn“ schrauben die Jungs momentan am Nachfolgewerk.
Setlist:
The Pitch Black Dawn
Born in Bloodshed
Soul Saviour Throat Cut
Feeding The Land Of The Dead
Graveyard Ave.
Into Decay
Burn
Statement (Earik Mensinga, Vocals):
“Es ist immer schwierig, einen Event mit einer ganzen Reihe bekannter Headliner zu eröffnen, vor allem, wenn man die einzige holländische Band auf diesem Festival ist. Aufgrund einiger technischer Probleme verzögerte sich der Einlass um eine Stunde, so dass die Leute gerade erst hereinkamen, als wir zu spielen begannen. Wir gaben alles, was wir hatten, und ich denke, dass die Anwesenden auch eine Menge Spaß hatten.
Organisation wie Atmosphäre waren wirklich super, wir haben einen Haufen neuer Leute aus ganz Europa kennen gelernt und fanden es großartig, CARCASS wieder live zu erleben. Die Location eignet sich gut, um ein solches Fest aufzuziehen. Wir erhielten zudem ein altes Büro voller Wein und Bier als Aufenthaltsraum – kurzum: Was kann man sich mehr wünschen?“.
EVILE
EVILE aus Großbritannien haben sich nicht zuletzt als Support von MEGADETH Anfang des Jahres einen Namen gemacht und holzten Thrash im Stile von EXODUS, ANNIHILATOR oder SLAYER.
MOTORJESUS
Mit MOTORJESUS gab es nun die einzige Band aus heimischen Gefilden zu erleben. Zwischen Rock, Roll und Metal sowie in Anlehnung an Bands wie CORROSION OF CONFORMITY zockte der Fünfer Songs von „Dirty Pounding Gasoline“ oder dem Zweitwerk „Deathrider“. Mit der Verstärkung von Doc, Anger und Randy der just aufgelösten FYREBIRDS donnerten mit „The Dead Army“ sowie „Grinding Teeth“ auch zwei neue Stücke aus den Boxen.
Setlist:
Dirty Pounding Gasoline
Legion of Rock
Distortion Sleep
Down
The Dead Army
Destroyer
Grinding Teeth
The Howling
Motorjesus
Statement (Chris Howling Birx, Vocals):
“Es war absolut großartig, ein Festival mit Namen wie CARCASS, SOULFLY und für uns insbesondere ONLY LIVING WITNESS zu spielen. Wir trafen auf coole Rocker, haben neue Freundschaften geschlossen und verbrachten einen Spitzenabend. Die Organisation war super, sehr professionell, selbst für einen Opener wie uns“.
DARKANE
Die Schweden stehen für modernen, komplexen Death/Thrash, der Sounds von THE HAUNTED oder CARNAL FORGE mit einem Schuss mehr Melodie verbindet. Alle DARKANE-Jünger können sich im Herbst auf die fünfte Langrille „Demonic Art“ freuen.
Setlist:
Convicted
Emanation of Fear
Violence from within
Godforsaken Universe
Chaos vs Order
Organic Canvas
Leaving Existence
Innocence gone
Secondary Effects
Statement (Christofer Malmström, Gitarre):
“Unser Eindruck vom Festival ist sehr positiv und wir hatten eine Menge Spaß, sowohl auf der Bühne als auch bei der Party danach. Auch unser Publikum machte toll mit, es hätten allein mehr Besucher zum „Loud From The South“ kommen können. Ich hoffe, das Festival wird fortgesetzt– wir würden nicht zögern, erneut zu spielen“.
PILGRIMZ
Die Dänen PILGRIMZ legten sogleich auf der Jägermeister-Stage nach und brachten eine Mischung aus skandinavischen Metal-Sounds, Rock’n’Roll und Hardcore auf die Bretter. Vor allem der Sänger mühte sich dabei redlich, das überschaubare Publikum mitzureißen und mit dem ein oder anderen Spruch aufzulockern. Der Erfolg blieb leider den gesamten Gig lang auf halber Strecke. Das vorrangig vom Debüt „Boar Riders“ rekrutierte Material kam ziemlich austauschbar daher und auch die Nominierung als „Best Live-Act 2006“ bei den dänischen Metal Awards konnte ich bei der Show der Jungs nicht wirklich nachvollziehen. Fehlendes Engagement kann man den Nordlichtern jedoch kaum vorwerfen, motiviert zog der Vierer seinen Gig durch, obgleich sich das Geschehen vorrangig bei Bier und dem allgemeinen Meet and Greet in der Vorhalle abspielte und auch hier kaum Feinheiten im Sound auszumachen waren.
NORTHER
Der Fachmann erkennt schnell: Fügt man den Bandnamen NORTHER und den Titel des letzten Outputs „N“ zusammen, erhält man „Northern“. Nicht allein ein Indiz für die Herkunft des Quintetts, sondern ebenso Ausdruck des Witzes, des Anspruchs und der Kreativität, die diese Kapelle vereint.
Doch, wer sind NORTHER überhaupt? Die Century-Media-Schützlinge streben einen CHILDREN OF BODOM-Rip-off inklusive WINTERSUN-Schlagseite an, dem es allein an Raffinesse, Können und Charisma mangelt. Dafür haben die Finnen die Eingängigkeit für sich gepachtet und präsentieren unter anderem mit „We Are The Rock“ Mitgröl-Refrains und leicht zugängliches Material, zu dem es sich auch im fortgeschrittenen Metrausch noch prächtig schunkeln lässt. Es scheint Fronter Petri Lindroos dabei auch zentraler, das Einmaleins des Posens durchzuexerzieren als beim balladesken „Frozen Angel“ die Töne zu treffen beziehungsweise tight in die Saiten zu greifen. Das in Keyboardschwämmen ertränkte Gebräu kommt zudem in unsäglichem Sound daher, die Anwesenden scheint dies indes wenig zu stören. So herrscht vor der Bühne weit mehr Bewegung und Andrang als bei ONLY LIVING WITNESS oder sogar LÄÄZ ROCKIT – nur das Warum blieb mir verborgen.
Leider schienen die Erinnerungen an die gespielten Songs bei den Finnen wie im Wodka ertränkt, so dass ich euch leider keine NORTHER-Setlist präsentieren kann. Sehr richtig erkannte die Kapelle aber: “The festival and organizers were nice, but we played one of our worst shows.... so wasn't our day”.
ONLY LIVING WITNESS
Es schien das Festival der wiedervereinigten Bands zu sein – neben SABBAT, LÄÄZ ROCKIT und natürlich CARCASS haben sich auch ONLY LIVING WITNESS aus Boston zu einer Reunion entschlossen, die mit dem wahrscheinlich letzten Gig in der Bandgeschichte ein krönendes Ende finden sollte. Und genau auf dem gleichen Wörtchen „sollte“ liegt die Betonung: Der 1989 gegründete Vierer, der sich bereits mit Künstlern wie PRONG oder CORROSION OF CONFORMITY einen Tourbus geteilt hatte, lockte gerade einmal 100 Nasen hinter dem Ofen hervor, die sich das Treiben auf der Bühne mehr oder minder unbeteiligt anschauten.
Mehr als schade, denn OLW vereinten nicht nur Hardcore, Metal und Grunge zu einem wohlklingenden Ganzen, sondern überzeugten zudem durch eine engagierte, energetische Show. Vor allem Sangesmann Jonah Jenkins wusste nicht nur stimmlich, sondern vor allem durch Spielfreude und Charisma zu begeistern. Zwar besaß nicht jeder Song des aus „Prone Metal Form“- und „Innocents“-Stücken zusammengestellten Sets Hitqualitäten, aber mit „Voice Of Disrepair“ haben die Jungs bei mir nach wie vor einen Stein im Brett.
Alles in allem ein gelungenes Konzert der wohl vielfältigsten Bands des Tages, das dennoch aufgrund des toten Saales einen schalen Beigeschmack hinterlässt. Doch, ob man nun 55 Euro für tolle Bands oder ein Bier unter freiem Himmel zahlt, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.
DARK TRANQUILLITY
Man mag mich einen Kulturbanausen des schwedischen Melodic Death Metals nennen, jenem Göteborg-Sound, den DARK TRANQUILLITY einst mit IN FLAMES und AT THE GATES begründeten, aber bislang vermochten es Niklas Sundin und Co. noch nicht, mich live zu überzeugen. Doch ganz objektiv und neidlos muss ich anerkennen: Was beim Loud From the South geboten wurde, gefiel und die Skandinavier brauchten nicht lang, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen.
Die Jungs mixten Melodie und Aggression mit modernen Einflüssen und konzentrierten sich dabei vor allem auf Material des mittlerweile achten Studioalbums „Fiction“, das unter anderem mit „Terminus (Where Death is Most Alive)“ und „Icipher“ bedacht wurde. Auch „Projector“-Liedgut à la „Thereln“ fand seinen Weg ins Set - das war jedoch aufgrund des Klangbreis, der so manch komplexes Songkonstrukt unter sich begrub, gar nicht so leicht auszumachen. Ganz ohne makellosen Sound ließ sich jedoch erkennen, dass DARK TRANQUILLITY mit Mikael Stanne einen überaus charismatischen Fronter in ihren Reihen haben, der nicht allein durch sein variables Organ, sondern vor allem durch das Spiel mit dem Publikum überzeugt.
Das Sextett nutzte beim „Loud From The South“ übrigens die Gelegenheit, ihren neuen Session-Basser Daniel Antonsson vorzustellen, der sonst die Sechssaitige bei DIMENSION ZERO schwingt und DARK TRANQUILLITY auch auf ihrer kommenden Europatournee mit POISONBLACK sowie FEAR MY THOUGHTS unterstützen wird.
SABBAT
Es gibt Bands, die man nicht eigens vorstellen muss, deren Musik für sich spricht und deren Alben auch viele Jahre nach Erscheinen nicht in Vergessenheit geraten. Ein solches Referenzwerk der (Thrash-) Metal-Szene haben die Briten SABBAT ganz klar mit „Dreamweaver“ vorgelegt. Trotz zahlreicher anderer Verpflichtungen, die bei Saitenhexer Andy Sneap vor allem im Produktionsbereich liegen, lassen es sich die alten Haudegen nicht nehmen, ausgewählte Festivals zu beehren und das ein oder andere musikalische Higlight, vorrangig aus den 80er Jahren, erneut zum Leben zu erwecken.
So durfte sich das holländische Publikum unter anderem an „A Cautionary Tale“, dem Opener des Debüts „History Of A Time To Come“, erfreuen, geriet aber ebenso in den Genuss von „Dreamweaver“-Tracks à la „The Clerical Conspiracy“ und „Do Dark Horses Dream of Nightmares“. Tight und spielfreudig präsentierten Martin Walkyer und seine Mitstreiter das komplexe und dennoch bestens bangbare Material, das vollends zu überzeugen wusste. Sympathische Ansagen sowie das klare „Nein!“ gegen die rechte Brut mit „Behind The Crooked Cross“ komplettierten die kurzweilige, souveräne Performance.
CARCASS
Es bedurfte keines Propheten, um vorauszusagen, dass CARCASS das Maß aller Dinge an diesem Abend sein würden. Obgleich die ersten CARCASS-Großtaten bereits 20 Jahre zurückliegen, zeigten Bill Steer und Co., dass die Band nichts von ihrer Magie verloren hatte. „Short and sweet, just like me“ beschrieb Fronter Jeff Walker das einstündige Set, das zwar in Windeseile am Publikum vorbeiflog, es aber dennoch vermochte, die ganze Schaffensbandbreite angefangen vom grindigen „Reek of Putrefaction“ oder „Symphonies of Sickness“ über melodisches wie technisch brillierendes „Heartwork“-Material bis zum rot’n’rolligen „Swansong“ abzudecken. Anders formuliert – ein Highlight jagte das nächste: Die Mähnen kreisten unter anderem zu „Corporal Jigsore Quandary“, „Exhume to Consume“, „Rotten to the Gore“, „No Love Lost“ oder „Carnal Forge“. Das Gitarrenduo Amott und Steer geizte nicht mit göttlichen Soli und sie zementierten dabei ihren Status als Ausnahmemusiker.
Die Band präsentierte sich nicht nur musikalisch in bester Verfassung, sondern steckte ebenso mit Spielfreude und locker fluffigen, keineswegs gekünstelten Ansagen an. Hinter dem Schlagzeug saß ARCH ENEMY-Hans-Dampf-in-allen-Gassen Daniel Erlandsson, der den schwer erkrankten Original-Drummer Ken Owen vertritt – Letzterer ließ es sich jedoch nicht nehmen, selbst beim Gig vorbeizuschauen, eine kleine Trommeleinlage wie unlängst in Wacken gab es jedoch nicht.
Reunion-Wahn und rollende Rubel hin oder her, ich finde es großartig, meine Jugendhelden und eine der einflussreichsten Grind-/ Death-Kapellen einmal auf der Bühne zu sehen. Darüber hinaus ist mit Sicherheit kein CARCASS-Fan der ersten Stunde böse, die Altmeister nochmals live erleben zu können.
Zwei Wermutstropfen bleiben dennoch: Auch wenn das Thema Sound in diesem Bericht ein überstrapaziertes ist, haben auch hier undurchsichtige Sound- und Rauschwände Songs wie dem abschließenden „Heartwork“ ein Stück Glanz genommen. Zudem konnte man das CARCASS-Gastspiel beim „Brutal Assault“ zwei Wochen zuvor nicht mit dem heutigen Abend vergleichen: Tausende und abertausende in einem riesigen Moshpit verknotete, verrückte Tschechen stellen doch einen gewaltigen Unterschied zum verhaltenen Publikum in Eindhoven dar.
LÄÄZ ROCKIT
San Francisco, die Bay Area, Heimat von Thrash-Legenden à la TESTAMENT, DEATH ANGEL oder FORBIDDEN, aber auch LÄÄZ ROCKIT. Diese waren für mich zuvor ein vollkommen unbeschriebenes Blatt, nicht zuletzt durch die über zehn Jahre andauernde Kreativpause, die die Herren ab Beginn der 90er einlegten. Mit einem neuen Studioalbum sowie einem viel umjubelten Headliner-Gig beim „Keep It True VIII“ meldeten sich Kalifornier aber lautstark zurück und machten auch vor dem „Loud-From-The-South“-Festival nicht halt. Aktuelles Material gab es dabei kaum, viel mehr unternahmen das Gitarrenduo Aaron Jellum und Phil Kettner eine Zeitreise in die 80er, zockte beispielsweise „Euroshima“ vom 1987er Output „Know Your Enemy“, „Annihilation Principle“-Liedgut à la „Chasin’ Charlie“ und eröffnete („Forced To Fight“) sowie beendete sein Set („City’s Gonna Burn“) mit uralten Kamellen des Debütalbums „City’s Gonna Burn“.
LÄÄZ ROCKIT hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und konnten ebenso durch ihre Bühnenerfahrung punkten - immerhin waren die Mitglieder während der Schaffenspause nicht untätig, sondern verdingten sich unter anderem in illustren Bands wie SOULFLY, VICIOUS RUMOURS, SKINLAB oder PRO-PAIN. Hinzu kommt mit Michael Coons ein origineller, eigenwilliger Fronter, der reichlich Spielfreude zu vermitteln wusste. Obgleich sich LÄÄZ ROCKIT mit ihrer etwas ruhigeren, melodischeren Thrash-Spielweise (à la HEATHEN beispielsweise) nicht in die Liste meiner Lieblings-Thrasher einreihen, muss man den älteren Herren einen gelungenen Auftritt zugestehen, der zeigte, dass auch 2008 noch viel Potential in der Bay-Area-Kapelle steckt.
SOULFLY
SEPULTURA waren ein elementarer Bestandteil meiner Jugend, eine ganze Reihe ihrer Werke prangen stolz in meiner Plattensammlung. Die Gelegenheit, sie einmal mit Rampensau Max Cavalera auf der Bühne zu erleben, blieb mir jedoch verwehrt, denn dieser wandte sich nach der Veröffentlichung von „Roots“ seinem neuen Baby SOULFLY zu. Während SEPULTURA auch mit neuem Fronter Derrick Green ihren Ruf als energetische, sehenswerte Live-Combo untermauern konnten, ließ mich bislang jedes SOULFLY-Konzert nahezu völlig unberührt. Auch an diesem Abend wollte und konnte ich SOULFLY keinen Headliner-Status attestieren. Mit „Babylon“, „Prophecy“, „Seek’n’Strike“ oder „Jumpdafuckup“ (einen Wunsch, den nur sehr wenige der Anwesenden erfüllten) schredderten sich Cavalera und seine immer wieder wechselnden Mitstreiter durch die gesamte Discografie, ohne jedoch einen bleibenden Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. So dröhnten auch „Frontlines“ vom 2005er Album „Dark Ages“ sowie „Eye For An Eye“, der Opener des Debüts, aus den Boxen. Der geneigte Fan erhielt zusätzlich Einblicke in den neuen Silberling „Conquer“, während ich in der Vorhalle lieber ein Frischgezapftes abgriff. Keine SOULFLY-Show ohne SEPULTURA-Großtaten à la „Refuse/Resist“, die jedoch nur noch einmal vor Augen führt, dass das Material von Cavaleras alter Band erhaben über den SOULFLY-Schlächtern thront. Gegen 22.40 Uhr und den obligatorischen Zugaben legte die letzte Band des Abends ihre Instrumente nieder und nach den meisterlichen CARCASS oder einer Band wie SABBAT schien sich auch niemanden daran zu stören.
FAZIT
Die erste Ausgabe des „Loud From The South“ ging mit guter Organisation über die Bühne, vor allem das Zweibühnensystem (während auf Bühne eins gespielt wird, sind fleißige Helfer auf Bühne zwei mit Umbau und Soundcheck beschäftigt – so entstehen keine langen Pausen zwischen den Bands und verpassen tut man trotzdem nichts), wie man es auch beim Summerbreeze oder Brutal Assault antrifft, hat Vorbildcharakter.
Auch in sanitären Belangen gibt es nichts zu meckern, obgleich Dixis bei einem Indoor-Event etwas befremdlich schienen. Auch der Barbetrieb florierte prächtig, allein die horrenden Bierpreise des holländischen Nachbarn (2 Euro für ein 0, 25l Minibier) frästen ein mächtiges Loch in die Freizeitkasse, so dass es doch verwunderte, wie viele Trunkenbolde schon zu früher Stunde übers Gelände stolperten.
Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Die alte Philips-Fabrikhalle, die als Schauplatz des Festivals diente, brachte eine unsägliche Akustik mit sich, die den Spaß an sämtlichen Bands verderben konnte. Darüber hinaus schienen die Mitarbeiter trotz geringer Besucherzahlen an den Verpflegungsständen heillos überlastet – hier gibt es also deutlichen Verbessserungsbedarf.
Die ausbleibenden Festivalgäste (von denen überschaubaren Anwesenden trugen verdächtig viele das rote „Press-/Guest“-Bändchen ) stellen aber sicherlich das Hauptproblem dar. Eine mögliche Erklärung: Zwar bot das Billing eine Reihe exklusiver Bands, die nicht jedes Festivalposter des Sommers zierten, doch trafen hier auch sehr unterschiedliche Bands aufeinander. Ergo, spielten für den Thrash-Fan zwei bis drei interessante Bands auf, für den geneigten Death-Metal-Jünger oder den Melodieliebhaber wiederum andere. Da stellt sich die Frage, ob ein Jeder bereit ist, dafür 55 Euro (beziehungsweise im „Early-Bird“-Tarif 45 Euro) zu zahlen.