Negura Bunget Darkened Nocturn Slaughtercult Haradwaith Altum Atramentum
Negura Bunget, Darkened Nocturn Slaughtercult, Haradwaith, Altum Atramentum
Leipzig, Hellraiser
12.05.2009
12.05.2009
"Hörschutzverbot für Soundmänner!" - so könnte ein Fazit des im Folgenden zu erörternden Musikabends lauten, knapp gefolgt von "Endlich: Platte Zwischenrufe keine Männerdomäne mehr!"
Während letzteres allerdings eher eine Frage der Ästhetik darstellt, ist die Leistung am Pult über den gesamten Abend fast unzumutbar: Die Schmerzschwelle jedenfalls fällt bereits beim Opener.
Dabei machen ALTUM ATRAMENTUM aus aus dem südlichen Sachsen in musikalischer Hinsicht alles richtig: Der melodische Black Metal geht gut ins Ohr, kommt live noch etwas kantiger, härter als auf dem Demo daher, und wird gerade in den atmosphärischen Teilen unter Hinzunahme der mitgereisten Violinistin angenehm werksgetreu an den Mann gebracht. Ein Plus ist in dieser Hinsicht auch die Tatsache, dass gleich drei der fünf Musiker im Gesangsbereich tätig sind - so sorgt man musikalisch für Bewegung und kann auf technische Unterstützung in Form von Samples verzichten.
Ebenfalls verzichtet wird auf allzu penetrante Schwarzwurzelattitüde im Auftreten: Fronter Thorsten wirkt zu Beginn zwar noch etwas introvertiert, geht aber im Verlauf des Gigs zunehmend in seiner Rolle auf. Antikosmisches Underground-Level erreicht er dabei zwar nicht ganz, dafür punktet Schlagwerker Fleckeisen mit einer an die seligen Muppets gemahnenden Drumperformance - "Animal ist der wahnsinnige zottelhaarige Schlagzeuger, der an das Schlagzeug angekettet ist. Diese Puppe ist äußerst zappelig, äußert sich vorwiegend durch gutturale Grunzlaute und kommuniziert großteils über ihr Schlagzeug." (Wikipedia)
Von derart schlagfertigen Argumenten lässt sich im Verlauf des Gigs auch ein Teil des Publikums mitreißen, was schlussendlich gar zu Zugaberufen führt - nicht schlecht für eine recht unbekannte Band, zumal es heute Abend die einzigen bleiben sollten.
Nach kurzer Pause ist es nun an HARADWAITH, den Faden aufzunehmen und vor heimischem Publikum zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Die aus Markkleeberg noch recht positiv in Einnerung gebliebenen Blackies haben dafür heute allerdings zweischneidige Waffen gewählt: Vor allem das über weite Strecken künstlich wirkende Klick-Geballer EvN's nimmt den Kompositionen den Raum zum Atmen, vielleicht auch weil es vom Soundmann viel zu vordergründig serviert wird. Vor diesem Inferno kann selbst ein Satyr-hafter Fronter (jaja, der musste sein) nicht verhindern, dass vom strukturellen Gehalt der Kompositionen wenig übrig bleibt - ein klasse Beispiel für die Fallstricke moderner Spieltechniken. Passend zum Druck des kesselseitigen Korsetts musiziert der Rest der Band am heutigen Abend seltsam unbeteiligt vor sich hin, fast verbissen am Takt der Maschine sich abarbeitend, und vielleicht gerade deshalb unfähig, die im Livebereich nicht unwichtigen Emotionen zu transportieren. Schade, denn so fein der schwarze Stachel in der Theorie auch geschliffen sein mag - stechen kann er heute nicht.
Mit den anschließend auflaufenden DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT wächst sich der Sound schließlich zur Katastrophe aus: Abgesehen vom Schlagzeug und ein paar geisterhaften Vokalschwaden ist kaum ein Detail zu vernehmen, die eventuell sägenden Gitarren sind vom erlösenden Tinnitus nur noch marginal zu unterscheiden, zur musikalischen Ausrichtung der umkulteten Band ist seit Dekaden ohnehin alles gesagt - meist in ein oder zwei Halbsätzen.
Was also bleibt im Kopf: Routiniert dargebotener Black / Thrash Metal, MOTÖRHEAD mit Blutspucken - nur viel, viel lauter.
Die stilistisch homogenen Vorbands lassen es bereits erahnen - Headliner des Abends sind natürlich NEGURA BUNGET. Die Rumänen geben sich ja seit geraumer Zeit recht tourfreudig und haben den Hellraiser vor nicht allzu langer Zeit zusammen mit FARSOT verzaubert, damals allerdings im kleinen Saal. Umso spannender daher die Frage, wie man die Magie auf der großen Bühne entfachen würde, und ob der Soundmann wenigstens beim Headliner Gnade walten lässt.
Er lässt nicht. Zwar ist die Abstimmung der einzelnen Instrumente etwas gelungener, aber noch immer dröhnt das Gebotene mit einer Lautstärke aus den Boxen, die medizinisch mindestens fragwürdig sein dürfte: Es tut schlicht und ergreifend körperlich weh.
Da sich mittlerweile auch "Ausziehen!"-Rufe in jede Pause einschleichen - die männliche Fraktion hatte ihren superlustigen Auftritt bereits bei der Geigerin von ALTUM ATRAMENTUM - und in Verbindung mit der räumlichen Trennung von Band und Publikum keinerlei adäquate Stimmung aufkommen kann, überlassen wir die Hohepriester des kleinen Saals mit einer Träne im Knopfloch ihrem großen Schicksal - man muss sich schließlich nicht jede schöne Erinnerung zerstören lassen.
Was also bleibt als Fazit dieses Abends? - Eine zumindest abenteuerliche Bandzusammenstellung bemühte sich bei bisweilen vollkommen absurden Soundverhältnissen vor reserviertem Publikum redlich ab, konnte dabei jedoch - bis auf ALTUM ATRAMENTUM - nicht vollends überzeugen. Zudem hätte auch heute der kleine Saal gut gereicht, da der Sound hier meist uriger ausfällt und durch die kompakteren Verhältnisse eher ein Draht zum Publikum gefunden wird. Insofern war das Gebotene für 14 Euro zwar durchaus korrekt - warum das für den normalerweise überzeugenden Techniker des Clubs heute nicht galt, weiss der Himmel.
Fotos: Philipp Halling
Während letzteres allerdings eher eine Frage der Ästhetik darstellt, ist die Leistung am Pult über den gesamten Abend fast unzumutbar: Die Schmerzschwelle jedenfalls fällt bereits beim Opener.
Dabei machen ALTUM ATRAMENTUM aus aus dem südlichen Sachsen in musikalischer Hinsicht alles richtig: Der melodische Black Metal geht gut ins Ohr, kommt live noch etwas kantiger, härter als auf dem Demo daher, und wird gerade in den atmosphärischen Teilen unter Hinzunahme der mitgereisten Violinistin angenehm werksgetreu an den Mann gebracht. Ein Plus ist in dieser Hinsicht auch die Tatsache, dass gleich drei der fünf Musiker im Gesangsbereich tätig sind - so sorgt man musikalisch für Bewegung und kann auf technische Unterstützung in Form von Samples verzichten.
Ebenfalls verzichtet wird auf allzu penetrante Schwarzwurzelattitüde im Auftreten: Fronter Thorsten wirkt zu Beginn zwar noch etwas introvertiert, geht aber im Verlauf des Gigs zunehmend in seiner Rolle auf. Antikosmisches Underground-Level erreicht er dabei zwar nicht ganz, dafür punktet Schlagwerker Fleckeisen mit einer an die seligen Muppets gemahnenden Drumperformance - "Animal ist der wahnsinnige zottelhaarige Schlagzeuger, der an das Schlagzeug angekettet ist. Diese Puppe ist äußerst zappelig, äußert sich vorwiegend durch gutturale Grunzlaute und kommuniziert großteils über ihr Schlagzeug." (Wikipedia)
Von derart schlagfertigen Argumenten lässt sich im Verlauf des Gigs auch ein Teil des Publikums mitreißen, was schlussendlich gar zu Zugaberufen führt - nicht schlecht für eine recht unbekannte Band, zumal es heute Abend die einzigen bleiben sollten.
Nach kurzer Pause ist es nun an HARADWAITH, den Faden aufzunehmen und vor heimischem Publikum zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Die aus Markkleeberg noch recht positiv in Einnerung gebliebenen Blackies haben dafür heute allerdings zweischneidige Waffen gewählt: Vor allem das über weite Strecken künstlich wirkende Klick-Geballer EvN's nimmt den Kompositionen den Raum zum Atmen, vielleicht auch weil es vom Soundmann viel zu vordergründig serviert wird. Vor diesem Inferno kann selbst ein Satyr-hafter Fronter (jaja, der musste sein) nicht verhindern, dass vom strukturellen Gehalt der Kompositionen wenig übrig bleibt - ein klasse Beispiel für die Fallstricke moderner Spieltechniken. Passend zum Druck des kesselseitigen Korsetts musiziert der Rest der Band am heutigen Abend seltsam unbeteiligt vor sich hin, fast verbissen am Takt der Maschine sich abarbeitend, und vielleicht gerade deshalb unfähig, die im Livebereich nicht unwichtigen Emotionen zu transportieren. Schade, denn so fein der schwarze Stachel in der Theorie auch geschliffen sein mag - stechen kann er heute nicht.
Mit den anschließend auflaufenden DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT wächst sich der Sound schließlich zur Katastrophe aus: Abgesehen vom Schlagzeug und ein paar geisterhaften Vokalschwaden ist kaum ein Detail zu vernehmen, die eventuell sägenden Gitarren sind vom erlösenden Tinnitus nur noch marginal zu unterscheiden, zur musikalischen Ausrichtung der umkulteten Band ist seit Dekaden ohnehin alles gesagt - meist in ein oder zwei Halbsätzen.
Was also bleibt im Kopf: Routiniert dargebotener Black / Thrash Metal, MOTÖRHEAD mit Blutspucken - nur viel, viel lauter.
Die stilistisch homogenen Vorbands lassen es bereits erahnen - Headliner des Abends sind natürlich NEGURA BUNGET. Die Rumänen geben sich ja seit geraumer Zeit recht tourfreudig und haben den Hellraiser vor nicht allzu langer Zeit zusammen mit FARSOT verzaubert, damals allerdings im kleinen Saal. Umso spannender daher die Frage, wie man die Magie auf der großen Bühne entfachen würde, und ob der Soundmann wenigstens beim Headliner Gnade walten lässt.
Er lässt nicht. Zwar ist die Abstimmung der einzelnen Instrumente etwas gelungener, aber noch immer dröhnt das Gebotene mit einer Lautstärke aus den Boxen, die medizinisch mindestens fragwürdig sein dürfte: Es tut schlicht und ergreifend körperlich weh.
Da sich mittlerweile auch "Ausziehen!"-Rufe in jede Pause einschleichen - die männliche Fraktion hatte ihren superlustigen Auftritt bereits bei der Geigerin von ALTUM ATRAMENTUM - und in Verbindung mit der räumlichen Trennung von Band und Publikum keinerlei adäquate Stimmung aufkommen kann, überlassen wir die Hohepriester des kleinen Saals mit einer Träne im Knopfloch ihrem großen Schicksal - man muss sich schließlich nicht jede schöne Erinnerung zerstören lassen.
Was also bleibt als Fazit dieses Abends? - Eine zumindest abenteuerliche Bandzusammenstellung bemühte sich bei bisweilen vollkommen absurden Soundverhältnissen vor reserviertem Publikum redlich ab, konnte dabei jedoch - bis auf ALTUM ATRAMENTUM - nicht vollends überzeugen. Zudem hätte auch heute der kleine Saal gut gereicht, da der Sound hier meist uriger ausfällt und durch die kompakteren Verhältnisse eher ein Draht zum Publikum gefunden wird. Insofern war das Gebotene für 14 Euro zwar durchaus korrekt - warum das für den normalerweise überzeugenden Techniker des Clubs heute nicht galt, weiss der Himmel.
Fotos: Philipp Halling