Dornenreich Agalloch Mely Apokrypha

Dornenreich, Agalloch, Mely, Apokrypha

AgallochDornenreichMely
Würzburg, Posthalle
20.03.2009
„Es ist soweit: Im März 2009 wird die österreichische Black-Metal-Legende DORNENREICH zum ersten Mal nach 2001 wieder in Metal-Besetzung touren.“ So und so ähnlich wurde die „Nachtreisen“-Tournee angekündigt, die der Vorbote auf ein neues Album und die gleichnamige DVD sein soll. Grund genug also, in der Würzburger Posthalle den Österreichern einen Besuch abzustatten.

APOKRYPHA ist also die Black Metal Kapelle, denen es vergönnt ist in ihrer Heimatstadt dieses Konzert zu eröffnen. Nur ganz sachte dreht sich die Meute vom Ausschank in Richtung Bühne, staunen über den Namen, sind die Würzburger doch gar nicht angekündigt. Der Frontmann glänzt nicht gerade mit einem astreinen Zusammenspiel mit seinen Mannen und auch die anderen Klampfer zeugen nicht gerade von einer erfahrungsbedingten Souveränität. Hört sich vielleicht schlimm an, aber letztendlich ist APOKRYPHA gar nicht übel, schließlich holen sie sich aber nach 30 Minuten Spielzeit nur vereinzelten, höflichen Applaus ein.

Etwas mehr Leute wagen sich dann bei MELY in Bühnennähe. Im Zuge ihres neuen Albums, das quasi eine Releaseparty hat, legen die Österreicher eine gute Show an den Tag. Allerdings bin ich nicht sehr verwundert, warum der Funke noch nicht überspringt. Das Publikum ist noch zu müde, die Halle erst etwa halb gefüllt und die meisten interessieren sich mehr dafür, ob die Raucher draußen vielleicht mehr Spaß haben. Immerhin schafft es die Frontsau, etwas zähe Kommunikation mit dem Publikum zu betreiben, was aber mehr auf die nachfolgenden Bands heiß macht. Musikalisch legt man eine sehr ansehnliche Leistung an den Tag, nur ausgerechnet bei einem sehr anmutigen akkustischen Intro eines epischen Songs verwurstelt sich der Sänger beim Text.

Mit sehr hoher Erwartung an AGALLOCH schlürfe ich an meinem Weizen. Viel Gutes habe ich von ihnen gehört und permanente Lobeshymnen haben letztendlich dafür gesorgt, dass ich mich auf ihren Gig freue, obwohl ich ihre Musik noch gar nicht kenne. Endlich schrumpft die Menge zusammen und gibt einen Überblick, wie viele Fans sich in dieser Halle wiedergefunden haben. Endlich auch etwas Lärm zwischen den Songs, den Zuhörern gefällt offensichtlich sehr, was die US-Amerikaner bieten. Ich erhasche auch eine beachtliche Zahl Hellikopter und frage mich schließlich, wieso diese Band in den Himmel gelobt wird. Die Chance, die ich ihnen gegeben habe, wird nicht genutzt bzw. AGALLOCH ist gar nicht mein Ding. Die Vocals sind dermaßen leise, dass man jeden Song auch als Instrumentalstück einstufen könnte. Nach der Hälfte der Spielzeit (ingesamt hatten sie circa eine Stunde) sind ungefähr 1 ½ Songs gespielt. Vermutlich gehört AGALLOCH zu der Sorte Bands, in die man sich auf der Platte verliebt und nicht beim Konzert. Dem zustimmenden Gröhlen nach ihrer Show zu schlussfolgern, sind die Fans von der Band alles andere als enttäuscht, nur für mich persönlich ging dieser Schuss nach hinten los.

Endlich rückt der Moment näher, DORNENREICH in Metal-Besetzung, Hoffnung auf eine formidable Show, die viel Wert auf die alten Sachen legt und den akkustischen Firlefanz der letzten Zeit vergessen macht. Nanu, was ist das? Soundcheck mit der Violine? Ich befürchte das Schlimmste. Ich vergesse meine Angst kurzzeitig, als das Licht erlischt und DORNENREICH die Bühne betreten. Wieder halte ich den Atem an. Ich bin wohl wirklich nicht auf dem neuesten Stand: Eine E-Gitarre, ein Schlagzeug und eine Violine. Das ist alles? Das versteht man also darunter, wenn man eine Tour ankündigt mit den Worten „Endlich wieder in Metal-Besetzung“? Doch nach den ersten drei Songs vergesse ich diese Sorgen. Besser könnte ihr Konzert gar nicht starten, mit vielen Songs aus „Her Von Welken Nächten“ zeigen sie deutlich, in welche Richtung das anstehende Album gehen wird, das sich ja mehr an den alten Sachen orientieren soll. Bei „Eigenwach“ geht nicht nur mir das Herz auf, als der Geiger Inve beeindruckend unter Beweis stellt, dass er sein Instrument wunderbar beherrscht und sehr passend die hektischen Phasen mit nervenaufreibenden Melodien untermalen kann. Auch Eviga versteht es, mit einem Mienenspiel, das seinesgleichen sucht, seine wahnwitzigen Lyrics zu unterstreichen.

Schließlich hat sich die ganz persönliche Nachtreise in das halbtote Würzburg gelohnt und mit einem DORNENREICH, das in bester Laune für die restliche Tour zu sein scheint, gab es noch das Tüpfelchen auf dem i, nachdem die Support-Bands ebenfalls alle eine akzeptable Leistung boten.

Bericht: Matthias Bock
Fotos: Matthias Salomon

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