Rock am Ring 2009
Rock am Ring 2009
Nürburgring
05.06.2009
05.06.2009
Kleiner Erlebnisbericht vom Rock am Ring 2009
Die Anreise ist geradezu idyllisch: Man fährt durch die bewaldeten Mittelgebirgsformationen der Eifel; rechts plätschert ein Bächlein, links grast ein Rehlein. Das Auf und Ab und die abenteuerlichen Serpentinen machen gehörig Druck auf den Ohren. Niemals würde man inmitten dieser zum Erholungsurlaub prädestinierten Landschaft Deutschlands größtes Rock-Open Air vermuten.
Doch dann erheben sich vor einem die Bauten des Nürburgrings. Feierwütiges Jungsvolk schiebt und drängelt sich von endlosen Zeltplätzen zu einem kleinstadtgroßen Festivalgelände mit drei Bühnen und einer riesigen Händler- und Fressmeile. Shuttlebusse fahren vom Zeltquartier zum Gelände und zurück, um den offiziell auf 80.000 geschätzten Besuchern den langen Weg zu erleichtern.
Ein gigantisches Massenspektakel mit hochkarätiger und enorm abwechslungsreicher Besetzung: Schließlich reicht die Spanne der partizipierenden Acts von Rapper PETER FOX zu den Maskenmetallern SLIPKNOT, von Clubsounds a la JAN DELAY zum frickeligen Deathmetal von NERVECELL. Da wundert es kaum, dass das live auf MTV übertragene Großereignis auch ein kunterbuntes Kreuzundquer an Besuchern anlockt. Es überwiegen natürlich die Fans des sauberen Mainstream-Rocks und die trinkwütigen Wochenendrebellen, die einmal im Jahr ihren Fuß auf einen Festivalacker setzen und meinen, man müsste sich dort besonders freakig und asozial aufführen.
Doch auch für Fans hart rockender und metallischer Klänge war das diesjährige Rock am Ring eine Reise wert. Schließlich durften dort Bands wie MACHINE HEAD, KORN, MARILYN MANSON, TRIVIUM, KILLSWITCH ENGAGE, VOLBEAT, DRAGONFORCE, LIMP BIZKIT, BRING ME THE HORIZON und ALL THAT REMAINS zur Prime Time die Bühne rocken.
Im Folgenden gibt es ein paar kleine Eindrücke eines Kurzbesuches auf dem rockenden Nürburgring.
Freitag: Alterna Stage
Der ganze Hinterbau des Festivals, sprich die Backstagearea, ist wohl nochmal so groß wie das reguläre Festivalgelände. Hier bekommt man vom ganzen Trubel vorn und den betrunkenen Wochenendrebellen kaum etwas mit. Man kann sich zum Aufwärmen immer mal schnell einen frischen Kaffee besorgen und – was niemals zu unterschätzen ist – eine saubere Toilette benutzen.
Während sich die Bands backstage mit Catering naschen, Billard, Kicker und Guitar Hero spielen bei Laune halten, wandert man bei Einbruch der Dunkelheit zur Bühne, um KILLSWITCH ENGAGE bei ihrem Auftritt zu bespitzeln.
Wenn eine Band vor einer solchen Menschenmasse auftreten darf, ist sie natürlich fantastisch gelaunt, und das merkt man KSE zu jeder Spielminute an. Adam D. erweitert seine lange Reihe merkwürdiger Bühnenoutfits heute um einen Umhang mit schickem Leopardenmuster, und auch der Rest der Band zeigt sich in Topform. Ein Song des Ende Juni erscheinenden selbstbetitelten neuen Albums namens „Starting Over“ ist Teil des alle Highlights der Bandgeschichte umfassenden Sets. KSE sind auch auf einer so großen Bühne absolut Herr der Lage – die Massen fressen ihnen aus der Hand. Gänsehaut pur!
Nicht wirklich begeistern und erst recht nicht schocken kann danach MARILYN MANSON. Während das musikalische Programm glücklicherweise nicht enorm von den lauwarmen neueren Kompositionen des ehemaligen Schockrockers eingenommen wird, fällt die Bühnenshow doch arg hinter den hohen Erwartungen zurück. Außer einem weißen Bettlaken-ähnlichen Etwas und den ständigen „Deutschland, Deutschland“-Rufen des Herrn Manson erschreckt hier gar nichts. Fazit: MANSON rockt zwar, schockt aber – wenn überhaupt – nur Oma Krause von nebenan.
Überraschend ist dagegen, dass die in letzter Zeit doch recht abgebrannt erscheinenden KORN danach so eine mitreißende Show abliefern. Der Sound ist für jeden KORN-Fan einfach nur zum Niederknien. Der Bass dröhnt in den Tiefen der Magengrube, die tiefer gelegten Gitarrenriffs bringen den kompletten Nürburgring zum Beben, der Groove dröhnt einem noch am Tag danach im Kopf. Genau so und niemals anders muss diese Band klingen. Doch nicht nur der perfekte Sound hinterlässt einen positiven Eindruck, auch die Band selbst wirkt motiviert, und Jonathan Davis liefert eine überzeugende Gesangsleistung ab. So groovt man sich durch die bekannten KORN-Schlager und verdrängt mit dem dabei entstehenden wärmenden Gefühl die rundherum herrschenden eisigen Temperaturen und lässt einen bei bereits sehr voran geschrittener Stunde wieder etwas Energie tanken.
Samstag: Centerstage und Zeltbühne
Heute haben wir mal wieder Wetter, Wetter, Wetter! Gott mag keine Rockmusik, deswegen dürfen die Engel am Samstag in Strömen den Nürburgring einnässen. Als MACHINE 'FUCKING' HEAD die Centerstage entern, ziehen sie aber ganz schnell den Schwanz wieder ein. Kein Wunder – die kalifornischen Thrashmetaller dröhnen so laut, dass man auch noch 100 Meter von der Bühne entfernt ordentlich auf die Mütze kriegt. Die interne Krise ist der Band beim heutigen Auftritt nicht anzumerken: So machen sie mit einem starken Cocktail aus gewaltätigen Nackenbrechern und dem zerbrechliche Töne anschlagenden „Descent The Shades Of Night“ Kleinholz aus den Wochenendmetallern. Prost, Motherfuckers!
Die Centerstage ist noch ein ganz anderes Kaliber als die Alterna Stage. Insgesamt vier Leinwände – zwei links und rechts neben der riesigen Bühne, zwei in großer Entfernung weiter hinten – helfen dem massenhaft anwesenden Fans das Geschehen zu verfolgen. Die Dimensionen sind tatsächlich gewaltig, und von einem entspannten Konzerterlebnis kann keine Rede mehr sein. Dafür sorgt der enthusiastische Jubel der ca. 30.000 bis 40.000 vor der Stage anwesenden Fans und die riesigen (harmlosen) Moshpits für reichlich Gänsehaut und unvergessliche Momente.
Gemütlicher ist es da schon im Zelt, das zwei Bühnen enthält, die abwechselnd von Bands besetzt werden. Während des Gigs der Jungspunde A DAY TO REMEMBER hat man die Möglichkeit, sich in voller Bewegungsfreiheit aufzuwärmen und richtig gut gemachten melodiösen Hard-/Metalcore zu genießen. Diese Jungs rocken! Das Kontrastprogramm dagegen bildet später Ex-GUNS 'N' ROSES-Basser DUFF MC KAGAN, dessen größte Stärken wohl immer im Bassspielen und abgebrannt Aussehen lagen, aber keineswegs im Songs schreiben oder gar Singen.
„Das ist ja wie auf der Love Parade!“ Meine Begleitung findet die auf der Centerstage co-headlinenden THE PRODIGY ein wenig unrockig. Dabei wissen die alten Elektro-Recken von der Insel sehr wohl, wie man den Massen ordentlich einheizt. Zumindest tanzen sich vor der Bühne Zehntausende zu Diskoknallern wie „Voodoo People“, „Firestarter“ und „Smack My Bitch Up“ vollends in den Wahn und bringen den Boden ordentlich zum Beben. Dass eine elektronische Band ordentlich Rocken kann, steht nach dem anarchistischen Auftritt der Formation absolut außer Frage.
Was darauf folgt, lässt die Kinnlade noch ein wenig mehr nach unten klappen. SLIPKNOT haben sich zum Headliner des Rock am Ring heraufgespielt. Während des beeindruckenden zweistündigen Auftritts fragt man sich immer wieder, wie eine Band mit einem derart extremen Auftreten und solch brachialen Sounds es geschafft hat, die Massen derart zu begeistern. Auf jeden Fall treten die Neun aus Iowa den verwöhnten MTV-Kiddies gehörig in den Hintern. Mit heftig lautem Sound werden Brecher wie „The Blister Exists“, „People=Shit“ (Bester Songtitel ever!) oder „Spit It Out“ den Fans um die Ohren gehauen. Hymnen wie „Before I Forget“, „Wait And Bleed“ und „Duality“ werden aus tausenden Kehlen geschmettert. Performance und Lightshow sind perfekt, und Corey Taylor mimt den charismatischen Entertainer. Da ist tatsächlich ein wahrer Sturm über den Nürburgring hinweg gefegt.
Mit dem Gefühl gerade völlig Weggeblasen worden zu sein, verabschiede ich mich vom T-Rex unter den Festivals. Eingequetscht zwischen Tausenden weiteren Besuchern, die sich ebenfalls zum Ausgang bewegen und mit musikalischer Begleitung von JAN DELAY denke ich mir dann aber doch, dass es auf einem überschaubaren Acker doch irgendwie schöner ist...
Die Anreise ist geradezu idyllisch: Man fährt durch die bewaldeten Mittelgebirgsformationen der Eifel; rechts plätschert ein Bächlein, links grast ein Rehlein. Das Auf und Ab und die abenteuerlichen Serpentinen machen gehörig Druck auf den Ohren. Niemals würde man inmitten dieser zum Erholungsurlaub prädestinierten Landschaft Deutschlands größtes Rock-Open Air vermuten.
Doch dann erheben sich vor einem die Bauten des Nürburgrings. Feierwütiges Jungsvolk schiebt und drängelt sich von endlosen Zeltplätzen zu einem kleinstadtgroßen Festivalgelände mit drei Bühnen und einer riesigen Händler- und Fressmeile. Shuttlebusse fahren vom Zeltquartier zum Gelände und zurück, um den offiziell auf 80.000 geschätzten Besuchern den langen Weg zu erleichtern.
Ein gigantisches Massenspektakel mit hochkarätiger und enorm abwechslungsreicher Besetzung: Schließlich reicht die Spanne der partizipierenden Acts von Rapper PETER FOX zu den Maskenmetallern SLIPKNOT, von Clubsounds a la JAN DELAY zum frickeligen Deathmetal von NERVECELL. Da wundert es kaum, dass das live auf MTV übertragene Großereignis auch ein kunterbuntes Kreuzundquer an Besuchern anlockt. Es überwiegen natürlich die Fans des sauberen Mainstream-Rocks und die trinkwütigen Wochenendrebellen, die einmal im Jahr ihren Fuß auf einen Festivalacker setzen und meinen, man müsste sich dort besonders freakig und asozial aufführen.
Doch auch für Fans hart rockender und metallischer Klänge war das diesjährige Rock am Ring eine Reise wert. Schließlich durften dort Bands wie MACHINE HEAD, KORN, MARILYN MANSON, TRIVIUM, KILLSWITCH ENGAGE, VOLBEAT, DRAGONFORCE, LIMP BIZKIT, BRING ME THE HORIZON und ALL THAT REMAINS zur Prime Time die Bühne rocken.
Im Folgenden gibt es ein paar kleine Eindrücke eines Kurzbesuches auf dem rockenden Nürburgring.
Freitag: Alterna Stage
Der ganze Hinterbau des Festivals, sprich die Backstagearea, ist wohl nochmal so groß wie das reguläre Festivalgelände. Hier bekommt man vom ganzen Trubel vorn und den betrunkenen Wochenendrebellen kaum etwas mit. Man kann sich zum Aufwärmen immer mal schnell einen frischen Kaffee besorgen und – was niemals zu unterschätzen ist – eine saubere Toilette benutzen.
Während sich die Bands backstage mit Catering naschen, Billard, Kicker und Guitar Hero spielen bei Laune halten, wandert man bei Einbruch der Dunkelheit zur Bühne, um KILLSWITCH ENGAGE bei ihrem Auftritt zu bespitzeln.
Wenn eine Band vor einer solchen Menschenmasse auftreten darf, ist sie natürlich fantastisch gelaunt, und das merkt man KSE zu jeder Spielminute an. Adam D. erweitert seine lange Reihe merkwürdiger Bühnenoutfits heute um einen Umhang mit schickem Leopardenmuster, und auch der Rest der Band zeigt sich in Topform. Ein Song des Ende Juni erscheinenden selbstbetitelten neuen Albums namens „Starting Over“ ist Teil des alle Highlights der Bandgeschichte umfassenden Sets. KSE sind auch auf einer so großen Bühne absolut Herr der Lage – die Massen fressen ihnen aus der Hand. Gänsehaut pur!
Nicht wirklich begeistern und erst recht nicht schocken kann danach MARILYN MANSON. Während das musikalische Programm glücklicherweise nicht enorm von den lauwarmen neueren Kompositionen des ehemaligen Schockrockers eingenommen wird, fällt die Bühnenshow doch arg hinter den hohen Erwartungen zurück. Außer einem weißen Bettlaken-ähnlichen Etwas und den ständigen „Deutschland, Deutschland“-Rufen des Herrn Manson erschreckt hier gar nichts. Fazit: MANSON rockt zwar, schockt aber – wenn überhaupt – nur Oma Krause von nebenan.
Überraschend ist dagegen, dass die in letzter Zeit doch recht abgebrannt erscheinenden KORN danach so eine mitreißende Show abliefern. Der Sound ist für jeden KORN-Fan einfach nur zum Niederknien. Der Bass dröhnt in den Tiefen der Magengrube, die tiefer gelegten Gitarrenriffs bringen den kompletten Nürburgring zum Beben, der Groove dröhnt einem noch am Tag danach im Kopf. Genau so und niemals anders muss diese Band klingen. Doch nicht nur der perfekte Sound hinterlässt einen positiven Eindruck, auch die Band selbst wirkt motiviert, und Jonathan Davis liefert eine überzeugende Gesangsleistung ab. So groovt man sich durch die bekannten KORN-Schlager und verdrängt mit dem dabei entstehenden wärmenden Gefühl die rundherum herrschenden eisigen Temperaturen und lässt einen bei bereits sehr voran geschrittener Stunde wieder etwas Energie tanken.
Samstag: Centerstage und Zeltbühne
Heute haben wir mal wieder Wetter, Wetter, Wetter! Gott mag keine Rockmusik, deswegen dürfen die Engel am Samstag in Strömen den Nürburgring einnässen. Als MACHINE 'FUCKING' HEAD die Centerstage entern, ziehen sie aber ganz schnell den Schwanz wieder ein. Kein Wunder – die kalifornischen Thrashmetaller dröhnen so laut, dass man auch noch 100 Meter von der Bühne entfernt ordentlich auf die Mütze kriegt. Die interne Krise ist der Band beim heutigen Auftritt nicht anzumerken: So machen sie mit einem starken Cocktail aus gewaltätigen Nackenbrechern und dem zerbrechliche Töne anschlagenden „Descent The Shades Of Night“ Kleinholz aus den Wochenendmetallern. Prost, Motherfuckers!
Die Centerstage ist noch ein ganz anderes Kaliber als die Alterna Stage. Insgesamt vier Leinwände – zwei links und rechts neben der riesigen Bühne, zwei in großer Entfernung weiter hinten – helfen dem massenhaft anwesenden Fans das Geschehen zu verfolgen. Die Dimensionen sind tatsächlich gewaltig, und von einem entspannten Konzerterlebnis kann keine Rede mehr sein. Dafür sorgt der enthusiastische Jubel der ca. 30.000 bis 40.000 vor der Stage anwesenden Fans und die riesigen (harmlosen) Moshpits für reichlich Gänsehaut und unvergessliche Momente.
Gemütlicher ist es da schon im Zelt, das zwei Bühnen enthält, die abwechselnd von Bands besetzt werden. Während des Gigs der Jungspunde A DAY TO REMEMBER hat man die Möglichkeit, sich in voller Bewegungsfreiheit aufzuwärmen und richtig gut gemachten melodiösen Hard-/Metalcore zu genießen. Diese Jungs rocken! Das Kontrastprogramm dagegen bildet später Ex-GUNS 'N' ROSES-Basser DUFF MC KAGAN, dessen größte Stärken wohl immer im Bassspielen und abgebrannt Aussehen lagen, aber keineswegs im Songs schreiben oder gar Singen.
„Das ist ja wie auf der Love Parade!“ Meine Begleitung findet die auf der Centerstage co-headlinenden THE PRODIGY ein wenig unrockig. Dabei wissen die alten Elektro-Recken von der Insel sehr wohl, wie man den Massen ordentlich einheizt. Zumindest tanzen sich vor der Bühne Zehntausende zu Diskoknallern wie „Voodoo People“, „Firestarter“ und „Smack My Bitch Up“ vollends in den Wahn und bringen den Boden ordentlich zum Beben. Dass eine elektronische Band ordentlich Rocken kann, steht nach dem anarchistischen Auftritt der Formation absolut außer Frage.
Was darauf folgt, lässt die Kinnlade noch ein wenig mehr nach unten klappen. SLIPKNOT haben sich zum Headliner des Rock am Ring heraufgespielt. Während des beeindruckenden zweistündigen Auftritts fragt man sich immer wieder, wie eine Band mit einem derart extremen Auftreten und solch brachialen Sounds es geschafft hat, die Massen derart zu begeistern. Auf jeden Fall treten die Neun aus Iowa den verwöhnten MTV-Kiddies gehörig in den Hintern. Mit heftig lautem Sound werden Brecher wie „The Blister Exists“, „People=Shit“ (Bester Songtitel ever!) oder „Spit It Out“ den Fans um die Ohren gehauen. Hymnen wie „Before I Forget“, „Wait And Bleed“ und „Duality“ werden aus tausenden Kehlen geschmettert. Performance und Lightshow sind perfekt, und Corey Taylor mimt den charismatischen Entertainer. Da ist tatsächlich ein wahrer Sturm über den Nürburgring hinweg gefegt.
Mit dem Gefühl gerade völlig Weggeblasen worden zu sein, verabschiede ich mich vom T-Rex unter den Festivals. Eingequetscht zwischen Tausenden weiteren Besuchern, die sich ebenfalls zum Ausgang bewegen und mit musikalischer Begleitung von JAN DELAY denke ich mir dann aber doch, dass es auf einem überschaubaren Acker doch irgendwie schöner ist...