The Darkest Tour: Cradle Of Filth Gorgoroth Moonspell Septicflesh
The Darkest Tour: Cradle Of Filth, Gorgoroth, Moonspell, Septicflesh
Berlin, Huxley
14.12.2008
14.12.2008
Schon seltsam: Es gab Zeiten, da hätten CRADLE OF FILTH, GORGOROTH, MOONSPELL und SEPTICFLESH deutlich mehr als die maximal 700 Nasen gezogen, die sich am heutigen Sonntag im Berliner Huxley's einfinden. Mag sein, dass es am Wochentag liegt, mag sein, dass das Package recht unterschiedliche Geschmäcker zu vereinen sucht - die anwesende Mischung aus Gothics, Langzeit-Metallern und Jungvolk ist ihrem zusammengewürfelten Anschein zum Trotz recht agil, was in Berlin ja nicht unbedingt zur Grundausstattung zählt. Werfen wir uns also ins Getümmel...
Den Auftakt auf musikalischer Seite besorgen gegen 20.30 Uhr SEPTICFLESH, die ihren Set mit „Unbeliever“ und „Virtues Of The Beast“ eröffnen. Beide Tracks stammen vom vorletzten Album „Sumerian Daemons“, was angesichts der starken aktuellen Scheiblette zwar ungewöhnlich, aber nicht weniger willkommen ist. Trotz es kompetent verrissenen Sounds – kaum Orchester/Chor, Leadgitarre zu laut, insgesamt weit weg von wuchtig - glänzen die Griechen durch lockeres Bühnenverhalten, was die ein oder andere Textschwäche vergessen lässt und zeigt, dass man die Band auch als arschtretendes Todespaket mit Eiern verkaufen kann. Tracks wie „Lovecraft's Death“, „We, The Gods“ und Persepolis“ hätte ich mir zwar noch einen Tick präziser und mechanischer gewünscht, aber für den Openerslot geht die Show in Ordnung. Definitiv nicht in Ordnung: Die klaren Gesangspassagen kommen doch tatsächlich vom Band...
Setlist:
Behold...The Land Of Promise (Intro)
Unbeliever
Virtues Of The Beast
Anubis
Communion
We, The Gods
Persepolis
Eine gute halbe Stunde später werfen sich MOONSPELL zu den Introtönen ihrer aktuellen Scheibe in Positur, lassen die rückwärtige Leinwand mit allerlei Videoprojektionen füttern und suchen ihr Heil zunächst in neueren Stücken. Da der Sound sich mittlerweile gebessert hat, kann man im Verlauf von „Night Eternal“ und „Moon In Mercury“ sogar diverse Feinheiten mitnehmen, während sich die Haarpracht der Portugiesen fotogen im Ventilatorsturm bewegt – die Fans allerdings fordern trotz wohlwollender Grundhaltung natürlich genau eines: Die alten Kamellen.
Unglaublich: Nach einer Quasi-Entschuldigung für das neue Material verspricht Fernando doch tatsächlich, dass man den Rest der Spielzeit ausschließlich mit Klassikern bestreiten wird! Das wäre sogar verständlich, wenn „Night Eternal“ eine suboptimale Suppenkasperei wäre, aber angesichts des durchweg starken Materials hätte ich beispielsweise gern auf die Saftkamelle „Vampyria“ verzichtet und mir stattdessen noch einen aktuellen Knaller auf die Ohren legen lassen. Dass „Opium“ und „Ruin & Misery“ absolut vereinnahmende und in ihrer Darbietung sehr kraftvolle Düsterrocker sind, bleibt von dieser Einschätzung natürlich unberührt.
Fazit: Die Portugiesen haben es noch immer drauf und sollten in der momentanen Form vielleicht zwei Dinge anstreben – eine Headliner-Tour (die 40 Minuten waren viel zu kurz) und eine etwas mutigere Songauswahl. Dann sollte es auch wieder zu wirklich magischen Momenten reichen.
Setlist:
Intro
Night Eternal
Moon In Mercury
Opium
Ruin & Misery
Vampyria
Alma Mater
Fullmoon Madness
Nun wird es allmählich spannend, denn je nach Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzungen in Norwegen stehen gleich a) GORGOROTH, oder b) eine Band mit Ex-Mitgliedern von GORGOROTH auf der Bühne, die mittlerweile mit bestem Schreinerhandwerk in Kreuzform und vier nackten Tatsachen geschmückt ist. Und so unterschiedlich die Erwartungshaltungen auch gewesen sein mochten: Die fünf Norweger lassen auf der Bühne keine Zweifel daran aufkommen, dass sie es ernst meinen.
In bestem Winterwald-Sound und mit reichlich Nebel zockt man sich durch einen unglaublich tighten Set, der von „Possessed (By Satan)“ bis zum extrem livetauglichen „Incipit Satan“ hörbar Satan, ähm, Hand und Huf hat. Dabei fällt auch Gaahls zurückgefahrene Exzentrik positiv ins Licht, da er der Band auf diese Weise mehr Platz zum Entfalten bietet. So kommen die akkurat geschminkten Thronräuber trotz des immer noch höchst charismatischen Fronters als kompakte Einheit zur Geltung, schenken sich beim Posen so gut wie nichts, und untermauern durch ihre schiere Präsenz den Anspruch, dass hier die einzig wahren GORGOROTH am schwarzen Werk sind.
Vergleicht man den heutigen Gig mit den bisherigen Festivalauftritten, bleibt ein durchweg positives Fazit: Wo man im großen Rahmen auf spektakuläre Shows, auf Feuer und Schweinefleisch setzt, bietet der Club den Vorteil des unmittelbaren Kontaktes zum Publikum, was GORGOROTH heute zu einer energiegeladenen Performance animiert. Klasse Gig, der so nicht unbedingt zu erwarten war.
Gleiches gilt – soviel vorweg – für CRADLE OF FILTH, deren Auftrittshistorie von „grottig“ bis „überwältigend“ so ziemlich jede Geschmacksrichtung in petto hat. Am heutigen Abend stimmt vom Start schlichtweg Alles: Die geschmackvolle Bühnendeko (geöffneter Steinsarkophag, dazu ein großes Kreuz – romantischer Friedhofslook) harmoniert bestens mit dem bisweilen recht farbenfrohen Lichtgewitter, der Sound ist vergleichsweise dynamisch, die Band gibt sich spielerisch ausgewogen, ohne steif zu wirken – und das Wichtigste ist, dass Mr. Dani „The Smallest Giant“ Filth dermaßen gut bei Stimme ist, dass man ihm die letzten beiden Scheiben doch glatt verzeihen möchte! Gerade bei älteren Stücken des Kalibers „Twisted Nails Of Faith“ (Hammor!!!) oder „Dusk And Her Embrace“ gehen die Terrorscreams in derart saftiger Manier von der Stimmritze, kommt das garstige Timbre so unglaublich druckvoll zur Geltung – man wundert sich schlagartig, ob dies tatsächlich der Mann ist, der auf den letzten regulären Alben vermehrt als schwindender Schatten eines drittklassigen Thrash-Shouters unterwegs war.
Eine weitere auffällige Sache ist der ungehemmte Bewegungsdrang des kleinen Mannes: Ständig pendelt er zwischen Bühnenrand und dem in Videoprojektionen und Nebel getauchten Hintergrund, wirft sich im zweiten Drittel der Show mächtig in die Brust, um dem mittlerweile aufgetauchten Sensenmann (ca. 3 Meter hoch) zu imponieren, und findet dabei immer wieder Zeit zur Publikumsanimation. Ganz große Klasse, zumal man die bereits angesprochene Gesangsleistung nicht oft genug lobend erwähnen kann – CRADLE OF FILTH drehen sich nicht zu Unrecht um ihren bei aller Exzentrik sympathischen Frontmann.
Vor diesem Hintergrund ist auch die – Augenzeugenberichten zufolge – etwas abgespeckte Show kein Stolperstein, denn wenn mit weniger Pomp eine derart überzeugende und immer noch höchst stimmige Gesamtleistung einher geht, dann dürfen COF auch gerne in Jeans und T-Shirt auftreten. Sehr positive Überraschung!
Insgesamt ein trotz der teils kurzen Auftritte lohnendes Abendvergnügen, welches vom Publikum auch fast durchweg positive Resonanzen einheimsen konnte. Dass bei einer derart gemischten Tour nicht alle auf ihre Kosten kommen können, machten die würdigen Headlinergigs von GORGOROTH und CRADLE OF FILTH zumindest teilweise wett – etwas Toleranz im Musikgeschmack schadet jedoch definitiv nicht.
Fotos: Philipp Halling
Den Auftakt auf musikalischer Seite besorgen gegen 20.30 Uhr SEPTICFLESH, die ihren Set mit „Unbeliever“ und „Virtues Of The Beast“ eröffnen. Beide Tracks stammen vom vorletzten Album „Sumerian Daemons“, was angesichts der starken aktuellen Scheiblette zwar ungewöhnlich, aber nicht weniger willkommen ist. Trotz es kompetent verrissenen Sounds – kaum Orchester/Chor, Leadgitarre zu laut, insgesamt weit weg von wuchtig - glänzen die Griechen durch lockeres Bühnenverhalten, was die ein oder andere Textschwäche vergessen lässt und zeigt, dass man die Band auch als arschtretendes Todespaket mit Eiern verkaufen kann. Tracks wie „Lovecraft's Death“, „We, The Gods“ und Persepolis“ hätte ich mir zwar noch einen Tick präziser und mechanischer gewünscht, aber für den Openerslot geht die Show in Ordnung. Definitiv nicht in Ordnung: Die klaren Gesangspassagen kommen doch tatsächlich vom Band...
Setlist:
Behold...The Land Of Promise (Intro)
Unbeliever
Virtues Of The Beast
Anubis
Communion
We, The Gods
Persepolis
Eine gute halbe Stunde später werfen sich MOONSPELL zu den Introtönen ihrer aktuellen Scheibe in Positur, lassen die rückwärtige Leinwand mit allerlei Videoprojektionen füttern und suchen ihr Heil zunächst in neueren Stücken. Da der Sound sich mittlerweile gebessert hat, kann man im Verlauf von „Night Eternal“ und „Moon In Mercury“ sogar diverse Feinheiten mitnehmen, während sich die Haarpracht der Portugiesen fotogen im Ventilatorsturm bewegt – die Fans allerdings fordern trotz wohlwollender Grundhaltung natürlich genau eines: Die alten Kamellen.
Unglaublich: Nach einer Quasi-Entschuldigung für das neue Material verspricht Fernando doch tatsächlich, dass man den Rest der Spielzeit ausschließlich mit Klassikern bestreiten wird! Das wäre sogar verständlich, wenn „Night Eternal“ eine suboptimale Suppenkasperei wäre, aber angesichts des durchweg starken Materials hätte ich beispielsweise gern auf die Saftkamelle „Vampyria“ verzichtet und mir stattdessen noch einen aktuellen Knaller auf die Ohren legen lassen. Dass „Opium“ und „Ruin & Misery“ absolut vereinnahmende und in ihrer Darbietung sehr kraftvolle Düsterrocker sind, bleibt von dieser Einschätzung natürlich unberührt.
Fazit: Die Portugiesen haben es noch immer drauf und sollten in der momentanen Form vielleicht zwei Dinge anstreben – eine Headliner-Tour (die 40 Minuten waren viel zu kurz) und eine etwas mutigere Songauswahl. Dann sollte es auch wieder zu wirklich magischen Momenten reichen.
Setlist:
Intro
Night Eternal
Moon In Mercury
Opium
Ruin & Misery
Vampyria
Alma Mater
Fullmoon Madness
Nun wird es allmählich spannend, denn je nach Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzungen in Norwegen stehen gleich a) GORGOROTH, oder b) eine Band mit Ex-Mitgliedern von GORGOROTH auf der Bühne, die mittlerweile mit bestem Schreinerhandwerk in Kreuzform und vier nackten Tatsachen geschmückt ist. Und so unterschiedlich die Erwartungshaltungen auch gewesen sein mochten: Die fünf Norweger lassen auf der Bühne keine Zweifel daran aufkommen, dass sie es ernst meinen.
In bestem Winterwald-Sound und mit reichlich Nebel zockt man sich durch einen unglaublich tighten Set, der von „Possessed (By Satan)“ bis zum extrem livetauglichen „Incipit Satan“ hörbar Satan, ähm, Hand und Huf hat. Dabei fällt auch Gaahls zurückgefahrene Exzentrik positiv ins Licht, da er der Band auf diese Weise mehr Platz zum Entfalten bietet. So kommen die akkurat geschminkten Thronräuber trotz des immer noch höchst charismatischen Fronters als kompakte Einheit zur Geltung, schenken sich beim Posen so gut wie nichts, und untermauern durch ihre schiere Präsenz den Anspruch, dass hier die einzig wahren GORGOROTH am schwarzen Werk sind.
Vergleicht man den heutigen Gig mit den bisherigen Festivalauftritten, bleibt ein durchweg positives Fazit: Wo man im großen Rahmen auf spektakuläre Shows, auf Feuer und Schweinefleisch setzt, bietet der Club den Vorteil des unmittelbaren Kontaktes zum Publikum, was GORGOROTH heute zu einer energiegeladenen Performance animiert. Klasse Gig, der so nicht unbedingt zu erwarten war.
Gleiches gilt – soviel vorweg – für CRADLE OF FILTH, deren Auftrittshistorie von „grottig“ bis „überwältigend“ so ziemlich jede Geschmacksrichtung in petto hat. Am heutigen Abend stimmt vom Start schlichtweg Alles: Die geschmackvolle Bühnendeko (geöffneter Steinsarkophag, dazu ein großes Kreuz – romantischer Friedhofslook) harmoniert bestens mit dem bisweilen recht farbenfrohen Lichtgewitter, der Sound ist vergleichsweise dynamisch, die Band gibt sich spielerisch ausgewogen, ohne steif zu wirken – und das Wichtigste ist, dass Mr. Dani „The Smallest Giant“ Filth dermaßen gut bei Stimme ist, dass man ihm die letzten beiden Scheiben doch glatt verzeihen möchte! Gerade bei älteren Stücken des Kalibers „Twisted Nails Of Faith“ (Hammor!!!) oder „Dusk And Her Embrace“ gehen die Terrorscreams in derart saftiger Manier von der Stimmritze, kommt das garstige Timbre so unglaublich druckvoll zur Geltung – man wundert sich schlagartig, ob dies tatsächlich der Mann ist, der auf den letzten regulären Alben vermehrt als schwindender Schatten eines drittklassigen Thrash-Shouters unterwegs war.
Eine weitere auffällige Sache ist der ungehemmte Bewegungsdrang des kleinen Mannes: Ständig pendelt er zwischen Bühnenrand und dem in Videoprojektionen und Nebel getauchten Hintergrund, wirft sich im zweiten Drittel der Show mächtig in die Brust, um dem mittlerweile aufgetauchten Sensenmann (ca. 3 Meter hoch) zu imponieren, und findet dabei immer wieder Zeit zur Publikumsanimation. Ganz große Klasse, zumal man die bereits angesprochene Gesangsleistung nicht oft genug lobend erwähnen kann – CRADLE OF FILTH drehen sich nicht zu Unrecht um ihren bei aller Exzentrik sympathischen Frontmann.
Vor diesem Hintergrund ist auch die – Augenzeugenberichten zufolge – etwas abgespeckte Show kein Stolperstein, denn wenn mit weniger Pomp eine derart überzeugende und immer noch höchst stimmige Gesamtleistung einher geht, dann dürfen COF auch gerne in Jeans und T-Shirt auftreten. Sehr positive Überraschung!
Insgesamt ein trotz der teils kurzen Auftritte lohnendes Abendvergnügen, welches vom Publikum auch fast durchweg positive Resonanzen einheimsen konnte. Dass bei einer derart gemischten Tour nicht alle auf ihre Kosten kommen können, machten die würdigen Headlinergigs von GORGOROTH und CRADLE OF FILTH zumindest teilweise wett – etwas Toleranz im Musikgeschmack schadet jedoch definitiv nicht.
Fotos: Philipp Halling