Morbid Angel Kataklysm Marduk Keep Of Kalessin & Arsis
Morbid Angel, Kataklysm, Marduk, Keep Of Kalessin & Arsis
Leipzig, Hellraiser
17.12.2008
17.12.2008
Pünktlich zur Vorweihnachtszeit treibt es die Bands mit ausgedehnten Tourneen um. So auch dieses Jahr. Diesmal haben sich die Macher des Metalfests selbst übertroffen und bieten nur hochkarätige Kracher an; Newcomer und Oldies geben sich die Klinke in die Hand. Faire Spielzeiten und super ausgesteuerter Sound werden das heutige Konzert zu einem richtig guten Vergnügen machen. Gemütlich ist es auch. Trotz Wochentags und Wochenarbeitszeit ist es heute gut gefüllt. Heute haben wir es mit einer abgespeckten Version zu tun, also ohne ABORTED, HAIL OF BULLETS & Co. Den lokalen Support gibt es auch nicht.
Wo sich andere aufregen, weil es später reingeht, sollte man an dieser Stelle sagen, dass man auch nicht mit T-Shirt und Bierflasche bewaffnet bei gefühlten 1 Grad Celsius eine Stunde draußen rumstehen soll. Okay, 18 Uhr war beanschlagt, aber das späte Eintreffen der Bands und der späte Soundcheck (der auch nicht so lange dauerte - digitale Technik sei Dank) lassen keine andere Verfahrensweise zu und reingekommen sind alle rechtzeitig. Erfahrungsgemäß geht der Einlass schnell und unkompliziert zur Sache. Und wer an dieser Stelle die erste Band verpasst hat, ist wohl zu spät gekommen.
Vier Alben und immer noch innovativ: ARSIS kicken Ärsche, auch wenn die technischen Voraus–setzungen der Songs nicht viel Bewegung auf und vor der Bühne zulassen, so sucht doch Fronthüne James Malone stets den Blickkontakt zu den Fans, feuert zusammen mit dem Bassisten das Publikum an und gewinnt mit der Ansage, wer denn von den heute spielenden Bands am besten ankommen würde. KEEP OF KALESSIN scheinen da echte Publikumslieblinge zu sein, wohingegen KATAKLYSM und MORBID ANGEL mit "Och Nö", "Dooough" und anderen murrenden Geräuschen beehrt wurden. Natürlich nehmen Band und Fans das ganze nicht sooo ernst, so dass vor allem die Songs punkten. Vielleicht haben ARSIS nur genervt mit dieser witzigen Einlage oder die Hälfte des bis dato eingetroffenen Publikums muss mal übers Knie gelegt werden. Jedenfalls haben ARSIS zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, lassen sogar vereinzelt Matten kreisen und animieren die ersten zum Mitmachen. Wer direktere Kaliber sucht, kann es ja mit Feigling oder Odin Trunk versuchen. Nach fünf, sechs Songs war der drumlastige Zauber auch schon leider vorbei.
KEEP OF KALESSIN sind für viele wohl absolute Neulinge. Der Fronter - stylisch irgendwo zwischen Alexi Laiho und Lederwurst angesiedelt - kann zumindest in den vorderen Reihen genügend Fanreserven für die eine oder andere Jubelattacke entfesseln. Das gewohnt routinierte Stageacting lässt dann genügend Raum, sich eingehender mit der Musik zu beschäftigen, die live viel besser rüberkommt (weil druckvoller) als auf Album. Das kann doch nur einen Pluspunkt für die norwegische Truppe bedeuten. Auch die betont sympatische Art (interessant für eine Black Metal affine Band) heimst neben gutem Sound Sympatien ein. Wie hier und bei den anderen Bands gibt es nur ein einfallsloses Metalfest - Banner als "Bühnenbild" sehen, so dass vieles an Stimmung flöten geht, die auch die Musik unterstützen sollte.
Den alten Hasen von MARDUK lässt das kalt. Denn wie schon im letzten Jahr dimmen sie einfach das Licht auf Blau und Violett herunter und knüppeln einen Klassiker nach dem anderen in die vorwiegend jugendliche Menge. Leider versteht es Mortuus nicht, von seinem erschröcklichen Erscheinungsbild eine ebensolche Stimmung in die Songs zu transportieren. Etwas kraftlos wirkt seine Show und Gesangsleistung (müde? krank?), aber der spürbaren Kälte tut sowas keinen Abbruch, denn MARDUK brauchen bloß auf der Bühne zu furzen und werden dafür von den Fans umjubelt. Aber ausreichend ist das auf Dauer nicht. Zumal die Band eine fast deckungsgleiche Setlist zum Vorjahr bietet und irgendwie routiniert wirkt.
Kanadas Hyperblastmetallurgen KATAKLYSM werden schon wie Superstars gefeiert. Hier ist am meisten etwas los, nach jedem Song entsteht ein blickdichter Wald aus Armen und Bierflaschen. Dabei hat sich wenig geändert seit ich sie 2006 in Glauchau gesehen hatte und sie dort CANNIBAL CORPSE an die Wand gespielt hatten. Und heute wird einfach ein neues Album mit eingeschoben und mit dem Donnerschlag "Prevail" steigt die Band auch sofort ein. Geheimnis des Erfolgs? Livetaugliche Songs. Ganz einfach. Trotz des hohen technischen Anspruchs schimmern zwar die Schemata durch, wie Eingängigkeit und Taktung. Auch wenn KATAKLYSM im Prinzip nur wenige Essenzen besitzen, machen sie das beste daraus und variieren soviel sie können. Wie MOTÖRHEAD, nur krasser.
Der Schwerpunkt der heutigen Show liegt vornehmlich auf den letzten vier Alben. Mir entzieht sich nach zwanzig Minuten Dauerbangens allerdings ob auch älteres Material gezockt wurde. KATAKLYSM schöpfen ihr Potenzial voll aus und stehen im Rückblick als beste Band der Tour da.
MORBID ANGEL haben ihren Vorreiterstatus neben DEATH und POSSESSED bereits in den Neunzigern erkämpft, als sie mit ihren Alben "Altars Of Madness", "Blessed Are The Sick", "Covenant" und "Domination" Meilensteine des technisch anspruchsvollen DeathMetals schufen, der eine gewisse Rock'n'Roll-Attitüde in sich trägt. Gerade Songs wie die heute gespielten "Where The Slime Live", "Sworn To The Black", "God Of Emptiness" und "Maze Of Torment" haben riesiges Hitpotenzial und das wissen David Vincent & Co. auch.
Der Schwerpunkt der Show liegt nunmal bei den erwähnten Alben, wobei "Blessed Are The Sick" mit dem göttlichen "Fall From Grace"" angeschnitten wird. Man kann erwähnen, dass viele Fans bereits nach MARDUK und KATAKLYSM abgewandert sind und nun MORBID ANGEL vor dem "harten" Kern spielen. MORBID ANGEL ist eben "Hardcore". So trägt es zumindest Davie auf dem T-Shirt.
Wo noch KATAKLYSM wirklich alle Fanarme zum recken brachten, so tun sich MORBID ANGEL schwer mit Fan-Animationen. Gerade Fronter David Vincent setzt vorrangig auf seine Aura, belauert und fixiert das Publikum und konzentriert sich sonst auf seine Texte und manchmal schon stereotypen Ansagen. Trey Azagthoth ist in seinem Spiel vertieft und tappt sich durch seine Unterwelten, während der Tourgitarrist der einzige ist, der das Publikum anfeuert. Man kann der Truppe Routiniertheit und Distanz vorwerfen, aber die meisten Fans wollen nun mal den alten Stoff hören und eben nicht - neben 'Hey Hey Hey' Animierungsversuchen - die atmosphärischen und manchmal auch uneingängigen Werke, die nach dem Abgang von David Vincent entstanden sind. Dennoch täuschen mich die Sinne nicht, dass auch aus der post-Vincent-Ära einiges dazwischen gestreut (im Anschluss von "Sworn To The Black") und ein umwerfender neuer Song vorgestellt wird ("Nevermore").
So bleibt ein gemischtes Gefühl zurück zwischen absoluter Vergötterung und ebensolcher Ablehnung. Ohne Zugabe (müde? krank?) gehen MORBID ANGEL von der Bühne ab und dafür gehen die Lichter wieder an. Die Realität holt einen wieder ein und zurück bleiben schöne Momente des Erinnerns und Moshens. Jede Band zeigte ihr großes Potenzial, auch wenn gerade bei den alten Säcken von MARDUK und MORBID ANGEL einige Showschwächen sind. Aber das kennt man ja; gute Zeiten, schlechte Zeiten. Heute war es irgendwie in Richtung gut und ARSIS machen Lust auf mehr. Wenn der neue Song von MORBID ANGEL ein Vorgeschmack auf ein neues Album ist, dann scheint was Großes anzurollen. Aber wir trinken erst mal Tee und schauen, was die Zukunft bringt.
Fotos mit freundlicher Unterstützung von Philipp Halling
Wo sich andere aufregen, weil es später reingeht, sollte man an dieser Stelle sagen, dass man auch nicht mit T-Shirt und Bierflasche bewaffnet bei gefühlten 1 Grad Celsius eine Stunde draußen rumstehen soll. Okay, 18 Uhr war beanschlagt, aber das späte Eintreffen der Bands und der späte Soundcheck (der auch nicht so lange dauerte - digitale Technik sei Dank) lassen keine andere Verfahrensweise zu und reingekommen sind alle rechtzeitig. Erfahrungsgemäß geht der Einlass schnell und unkompliziert zur Sache. Und wer an dieser Stelle die erste Band verpasst hat, ist wohl zu spät gekommen.
Vier Alben und immer noch innovativ: ARSIS kicken Ärsche, auch wenn die technischen Voraus–setzungen der Songs nicht viel Bewegung auf und vor der Bühne zulassen, so sucht doch Fronthüne James Malone stets den Blickkontakt zu den Fans, feuert zusammen mit dem Bassisten das Publikum an und gewinnt mit der Ansage, wer denn von den heute spielenden Bands am besten ankommen würde. KEEP OF KALESSIN scheinen da echte Publikumslieblinge zu sein, wohingegen KATAKLYSM und MORBID ANGEL mit "Och Nö", "Dooough" und anderen murrenden Geräuschen beehrt wurden. Natürlich nehmen Band und Fans das ganze nicht sooo ernst, so dass vor allem die Songs punkten. Vielleicht haben ARSIS nur genervt mit dieser witzigen Einlage oder die Hälfte des bis dato eingetroffenen Publikums muss mal übers Knie gelegt werden. Jedenfalls haben ARSIS zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, lassen sogar vereinzelt Matten kreisen und animieren die ersten zum Mitmachen. Wer direktere Kaliber sucht, kann es ja mit Feigling oder Odin Trunk versuchen. Nach fünf, sechs Songs war der drumlastige Zauber auch schon leider vorbei.
KEEP OF KALESSIN sind für viele wohl absolute Neulinge. Der Fronter - stylisch irgendwo zwischen Alexi Laiho und Lederwurst angesiedelt - kann zumindest in den vorderen Reihen genügend Fanreserven für die eine oder andere Jubelattacke entfesseln. Das gewohnt routinierte Stageacting lässt dann genügend Raum, sich eingehender mit der Musik zu beschäftigen, die live viel besser rüberkommt (weil druckvoller) als auf Album. Das kann doch nur einen Pluspunkt für die norwegische Truppe bedeuten. Auch die betont sympatische Art (interessant für eine Black Metal affine Band) heimst neben gutem Sound Sympatien ein. Wie hier und bei den anderen Bands gibt es nur ein einfallsloses Metalfest - Banner als "Bühnenbild" sehen, so dass vieles an Stimmung flöten geht, die auch die Musik unterstützen sollte.
Den alten Hasen von MARDUK lässt das kalt. Denn wie schon im letzten Jahr dimmen sie einfach das Licht auf Blau und Violett herunter und knüppeln einen Klassiker nach dem anderen in die vorwiegend jugendliche Menge. Leider versteht es Mortuus nicht, von seinem erschröcklichen Erscheinungsbild eine ebensolche Stimmung in die Songs zu transportieren. Etwas kraftlos wirkt seine Show und Gesangsleistung (müde? krank?), aber der spürbaren Kälte tut sowas keinen Abbruch, denn MARDUK brauchen bloß auf der Bühne zu furzen und werden dafür von den Fans umjubelt. Aber ausreichend ist das auf Dauer nicht. Zumal die Band eine fast deckungsgleiche Setlist zum Vorjahr bietet und irgendwie routiniert wirkt.
Kanadas Hyperblastmetallurgen KATAKLYSM werden schon wie Superstars gefeiert. Hier ist am meisten etwas los, nach jedem Song entsteht ein blickdichter Wald aus Armen und Bierflaschen. Dabei hat sich wenig geändert seit ich sie 2006 in Glauchau gesehen hatte und sie dort CANNIBAL CORPSE an die Wand gespielt hatten. Und heute wird einfach ein neues Album mit eingeschoben und mit dem Donnerschlag "Prevail" steigt die Band auch sofort ein. Geheimnis des Erfolgs? Livetaugliche Songs. Ganz einfach. Trotz des hohen technischen Anspruchs schimmern zwar die Schemata durch, wie Eingängigkeit und Taktung. Auch wenn KATAKLYSM im Prinzip nur wenige Essenzen besitzen, machen sie das beste daraus und variieren soviel sie können. Wie MOTÖRHEAD, nur krasser.
Der Schwerpunkt der heutigen Show liegt vornehmlich auf den letzten vier Alben. Mir entzieht sich nach zwanzig Minuten Dauerbangens allerdings ob auch älteres Material gezockt wurde. KATAKLYSM schöpfen ihr Potenzial voll aus und stehen im Rückblick als beste Band der Tour da.
MORBID ANGEL haben ihren Vorreiterstatus neben DEATH und POSSESSED bereits in den Neunzigern erkämpft, als sie mit ihren Alben "Altars Of Madness", "Blessed Are The Sick", "Covenant" und "Domination" Meilensteine des technisch anspruchsvollen DeathMetals schufen, der eine gewisse Rock'n'Roll-Attitüde in sich trägt. Gerade Songs wie die heute gespielten "Where The Slime Live", "Sworn To The Black", "God Of Emptiness" und "Maze Of Torment" haben riesiges Hitpotenzial und das wissen David Vincent & Co. auch.
Der Schwerpunkt der Show liegt nunmal bei den erwähnten Alben, wobei "Blessed Are The Sick" mit dem göttlichen "Fall From Grace"" angeschnitten wird. Man kann erwähnen, dass viele Fans bereits nach MARDUK und KATAKLYSM abgewandert sind und nun MORBID ANGEL vor dem "harten" Kern spielen. MORBID ANGEL ist eben "Hardcore". So trägt es zumindest Davie auf dem T-Shirt.
Wo noch KATAKLYSM wirklich alle Fanarme zum recken brachten, so tun sich MORBID ANGEL schwer mit Fan-Animationen. Gerade Fronter David Vincent setzt vorrangig auf seine Aura, belauert und fixiert das Publikum und konzentriert sich sonst auf seine Texte und manchmal schon stereotypen Ansagen. Trey Azagthoth ist in seinem Spiel vertieft und tappt sich durch seine Unterwelten, während der Tourgitarrist der einzige ist, der das Publikum anfeuert. Man kann der Truppe Routiniertheit und Distanz vorwerfen, aber die meisten Fans wollen nun mal den alten Stoff hören und eben nicht - neben 'Hey Hey Hey' Animierungsversuchen - die atmosphärischen und manchmal auch uneingängigen Werke, die nach dem Abgang von David Vincent entstanden sind. Dennoch täuschen mich die Sinne nicht, dass auch aus der post-Vincent-Ära einiges dazwischen gestreut (im Anschluss von "Sworn To The Black") und ein umwerfender neuer Song vorgestellt wird ("Nevermore").
So bleibt ein gemischtes Gefühl zurück zwischen absoluter Vergötterung und ebensolcher Ablehnung. Ohne Zugabe (müde? krank?) gehen MORBID ANGEL von der Bühne ab und dafür gehen die Lichter wieder an. Die Realität holt einen wieder ein und zurück bleiben schöne Momente des Erinnerns und Moshens. Jede Band zeigte ihr großes Potenzial, auch wenn gerade bei den alten Säcken von MARDUK und MORBID ANGEL einige Showschwächen sind. Aber das kennt man ja; gute Zeiten, schlechte Zeiten. Heute war es irgendwie in Richtung gut und ARSIS machen Lust auf mehr. Wenn der neue Song von MORBID ANGEL ein Vorgeschmack auf ein neues Album ist, dann scheint was Großes anzurollen. Aber wir trinken erst mal Tee und schauen, was die Zukunft bringt.
Fotos mit freundlicher Unterstützung von Philipp Halling