Misery Index Retarded Noise Squad Unhandled Exception Meat Beat 69
Misery Index, Retarded Noise Squad, Unhandled Exception, Meat Beat 69
Halle/S., Rockpool
05.06.2009
05.06.2009
Was tun am Freitag, wenn der Sommer auf sich warten lässt? - Schwitzen wir halt in der Halle. In Halle. Denn auch wenn dem dortigen Rockpool vom raumplanerischen Standpunkt her noch ein wenig zur echten Halle fehlt, sollten MISERY INDEX und RETARDED NOISE SQUAD zumindest die Heizungsfront fest im Griff haben - Feuer frei, Baby!
Los geht's gegen halb 10 zunächst mit dem Lokalkommando MEAT BEAT 69, welches entgegen der vom Bandnamen geweckten Erwartungen keinerlei Grind-Ambitionen erkennen lässt. Stattdessen sorgt die offenbar recht erfahrene Truppe mit einem gut abgehangenen Bastard aus Hard- und Metalcore für Dezibel - in den hartkernigen Passagen leicht nach PRO-PAIN tönend, kann man in metallischen Gefilden allerdings kaum Akzente setzen. Ein Grund hierfür könnte in der Besetzung liegen, die mit nur einer Gitarre auskommen muss und dementsprechend gerade in ansatzweise filigranen Passagen zu keiner Zeit Druck entwickelt. Lassen Gitarre und Bass hingegen zusammen den stumpfen Hammer kreisen, wird ein Schuh draus, zumal das Stageacting in diesen Abschnitten auch etwas energischer wirkt. Ein weiteres Argument: Meskil-Gedächtnis-Hardcore kann man zocken bis man stirbt, im Metalcore bist du nach dem 30. Geburtstag raus. Also mal drüber schlafen - unterhaltsam war der gut belichtete Auftritt in jedem Fall.
Startnummer 2 haben sich die Jungspunde von UNHANDLED EXCEPTION gekrallt, die sich aus Platzgründen oftmals als UNEX die Ehre geben und die Öffentlichkeitsarbeit mittlerweile einem Shouter aus Wittenberg überlassen. Musikalisch regiert die Nachtmahr eines jeden Metalfans: Chaotischer Deathcore aus der Grabbelkiste, technisch astrein hingerotzt, breaklastig bis zum Erbreaken, und insgesamt hochgradig auf "ballern" ausgelegt. Ballermanncore, wenn man so will.
Dabei soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass UNEX in puncto Bühnenpräsenz erstklassige Arbeit liefern: Die komplette Band minus Schlagzeuger ist pausenlos in Bewegung, die Posen sitzen auf den Punkt, und selbst in Unkenntnis des vorherigen Fronters muss man dem jetzigen Grunzhals ein Kompliment für die gut ausbalancierte Performance machen - sympathisch brutale Unterhaltung mit genau dem richtigen Maß an Publikumsanimation.
Aufgrund dieser Umstände bleibt trotz der absolut inkompatiblen musikalischen Ausrichtung ein positiver Eindruck hängen, der von Freunden des Genres durchaus als Empfehlung verstanden werden darf.
Auf's Schwein gekommen: Die Unterhosen-Caballeros RETARDED NOISE SQUAD erklären ihre Livepause für beendet und gehen mit einem brandneuen Stück sogleich in die Vollen. Stilistisch wirkt der Song wie eine Weiterentwicklung des bisherigen Materials, vielleicht ein wenig chaotischer, auf jeden Fall aber versierter, was die technische Umsetzung betrifft.
Exakt diesen Punkt verdeutlichen anschließend auch ältere Stücken wie "Plastic Surgery...", "Mind Asleep" oder "Homo Homini...": Die Rhythmussektion schägt 2009 noch eine Ecke saftiger zu, die Grundgeschwindigkeit wurde ein wenig erhöht, das Zusammenspiel insgesamt wirkt einfach kompakter und lenkt das Augenmerk vermehrt auf den musikalischen Bestandteil der Show. So kratzt die obligatorische Stripeinlage von Reinhard in ihrer Absurdität zwar weiterhin am Klassikerstatus, andere Fixpunkte hingegen - wie etwa der "Supersheriff" oder die ausufernde Publikumsbespaßung - bleiben heute in der Kiste. Und auch wenn sich das zunächst ein wenig seltsam anfühlt, macht es angesichts der offenbar gestiegenen musikalischen Ambitionen durchaus Sinn - der "Suppenkasper" jedenfalls legt nahe, dass die Entwicklung der Geräuschfanatiker auch in Zukunft interessant bleiben dürfte.
Mit dem Stalingrad-Bomber "Walls Of Frozen Flesh" verabschieden sich RNS schließlich in Höchstform von einem merklich gelockerten Publikum, das bei gehobener Raumtemperatur nach dem Headliner hungert.
MISERY INDEX wurden bisher ja oft wie der kleine Bruder von DYING FETUS wahrgenommen, konnten sich jedoch spätestens mit ihrem letzten Album "Traitors" gehörig freischwimmen. Nun also die zugehörige Tour, und das Fazit des Abends gleich mal zum Mitschreiben: Absolute Zerstörung of everything - and then some!
Musikalisch nicht unbedingt Welten von den zuvor genannten Föten entfernt, wird hier und heute ein Inferno durch's Schlüsselloch genagelt, das dem Party.San-Gig der Brüder im Geiste zu jeder Zeit das Wasser reichen kann. Klar, die gebotenen Stücke sind trotz ihrer unterschiedlichen Entstehungszeit untereinander recht ähnlich, was nicht zuletzt am fulminanten Drumming und den gewissermaßen vorhersehbaren Breaks liegt, aber für eine knappe Stunde ist der perfekt austarierte Mix aus Mosh und Blast so ziemlich das Göttlichste, was dem geneigten Clubbesucher passieren kann. Soundtechnisch einwandfrei inszeniert, ziehen die Amis eine Wand nach der anderen hoch, füllen eventuelle Lücken noch vor dem Entstehen mit einem Rhythmusteppich in feinster Flokatiqualität, und sorgen so für Schweissproduktion auf Weltniveau - kaum vorstellbar, dass einer der Anwesenden hier die Füße stillhalten kann.
Performancetechnisch ist das Gebotene eher Hausmannskost, was angesichts der überwiegend in Brustkorbhöhe erfolgenden Kopfgymnastik allerdings nicht über den Status einer vorsichtigen Vermutung hinauskommt. Und im Endeffekt ist derlei Gedöns dann auch herzlich egal: Ein in musikalischer Hinsicht mehr als würdiger Abschluss des Abends kann auch ohne Show bestehen - zumal, wenn die Palette der Emotionen so beschränkt ist wie bei MISERY INDEX. Der helle Hammer!
Fotos: Freddy - ich danke!
www.meatbeat69.com
www.myspace.com/unhandledexception
www.retardednoise.de
www.miseryindex.com
www.rockpool-ev.de
Los geht's gegen halb 10 zunächst mit dem Lokalkommando MEAT BEAT 69, welches entgegen der vom Bandnamen geweckten Erwartungen keinerlei Grind-Ambitionen erkennen lässt. Stattdessen sorgt die offenbar recht erfahrene Truppe mit einem gut abgehangenen Bastard aus Hard- und Metalcore für Dezibel - in den hartkernigen Passagen leicht nach PRO-PAIN tönend, kann man in metallischen Gefilden allerdings kaum Akzente setzen. Ein Grund hierfür könnte in der Besetzung liegen, die mit nur einer Gitarre auskommen muss und dementsprechend gerade in ansatzweise filigranen Passagen zu keiner Zeit Druck entwickelt. Lassen Gitarre und Bass hingegen zusammen den stumpfen Hammer kreisen, wird ein Schuh draus, zumal das Stageacting in diesen Abschnitten auch etwas energischer wirkt. Ein weiteres Argument: Meskil-Gedächtnis-Hardcore kann man zocken bis man stirbt, im Metalcore bist du nach dem 30. Geburtstag raus. Also mal drüber schlafen - unterhaltsam war der gut belichtete Auftritt in jedem Fall.
Startnummer 2 haben sich die Jungspunde von UNHANDLED EXCEPTION gekrallt, die sich aus Platzgründen oftmals als UNEX die Ehre geben und die Öffentlichkeitsarbeit mittlerweile einem Shouter aus Wittenberg überlassen. Musikalisch regiert die Nachtmahr eines jeden Metalfans: Chaotischer Deathcore aus der Grabbelkiste, technisch astrein hingerotzt, breaklastig bis zum Erbreaken, und insgesamt hochgradig auf "ballern" ausgelegt. Ballermanncore, wenn man so will.
Dabei soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass UNEX in puncto Bühnenpräsenz erstklassige Arbeit liefern: Die komplette Band minus Schlagzeuger ist pausenlos in Bewegung, die Posen sitzen auf den Punkt, und selbst in Unkenntnis des vorherigen Fronters muss man dem jetzigen Grunzhals ein Kompliment für die gut ausbalancierte Performance machen - sympathisch brutale Unterhaltung mit genau dem richtigen Maß an Publikumsanimation.
Aufgrund dieser Umstände bleibt trotz der absolut inkompatiblen musikalischen Ausrichtung ein positiver Eindruck hängen, der von Freunden des Genres durchaus als Empfehlung verstanden werden darf.
Auf's Schwein gekommen: Die Unterhosen-Caballeros RETARDED NOISE SQUAD erklären ihre Livepause für beendet und gehen mit einem brandneuen Stück sogleich in die Vollen. Stilistisch wirkt der Song wie eine Weiterentwicklung des bisherigen Materials, vielleicht ein wenig chaotischer, auf jeden Fall aber versierter, was die technische Umsetzung betrifft.
Exakt diesen Punkt verdeutlichen anschließend auch ältere Stücken wie "Plastic Surgery...", "Mind Asleep" oder "Homo Homini...": Die Rhythmussektion schägt 2009 noch eine Ecke saftiger zu, die Grundgeschwindigkeit wurde ein wenig erhöht, das Zusammenspiel insgesamt wirkt einfach kompakter und lenkt das Augenmerk vermehrt auf den musikalischen Bestandteil der Show. So kratzt die obligatorische Stripeinlage von Reinhard in ihrer Absurdität zwar weiterhin am Klassikerstatus, andere Fixpunkte hingegen - wie etwa der "Supersheriff" oder die ausufernde Publikumsbespaßung - bleiben heute in der Kiste. Und auch wenn sich das zunächst ein wenig seltsam anfühlt, macht es angesichts der offenbar gestiegenen musikalischen Ambitionen durchaus Sinn - der "Suppenkasper" jedenfalls legt nahe, dass die Entwicklung der Geräuschfanatiker auch in Zukunft interessant bleiben dürfte.
Mit dem Stalingrad-Bomber "Walls Of Frozen Flesh" verabschieden sich RNS schließlich in Höchstform von einem merklich gelockerten Publikum, das bei gehobener Raumtemperatur nach dem Headliner hungert.
MISERY INDEX wurden bisher ja oft wie der kleine Bruder von DYING FETUS wahrgenommen, konnten sich jedoch spätestens mit ihrem letzten Album "Traitors" gehörig freischwimmen. Nun also die zugehörige Tour, und das Fazit des Abends gleich mal zum Mitschreiben: Absolute Zerstörung of everything - and then some!
Musikalisch nicht unbedingt Welten von den zuvor genannten Föten entfernt, wird hier und heute ein Inferno durch's Schlüsselloch genagelt, das dem Party.San-Gig der Brüder im Geiste zu jeder Zeit das Wasser reichen kann. Klar, die gebotenen Stücke sind trotz ihrer unterschiedlichen Entstehungszeit untereinander recht ähnlich, was nicht zuletzt am fulminanten Drumming und den gewissermaßen vorhersehbaren Breaks liegt, aber für eine knappe Stunde ist der perfekt austarierte Mix aus Mosh und Blast so ziemlich das Göttlichste, was dem geneigten Clubbesucher passieren kann. Soundtechnisch einwandfrei inszeniert, ziehen die Amis eine Wand nach der anderen hoch, füllen eventuelle Lücken noch vor dem Entstehen mit einem Rhythmusteppich in feinster Flokatiqualität, und sorgen so für Schweissproduktion auf Weltniveau - kaum vorstellbar, dass einer der Anwesenden hier die Füße stillhalten kann.
Performancetechnisch ist das Gebotene eher Hausmannskost, was angesichts der überwiegend in Brustkorbhöhe erfolgenden Kopfgymnastik allerdings nicht über den Status einer vorsichtigen Vermutung hinauskommt. Und im Endeffekt ist derlei Gedöns dann auch herzlich egal: Ein in musikalischer Hinsicht mehr als würdiger Abschluss des Abends kann auch ohne Show bestehen - zumal, wenn die Palette der Emotionen so beschränkt ist wie bei MISERY INDEX. Der helle Hammer!
Fotos: Freddy - ich danke!
www.meatbeat69.com
www.myspace.com/unhandledexception
www.retardednoise.de
www.miseryindex.com
www.rockpool-ev.de