Slayer Trivium Amon Amarth & Harasai

Slayer, Trivium, Amon Amarth & Harasai

Amon AmarthHarasaiSlayerTrivium
Köln, Palladium
06.11.2008
In Krisenzeiten besinnt man sich auf Altbewährtes und schränkt die Abenteuer ein. So pilgern zur dritten Ausgabe der Unholy Alliance Tour die Massen, um sich die exzentrischen Wirrköpfe von MASTODON, die „Bier formte diesen wunderschönen Körper“ Nordmänner AMON AMARTH, die neuerdings in der griechischen und japanischen Geschichte wildernden TRIVIUM und natürlich die alten Schlachtrösser SLAYER zu bestaunen.

Bei der frühen Ankunft der Bloodchamberfraktion, bestehend aus den Herren Greb, Hauptmann und Bach, ist von den vor dem Palladium fast schon üblichen langen Schlangen und grölenden Massen allerdings noch nicht viel zu sehen. Auch die Ticket-Reseller stehen sich an diesem Abend hauptsächlich die Beine in den Bauch, konnte man doch noch am Konzerttag Karten im Vorverkauf erstehen. Bestätigt wird dieser Eindruck durch ein Palladium, das sich bis zum Ende nicht komplett füllt, obwohl die Unholy Alliance mit einer erstaunlichen Preisstabilität glänzen kann, denn der Preis hat sich im Vorverkauf im Vergleich zur ersten und zweiten Ausgabe nur um einen Euro erhöht.
Die erste wirklich schlechte Nachricht aus meiner Sicht verkünden Aushänge am Eingang, denn MASTODON haben wegen Krankheit abgesagt. Ein echter Schlag unter die Gürtellinie, wenn man bedenkt, dass ich mir schon einmal fast IRON MAIDEN Karten geleistet hätte, hauptsächlich um MASTODON im Vorprogramm zu sehen.

So haben wir noch ausreichend Zeit, in Ruhe die ersten Gerstenkaltschalen zu uns zu nehmen, bis der lokale Gewinner des „15 minutes of fame“ Wettbewerbs HARASAI den Abend eröffnen darf. Nachdem sie zu Beginn ein wenig mit dem Sound zu kämpfen haben, heizen die fünf Essener mit ihrem Melodic Death Metal den Frühbesuchern aber schon ganz ordentlich ein und fallen ansonsten vor allem durch exzessives Propellerbanging auf, was nicht nur die mitgebrachten Fans direkt vor der Bühne zu mehr als Höflichkeitsapplaus bewegt.

Da im Vorfeld bereits jede Band ihr Schlagzeug auf der Bühne aufgebaut hatte, geht es nach dem zügigen Abbau des ersten Schlagzeugs schnell weiter mit AMON AMARTH, bei denen bereits die gigantische Lautstärke des Soundchecks die Säulen der Halle zum Beben bringt. Mit der Ausstrahlung ihrer großen Erfahrung und der Gewissheit, in Deutschland bei so ziemlich jedem Publikum ankommen zu können, spielen sich die Schweden sicher durch ein Set, das geprägt ist von Liedern der letzten beiden Alben. Obwohl ich (unglaublicherweise) die Band vorher noch nie live gesehen habe, wirken die Ansagen bezüglich der Qualität des deutschen Bieres und die Prost-Rufe von Frontmann Johann Hegg wie schon tausendmal gehört, aber die Tatsache, dass die Lieder auch live eine geradezu dreiste Eingängigkeit haben und noch dazu fast ausschließlich Granaten sind, gleicht das locker aus, und so vergeht die gute Dreiviertelstunde Spielzeit wie im Flug. Einzig „Cry Of The Black Birds“ wirkt etwas zerspielt und kann nicht so fesseln und mitreißen wie erwartet. Ein routinierter Auftritt, dem der letzte Zündfunke fehlte, wahrscheinlich auch weil nicht jeder SLAYER Fan im Publikum automatisch auch ein AMON AMARTH Fan ist. [mba]

Setlist AMON AMARTH:

Death in Fire
Asator
Guardians of Asgaard
Runes To My Memory
Twilight of the Thundergod
Free Will Sacrifice
Cry of the Black Birds
Pursuit of Vikings

TRIVIUM sehe ich mittlerweile zum fünften Mal, und heute bin ich zum ersten Mal nicht komplett vom Auftritt des Quartetts aus Florida überzeugt. Dabei kann man der Band selbst kaum einen Vorwurf machen; es sind eher die Begleitumstände, die heute nicht passen. Zum einen ist die Truppe bei diesem Line Up und den damit verbundenen, leider mehrheitlich ignoranten Fans eher schlecht aufgehoben (der erste gen Bühne segelnde Bierbecher lässt nicht lange auf sich warten), zum anderen drücken sowohl die mit 45 Minuten recht knapp bemessene Spielzeit als auch die sehr einseitige Setlist deutlich aufs Gemüt. Nichts gegen die neue Platte „Shogun“, aber gleich fünf von acht Songs von diesem Longplayer zu bringen und die Alben „Ember To Inferno“ und „The Crusade“ bis auf einen Song komplett links liegen zu lassen, darf durchaus als „unglücklich“ bezeichnet werden. Außerdem fehlt von „Ascendancy“ mindestens „Like Light To The Flies“.
Darüber hinaus sind viele der Anwesenden mit dem neuen, eher sperrig ausgerichteten Material noch nicht so vertraut, was die Sache nicht besser macht. Die Reaktionen des Publikums bleiben demnach mehr als nur verhalten, auch wenn Stücke wie „Gunshot“ oder „Pull Harder“ wie immer ordentlich auf die Zwölf gehen. Insgesamt war es auf jeden Fall ein engagierter und auch guter Auftritt, aber so richtig umgehauen hat mich die Band heute nicht. Schade! [mh]

Setlist TRIVIUM:

Kirisute Gomen
Becoming The Dragon
Insurrection
A Gunshot To The Head Of Trepidation
Into The Mouth Of Hell We March
Throes Of Perdition
Down From The Sky
Pull Harder On The Strings Of Your Martyr

Einen Konzertbericht über SLAYER zu verfassen ist eine ehrenvolle, aber auch recht eintönige Angelegenheit. Denn während so ziemlich jede Band hier und da auch mal enttäuschen kann, sind SLAYER immer punktgenaue, zielsichere und komplette Profis. Da wird sich nicht verspielt oder neben die Töne gehauen, da wird die Anlage nicht übertrieben laut eingestellt, wie bei TRIVIUM und AMON AMARTH, sondern der Hörer einfach souverän auf die Matte geblasen.
Auch an diesem Abend lassen die Jungs um Fronter Tom Araya keine Sekunde lang einen Zweifel daran aufkommen, wer hier der Herr im Hause ist. Schon der austauschbare Opener „Flesh Storm“ wirkt mitreißender als alles, was vorher durch das Palladium geschmettert wurde und spätestens beim folgenden „War Ensemble“ haben SLAYER die Menge im Griff. Mit aufs Minimalste reduzierten Ansagen bolzt die Band ihr Set herunter und kann es sich dabei sogar leisten, den einen oder anderen „schwächeren“ Song zu zelebrieren (z.B. „Dittohead“). Andererseits ist es auch interessant, wie gut solche Titel oder auch die an diesem Abend häufig gezockte „Christ Illusion“ inzwischen ankommen. Showtechnisch muss man sagen, dass man sich im Standard bewegt und die pixelige Hintergrundgrafik nicht wirklich spektakulär rüberkommt. Als mit „Dead Skin Mask“ und der damit verbundenen (über Jahre gleichgebliebenen) Ansage die letzten Songs eingeläutet werden, ist sowieso alles vergessen was vorher war, denn jetzt heißt es nur noch Rübeschütteln!
Nach fast 100 Minuten geht die Show zu Ende und man hat das Gefühl, dass sich trotz des Ausfalls von MASTODON, der übertriebenen Lautstärke bei AMON AMARTH und der durchschnittlichen Setlist bei TRIVIUM, der Eintritt allein aufgrund von SLAYER mal wieder gelohnt hat. [bg]

Für mich, als “SLAYER-Jungfrau”, war es weniger spannend als erwartet. Das LED / Glühbirneninferno, das den Backdrop ersetzt, ist eine nette Idee, vor allem bei einer Band, die auf der Bühne größtenteils so statisch ist. Aber warum man dann in jedem Lied das Publikum mehrfach mit grellen Lichtblitzen blendet, erschließt sich mir genau so wenig wie die Hüftsteifheit von großen Teilen des Publikums. Selbst wenn der ein oder andere sicher schon die Biere oder seine Alterszipperlein spürt, habe ich vom Publikum bei SLAYER mehr erwartet als ein bisschen Kopfnicken. Die 15 Frontreihen, die sich bewegen, und die am Rand (sowohl zahlenmäßig als auch von der Position im Raum) vorhandenen exzessiven Banger und Mitsänger verdeutlichen da nur die Passivität, die in der Mitte des großen Palladiums überwiegend herrscht. Aber vielleicht bin ich auch einfach nicht der einzige, bei dem ein so routiniert (um nicht zu sagen uninspiriert) ins Publikum geblasenes Set das Blut nicht wirklich zum Kochen bringt. [mba]

Setlist SLAYER:

Flesh Storm
War Ensemble
Chemical Warfare
Ghosts Of War
Jihad
Cult
Disciple
Psychopathy Red
Seasons In The Abyss
Dittohead
Live Undead
Eyes Of The Insane
Payback
Dead Skin Mask
Raining Blood
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South Of Heaven
Angel Of Death

Das Licht geht an, die Show ist aus, und wir ziehen von dannen mit der Gewissheit nicht gerade Teil von etwas Großem gewesen zu sein, aber zumindest doch einen unterhaltsamen Konzertabend verlebt zu haben, auch wenn ich es mir in Zukunft zweimal überlegen werde, 47 Euro für eine Karte hinzulegen, wenn ich die Möglichkeit sehe, dass der Mainact mich nicht aus den Socken haut. [mba]
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