Way Of Darkness Pt. III

Way Of Darkness Pt. III

AsphyxBenedictionCommanderCripperDark AgeDark FortressDesasterEntombedGorefestHatred [DE]Holy MosesLay Down RottenMael MórdhaMaggot ShoesManosNapalm DeathNominonPrimordialSinisterWitchburner
Coburg, BGS-Gelände
04.10.2008
In Erwartung schrecklicher Geschehnisse duckt sich Coburg an diesem Vorfeiertag tief ins fränkische Bergland: Ostbesuch ist auf dem Weg. Die spielen bekanntlich nicht, die nehmen, was sie kriegen können. Und hauen den Soli dann trotz Schlamm, eisiger Kälte und Mundgeruch bei einem dieser Hottentotten-Treffen auf den Kopf: Drei Tage Frühstück beim zweitbekanntesten Bulettenbrater wo geben tut, drei Nächte unruhiger Schlaf zwischen Pfandbechern und schlechten Witzen, drei Männer und verdammt noch mal kein Baby - da tanzt der Gegenpapst im Kettenhemd.
Abgesehen von derlei Schabernack trumpft das Way Of Darkness bei seiner dritten Auflage mit einem sehr interessanten Billing auf, welches wir euch in den folgenden Zeilen etwas näherbringen wollen. Die der etwas späten Ankunft und diversen Nebenbeshäftigungen geschuldeten Lücken bitten wir dabei zu entschuldigen.

DONNERSTAG

Die ersten Schritte auf dem preußisch anmutenden BGS-Gelände werden von TYP 1 und MAGGOT SHOES untermalt, die sich dem Vernehmen nach beide auf Geräuscherzeugung zwischen Rumpeldeath und etwas Grind spezialisiert haben. Dabei schneiden die verwurmten Fußsäcke - vielleicht aufgrund des massiveren Sounds - etwas besser ab, ohne jedoch in letzter Konsequenz zu überzeugen. Kann man machen, muss man aber nicht. [rs]

Anschließend betreten ABADDON INCARNATE aus Irland die Bühne. Mit ihrer Mischung aus Death Metal und ungestümen Grindattacken wollen sie den Anwesenden imponieren. Und das gelingt Ihnen auch ganz gut. Das Publikum schwingt die Matten, denn wer braucht schon technische Raffinesse, wenn’s auch so ordentlich bollert?

Merklich anders gehen dann die Schweden von NOMINON zu Werke. Hier wird beinharter Elchtod geboten, der mächtig Druck macht. Während der gerade laufenden Tour im Vorprogramm von HOLY MOSES und BENEDICTION warm gespielt, bieten sie alles, was ein guter Death Metal Gig braucht: Spielfreude, Aggression und herzallerliebste Melodien. Eine Kostprobe des neuen Albums ‘‘Terra Necrosis‘‘ darf natürlich nicht fehlen und so wird ‘‘Among The Beasts And Ancient‘‘ munter in die geifernde Menge gebrettert.

Reichlich angeheizt durch diesen ballernden Schwedenhappen ist es nun für das deutsche Thrash Metal-Urgestein HOLY MOSES ein leichtes die Meute in Wallung zu bringen. Ob alte Gassenhauer der Marke ‘‘Finished with the Dogs‘‘ oder Material des neuen Albums ‘‘Agony of Death‘‘ - Frontfrau Sabina Classen und ihre Mannen schaffen es ein wahres Thrash-Feuerwerk zu entzünden. Vor und auf der Bühne gibt es kein Halten mehr. Der Motor ist angekurbelt und hervorragend geölt. Die Band wird nach jedem Song frenetisch abgefeiert und so verlässt die widerlichst singende (durchaus positiv gemeint) Frau im Metalzirkus nach 45 Minuten mit einem breiten Grinsen die Bühne. [ph]

Apropos: Die Bühne verlassen auch wir an diesem Punkt, was angesichts gnadenloser Selbstüberschätzung im Leberbereich wenig überraschend kommt. Bei gefühlten 10 Grad minus wird der Schlafsack feierlich gezüchtigt, um nach einigen Stunden Nachtruhe mit komplett verbastelten Frostmauken ins Grüne zu treten - Guten Morgen, Stalingrad.
Warum sich das Aufstehen trotzdem lohnt, wird euch Knautschmaster Halling erklären... [rs]

FREITAG

Wer vermutet, dass Metalfans um kurz vor 13 Uhr noch besoffen in Zelten fremder Leute rumstöbern, der liegt völlig falsch. Nein, sie stehen bereits mit einer frisch verhafteten Hopfenkaltschale vor der Bühne und lauschen den Klängen der deutschen Thrasher CRONOS TITAN. Die seit 1984 bestehende Band gibt auch sogleich mächtig Gas, spielt ihr Old School Set grundsolide herunter und hat dabei sichtlich Spaß in den Backen. Einzig einer der beiden Gitarristen macht einen etwas gelangweilten Eindruck - kaum verständlich bei den um diese Zeit kaum zu vermutenden Zuschauerreaktionen. [ph]

Tatsache: Die Band mit dem überaus coolen Namen überzeugt durch geradliniges Dauerfeuer zwischen alten METALLICA ("Kill'em All"-Ära) und MOTÖRHEAD - hochklassiges Weckmaterial nebst motivierter Darbietung. [rs]

HATRED schlagen danach in eine ähnliche Kerbe, allerdings deutlich abwechslungsreicher und technisch versierter. Auch den Schweinfurtern gelingt es den Metalheads vor der Bühne kräftig einzuheizen und so werden bei wundervoll klischeehaften Songs wie ‘‘Caught in the Pit‘‘ oder ‘‘Madhouse Symphonies‘‘ die ersten Loden von ihren überflüssigen Haargummies befreit. [ph]

Richtig so, schließlich steht mit MAEL MÓRDHA ein seltener Gast ins Haus. Musikalisch sind die piktisch beschmierten Iren zwar die absoluten Exoten des WOD und entsprechend nervös, doch solide Reaktionen seitens der Anwesenden sorgt recht bald für Entspannung. Zudem konzentriert man sich nach einer neuen Nummer auf die etwas schnelleren Songs der Debütscheibe, paart massive Doomgebirge mit Schlachtengewühl, zarten Flötentönen und gelungenem Klargesang. "The Man All Love To Hate", "Winds Of A Thousand Winters", das furiose "Pauper Of Souls" - fast das gesamte "Cluain Tarb" kommt zu Gehör, bevor "Realms Of Insanity" den Schlusspunkt unter einen wahren Leckerbissen setzt. Großes Tennis in Blau und Weiss.

Vor lauter Begeisterung musizieren AMARGORTIS dann gleich ohne uns, da neben Textilienerwerb auch der sozialen Komponente des Festivals Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Bei der Rückkehr empfängt uns ein freundliches "...das war's von uns, tschüss!" - es sollte wohl nicht sein. [rs]

LAY DOWN ROTTEN sind für ihre furiosen Shows bekannt und auch heute gelingt es ihnen einen erstklassigen Gig hinzulegen. Sichtlich gut gelaunt und voller Tatendrang beackern die Jungs um den Mettgott jeden Zentimeter der Bühne. Pflichtbesessen wie Metaller nun mal sind, folgen sie den Anweisungen des Oberbrüllmeisters Jost und formen beim Stück ‘‘Reconquering the Pit‘‘ artig einen selbigen. Als I- Tüpfelchen wird heute eine granatenstarke Version des CARCASS-Klassikers ‘‘Heartwork‘‘ geboten. Hut ab! [ph]

Wo ist die Bockwurst? Ja, such die Bockwurst! - MANOS bitten zum Rosettentango, gewürzt mit Grindballaden und Mitmach-Aktionismus vom Allerfeinsten. Erwartungsgemäß wird dabei nicht nur eine Biene geschändet und der Garten entweiht - es gibt auch Muhlepuhle mit Krokodil und Freistil-Metal auf der Plastikrutsche. Ist nicht lustig? - Doch, heute ist es. Und aufgegessen wurde ebenfalls, danke.

Wer jetzt erst mal eine Pause braucht, wird von DARK FORTRESS schnell eines Besseren belehrt. Die düsteren Schwarzheimer nämlich zeigen erneut, warum man sie selbst als intellektuell verbrämter Schöngeist gut finden darf: Vielschichtige Kompositionen der beiden letzten Scheiben sorgen für Dynamik, das Auftreten hebt sich wohltuend vom üblichen Zirkus ab, die stimmungsvolle Beleuchtung sorgt für das nötige Maß an Kälte. Mir persönlich sind FARSOT zwar noch einen Tick lieber, dem Publikum jedoch scheint die souverän agierende Band heute genau das zu geben, worauf es gewartet hat.
Herr Halling, noch wach? [rs]

Mir fällt ein Stein vom Herzen, als DESPONDENCY die Bühne betreten. Endlich mal richtig schönes Geballer und Geröchel - wie lange musste ich darauf warten. Die Jungs machen entsprechend Alarm und prügeln sich ekstatisch durch ihren Mix aus Death Metal und Grindgemetzel. Aber was soll bei Rohdiamanten wie ‘‘God on Acid‘‘ oder ‘‘Womb of Shit‘‘ auch schiefgehen. In den ersten Reihen rotiert derweil die sogenannte ‘‘Frank-Mullen-Handkanten-Keule‘‘, Sänger Konstantin brüllt wie ein mexikanischer Glotzfrosch und so lässt uns der Gig mit einer tiefen Einsicht zurück: So muss richtiges Geschrote klingen.

Spätestens wenn eine Gestalt in einem über tausendmal getragenen schwarz-rotem Longsleeve mit 666- Beschriftung über die Bühne eiert, dann weiß man: Es ist Zeit für schwedischen Death Metal, denn die Herren von ENTOMBED bitten zum Elchtanz. Und wer will das schon verpassen? Richtig, niemand. LG Petrov krallt sich das Mikro und brüllt sich von einem Klassiker zum nächsten. Dabei greift die Band hauptsächlich auf Material älteren Semesters zurück und schafft es im Handumdrehen das riesige Partyzelt zum Kochen zu bringen. Überall kreisende Matten und glückliche Gesichter. Kein Wunder bei Granaten wie ‘‘But Life goes on‘‘ vom ersten oder ‘‘Sinners Bleed‘‘ vom zweiten Studioalbum ‘‘. Nach dem Titeltrack der ‘‘Left Hand Path‘‘- Platte ist dann Feierabend und man wischt sich die schmierigen Haare wieder aus dem Gesicht.

Schnell ein Bier zur Stärkung, denn für NAPALM DEATH heißt es ein letztes Mal an diesem Abend: Alle verbleibenden Kräfte mobilisieren. Was im Anschluss folgt, ist eigentlich jedem völlig bekannt und dennoch schafft es die Grindinstitution aus Birmingham immer wieder einen völlig wegzublasen. So wie ein guter Cuba Libre, man kennt die Ingredienzien und trotzdem schraubt er einem jedes Mal die Birne ab. Barney tobt wie ein epileptischer Derwisch über die Bühne, Shane ‘‘der Mann mit der Frisur‘‘ Embury malträtiert seinen Bass, Danny Herrera knüppelt auf sein Kit ein wie ein Kaputter und Mitch Harris ballert den moshenden und pogenden Grindjüngern Riffsalven der Güteklasse A ins Gebälk. Vor der Bühne herrscht deshalb auch gepflegter Gliedmaßengullasch. Es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen, denn Klassiker wie ‘‘Scum‘‘ oder ‘‘Suffer the Children‘‘ verlangen einem ähnlich viel ab wie neuere Geschosse der Sorte ‘‘The Code is Red… Long live the Code‘‘. Das obligatorische ‘‘Nazi Punks Fuck Off‘‘ darf natürlich nicht fehlen. Der Circle Pit rotiert ein letztes Mal und der Tagessieger steht fest. [ph]

SONNABEND

Der Samstag beginnt tödlich, was jedoch nur teilweise an CRIPPER aus Hannover liegt, deren Melange aus angedroschenem Death Metal und aktuellem Gebolze leider nicht über ein gefällig hinauskommt: Während auf der Habenseite vor Allem der ungebremste Bewegungsdrang ins Gewicht fällt, bieten die eigentlichen Kompositionen neben Stand-up-Aggression vorwiegend mehr vom immer Gleichen. Sklavisch am Riffing klebendes 4/4-Gebelle und die bisweilen im Generischen versickernden Songstrukturen reichen heute für den Frühschoppen mit der Fangemeinde – interessante Musik geht anders.

Ähnlich unspektakulär präsentieren sich anschließend COMMANDER, die allerdings einen kleinen Vorteil haben: In den von BOLT THROWER inspirierten Passagen walzen die Süddeutschen richtig fett durch die Rabatten. Die vorwiegend der letzten Scheibe „Enemies We Create“ entnommene Setlist ist folglich ein stetes Pendeln zwischen wohltuender Nackenmassage und Abschnitten der Marke „Bockwurst meets Turnhalle“, was im persönlichen Empfinden zwar eine Steigerung bedeutet, insgesamt aber deutlich Platz nach oben lässt. Zudem darf der Bass bei derartiger Musik durchaus drücken, lieber guter Mann am Pult. [rs]

Drei Frauen und ein kurzhaariger Baggies tragender Typ betreten die Bühne. Der wunderschöne Schriftzug ‘‘Ghetto Metal‘‘ blitzt dem Auditorium von der Brust des Vokalisten entgegen. Mir schwant Böses. KARRAS sind an der Reihe und versuchen mit ihrer Interpretation von Hardcore zu punkten. Mission fehlgeschlagen. Nach drei Songs plagt mich die Frage:‘‘ Wann hört’s endlich auf zu dauern?‘‘ Der Frontmann sollte für die Aussage: ‘‘Der nächste Song ist etwas mehr Heavy Metal Classic‘‘ strafrechtlich verfolgt werden, denn es folgt nichts weiter als unterdurchschnittlicher Dünnpfiff.

Nach drei Takten WITCHBURNER verschwindet Schreiberkollege Herr Ralluschke in die erste Reihe. Warum? Weil hier Old School Thrash geboten wird und weil er schon einem im Tee hat. Das nennt man investigativen Journalismus. Leider kann ich die Euphorie nicht so ganz teilen, denn WITCHBURNER sind zwar ordentlich am rocken, allerdings ist der Sound ziemlich bescheiden. Eher dünn und höhenlastig. Dem wild bangenden Mob scheint dies egal und so werden Songs wie ‘‘German Thrashing War‘‘ oder ‘‘Burning Witches‘‘ abgefeiert

Der Begriff Old School wird ja etwas inflationär benutzt, doch bei WARHAMMER trifft er wohl am ehesten zu. Schon der Gitarrist versetzt einen schnurstracks in die heiligen Achtziger zurück: Oberlippenbart, rote Spandex und weiße Turnschuhe. Die Pornobrille des Bassisten scheint auch angeschweißt. Und so poltert und schreddert sich die Rasselbande auch durch ihr Set. Als besonderen Leckerbissen haben sie ‘‘Outbreak of Evil‘‘ von Sodom im Gepäck. Schön simpel das Ganze. Nach einer halben Stunde stoppt dann die Zeitmaschine und die Realität holt einen auf unschöne Art wieder ein. Doch lest selbst, was dann geschah... [ph]

Geschehen ist gar kein Ausdruck für die musikalische Verklappungstätigkeit der Lego Death-Legende SINISTER: Obwohl der von ebenso kundiger wie charmanter Hand ausgeschenkte Alkohol mittlerweile für Milde und wohlwollende Nachsicht sorgen müsste, fallen die Holländer durch dermaßen ermüdendes Ödlandgebolze auf, dass es weh tut. Nimmt man zu den ernüchternden Kompositionen dann noch die antrainiert wirkende Professionalität im Bühnengebaren, wird klar welchen Bandnamen man im Lexikon niemals unter „Spiel/freu/de“ finden wird...

...genau dort verbergen sich unter Anderem die anschließend aufspielenden DARK AGE, deren melodischer, mit Keyboards und astreinem Klargesang auftrumpfender Death Metal zu den Überraschungen des WOD zählt: Knackige Ansagen, beseeltes Auftreten, und vor Allem vielseitiges Songwriting zwischen Melodie und Aggression machen den Auftritt zu einem echten Genuss. Hier eine himmelwärts strebende Gesangslinie, dort ein zwingendes Solo, und im kreativen Gedränge immer wieder jene saftig treibende Härte, die den Cocktail meilenweit von jeglichem Kitsch ansiedelt - in puncto Anspruch, Auftreten und Variabilität können sich hier manche Headliner blutige Nasen holen. Da zudem Sound und Spieldauer stimmen, halten wir es mit Klaus Meine und freuen uns über eine „night to remember, baby“. [rs]

Bei den Schweden von EVOCATION gibt es dann ordentlich Backenballett, wird nach aller Herzenslust gezimmert, was das Zeug hält. Sänger Thomas Josefsson gibt einfach alles und animiert das Publikum nach Kräften. Das gelingt ihm nur ansatzweise. Grund dafür ist sicherlich nicht das dargebotene Material, sondern eine riesige Kluft zwischen Band und Publikum, hervorgerufen durch einen niemals aufhörenden Circle Pit, der allerdings nur aus ein paar Hanswürsten besteht. Die Band spielt trotzdem gut gelaunt auf und präsentiert mit ‘‘Silence Sleep‘‘ sogar einen neuen Song der Ende Oktober erscheinenden CD ‘‘Dead Calm Chaos‘‘. So muss mit Herzblut vorgetragener Schweden Death klingen und nicht anders. [ph]

DESASTER muss man eigentlich nicht mehr vorstellen, wie das düster anmutende Intro und ein nahtlos anschließendes „Satan's Soldiers Syndicate“ heute erneut zementieren. Begleitet von immer wieder aufwallenden Publikumsreaktionen zocken sich die Höllenbanger gewohnt souverän durch ihren Set, geben der Meute sympathisch und possenreißend Zucker, und lassen mit ihrer Mischung aus Professionalität und authentischem Gepose erwartungsgemäß nichts anbrennen. Obwohl man dieses Jahr wirklich an jeder Steckdose gespielt hat, stehen die Tore der Hölle auch im herbstlichen Coburg weit offen – und wer will sich da beschweren?

Ganz anders liegen die Dinge hingegen bei PRIMORDIAL: Schon der Einstieg gerät aufgrund von Soundproblemen (wo, verdammt, sind die Gitarrenharmonien?) und sanglichen Hürden etwas hakelig, was sich in der Folge dann zu einem leidlich durchwachsenen Schauspiel entwickelt. Erstaunlicherweise ist es vor Allem Fronter und Charismagarant Nemtheanga, der sich beim Versuch einer allzu pathetischen Selbstdarstellung zunehmend verrennt, oberflächliche Effekthascherei mit teils erschreckenden Stimmdefiziten erkauft und den tragisch-stolzen Heiden durch einen mächtig angepissten Caligula ersetzt. Die gebotenen Stücke (u.A. „As Rome Burns“, „Gallows Hymn“, „Heathen Tribes“ und „Coffin Ships“) mit ihren ausladenden Melodiebögen geraten dementsprechend unsicher, zumal die in früheren Tagen als geballte Macht auftretende Band heute oftmals den Eindruck erweckt, dass man eher nebeneinander als miteinander musiziert. Und wo MAEL MORDHA am Vortag ihre weitaus größere Nervosität noch in positive Energie zu wandeln vermochten, schärfen ihre Landsmänner zwar ausgiebig die Zunge, lassen bei aller Launigkeit jedoch ein wenig die aufbäumende Tat vermissen. Schade drum. [rs]

Was nun geschieht, ist kaum mit Worten zu beschreiben: Die Holländer ASPHYX betreten nicht einfach nur die Bühne, nein, sie erobern sie, um anschließend alles niederzuwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt. Der letzjährige Gig auf dem Party-San war schon der Knüller, aber was sie hier auf dem Way of Darkness an Passion und reiner Energie bieten, sprengt einfach alles weg. Absoluter Höhepunkt neben ‘‘M.S. Bismarck‘‘, ‘‘Wasteland of Terror‘‘ und ‘‘The Krusher‘‘ ist sicherlich das frenetisch gefeierte "The Rack", sozusagen der Mount Everest im musikalischen Himalaya.
Die lustigen bis ernsthaften Ansagen (der schlechte Gesundheitszustand von Jeff Beccera, Sänger von POSSESSED) runden die Sache ab, denn die Musiker präsentieren uns auch ihre menschliche Seite und gerade das macht sie so sympathisch. ASPHYX können in dieser Form jede Band der Welt an die Wand spielen. Nach einer Stunde bleibt die Gewissheit Teil einer ganz großen Sache gewesen zu sein. Chapeau meine Herren!!! [ph]

Tatsächlich, die Welt der Asphyxologie, die sich vorrangig mit dem Entdecken und Zerstören von Naturkonstanten beschäftigt und in Coburg ihre neueste Machteinheit vorstellt: 1 ASPHYX. Eine derartige Machtfülle wird normalerweise in keinem uns bekannten oder unbekannten Universum erreicht, Atombombenexplosionen erreichen vielleicht 0,01 auf der geschlossenen Skala, Schwarze Löcher und Supernovae mögen bei 0,7 Ax liegen, während die Otto-Normal-DM-Legende ihr Dasein im nicht messbaren Bereich fristen muss. Einzige Ausnahme: Die namensgebende Urgewalt aus Holland. Die nämlich legen hier vor euphorischem Publikum einen „Auftritt“ hin, der Menschen in hilflos berauschte Bangbündel verwandelt und ob seiner Spielfreude und schieren Energie ans Unfassbare grenzt. In besserer Verfassung waren die Mannen um Sympathieträger Martin van Drunen wohl nie – und genau so erreicht man 1 Asphyx. Mit Bienchen. [rs]

GOREFEST haben es danach ganz besonders schwer. Verständlich nach so einer Vorlage. Im weißen Stroboskobgewitter betreten sie die Bretter und starten in ihr rund 80 minütiges Set. Es sind nicht mehr ganz so viele Leute vor der Bühne wie bei Asphyx, die Kraftreserven scheinen nach drei Tagen dann doch erschöpft. Die Band scheint das wenig zu stören und sie versuchen nochmal alles aus den Mengen zu holen und siehe da: Es funktioniert. Ein letztes Mal raffen sich die Fans zum Bangen, Moshen und Jubeln auf. GOREFEST wissen mit ihrem groovigen Todesmetall zu beeindrucken. Erneut fliegen Fäuste und Haare durch die Luft. Sänger und Bassist Jan Chris de Koeyer brüllt sich mit seinem unglaublichen Organ durch einen Großteil des Backkatalogs. Die rockigen Ausflüge der ‘‘Soul Survivor‘‘- Platte werden nicht berücksichtigt, was der Stimmung aber nicht schadet. Nach diesem Auftritt ist klar, dass auch Gorefest ein würdiger Headliner sind, allerdings nur, wenn sich nicht noch mehr oldschoolige Tulpenzüchter in der Nähe aufhalten. [ph]

...und das war es dann auch, das letzte und kälteste Festival des Jahres. Insgesamt haben die Macher ein angesichts des Preises erstklassiges Billing zusammengestellt, selbst bei den Openern keine gravierenden Nieten gezogen und mit abwechslungsreichen Headlinern aufgetrumpft. Da Service, Barbelegschaft und Security zudem durchweg positiv aufgefallen sind, kann man den Süddeutschen nur alles Gute und noch mehr Besucher wünschen. Verdient haben sie es nach dieser gelungenen Vorstellung in jedem Fall.



Ghostwriters of Erdbeerwein: Philipp Halling, Ralf Scheidler
Photographic Evidence: Philipp Halling

Bildergalerie

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