Never Say Die! Tour 2008
Never Say Die! Tour 2008
Leipzig, Werk II
25.11.2008
25.11.2008
Das ist ungewöhnlich. Sieben Bands an einem Abend in einer fetten Tour durch die europäischen Clubs. Das Werk II konnte sich auch einen Gig sichern und gab den mitteldeutschen Fans des Metalcore eine Chance, die derzeit angesagtesten Gruppen zu erleben. Festivalcharakter und Band-Parcours entpuppen sich so als Durchjagen der einzelnen Bands. Es geht grob gesehen nur um eine Promoveranstaltung, wo die Musik pro Band auf zwanzig bis vierzig Minuten reduziert wird, der volle Konzertgenuss auf der Strecke bleibt. Sieben Bands in vier Stunden; alles Festival oder was?
Great Expectations
Vor Ort entpuppt sich die anfängliche Vermutung, dass es sich hier um ein von einem großen Mag unterstütztes und von einigen Plattenfirmen inszeniertes Bandschaulaufen handelt. Hinzu kommen Probleme mit dem örtlichen Veranstalter, der sich mit dem Tourmanager verkracht wegen der Handhabe der Stagediver. Unwissend über die örtlichen Bühnenbegebenheiten (mobil mitten im Raum stehend und nicht ganz ungefährlich, wenn Fanmassen dagegen drücken) wurden die Absperrungen vor der Bühne vom Tourmanager als Anlass genommen, heftig darüber zu diskutieren.
Das führte dazu, dass man sich erst einmal unschöne Argumente an den Kopf warf und schon fast mit einem Canceln der heutigen Show seitens des Tourmanagers drohte. Ob das das übliche Gespräch zwischen Tourmanager und örtlichen Veranstaltern ist, wissen nur die Beteiligten selbst. Aber in Sachen Planung und Sicherheit konnten sich beide dennoch auf zwei Securitymannen einigen, die aufpassen, dass auf und vor der Bühne nichts passieren kann. Trotzdem bleiben die Stagediver-Hinweisschilder („Auf eigene Gefahr“) hängen und jeder hält sich bis zum Auftritt von Unearth brav an diese Vorgabe.
Hinzu kommen die für extrem laute Konzerte ungeeignete Architektur der Halle A: ein langezogener Fabrikbau (Baujahr 1886) in Klinkerbauweise und offener Dachkonstruktion. Der Schall wird so durch den Schlauch gepresst und erreicht bei ansteigender Lautstärke einen extrem störenden Lärmpegel, das auch die Chefin der Halle telefonisch bestätigt. Für leisere Dezibelgrade ist es noch okay, aber wenn die Band eigenen Tonmischer die baulichen Begebenheiten nicht kennen und aufdrehen, dann hat der Zuhörer das Nachsehen. Denn die hauseigenen Techniker haben sich auf die bauliche Besonderheit eingestellt und kennen die Tücken des Schalls in der Halle A. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal am Einlass gleich Schaumstoffohrstöpsel zu kaufen, damit es nicht wieder so lange im Ohr klingelt.
Krach von der Basis
Alle Bands sind ausnahmslos gefährliche Tiere im Live-Käfig. Auch wenn in ihren Mägen gefährlich Klöße mit Rotkohl rumpeln, knallen vor allem CARNIFEX ordentlich in die Presche, begeistern mit ihren Aufforderungen zu Circle und Mosh Pits, wo sich die nicht einmal zwanzigjährigen Kids wilde Kung Fu-Schlachten liefern. Ich finde, noch stimmt hier der Sound, scheint etwas drumlastig zu sein, aber nicht zu laut, dass man sich daran stören könnte. Aber wenigstens sorgt der SPINAL TAP-Gag mit den von KILL-Schriften beklebten Gitarrenrückseiten für ein wenig Fun, als die Vier- und Sechsseitenfraktion zum Schluss ihre Äxte verkehrt herum hochhält. Was meint denn die Fan-Fraktion, die auch eine Meinung dazu hat? [dt]
„Hans? Hey Hans!“
„Ah, hey…du!“
„Was machst du denn hier? Kam gerade zufällig vorbei und hab dich hier stehen sehn.“
„Hier is ein Metalkonzert heute. Never Say Die-Tour!“
„Ah cool, kann man sich ja mal ankucken. Bin ich gespannt was da so abgeht. Willst Du vorher vielleicht noch was sagen? Du betrachtest die anderen so argwöhnisch!“
„Naja wenn hier Leute in Jogginghosen oder kurzen Hosen angedackelt kommen, da weiß ich doch gleich Bescheid. Das sind die Affen, die nachher wieder mitten in der Menge ihre Wushu-Tricks auspacken.“
„Auweia! Oh schau': Es geht los! Wer geht da zuerst an den Start?“
„Das ist der neuste kalifornische Senkrechtstarter aus dem Deathcore-Bereich: CARNIFEX! Aber der Sound ist ja verdammt noch mal Grotte hier. Sehr schade, weil die von der Konserve her wirklich gut sind, aber bei dem Lärm kommt kaum was Vernünftiges an. Außerdem nervt dieses Violent-Hardcore-Abgespaste mal wieder gewaltig, was hab ich dir gesagt?“
„Wirklich sympathisch ist der Fronter ja auch nicht.“
„Nee, zumindest wirkt er gerade auf der Bühne nicht so. Naja, wenn es nur das wäre, aber das mit dem Sound ist echt schade. Langsam nervts mich auch. Die Doublebass hat schon meine komplette Lungenfunktion übernommen.“
„Wenigstens bot die Kill-Choreografie mit den Gitarren was zum schmunzeln.“
„Ja das stimmt. Hätte mich aber noch mehr gefreut, wenn was von dem geilen Sound der beiden Platten im Publikum angekommen wär.“
„Na das war ja ein kurzes Vergnügen, schon ist es vorbei!“
„Ja echt! Hey, ich möchte mal anmerken, dass es echt großer Schwachsinn ist, in gut 4 Stunden sieben (!) Bands über die Bühne zu jagen. Okay, länger hätt' ich den Sound auch nicht ausgehalten, aber es geht ums Prinzip und an anderen Veranstaltungsorten sieht die Audioqualität auch ganz anders aus. Für sieben (!) Bands braucht eine Festivalbühne den ganzen Tag.“
„Ja, ziemlich ärgerlich das. Da freut man sich mal auf 'ne Band und nach fünf Liedern müssen die schon wieder vom Acker. So und da kommen auch schon die nächsten, wer ist das?“ [Hans Maulwurf]
Halt! Stopp, nicht zu schnell. Zuerst möchte ich auch noch was sagen. Auch die Nachfolger von CARNIFEX, WHITECHAPEL, von ihrem Label MetalBlade als neueste Extrem Metal-Hoffnung gepriesen, wissen mit ihrem technisch angehauchten Metal mit Hardcore-Anleihen zu begeistern, knien sich in eine bewegungsreiche Show, und verwandeln den Raum vor der Bühne in ein wildes Affenhaus von schnell rudernden Armen, Beinen sowie aneinander prallenden Körpern. Hier gewinnt der Sound fast schon gläserne Durchsichtigkeit, alles scheint auf einen richtig guten Abend hinzu zu steuern. Etwas seltsam ist aber die Kürze des Sets, der nach fünf Songs abrupt abbricht, die nächste Band schon nach dem dritten Song angesagt und widerstandslos von den Fans hingenommen wird. Gut, wer sich schon jetzt voll auspowert hat keine Energie für später. Und so soll es auch kommen. [dt]
„Jaaa, ist schon gut. Wir lassen dir den Vorrang. Immerhn hast du uns einen ausgegeben, damit wir für dich die ganze Arbeit machen. WHITECHAPEL jetzt. Ebenfalls eine Deathcore Truppe aus den Staaten, aber mit wesentlich höherem Death-Gehalt, zumindest auf der neuen Platte ("This Is Exile", Anm. d. Red.). Auf die hab ich mich ganz besonders gefreut. Der Sound ist Gott sei Dank auch viel besser als bei CARNIFEX. Nicht gut, aber auf jeden Fall besser. Wirklich erstaunlich ist, dass Phil Bozeman genau wie auf der Platte growlt und shoutet. Etwas schade ist, mal abgesehen von der kurzen Dauer, dass die Jungs sich eigentlich ausschließlich aus ihrem Core-Repertoire bedienen. Hätte mir mehr atmosphärische Stücke der neuen Scheibe gewünscht. Leider fährt der Großteil des Publikums hier auf genau dieses Core-Zeug ab. Trotzdem ein cooler Auftritt, das nächste mal Headliner bitte.“ [Hans Maulwurf]
Sei nicht so emo, immerhin habt ihr mir die Limo regelrecht aus den Händen gerissen. Nun aber wieder zurück zum Thema: Bereits die musikalischen Experimentiercoreler von PROTEST THE HERO haben es soundbedingt und auch musikalisch nicht leicht Fuß zu fassen. Irgendwo zwischen THE MARS VOLTA, Screamo und Hardcore angesiedelt, will das junge Quintett nicht so richtig ins Set passen, zwischen all den Deathmetal lastigen Schwergewichten. So verpufft die wirklich erwähnenswerte Musik in ein übersteuertes Feedback, das man sich nicht einmal im hinteren Bereich der Halle anhören mochte. [dt]
„Limo!? Du Geizling hast uns zwei Afri-Cola gegeben, aber das wars auch schon! Wenigstens ... aber naja. Wir wollen ja nicht kleinlich sein. Mir haben WHITECHAPEL soweit ganz gut gefallen. Werde mir sicher mal deren CD zulegen und ... uuuuääääh was ist denn das?“
„Das sind PROTEST THE HERO. Zumindest behaupten die Jungs da auf der Bühne das. Was da aus dem Boxen kommt ist mir aber eher eine Mischung aus Störgeräuschen und weißem Rauschen. Soll heißen du hast völlig Recht, dass die Akustik hier ein neues Tief erreicht hat. Heeeeyyy Soundmann! Hörst du nicht, dass das scheisse klingt oder gefällt dir das wirklich? Ach, der scheint mich nicht zu hören, wie auch? Naja unter dem Trommelfellmassaker kommen mir PROTEST THE HERO ganz gelegen, da ihre Musik etwas relaxter ist und die Clowns im Moshpit nicht so abzappeln. Viel mehr kann ich da jetzt auch nicht sagen, da ich die Band nicht kenne und heute Abend auch nicht kennen lernen konnte.“
„Puuh, endlich ist es vorbei. Jesus, ist das eine Hetzerei hier, man kann ja nicht mal fix ein Kippchen rauchen, da stehen ja schon die nächsten bereit. Wer is das?“
„Das sind ARCHITECTS.“
„Und was sagste zu denen?“
„Hmmm, was sagst du denn?“
„Naja, der Sound ist ja mal ungefähr übelst beschissen. Fast genauso schlimm wie bei den Vorgängern. Sag mal geht das heut den ganzen Abend so?“
„Es scheint wohl so!“
„Trotzdem finde ich, dass man hier wesentlich mehr erahnen kann, als bei PROTEST THE HERO. Die Architekten klingen schon einen ganzen Zacken härter. Schöne, mathige Riffs und aggressive Shoutings. Gefällt mir gut. Die Äffchen im Pit sind auch etwas ruhiger geworden, viel Raum für Akrobatik bietet die Musik aber auch nicht. Oder es liegt eben an dem schlechten Sound hier, wer weiß. Auf jeden Fall viel Power da oben auf der Bühne, das ist doch schon mal was.“
„Ja, seh ich auch so. Du ich geh mal kurz pissen!“ [Hans Maulwurf]
Na, da kann ich ja endlich auch mal was dazu sagen: Nicht anders wie P.T.H. ergeht es den jungen Engländern von ARCHITECTS, die mit ihrer wuchtigen und auch direkten Mixtur aus Meshuggah und Hardcore-Anleihen eine richtig überzeugende Show liefern. Die Kids nehmen den Ball an und fighten wie verrückt um die Wette, indem sie mit ihren Gliedmaßen die schon dicke Luft im Pit zerteilen. Aber nur ein paar. Doch auch hier überzeugt der Sound wenig, der ebenfalls zu laut und übersteuert ist. ARCHITECTS lassen es sich nicht anmerken und brettern fantastisch los. Mit ihrer Bewegungsfreude macht die Mucke Lust auf mehr und man sieht an der lauf- und springfreudigen Show den Musikern nicht an, dass ein schweres deutsches Essen durch die Innereien gurgelt. Hochleistungssportler eben.
Hoffentlich wird es mit den Underground-Helden von DESPISED ICON klanglich besser, und es wurde etwas besser. Der Sound brilliert im Gitarrenbereich und lässt die eng anliegenden Emo-Hosen eines jeden vor Ort erschlackern. Nur im Drumbereich pumpt es zu sehr im Körper, findet zusammen mit jedem "Breeeeehhh" und HipHop-Attitüde der beiden Shouter reißenden Absatz bei den Fans, weil sie so zu mehr Hahnenkämpfen im Moshpit angeregt werden, sich wild gebärden und auspowern. Doch was ist das? Mitten im letzten Song wird DESPISED ICON der Saft abgedreht. Was für eine Provokation, welche Enttäuschung eines jeden Anwesenden, der extra wegen DESPISED ICON angereist war. Hier zeigt sich offenbar der Kritikpunkt des Ganzen. Die Bands werden für fünf Songs und ca. zwanzig Minuten Spielzeit über die Bühne gejagt und sind für den Rest des Abends und kommenden Tages zur Ruhe verurteilt. Hart und unfair gegenüber Bands und Fans. Die Band jedenfalls, trabt mit überspielter Gelassenheit ab und verströmen noch beim Abgang ihre Nähe zu den Fans, indem sie die Crowd cool grüßt und auch mal den einen oder anderen Fan verschwitzte Handshakes gibt.[dt]
„So da bin ich wieder und jetzt kommen scheinbar yo yo yo, fette Beatz, sweete Caps, smoothe Pants, die tighten Nigga von DESPISED ICON. Ich verstehs einfach nicht. Auf den CDs kommen die immer recht aggressiv, mit Squeals und Doublebass-Attacken daher und live geben sich die Frontmänner wie die letzten Hip Hopper, inklusive schiefes Basecap und Rumgepose. Naja dem Publikum gefällts mal wieder, aber mich schockt das auch nicht mehr. Die Grenze zwischen Deathcore-Konzerten und dem Splash-Festival verwischt ja zunehmend. Ich wette, dass bald die erste Combo mit eigenen Breakern auf die Bühne geht. Trotzdem liefern DESPISED ICON recht anständige Livearbeit und haben heute nach WHITECHAPEL den besten Sound. Nur etwas bass-lastig das Ganze, ist ja 'ne reine Beatmungsmaschine.“ [Hans Maulwurf]
Anders ergeht es dann UNEARTH und PARKWAY DRIVE. Beide Bands dürfen immerhin 45 Minuten spielen, die bei einer normalen Tournee eine Vorband als Spielzeit bekommt. Besonders bei UNEARTH verliert sich der Sound in ein krachiges Nichts, das die hervorragenden Songs nur erahnen lässt. Fast schon genervt ziehen sich viele schon in den hinteren Abschnitt der Halle zurück, wo man dem Treiben lediglich zuschauen kann und auch nicht viel von den Songs erkennt. Frühzeitiges Ausscheiden meinerseits angesichts Genervtheit und zunehmenden Trotz lässt PARKWAY DRIVE im Regen stehen. Aber sicher haben sich die Kids auch hier gegenseitig kräftig die Fresse poliert. [dt]
„Hey? Ist er weg? Endlich! Naja, wer weiß was nächstes Jahr der neuste Trend ist?! Jetzt kommen UNEARTH wie es ausschaut.“
„So ist es. Ich versteh nur nicht, warum die nicht als Headliner spielen!? Naja soll der Veranstalter halt machen wie er will. Hauptsache der Sound ist wieder wirklich unter aller Sau. Man kann Meilensteine wie „The Great Dividers“, „This Lying World“ oder „Sanctity Of Brothers“ ja höchstens erahnen. Ich bin jetzt kein beinharter UNEARTH-Fan, aber das hat die Band nun wirklich nicht verdient. Die Jungs sind dennoch echt nicht müde, zumindest sieht man so viel Spielfreude und Energie bei einer Band nur selten, dafür alle drei Daumen hoch.“
„Kann mich da nur anschließen. Immer wieder wird über den Zerfall des Metalcore geredet und wer es denn schafft sich im Geschäft zu halten. UNEARTH werden auf jeden Fall dabei sein!“
„Das denke ich auch. Aber die Gitarren zerballern mir echt bald das Gehör, lange halt ich das nicht mehr aus.“
„Da ist ja auch schon die letzte Band, wobei mich jetzt PARKWAY DRIVE nicht so sehr reizen.“
„Ich konnte mich auch nie in die rein hören, aber man muss ihnen schon lassen, dass sie da mit einer ordentlichen Präzession ans Werk gehen. Die Band hat scheinbar auch ihren Spaß, die Fans rasten noch mal kollektiv aus, also offensichtlich ist es doch Hupe, wer von den beiden Bands Headliner ist. Der Sound ist diesmal so mittelscheisse, aber spielen tun die Jungs natürlich sehr gut. Bei mir ist aber die Lust jetzt ein bissel raus.“
„Jo, bei mir auch. Unglaublich das wir gerade in der kurzen Zeit sieben (!) Bands gesehn haben. Naja ich werd dann auch mal los machen. Hmm, wie komm ich denn hier raus?“
„Na, folge halt einfach der Blutspur die der Typ vorhin hinterlassen hat, die ist ja wohl groß genug!“
„Uuuäääh, ja. Hast du noch letzte weise Worte?“
„Viel Kritik, wenig Lob. Also die Tatsache, dass an einem Abend so viele Bands auflaufen zu lassen (und zwar in beiden Hinsichten des Wortes), gepaart mit dem Sound, war schon harter Tobak. Die Boxen standen heute nicht nur für den Moshpit (mein nächster Kritikpunkt), sondern auch für die leblosen Boxen, die selbiges mit dem Zuhörer veranstaltet haben. Trotzdem war es schön mal wieder alte und neue Bekannte auf der Bühne zu sehn. Bei nächsten Mal einfach weniger Bands, weniger Gewalt und ein anderer Schauplatz, dann wird das schon!“
„Ach ja, du sagtest vorhin was von Livebericht für die Bloodchamber. Weißt du denn schon, was du schreiben wirst?“
„Hmmm keine Ahnung. Werde mir wahrscheinlich mal wieder irgend 'ne fiktive Geschichte aus den Fingern saugen!“
„Ah, cool. Na dann mach‘s mal gut.“
„Ja, du auch!“ [Hans Maulwurf]
The Circus Leaves The Town
Was bleibt also übrig von so einer großen Tour-Show? Hauptkritikpunkt ist wohl die mangelnde Kommunikation zwischen örtlichen Veranstaltern / Bookern und Tourmanagern. Letztere müssen sich auf die Informationen vor Ort verlassen und die Bands darauf einstellen. Des Weiteren scheint es gerade modern zu sein, das Konzept von Underground-Indoor-Festivals auf großer Ebene aufzugreifen und das als riesige Tournee durchzuplanen. Preis-Leistungsverhältnis ist natürlich okay, aber wenn die gesamte Konzertatmosphäre dabei flöten geht, dann war das halt nichts.
Dass dadurch Konflikte entstehen in punkto Spielzeit, bescheidener Sound etc,. liegt auf der Hand. Niemand ist darüber glücklich nur fünf Songs pro Band mitzubekommen, will sich lieber bei seiner Lieblingsband verausgaben. Masse statt Klasse? Wohl kaum, denn alle Bands der Never Say Die-Tour sind erstklassig und absolute Bühnenprofis. Doch wenn drastisch ausgedrückt alle Viertelstunde eine neue Band durchgejagt wird bleibt die Qualität auf der Strecke und das Ganze verkommt zur reinen Kommerzveranstaltung.
Da sind die Hauptverantwortlichen wohl eher bei den Plattenlabels zu suchen, die mal eben im Vorweihnachtsgeschäft schnell Kasse machen wollen. So scheint es. Natürlich werden dadurch neue Bands an die Frau oder Mann gebracht. Aber wem nützt dieses Schaulaufen wirklich? Keinem eigentlich, außer den Labels, die darauf hoffen, dass die Kids sich die Alben zulegen werden, später vielleicht zu kleineren Clubtourneen gehen. Hoffentlich verdienen wenigstens die Gruppen ein wenig an der seltsamen Sache. Jedenfalls ist bekannt, dass gerade die "Vorbands" kräftig bei so einer Sache draufzahlen müssen um dabei sein zu dürfen. T-Shirts wurden massig verkauft, das Geld sitzt locker. Wie lange noch? [dt]
Great Expectations
Vor Ort entpuppt sich die anfängliche Vermutung, dass es sich hier um ein von einem großen Mag unterstütztes und von einigen Plattenfirmen inszeniertes Bandschaulaufen handelt. Hinzu kommen Probleme mit dem örtlichen Veranstalter, der sich mit dem Tourmanager verkracht wegen der Handhabe der Stagediver. Unwissend über die örtlichen Bühnenbegebenheiten (mobil mitten im Raum stehend und nicht ganz ungefährlich, wenn Fanmassen dagegen drücken) wurden die Absperrungen vor der Bühne vom Tourmanager als Anlass genommen, heftig darüber zu diskutieren.
Das führte dazu, dass man sich erst einmal unschöne Argumente an den Kopf warf und schon fast mit einem Canceln der heutigen Show seitens des Tourmanagers drohte. Ob das das übliche Gespräch zwischen Tourmanager und örtlichen Veranstaltern ist, wissen nur die Beteiligten selbst. Aber in Sachen Planung und Sicherheit konnten sich beide dennoch auf zwei Securitymannen einigen, die aufpassen, dass auf und vor der Bühne nichts passieren kann. Trotzdem bleiben die Stagediver-Hinweisschilder („Auf eigene Gefahr“) hängen und jeder hält sich bis zum Auftritt von Unearth brav an diese Vorgabe.
Hinzu kommen die für extrem laute Konzerte ungeeignete Architektur der Halle A: ein langezogener Fabrikbau (Baujahr 1886) in Klinkerbauweise und offener Dachkonstruktion. Der Schall wird so durch den Schlauch gepresst und erreicht bei ansteigender Lautstärke einen extrem störenden Lärmpegel, das auch die Chefin der Halle telefonisch bestätigt. Für leisere Dezibelgrade ist es noch okay, aber wenn die Band eigenen Tonmischer die baulichen Begebenheiten nicht kennen und aufdrehen, dann hat der Zuhörer das Nachsehen. Denn die hauseigenen Techniker haben sich auf die bauliche Besonderheit eingestellt und kennen die Tücken des Schalls in der Halle A. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal am Einlass gleich Schaumstoffohrstöpsel zu kaufen, damit es nicht wieder so lange im Ohr klingelt.
Krach von der Basis
Alle Bands sind ausnahmslos gefährliche Tiere im Live-Käfig. Auch wenn in ihren Mägen gefährlich Klöße mit Rotkohl rumpeln, knallen vor allem CARNIFEX ordentlich in die Presche, begeistern mit ihren Aufforderungen zu Circle und Mosh Pits, wo sich die nicht einmal zwanzigjährigen Kids wilde Kung Fu-Schlachten liefern. Ich finde, noch stimmt hier der Sound, scheint etwas drumlastig zu sein, aber nicht zu laut, dass man sich daran stören könnte. Aber wenigstens sorgt der SPINAL TAP-Gag mit den von KILL-Schriften beklebten Gitarrenrückseiten für ein wenig Fun, als die Vier- und Sechsseitenfraktion zum Schluss ihre Äxte verkehrt herum hochhält. Was meint denn die Fan-Fraktion, die auch eine Meinung dazu hat? [dt]
„Hans? Hey Hans!“
„Ah, hey…du!“
„Was machst du denn hier? Kam gerade zufällig vorbei und hab dich hier stehen sehn.“
„Hier is ein Metalkonzert heute. Never Say Die-Tour!“
„Ah cool, kann man sich ja mal ankucken. Bin ich gespannt was da so abgeht. Willst Du vorher vielleicht noch was sagen? Du betrachtest die anderen so argwöhnisch!“
„Naja wenn hier Leute in Jogginghosen oder kurzen Hosen angedackelt kommen, da weiß ich doch gleich Bescheid. Das sind die Affen, die nachher wieder mitten in der Menge ihre Wushu-Tricks auspacken.“
„Auweia! Oh schau': Es geht los! Wer geht da zuerst an den Start?“
„Das ist der neuste kalifornische Senkrechtstarter aus dem Deathcore-Bereich: CARNIFEX! Aber der Sound ist ja verdammt noch mal Grotte hier. Sehr schade, weil die von der Konserve her wirklich gut sind, aber bei dem Lärm kommt kaum was Vernünftiges an. Außerdem nervt dieses Violent-Hardcore-Abgespaste mal wieder gewaltig, was hab ich dir gesagt?“
„Wirklich sympathisch ist der Fronter ja auch nicht.“
„Nee, zumindest wirkt er gerade auf der Bühne nicht so. Naja, wenn es nur das wäre, aber das mit dem Sound ist echt schade. Langsam nervts mich auch. Die Doublebass hat schon meine komplette Lungenfunktion übernommen.“
„Wenigstens bot die Kill-Choreografie mit den Gitarren was zum schmunzeln.“
„Ja das stimmt. Hätte mich aber noch mehr gefreut, wenn was von dem geilen Sound der beiden Platten im Publikum angekommen wär.“
„Na das war ja ein kurzes Vergnügen, schon ist es vorbei!“
„Ja echt! Hey, ich möchte mal anmerken, dass es echt großer Schwachsinn ist, in gut 4 Stunden sieben (!) Bands über die Bühne zu jagen. Okay, länger hätt' ich den Sound auch nicht ausgehalten, aber es geht ums Prinzip und an anderen Veranstaltungsorten sieht die Audioqualität auch ganz anders aus. Für sieben (!) Bands braucht eine Festivalbühne den ganzen Tag.“
„Ja, ziemlich ärgerlich das. Da freut man sich mal auf 'ne Band und nach fünf Liedern müssen die schon wieder vom Acker. So und da kommen auch schon die nächsten, wer ist das?“ [Hans Maulwurf]
Halt! Stopp, nicht zu schnell. Zuerst möchte ich auch noch was sagen. Auch die Nachfolger von CARNIFEX, WHITECHAPEL, von ihrem Label MetalBlade als neueste Extrem Metal-Hoffnung gepriesen, wissen mit ihrem technisch angehauchten Metal mit Hardcore-Anleihen zu begeistern, knien sich in eine bewegungsreiche Show, und verwandeln den Raum vor der Bühne in ein wildes Affenhaus von schnell rudernden Armen, Beinen sowie aneinander prallenden Körpern. Hier gewinnt der Sound fast schon gläserne Durchsichtigkeit, alles scheint auf einen richtig guten Abend hinzu zu steuern. Etwas seltsam ist aber die Kürze des Sets, der nach fünf Songs abrupt abbricht, die nächste Band schon nach dem dritten Song angesagt und widerstandslos von den Fans hingenommen wird. Gut, wer sich schon jetzt voll auspowert hat keine Energie für später. Und so soll es auch kommen. [dt]
„Jaaa, ist schon gut. Wir lassen dir den Vorrang. Immerhn hast du uns einen ausgegeben, damit wir für dich die ganze Arbeit machen. WHITECHAPEL jetzt. Ebenfalls eine Deathcore Truppe aus den Staaten, aber mit wesentlich höherem Death-Gehalt, zumindest auf der neuen Platte ("This Is Exile", Anm. d. Red.). Auf die hab ich mich ganz besonders gefreut. Der Sound ist Gott sei Dank auch viel besser als bei CARNIFEX. Nicht gut, aber auf jeden Fall besser. Wirklich erstaunlich ist, dass Phil Bozeman genau wie auf der Platte growlt und shoutet. Etwas schade ist, mal abgesehen von der kurzen Dauer, dass die Jungs sich eigentlich ausschließlich aus ihrem Core-Repertoire bedienen. Hätte mir mehr atmosphärische Stücke der neuen Scheibe gewünscht. Leider fährt der Großteil des Publikums hier auf genau dieses Core-Zeug ab. Trotzdem ein cooler Auftritt, das nächste mal Headliner bitte.“ [Hans Maulwurf]
Sei nicht so emo, immerhin habt ihr mir die Limo regelrecht aus den Händen gerissen. Nun aber wieder zurück zum Thema: Bereits die musikalischen Experimentiercoreler von PROTEST THE HERO haben es soundbedingt und auch musikalisch nicht leicht Fuß zu fassen. Irgendwo zwischen THE MARS VOLTA, Screamo und Hardcore angesiedelt, will das junge Quintett nicht so richtig ins Set passen, zwischen all den Deathmetal lastigen Schwergewichten. So verpufft die wirklich erwähnenswerte Musik in ein übersteuertes Feedback, das man sich nicht einmal im hinteren Bereich der Halle anhören mochte. [dt]
„Limo!? Du Geizling hast uns zwei Afri-Cola gegeben, aber das wars auch schon! Wenigstens ... aber naja. Wir wollen ja nicht kleinlich sein. Mir haben WHITECHAPEL soweit ganz gut gefallen. Werde mir sicher mal deren CD zulegen und ... uuuuääääh was ist denn das?“
„Das sind PROTEST THE HERO. Zumindest behaupten die Jungs da auf der Bühne das. Was da aus dem Boxen kommt ist mir aber eher eine Mischung aus Störgeräuschen und weißem Rauschen. Soll heißen du hast völlig Recht, dass die Akustik hier ein neues Tief erreicht hat. Heeeeyyy Soundmann! Hörst du nicht, dass das scheisse klingt oder gefällt dir das wirklich? Ach, der scheint mich nicht zu hören, wie auch? Naja unter dem Trommelfellmassaker kommen mir PROTEST THE HERO ganz gelegen, da ihre Musik etwas relaxter ist und die Clowns im Moshpit nicht so abzappeln. Viel mehr kann ich da jetzt auch nicht sagen, da ich die Band nicht kenne und heute Abend auch nicht kennen lernen konnte.“
„Puuh, endlich ist es vorbei. Jesus, ist das eine Hetzerei hier, man kann ja nicht mal fix ein Kippchen rauchen, da stehen ja schon die nächsten bereit. Wer is das?“
„Das sind ARCHITECTS.“
„Und was sagste zu denen?“
„Hmmm, was sagst du denn?“
„Naja, der Sound ist ja mal ungefähr übelst beschissen. Fast genauso schlimm wie bei den Vorgängern. Sag mal geht das heut den ganzen Abend so?“
„Es scheint wohl so!“
„Trotzdem finde ich, dass man hier wesentlich mehr erahnen kann, als bei PROTEST THE HERO. Die Architekten klingen schon einen ganzen Zacken härter. Schöne, mathige Riffs und aggressive Shoutings. Gefällt mir gut. Die Äffchen im Pit sind auch etwas ruhiger geworden, viel Raum für Akrobatik bietet die Musik aber auch nicht. Oder es liegt eben an dem schlechten Sound hier, wer weiß. Auf jeden Fall viel Power da oben auf der Bühne, das ist doch schon mal was.“
„Ja, seh ich auch so. Du ich geh mal kurz pissen!“ [Hans Maulwurf]
Na, da kann ich ja endlich auch mal was dazu sagen: Nicht anders wie P.T.H. ergeht es den jungen Engländern von ARCHITECTS, die mit ihrer wuchtigen und auch direkten Mixtur aus Meshuggah und Hardcore-Anleihen eine richtig überzeugende Show liefern. Die Kids nehmen den Ball an und fighten wie verrückt um die Wette, indem sie mit ihren Gliedmaßen die schon dicke Luft im Pit zerteilen. Aber nur ein paar. Doch auch hier überzeugt der Sound wenig, der ebenfalls zu laut und übersteuert ist. ARCHITECTS lassen es sich nicht anmerken und brettern fantastisch los. Mit ihrer Bewegungsfreude macht die Mucke Lust auf mehr und man sieht an der lauf- und springfreudigen Show den Musikern nicht an, dass ein schweres deutsches Essen durch die Innereien gurgelt. Hochleistungssportler eben.
Hoffentlich wird es mit den Underground-Helden von DESPISED ICON klanglich besser, und es wurde etwas besser. Der Sound brilliert im Gitarrenbereich und lässt die eng anliegenden Emo-Hosen eines jeden vor Ort erschlackern. Nur im Drumbereich pumpt es zu sehr im Körper, findet zusammen mit jedem "Breeeeehhh" und HipHop-Attitüde der beiden Shouter reißenden Absatz bei den Fans, weil sie so zu mehr Hahnenkämpfen im Moshpit angeregt werden, sich wild gebärden und auspowern. Doch was ist das? Mitten im letzten Song wird DESPISED ICON der Saft abgedreht. Was für eine Provokation, welche Enttäuschung eines jeden Anwesenden, der extra wegen DESPISED ICON angereist war. Hier zeigt sich offenbar der Kritikpunkt des Ganzen. Die Bands werden für fünf Songs und ca. zwanzig Minuten Spielzeit über die Bühne gejagt und sind für den Rest des Abends und kommenden Tages zur Ruhe verurteilt. Hart und unfair gegenüber Bands und Fans. Die Band jedenfalls, trabt mit überspielter Gelassenheit ab und verströmen noch beim Abgang ihre Nähe zu den Fans, indem sie die Crowd cool grüßt und auch mal den einen oder anderen Fan verschwitzte Handshakes gibt.[dt]
„So da bin ich wieder und jetzt kommen scheinbar yo yo yo, fette Beatz, sweete Caps, smoothe Pants, die tighten Nigga von DESPISED ICON. Ich verstehs einfach nicht. Auf den CDs kommen die immer recht aggressiv, mit Squeals und Doublebass-Attacken daher und live geben sich die Frontmänner wie die letzten Hip Hopper, inklusive schiefes Basecap und Rumgepose. Naja dem Publikum gefällts mal wieder, aber mich schockt das auch nicht mehr. Die Grenze zwischen Deathcore-Konzerten und dem Splash-Festival verwischt ja zunehmend. Ich wette, dass bald die erste Combo mit eigenen Breakern auf die Bühne geht. Trotzdem liefern DESPISED ICON recht anständige Livearbeit und haben heute nach WHITECHAPEL den besten Sound. Nur etwas bass-lastig das Ganze, ist ja 'ne reine Beatmungsmaschine.“ [Hans Maulwurf]
Anders ergeht es dann UNEARTH und PARKWAY DRIVE. Beide Bands dürfen immerhin 45 Minuten spielen, die bei einer normalen Tournee eine Vorband als Spielzeit bekommt. Besonders bei UNEARTH verliert sich der Sound in ein krachiges Nichts, das die hervorragenden Songs nur erahnen lässt. Fast schon genervt ziehen sich viele schon in den hinteren Abschnitt der Halle zurück, wo man dem Treiben lediglich zuschauen kann und auch nicht viel von den Songs erkennt. Frühzeitiges Ausscheiden meinerseits angesichts Genervtheit und zunehmenden Trotz lässt PARKWAY DRIVE im Regen stehen. Aber sicher haben sich die Kids auch hier gegenseitig kräftig die Fresse poliert. [dt]
„Hey? Ist er weg? Endlich! Naja, wer weiß was nächstes Jahr der neuste Trend ist?! Jetzt kommen UNEARTH wie es ausschaut.“
„So ist es. Ich versteh nur nicht, warum die nicht als Headliner spielen!? Naja soll der Veranstalter halt machen wie er will. Hauptsache der Sound ist wieder wirklich unter aller Sau. Man kann Meilensteine wie „The Great Dividers“, „This Lying World“ oder „Sanctity Of Brothers“ ja höchstens erahnen. Ich bin jetzt kein beinharter UNEARTH-Fan, aber das hat die Band nun wirklich nicht verdient. Die Jungs sind dennoch echt nicht müde, zumindest sieht man so viel Spielfreude und Energie bei einer Band nur selten, dafür alle drei Daumen hoch.“
„Kann mich da nur anschließen. Immer wieder wird über den Zerfall des Metalcore geredet und wer es denn schafft sich im Geschäft zu halten. UNEARTH werden auf jeden Fall dabei sein!“
„Das denke ich auch. Aber die Gitarren zerballern mir echt bald das Gehör, lange halt ich das nicht mehr aus.“
„Da ist ja auch schon die letzte Band, wobei mich jetzt PARKWAY DRIVE nicht so sehr reizen.“
„Ich konnte mich auch nie in die rein hören, aber man muss ihnen schon lassen, dass sie da mit einer ordentlichen Präzession ans Werk gehen. Die Band hat scheinbar auch ihren Spaß, die Fans rasten noch mal kollektiv aus, also offensichtlich ist es doch Hupe, wer von den beiden Bands Headliner ist. Der Sound ist diesmal so mittelscheisse, aber spielen tun die Jungs natürlich sehr gut. Bei mir ist aber die Lust jetzt ein bissel raus.“
„Jo, bei mir auch. Unglaublich das wir gerade in der kurzen Zeit sieben (!) Bands gesehn haben. Naja ich werd dann auch mal los machen. Hmm, wie komm ich denn hier raus?“
„Na, folge halt einfach der Blutspur die der Typ vorhin hinterlassen hat, die ist ja wohl groß genug!“
„Uuuäääh, ja. Hast du noch letzte weise Worte?“
„Viel Kritik, wenig Lob. Also die Tatsache, dass an einem Abend so viele Bands auflaufen zu lassen (und zwar in beiden Hinsichten des Wortes), gepaart mit dem Sound, war schon harter Tobak. Die Boxen standen heute nicht nur für den Moshpit (mein nächster Kritikpunkt), sondern auch für die leblosen Boxen, die selbiges mit dem Zuhörer veranstaltet haben. Trotzdem war es schön mal wieder alte und neue Bekannte auf der Bühne zu sehn. Bei nächsten Mal einfach weniger Bands, weniger Gewalt und ein anderer Schauplatz, dann wird das schon!“
„Ach ja, du sagtest vorhin was von Livebericht für die Bloodchamber. Weißt du denn schon, was du schreiben wirst?“
„Hmmm keine Ahnung. Werde mir wahrscheinlich mal wieder irgend 'ne fiktive Geschichte aus den Fingern saugen!“
„Ah, cool. Na dann mach‘s mal gut.“
„Ja, du auch!“ [Hans Maulwurf]
The Circus Leaves The Town
Was bleibt also übrig von so einer großen Tour-Show? Hauptkritikpunkt ist wohl die mangelnde Kommunikation zwischen örtlichen Veranstaltern / Bookern und Tourmanagern. Letztere müssen sich auf die Informationen vor Ort verlassen und die Bands darauf einstellen. Des Weiteren scheint es gerade modern zu sein, das Konzept von Underground-Indoor-Festivals auf großer Ebene aufzugreifen und das als riesige Tournee durchzuplanen. Preis-Leistungsverhältnis ist natürlich okay, aber wenn die gesamte Konzertatmosphäre dabei flöten geht, dann war das halt nichts.
Dass dadurch Konflikte entstehen in punkto Spielzeit, bescheidener Sound etc,. liegt auf der Hand. Niemand ist darüber glücklich nur fünf Songs pro Band mitzubekommen, will sich lieber bei seiner Lieblingsband verausgaben. Masse statt Klasse? Wohl kaum, denn alle Bands der Never Say Die-Tour sind erstklassig und absolute Bühnenprofis. Doch wenn drastisch ausgedrückt alle Viertelstunde eine neue Band durchgejagt wird bleibt die Qualität auf der Strecke und das Ganze verkommt zur reinen Kommerzveranstaltung.
Da sind die Hauptverantwortlichen wohl eher bei den Plattenlabels zu suchen, die mal eben im Vorweihnachtsgeschäft schnell Kasse machen wollen. So scheint es. Natürlich werden dadurch neue Bands an die Frau oder Mann gebracht. Aber wem nützt dieses Schaulaufen wirklich? Keinem eigentlich, außer den Labels, die darauf hoffen, dass die Kids sich die Alben zulegen werden, später vielleicht zu kleineren Clubtourneen gehen. Hoffentlich verdienen wenigstens die Gruppen ein wenig an der seltsamen Sache. Jedenfalls ist bekannt, dass gerade die "Vorbands" kräftig bei so einer Sache draufzahlen müssen um dabei sein zu dürfen. T-Shirts wurden massig verkauft, das Geld sitzt locker. Wie lange noch? [dt]