Comeback Kid Architects Bane Misery Signals Outbreak The Haverbrook Disaster

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Karlsruhe, Substage
15.04.2009
Mittwochabend, strahlender Sonnenschein, mitten in der Karlsruher Innerstadt. 30 bis 40 Kids zwängen sich bereits auf eine kleine Wiese direkt neben der Hauptverkehrsader des Bundesligaschlusslichts. Ja, endlich bin ich richtig. Denn die ehemalige U-Bahnstation ist alles andere als einfach zu finden, liegt sie doch mitten in der Innenstadt, lediglich kenntlich gemacht durch ein kleines Schild über den Treppen, die in den Untergrund führen.
Das heute versammelte Lineup deckt nahezu alle Facetten aktuellen Hardcores mit Metal-Touch und diversen anderen Einflüssen ab: Von Old-School über Metalcore, Melodic Hardcore bis hin zum Modern Progressive Core gibt es auf dieser Tour wirklich alles - was will man also mehr.

Den Anfang machen die Local-Heroes von THE HAVERBROOK DISASTER. Leider verpasse ich diese, da ich zu sehr damit beschäftigt bin, meinen fahrbaren Untersatz umzuparken - der erste Stellplatz stellte sich im Nachhinein als nicht allzu schlaftauglich heraus.

Nach einem ausgiebigen Soundcheck, der mit den tiefgründigen Worten „lick it, stick it, fist it, fuck it, roll it“ endet, stehen dann endlich OUTBREAK auf der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt ist das Substage zwar schon gut gefüllt, aber die meisten Leute ziehen den Bierstand noch der Bühne vor. Den Frontmann stört das sichtlich wenig und so nutzt er den vorhandenen Platz als seine Spielwiese. Der Sound ist durchwachsen, was die Jungs mit einer gehörigen Portion Stageaction wieder wettmachen können, bis nach 20 Minuten alles vorbei ist. Fazit: Kurzer und knackiger Auftritt.

Als MISERY SIGNALS die Bühne betreten, ist auf einen Schlag der ganze bisher freie Raum vor der Bühne aufgebraucht. Hier ist vom ersten Song an die Kacke am Dampfen. Aufgrund der Reaktion des Publikums könnte man fast denken, dass MISERY SIGNALS heute Headliner sind, zumal sie mit ihrem melodischen Metalcore genau den Nerv der Jungs und Mädels vor der Bühne treffen. Dazu noch ein paar knackige Ansagen vom mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Fronter Karl, und fertig ist eine durch und durch tolle Show.
Als dann am Ende des Sets tatsächlich noch „This Year Summer Ended In June“ gespielt wird, ist die Überraschung perfekt (Bassist Kyle hatte im Interview vor der Show bereits verraten, dass der Song jetzt wieder zum Set gehört) - das Publikum ist begeistert und dementsprechend geht es hier auch noch mal richtig ab, bevor der leider viel zu kurze Auftritt endet.

Nach einem meiner Meinung nach viel zu kurzen Soundcheck - ich stand gerade noch mit Kyle von MISERY SIGNALS am Bierstand und sprach zwei Sätze - sind dann auch schon BANE an der Reihe, und die alten Männer haben eine ganze Menge Fans mitgebracht. Ich kannte BANE zwar schon vorher, hatte mich allerdings nie näher mit ihnen beschäftigt, was sich spätestens jetzt als Fehler herausstellt: Die Bostoner gehen live ab wie Luzi und haben das prall gefüllte Substage mit ihrem Old-School Hardcore absolut im Griff. Obwohl sämtliche Bandmitglieder - mit Ausnahme eines der Gitaristen - gefühlt jenseits der 50 sind, bieten sie eine gehörige Portion Stageaction, von der sich so manch jüngere Band eine dicke Scheibe abschneiden kann. Als dann zum Ende der Show auch noch das obligatorische „Can We Start Again“ erklingt, geben die Jungs und erstaunlich vielen Mädels in den ersten Reihen noch mal alles, sei es beim fleißigen Mitsingen, beim Pogo, oder eben beim Stagediving.
Insofern könnte man dem Nachbar am Urinal also Recht geben: „Die hässlichsten Bands machen einfach die geilsten Shows.“ Ein schönes Zwischenergebnis, aber es kommen ja noch 2 Bands.

Nach den Urgesteinen ist mit den jungen Engländern von ARCHITECTS nicht nur in puncto Alter das komplette Gegenteil an der Reihe, da es auch musikalisch einen Wechsel vom Old-School Hardcore zu modernem Progressiv Metalcore gibt. Die neuen „Best Buddys“ von MISERY SIGNALS - beide Bands sind bereits seit Jahresbeginn zusammen auf Tour und werden auch noch bis Ende Juni gemeinsam spielen - legen verdammt aggressiv los, doch von Bewegung ist abseits von Fronter Sam auf der Bühne überhaupt nichts zu sehen: Die Jungs stehen starr auf einem Fleck und prügeln ihren Set runter. Ganz anders sieht es im Publikum aus, wo ordentlich geprügelt und getanzt wird. Man merkt, dass ARCHITECTS besonders beim jüngeren, vorzugsweise weiblichen, Publikum punkten können, woran die äußere Erscheinung des Sängers bestimmt nicht ganz unschuldig ist. Der Fünfer von der Insel liefert eine gute Show ab, aber im Vergleich zu BANE fehlt es einfach etwas an Intensität und Bewegung auf der Bühne.

Und dann ist es endlich soweit: Die Kanadier COMEBACK KID bitten zum Tanz auf der Minibühne des Substage und legen gleich mit ihrem Kracher „Partners In Crime“ los. Ab der ersten Sekunde ist klar, auf wen das gesamte Substagepublikum gewartet hat und sofort füllt sich die 50 cm hohe Bühne mit Stagedivern, die munter in Richtung der ersten Reihen abheben. Selbige sind anfangs allerdings eher mit Prügeln und Singen beschäftigt, weshalb so mancher Versuch böse am Boden endet.
Die Kanadier bieten einen Querschnitt aus all ihren bisherigen Werken. Gegen Ende des Sets bekommt Frontkreischer Andrew auch noch tatkräftige Unterstützung durch den Sänger von OUTBREAK, und spätestens beim Übersong „Wake The Dead“ findet die schweißtreibende und unglaublich intensive Show ihren Höhepunkt: Teilweise wird die komplette Bühne von Stagedivern belagert, die von Sänger Andrew auch zum tatkräftigen Mitsingen animiert werden, bevor sie in die Menge abheben. COMEBACK KID sind derzeit definitiv eine der besten Livebands im Hardcore-Bereich, was sie an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis stellen. Die Energie und vor allem der Spaß, den die Jungs vermitteln, sind einfach sagenhaft. Eine solche Party habe ich in dieser Form bisher lediglich bei Konzerten ihrer Genrekollegen von EVERGREEN TERRACE erlebt. Ganz ganz großes Kino.

Nachdem ich mich meines durchnässten T-Shirts entledigt habe und meinen komplett dehydrierten Körper mit einem letzten Bier wieder etwas auf Kurs gebracht habe, neigt sich dieser Frühlingsabend leider auch schon wieder seinem Ende zu. Zum Abschluss kann ich nur jedem, der dieses Tourerlebnis verpasst hat, mein herzliches Beileid aussprechen, denn diese Kombination aus Hammer-Lineup, geiler Stimmung und dem billigen Eintrittspreis wird schwer zu toppen sein. 17 Euro für 7 Bands dieser Güteklasse - das ist definitiv value for money.

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