Festung Open Air 2009

Festung Open Air 2009

Absu [US]Aura NoirBlack FlameDead To This WorldDeströyer 666EnthronedForgotten TombMelecheshRavencultUrgehalValkyrjaVorkreistZemial
Bitterfeld, Festung
30.05.2009
Alle Jahre wieder kann das Christuskind froh sein, im Sommer nix zu tun zu haben und sich getrost irgendwo am Nordpol (oder was weiß ich wo) vor dem alles andere als heiligen Treiben zur warmen Jahreszeit zu verstecken. Ja, liebe Kinder, in der Metalwelt hat die Festivalsaison begonnen! Und zum siebten Male schwebt eine ganz besonders dunkle Wolke über Bitterfeld, wo am Pfingstwochenende, also vom 30. auf den 31. Mai, wieder das Festung Open Air veranstaltet wird. Die Crew der United Metal Maniacs hat da wieder ein feines Billing zusammengestellt, was dieses Jahr bei gleichartigen Festivals sicherlich seinesgleichen suchen wird. Hochkaräter, wie ABSU, AURA NOIR, MELECHESH und THE BÖMBERS, findet man nämlich nicht überall innerhalb von zwei Tagen auf derselben Bühne.

Erstmal ein paar allgemeine Informationen über das Festival an sich. Wettertechnisch gibt es eigentlich nichts zu meckern, hauptsächlich scheint die Sonne und es regnet eher selten - ausgenommen den Gewitterschauer von ca. einer halben Stunde, auf den ich nachher noch eingehe, also Geduld! Auch bei der Orga hat man sich offensichtlich viel Mühe gegeben, Bier und Schnaps (besonders der leckere vom örtlichen Bikerclub) fließt in Strömen und wessen Magen Rabatz macht, der holt sich einfach 'ne Krakauer auf'fe Faust oder eine andere leckere Spezialität vom Grill, und das wie immer zum günstigen Preis. Zudem bieten viele Labels und Vertriebe ihr tolles Merchandise an, Grund genug noch mehr Geld liegen zu lassen. Immerhin gibt es für artige Müllsammler die fünf Euro Müllpfand wieder, was zwar keine Einnahme in dem Sinn ist, aber nach einem derart versoffenen Wochenende weiß vermutlich eh keiner mehr, dass er den Pfand zahlen musste. Die Securities machen ihren Job offenbar auch gut, denn bislang kommen mir keine größeren Raufereien oder dergleichen zu Ohren.
Nun aber genug vom Festival, es wird Zeit für die Bands!

Und gleich zu Anfang muss ich mich bei der Leserschaft entschuldigen, denn aus studientechnischen Gründen konnte ich samstags erst anreisen, was leider auf die Rechnung vom Opener REPENT ging. Von dem her kann ich zum ersten Gig des Wochenendes keine Worte verlieren.
VORKREIST sind dann für mich sozusagen der Opener, und machen ihre Sache dafür auch gut. Die Franzosen, die schwarzangehauchten Death Metal zelebrieren, sehe und höre ich heute zum ersten Mal, und bin positiv überrascht. Die Musik gibt dick auf die Fresse, genau wie die Musiker selber, die sich vom Publikum abfeiern lassen. Teilweise groovig, teilweise prügelnd erobert die Band die Herzen der Zuhörer im Sturm. Besonders der Song "Purified in Hellfire" bleibt mir im Kopf hängen. Dann ist der Spaß nach 35 Minuten auch schon wieder vorbei und vor der Bühne wird es vorerst leerer.

Zu RAVENCULT lockt es mich dann wieder vor die Bühne. Die Griechen hätten bereits voriges Jahr spielen sollen, hatten dann aber kurzzeitig abgesagt. Dieses Jahr versuchen sie ihr Fehlen mit einer dicken Show wieder wettzumachen. Hierzu kann ich nur sagen: nach diesem Gig ist der letztjährige Ausfall wohl schnell verziehen, denn die Wut, die RAVENCULT auf der Bühne zum Ausdruck bringen, zieht jeden Zuhörer in ihren Bann und so gut wie jeder Kopf fängt zumindest mal an mitzuwippen. Vor allem mit Songs ihres aktuellen Werkes "Temples of Torment" begeistert das Quartett die Massen. Die Band selber hat scheinbar mindestens genausoviel Spaß am Konzert, wie das Publikum, und spielt sauber und voller Elahn ihr Set runter. Schade, dass hier nach einer dreiviertel Stunde schon Feierabend ist, aber die großen Burner kommen ja noch.

So gehören URGEHAL aus einer der schwärzesten Black Metal-Schmieden Norwegens zu den Highlights des Festivals, was man nicht nur an den johlenden Massen vor der Bühne erkennt. Seit 1992 zählt sich die Kombo zur eingeschworenen Black Metal-Elite und beweist heute ein weiteres mal auf dem F:O:A ihr Können auf der Bühne. Viele in der Menge ballen ihre Fäuste und keifen mit zu den Songs, die URGEHAL präsentieren. Ich kann mich persönlich nicht unbedingt dazu zählen, da ich zum einen wenig Songmaterial der Band kenne und ich nicht gerade mitgerissen werde von der Show (was vielleicht auch am fehlenden Kennen der Songs liegt). An und für sich legen die Jungs aber eine saubere Sohle aufs blutige Parkett, auch wenn mir die Band selber doch etwas lustlos vorkommt. Dennoch wissen es die Nordmänner ihr Publikum zu fesseln und zum mitgröhlen zu bewegen, so dass unterm Strich ein guter Auftritt im Hirn hängen bleibt.

Der Abend scheint sich ab URGEHAL weiter zu steigern, denn nun sind die australischen Urgesteine DESTRÖYER 666 am Zug. Es passt eigentlich kaum eine Band besser auf dieses Festival, denn die räudigen Vier spielen fiesen Old School Black/Thrash Metal der Extra-Klasse. Und auf der Bühne wird dies mit Nieten und fiesem Gepose ausgelebt. Dem Publikum gefällts, genau wie mir. Haare wehen durch die Luft zu älterem Material, aber auch der ein oder andere Song ihres neuen Albums "Defiance" fehlt hierbei nicht und erfreut sich an dem zustimmenden Jubel der Massen. Die Band selber gibt sich sichtlich Mühe, eine gute Show hinzulegen und spielt schnörkellos ihr Set runter. Mittlerweile haben sich immermehr Fans vor der kleinen Bühne eingefunden, um sich am black/thrashigen Gedresche von DESTRÖYER 666 zu erfreuen und auszutoben. Und manch einer wärmt sich dabei schonmal für den Headliner Nummer Eins auf...

...denn nach einer knappen halben Stunde steht sie tatsächlich auf der Bühne: die hässlichste Band der Welt, auch bekannt unter dem Namen AURA NOIR. Und an dieser Stelle ist der Höhepunkt des Abends wohl erreicht, denn vor der Bühne hat man es leicht schwer zu stehen, was durch die Trunkenheit von manch einem nicht gerade unterstützt wird. Apollyon und seine Mannen empfangen die Menge mit ihrem fiesen und "hässlichen" Black/Thrash Metal. Überraschend finde ich es ja, dass AURA NOIR viel älteres Material zum Besten gibt (wie zB den ganz alten, aber geilen Schinken "Mirage"), und dabei relativ wenig von ihrer aktuellen Scheibe "Hades Rise" spielt. Egal, die Jungs geben von oben gut auf' s Maul - im übertragenen Sinne natürlich - und heizen das Publikum an. Da wohl viele eingefleischte Fans dabei sind, hat man es dann schon manchmal schwer Apollyons Gesang von dem Gegröhle des Typen nebenan mit der Bierfahne zu unterscheiden. Nunja, aber solche Konzerte zum "mitmachen" sind doch meistens die schönsten.

Die letzte Band des ersten Abends sind die fast schon legendären BÖMBERS. Wer sie nicht kennt (was aber eigentlich kaum mehr möglich ist), dem sei gesagt, dass es sich bei dieser Band unter anderem um Abbath von Immortal, handelt, der es sich mit zur Aufgabe gemacht hat, MOTÖRHEAD zu imitieren. Was soll man sagen: sie machen es echt gut! Ich bin vor allem von Abbaths Organ überrascht, denn das kann man kaum vom Original unterscheiden. Da fehlen echt nurnoch die Warzen, die Falten und das passende Haupthaar, schon hätte man eine echte norwegische Kopie von Lemmy! Zum Austakt taugt die Band allemal, im Suff kann jeder die allzu bekannten Songs, wie "Ace of Spades" oder "Bomber" mitgröhlen. Vor der Bühne hat es sich zwar schon wieder etwas geleert und auch ich gucke mir die Band nicht bis zum letzten Song an, aber als Abschluss des ersten Abends und zum Auftakt für die Sause im Partyzelt dient die Band auf jeden Fall.

Am Sonntag machen zwar die deutschen Death Metaller RECAPTURE den Anfang, dennoch ist die erste Band für mich heute BLACK FLAME. Die Kombo aus Italien spielt düsteren Death/Black Metal, was eigentlich recht viel versprechend ist. An sich ist der Auftritt auch nicht schlecht, die Jungs spielen ziemlich sauber und im Publikum sieht man den ein oder anderen bangenden Kopf. Der Funke will dann aber doch nicht so ganz überspringen, was nicht zuletzt auf die eher lustlos wirkende Band zurückzuführen ist. Ob das Gespann einfach nur zu routiniert ist, um wirklich Pfeffer in ihre Show zu bringen, wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls kommt bei mir wenig Energie der Band an, was mich veranlasst, die Gegend vor der Bühne frühzeitig wieder zu verlassen.

Vor Energie strotzen jedoch die schwedischen Schwarz Metaller VALKYRJA die im Anschluss blutverschmiert die Bühne betreten. Erst kürzlich habe ich die Band durch ihre aktuelle Scheibe "The Invocation of Demise" kennengelernt und bin somit sehr gespannt auf die Truppe. Und ich bin in vielerlei hinsicht positiv überrascht. Zum einen macht die Band eine echt gute Figur auf der Bühne und ihr Charme schlägt schnell auf das Publikum über. Zudem kommt nicht nur die Show, sondern auch das Songmaterial bei der Menge an. Ich persönlich bin erfreut, dass die Band relativ viele Songs ihres aktuellen Albums zum Besten geben, wobei mir die mir unbekannten Lieder keinesfalls schlechter gefallen. Lediglich der mächtige Sound, den man von den Aufnahmen her kennt, vermisse ich ein bisschen. VALKYRJA beweisen hier jedoch, dass sie definitiv live-tauglich sind.

Nun kommen wir zu einem kleinen Zwischenfall, der die Zeitpläne der Orga ein bisschen durcheinander bringt. Denn kurz bevor ENTHRONED auftreten wollen, zieht ein zwar relativ kurzer, aber gehaltvoller Gewitterschauer über Bitterfeld. Der Regen schießt so stark vom Himmel, dass jeder Schutz im Partyzelt oder sonst wo sucht und das Equipment auf der Bühne durch planen vor dem sicheren Wassertod gesichert wird. Wer sein Zelt nur halbherzig aufgebaut hat, wird sich nach diesem Schauer für die Nacht wohl nach einem neuen Schlafplatz umsehen müssen.
Doch auch der stärkste Regenguss vergeht....

...und somit beginnen ENTHRONED eine halbe Stunde später mit ihrem Auftritt. Und dieser Auftritt lässt das kleine Unwetter schnell vergessen, denn die Urgesteine aus Belgien fesseln das Publikum schnell mit ihrem rohen Black Metal. ENTHRONED durfte ich zuvor schon live miterleben, doch heute ist es das erste Mal, dass ich sie mit Nornagest am Mikro sehe. Und der macht seine Sache als Fronter echt gut, da fragt man sich ehrlich gesagt, wieso die Band ihn nicht schon früher als Sänger positioniert hat. Das einzige Manko an dem Gig ist, dass Fans älterer Platten, wie "Prophecies of Pagan Fire" oder "Towards the Skullthrone of Satan" leider etwas zu kurz kommen, da hauptsächlich neueres Material geboten wird. Dennoch kommen Songs, wie "Deviant Nerve Angelus" oder "Through the Cortex" von ihrer aktuellen Scheibe gut an. Und bei solch einer Energie auf der Bühne merkt man kaum, wie schnell 50 Minuten Spielzeit vorbei sein können.

Im Anschluss folgen dann die griechischen Black Metaller von ZEMIAL, die ich leider aus Gründen, die besser nicht genannt werden sollten, verpasse.
Das macht aber eigentlich nichts, denn die darauffolgende Band, MELECHESH, interessieren mich ohnehin um einiges mehr. Wer die Israelis aus Holland bislang noch nicht live erleben durfte oder konnte, sollte sich nun auf eine geballte Portion thrashigen Black Metal mit einer ordentlichen orientalischen Geschmacksnote gefasst machen. Der Gig macht auf alle Fälle Laune, Ashmedi und sein Gefolge entpuppen sich als wahre Stimmungskanonen und bringen jeden einzelnen Kopf in der Menschenmasse zur Bewegung. Manch einer ist sogar gänzlich mit seinem ganzen Körper in die doch eher eigensinnige Rhythmik vertieft. Kein Wunder, denn ihre Songs laden geradezu dazu ein. Wenn ich nochmal im nachhinein daran denke, tun mir die Füße schon wieder weh.

Erstaunlich ruhig wird es danach bei FORGOTTEN TOMB, wobei "ruhig" hier auch nicht das richtige Wort ist. Dennoch steht der ziemlich doomige Black Metal im Gegensatz zu dem, was MELECHESH vorher zelebriert haben. Aber das Konzert ist keinesfalls langweilig. Mit drückenden Riffs und schwerem Schlagzeug erzeugen die Italiener eine mächtige Soundwand, die das Publikum ebenfalls in ihren Bann ziehen, auch wenn es im Gegensatz zu den restlichen Auftritten sehr ruhig zugeht. Ich selbst bin sehr überrascht, denn auf CD und vorherigen Konzerten haben mir FORGOTTEN TOMB nie wirklich gut gefallen, aber was heute geboten wird bringt sogar mich in Wallung. Das liegt wohl auch daran, dass die Burschen sich sehr locker und publikumsnah auf der Bühne geben, was ein bisschen Schwere aus der Musik nimmt. Und auch wenn hier nicht die Riesen-Party steigt, unterm Strich ein gelungener Gig und einer vorletzten Band definitiv würdig.

Zum eigentlichen Höhepunkt komme ich jedoch erst jetzt. Denn um kurz nach 12 Uhr wird heute in Bitterfeld Geschichte geschrieben. Jawohl, denn heute sieht Europa seit einigen vielen Jahren die amerikanischen Black/Thrash Helden ABSU zum ersten Mal wieder live. Und ich bin schon ein bisschen stolz dabei zu sein. Auch wenn es bislang viele sehr gute Konzerte an diesem Wochenende gegeben hat: der Auftritt von ABSU stellt sie doch in den Schatten - wen wundert' s? Sir Proscripor McGovern und sein Gefolge zeigen sich von ihrer besten Seite und ballern ein Highlight nach dem anderen raus. Von alten Klassikern, wie "Descent to Acheron", über "Four Crossed Wands" bis zu neuem Material, wie "Girra's Temple" bekommt der Zuhörer alles geboten (wobei ich "Pillars of Mercy" im nachhinein in der Setlist doch vermisse). Dabei wird Proscriptor, seines Zeichens Sänger und Schlagzeug-Monster - und wahrlich entpuppt er sich live als solches -, gesanglich von Basser Ezezu unterstützt, was zu einem genialen Wechselspiel der Stimmen wird. Auch Ashmedi von Melechesh darf für einen Song lang ans Mikro. Der Hauptfokus des Abends steht jedoch auf ABSU, besonders auf das rasante und wütende Spiel Proscritpors. Als dann um kurz vor eins der Gig nach einer kleinen Zugabe beendet wird bin ich zwar enttäuscht, dass der Gig und damit das Wochenende vorbei ist, doch dieses Gefühl mischt sich mit Freude das miterlebt haben zu dürfen.

Wer es nicht schon aus dem Text herausgelesen hat: das Festival dieses Jahr war wieder spitzenklasse und leider zu schnell vorbei. Wer ein Freund Extrem Metals, besonders der der alten Schule, ist und es bisher immernoch nicht an Pfingsten nach Bitterfeld geschafft hat, dem gehört hier und jetzt ein weiteres Mal der Kopp abgeschlagen, denn der Weg ist definitiv die Reise wert. Preislich wieder top, genau wie das Billing, satt und voll wurde man zudem auch. Sprich alles, was das Metalherz begehrt. Was will man mehr?

Bildergalerie

-