Headtwisting Gig-Bang: Hacride Tesseract Unsoul
Headtwisting Gig-Bang: Hacride, Tesseract, Unsoul
Leipzig, Halle 5
22.05.2009
22.05.2009
"Schön die Birne auskugeln" - so in etwa könnte man "Headtwisting Gig-Bang" wohl übersetzen, und genau das wollen in den kommenden Stunden drei Bands der modernen Progressivfront versuchen. Neben den Berliner Monstern von UNSOUL haben sich TESSERACT aus dem ehemaligen Empire angekündigt; dazu gesellt sich mit HACRIDE eine Band, die gestern bereits auf dem Legacy Fest für Synapsenenpogo gesorgt haben dürfte - mal sehen, ob die Franzosen auch den zweiten Krieg heil über die Bühne bekommen.
Gegen 21.00 Uhr ist es aber zunächst an UNSOUL den Abend zu eröffenen und die legen mit einer Plethora neuer Stücke auch gut vor. Ob "Neverest", "Post-", Dance Your Legs Off" oder "Way Less Space" - die aktuellen Knotengeschosse werden mit entspannter, ja amüsierter Miene ins bisweilen überfordert wirkende Publikum gejagt, dass es eine wahre Freude ist. Zwangsläufig zeigt sich dabei recht schnell, wer dem Silberling in Heimarbeit schon ein paar Runden gegönnt und wer die Reise nach Magnitogorsk noch vor sich hat, wodurch der Sicherheitsabstand zur Bühne im Verlauf der gut 40 Minuten leider nur unwesentlich schrumpft. Auch der im Synthiebereich leicht verschwommene Sound kann den Anwesenden die Angst vor unkontrollierten Genickunfällen offenbar nicht vollständig nehmen, weshalb man mit Sängerin Cindy umgehend einen weiteren Trumpf aus den Gamaschen zaubert: Die Dame beeindruckt mit angenehm ungekünsteltem Stimmvolumen und sorgt gerade bei erwähntem "Dance Your Legs Off" für eine gelungene Verschiebung des Gesamtklangs in Richtung "angejazzter Extrem-Chanson". Klasse Interpretation und in Zukunft ohne Frage obligatorisch. Unterm Srich ein sehr entspannter Gig der Berliner, auch wenn die recht hohe Bühne heute näheren Publikumskontakt verhinderte.
Weiter geht es mit TESSERACT, die sich soundtechnisch zunächst nicht allzu sehr von all den melodisch-zerhackten Metal(core)bands progressiverer Couleur unterscheiden, am heutigen Abend jedoch irgendetwas verdammt richtig machen. Erste Assoziationen liefert der farbige Fronter Abisola ungewollt frei Haus, denn quasi aus dem Nichts stehen einem die Amis von KILLSWITCH ENGAGE vor Augen. Deren süßliches Break/Beat/Lowdown-Gedöns nebst aufgebügeltem Thrash wiederum lassen die Engländer dankenswerterweise außen vor, um sich stattdessen auf abwechslungsreiche Musik zu beschränken, der vom herausragenden Gesang schließlich die Krone aufgesetzt wird. Hier existieren maschinelle Riffgewitter neben fragilen Schwelgerparts, diverse Rhythmusschachteleien sorgen konstant für Bewegung, während sich die instrumentalen Einzelleistungen wohltuend ins Gesamtgefüge einzugliedern wissen. Zusammen mit der emotionalen Umsetzung ergibt sich so ein angenehmer Flow, an dem auch das Publikum zunehmend Gefallen findet - TESSERACT sind in dieser Form definitiv einen Besuch wert und haben heute beileibe nicht umsonst geschwitzt.
HACRIDE tun sich nach dieser Vorlage erwartungsgemäß schwer, zumal die Franzosen trotz soliden Backkatalogs nicht für die Bühne gemacht scheinen. Das allzu deutlich nach Metalcore tönende Material bleibt über weite Strecken seltsam farblos, der Sänger erinnert im Bühnengebaren (nicht jedoch in der heiseren Kreische) eher an einen ruhiggestellten T(h)om Yorke als an Tom Angelripper, was nach dem Energieriegel von TESSERACT nur umso mehr ins Auge fällt. Natürlich haben auch HACRIDE ihre Songs mit reichlich Stakkato und künstlicher Ornamentik zerbastelt, allerdings wirkt das zu keinem Zeitpunkt zwingend oder gar überragend - eben Kartenhaus (französisches Blatt) statt Naturgewalt. Zum Glück für die Band sehen das viele der Anwesenden etwas anders, wie die haarigen Wallungen im weiten Rund zeigen - für einen nicht geringen Teil des Publikums scheint sich unter der grauen Asche dann doch noch ausreichend Glut zu verbergen.
Insgesamt war die erste Veranstaltung der Reihe eine gelungene Ergänzung der hiesigen Musiklandschaft, welche dem wie auch immer progressiv gearteten Sektor bisher nicht unbedingt die Bude einrennt. Mit Blick auf das parallel laufende Legacy Fest dürfte der Zuspruch zudem zufriedenstellend ausgefallen sein, was uns im November - nach der Freiluftsaison - in den Genuss einer Fortsetzung bringen wird. Es bleibt nach dem viel versprechenden Auftakt also auf jeden Fall spannend.
Fotos: Stewa - herzlichen Dank!
www.myspace.com/unsoulmetal
www.myspace.com/tesseract
www.myspace.com/hacridev2
www.myspace.com/stewaeyebelief
Gegen 21.00 Uhr ist es aber zunächst an UNSOUL den Abend zu eröffenen und die legen mit einer Plethora neuer Stücke auch gut vor. Ob "Neverest", "Post-", Dance Your Legs Off" oder "Way Less Space" - die aktuellen Knotengeschosse werden mit entspannter, ja amüsierter Miene ins bisweilen überfordert wirkende Publikum gejagt, dass es eine wahre Freude ist. Zwangsläufig zeigt sich dabei recht schnell, wer dem Silberling in Heimarbeit schon ein paar Runden gegönnt und wer die Reise nach Magnitogorsk noch vor sich hat, wodurch der Sicherheitsabstand zur Bühne im Verlauf der gut 40 Minuten leider nur unwesentlich schrumpft. Auch der im Synthiebereich leicht verschwommene Sound kann den Anwesenden die Angst vor unkontrollierten Genickunfällen offenbar nicht vollständig nehmen, weshalb man mit Sängerin Cindy umgehend einen weiteren Trumpf aus den Gamaschen zaubert: Die Dame beeindruckt mit angenehm ungekünsteltem Stimmvolumen und sorgt gerade bei erwähntem "Dance Your Legs Off" für eine gelungene Verschiebung des Gesamtklangs in Richtung "angejazzter Extrem-Chanson". Klasse Interpretation und in Zukunft ohne Frage obligatorisch. Unterm Srich ein sehr entspannter Gig der Berliner, auch wenn die recht hohe Bühne heute näheren Publikumskontakt verhinderte.
Weiter geht es mit TESSERACT, die sich soundtechnisch zunächst nicht allzu sehr von all den melodisch-zerhackten Metal(core)bands progressiverer Couleur unterscheiden, am heutigen Abend jedoch irgendetwas verdammt richtig machen. Erste Assoziationen liefert der farbige Fronter Abisola ungewollt frei Haus, denn quasi aus dem Nichts stehen einem die Amis von KILLSWITCH ENGAGE vor Augen. Deren süßliches Break/Beat/Lowdown-Gedöns nebst aufgebügeltem Thrash wiederum lassen die Engländer dankenswerterweise außen vor, um sich stattdessen auf abwechslungsreiche Musik zu beschränken, der vom herausragenden Gesang schließlich die Krone aufgesetzt wird. Hier existieren maschinelle Riffgewitter neben fragilen Schwelgerparts, diverse Rhythmusschachteleien sorgen konstant für Bewegung, während sich die instrumentalen Einzelleistungen wohltuend ins Gesamtgefüge einzugliedern wissen. Zusammen mit der emotionalen Umsetzung ergibt sich so ein angenehmer Flow, an dem auch das Publikum zunehmend Gefallen findet - TESSERACT sind in dieser Form definitiv einen Besuch wert und haben heute beileibe nicht umsonst geschwitzt.
HACRIDE tun sich nach dieser Vorlage erwartungsgemäß schwer, zumal die Franzosen trotz soliden Backkatalogs nicht für die Bühne gemacht scheinen. Das allzu deutlich nach Metalcore tönende Material bleibt über weite Strecken seltsam farblos, der Sänger erinnert im Bühnengebaren (nicht jedoch in der heiseren Kreische) eher an einen ruhiggestellten T(h)om Yorke als an Tom Angelripper, was nach dem Energieriegel von TESSERACT nur umso mehr ins Auge fällt. Natürlich haben auch HACRIDE ihre Songs mit reichlich Stakkato und künstlicher Ornamentik zerbastelt, allerdings wirkt das zu keinem Zeitpunkt zwingend oder gar überragend - eben Kartenhaus (französisches Blatt) statt Naturgewalt. Zum Glück für die Band sehen das viele der Anwesenden etwas anders, wie die haarigen Wallungen im weiten Rund zeigen - für einen nicht geringen Teil des Publikums scheint sich unter der grauen Asche dann doch noch ausreichend Glut zu verbergen.
Insgesamt war die erste Veranstaltung der Reihe eine gelungene Ergänzung der hiesigen Musiklandschaft, welche dem wie auch immer progressiv gearteten Sektor bisher nicht unbedingt die Bude einrennt. Mit Blick auf das parallel laufende Legacy Fest dürfte der Zuspruch zudem zufriedenstellend ausgefallen sein, was uns im November - nach der Freiluftsaison - in den Genuss einer Fortsetzung bringen wird. Es bleibt nach dem viel versprechenden Auftakt also auf jeden Fall spannend.
Fotos: Stewa - herzlichen Dank!
www.myspace.com/unsoulmetal
www.myspace.com/tesseract
www.myspace.com/hacridev2
www.myspace.com/stewaeyebelief