Rock Hard-Festival

Rock Hard-Festival

Angel WitchAudrey HorneBulletChildren Of BodomDeströyer 666DragonforceEvocationFirewindForbiddenGrand MagusHail Of BulletsHeathenJag PanzerJon Oliva's PainOpethProngSacred ReichSaxonTracedawnUFOWitchburner
Gelsenkirchen, Amphitheater
29.05.2009
Freitag

WITCHBURNER
ANGEL WITCH
DESTRÖYER 666
PRONG
JAG PANZER
OPETH

Endlich wieder Pfingsten! Während andere Leute dieses Wochenende Jahr für Jahr nutzen, um gelangweilt die heimische Glotze zu bestaunen, begibt sich der Schreiberling plus Anhang lieber ins nicht ganz gemütliche Gelsenkirchen, um wie jedes Jahr ein paar schöne Tage mit meist guter Musik in einer atemberaubenden Atmosphäre zu verbringen. Sprich, das Rock Hard-Festival hat wieder einmal zu seiner jährlichen Sause geladen, bestes Sommerwetter gleich mitbestellt und keine Mühen gescheut, einige Legenden ins Amphitheater zu locken. Daß dabei auch gleich mal ne Horde Langfinger anrückt und auf Diebestour geht (hoffentlich bricht solchen Wichsern mal jemand jeden einzelnen Knochen!!!) ist leider ebenso beschissen wie die Tatsache, daß meine Kamera gleich während der ersten Band den Geist aufgibt.

Als ich das Rund betrete, begibt sich auch schon die erste Band des Festivals auf die Bühne. WITCHBURNER müssen in der Mittagshitze beweisen, daß sie ihren Status im Underground zu Recht haben. Das Songmaterial wird auch gut dargeboten, und bis auf den kurzhaarigen, seltsam gekleideten Gitarristen geht auch recht ordentlich die Post ab, aber gegen Ende schleicht sich dann bei mir doch langsam so etwas wie Langeweile ein. Auch wenn der Auftritt als solide zu bezeichnen ist, es gibt definitiv bessere Acts im deutschen Thrash-Underground!

Vom Underground zum Heldenstatus ist es ein nicht gerade kurzer Weg, aber ANGEL WITCH haben diesen Weg auf Platte schon lange geschafft. Zumindest im NWOBHM-Sektor ist die Band in aller Munde. Nach dem Erklingen des letzten Tons stelle ich erstaunt fest, daß es wohl besser gewesen wäre, sich auf alten Lorbeeren auszuruhen, anstatt die lange Reise ins Ruhrgebiet anzutreten. Was auf Platte jederzeit funktioniert, entpuppt sich live einfach als extrem belanglos. Da fehlt die Kraft, die Power…einfach alles! Da isses mir auch scheißegal, ob Kevin Hayes wieder mit von der Partie ist oder nicht; ich will Songs wie „White Witch“, „Angel Of Death“ oder „Angel Witch“ mit Power im Arsch!!!

Den Auftritt von DESTROYER 666 muß ich mir leider schenken, schließlich braucht auch der beste Magen etwas zum arbeiten. Wie schnell beim Essen die Zeit vergehen kann, merke ich, als die ersten Takte von „For Dear Life“ aus den Boxen dröhnen. Also schnell ein Plätzchen ergattert um zu sehen, wie eine Band wie PRONG auf dem Rock Hard-Festival funktioniert. Dabei sackt meine Kinnlade mit jedem Song mehr in Richtung Knie, wird das Auditorium doch von Songs wie „Beg To Differ“, „Unconditional“ oder dem Rausschmeißer „Prove You Wrong“ einfach mal kurz überrollt. Klar haut der Groove, der die Band schon immer ausgemacht hat, dem Hörer auf Konserve ein ums andere Mal in die Fresse, aber daß die Amis mit einer unfassbaren Spielfreude alles platt machen und dabei Headliner-Qualitäten an den Tag legen, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Selbst abgenudelte Tanzflächenfeger, die keiner mehr hören will („Whose Fist“ und „Snap Your Fingers“) lassen mich geplättet zurück und schaffen meiner Meinung nach das unfassbare: PRONG sind DIE Band des Abends!!!

An diesem Titel können dann auch nicht die mächtigen JAG PANZER rütteln. Zuviel Gedudel vom Band, einige technische Probleme und eine in meinen Augen nicht ganz glücklich gewählte Setlist sind die Gründe, weshalb ich mich nach 20 Minuten hinsetze und etwas gleichgültig dem Geschehen auf der Bühne beiwohne. Aber trotzdem kann eine Band, die gleich als Opener einen Killer wie „Chain Of Command“ verpulvert nicht allzu viel falsch machen. Vor allem dann nicht, wenn sie einen Fronter wie Harry Conklin in ihren Reihen hat. Einen Mann, der wie ein junger Dickinson über die Bretter rennt und mit den göttlichsten Schreien ever („License To Kill“) aufwartet. Ein Auge sollte man auch auf Rückkehrer Chris Lasegue haben, der einen der besten Gitarristen im Line-Up beerben musste. Und ein Chris Broderick ist wahrlich schwer zu ersetzen, das wird auch MEGADETH´s Dave Mustaine sicher einmal feststellen müssen! Trotzdem macht der alte/neue Klampfer seine Sache mehr als gut und kommt auch mit neueren Songs wie „King At Any Price“ und „Take To The Sky“ prima zurecht.

Nach JAG PANZER ist dann für mich erst einmal Schlaftabletten-Alarm, weshalb ich die Tastatur an eine etwas objektivere Person abgeben möchte! Ich leg mich jetzt mal eineinhalb Stündchen aufs Ohr und lasse Alex die Arbeit machen…(Micha)

OPETH haben an diesem Abend die Ehre, als Headliner eine 90minütige Show zu spielen. Die Band spielt sich quer durch ihre Diskografie, und Death Metal-Passagen reichen ruhigeren Parts die Hand. Mit dem Einsetzen der Dunkelheit erkennt mein verblüfftes Auge, dass die Filmprojektionen im Hintergrund stets der Geschwindigkeit der Songs angepasst ist. Und auch musikalisch sind OPETH fit und zeigen sich von ihrer besten Seite. Ich muss jedoch gestehen, dass die teilweise sehr langen Lieder und das häufige Wechseln zwischen ruhigen und krachenden Parts für meine (nicht mit OPETH geschulten) Ohren schnell anstrengend wird. Aber dennoch muss ich gestehen, dass die Band zu Recht als Headliner spielt – und zu Recht tobt vor der Bühne der Mob! (Alexandra Tausch)

Samstag

EVOCATION
GRAND MAGUS
AUDREY HORNE
HAIL OF BULLETS
DRAGONFORCE
FORBIDDEN
JON OLIVA´S PAIN
CHILDREN OF BODOM

Der zweite Tag wird von der Death Metal-Combo EVOCATION eröffnet. Obwohl das Wetter keine Wünsche offen lässt, scheinen sich die meisten Festivalbesucher noch in den Zelten zu räkeln, und EVOCATION spielen somit vor einem eher mäßig gefüllten Amphitheater. Die Band präsentiert die Herzstücke ihrer bisher erschienenen Alben „Tales From The Tomb“ und „Dead Calm Chaos“ und rüttelt die anwesenden Besucher ordentlich wach. (Alexandra Tausch)

Ob GRAND MAGUS zu Recht einen solch hohen Newcomer-Status haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Tatsache ist aber, daß die Mischung aus CANDLEMASS, DOOMSWORD und auch flotterem Heavy Metal live beachtlich funktioniert. Zwar würde der Band die Dunkelheit besser zu Gesicht stehen als glühende Mittagssonne, trotzdem hat eine beachtliche Menge vor der Bühne sichtlich Spaß an dem Dargebotenen.

Danach ist dann Zeit fürs verspätete Frühstück, nachdem ich mir die ersten Takte von AUDREY HORNE angetan habe. Black Metaller spielen ALICE IN CHAINS, na großartig! Da schmeckt mir das Essen vom Asiaten deutlich besser. Außerdem gilt es, sich auf ein Inferno vorzubereiten, das mit Brachialgewalt aus Holland rüberzieht!

Sirenengeheul kündigt den Krieg an. Die Sonne verfinstert sich, Schnee und Eis breitet sich aus. Alle Mann raus aus den Schützengräben, rein in den Kampf. Für ausufernde Aufzeichnungen bleibt keine Zeit, HAIL OF BULLETS zerlegen das Amphitheater wie eine Panzerdivision. Dabei wird gleich mal klargemacht, daß das beste Oldschool Death Metal-Album seit 15 Jahren auch live hundertprozentig funktioniert und Songs wie „Nachthexen“, „Stalingrad“ oder das mit ergreifenden Melodien gesegnete „Berlin“ dazu geeignet sind, selbst den härtesten Death Metaller vor Ergriffenheit flennen zu lassen. Jahrhundertgrunzer Martin Van Drunen macht bei letztgenanntem Song auch gleich klar, daß die Band überhaupt nix mit seltsamen Ideologien zu tun hat und beordert gleich darauf ostwärts („Ordered Eastwards“). Nach diesem Vernichtungsschlag wünscht man sich eigentlich nur noch eine gemeinsame Tour mit BOLT THROWER und Van Drunens „Hauptact“ ASPHYX! Danach darf man dann sterben!!! (Micha)

Wer DRAGONFORCE bis zu diesem Tag noch nicht live erlebt hat und bisher nur dachte, die Briten werden als „crazy“ bezeichnet lediglich aufgrund ihres Sounds, bekommt heute die Chance, dieses Versäumnis nachzuholen. Nicht umsonst sprach Gitarrenmeister Herman Li in einem Interview von der „Dragonforce-Show“! Und irgendwie scheint es auch egal zu sein, welche Songs die Truppe um Fronter ZP Theart spielt: man ertappt sich immer wieder dabei, Klampfer Sam Totmans Sprünge zu beobachten oder den verrückten Aktionen des Keyboarders – zusätzlich ausgerüstet mit einer Keytar für mehr Mobilität und noch mehr Schabernack – zu folgen. Zusätzlich sollte man auch darauf achten, in welche Richtung ZP die nächste Wasserflasche wirft… Vom einleitenden „Heroes Of Our Time“ über „Fury Of The Storm“ und „Strike Of The Ninja“ zu „Last Journey Home“ herrscht eher mäßige Begeisterung. Doch als ZP die Bühne verlässt und singend durch den Zuschauerbereich läuft, bereitwillig für Fotos posierend und Hände schüttelnd, schwappt die Stimmung über und das Publikum feiert die Briten. Das abschließende „Through The Fire And The Flames“ fesselt die Menge fast vollständig, bevor DRAGONFORCE die Bühne verlassen. Eine super Show, also auf zum Merchandise-Stand! Aber obwohl die Band T-Shirts mit fünf verschiedenen Motiven anbietet, sind mir diese mit 30 Euro dann doch etwas zu teuer. Übrigens die mit Abstand teuersten Shirts am Stand. (Alex)

Kaum vom Merchstand zurückgekehrt, verfliegt der Ärger über DRAGONFORCE-Shirts im preislichen MAIDEN-Segment ganz schnell wieder. FORBIDDEN haben gerade die Bühne geentert und eröffnen mit dem „Twisted Into Form“-Opener „Infinite“ den Thrash-Reigen. Vor der Bühne wird’s langsam voll und die Menge erfreut sich an dem Auftakt des Festivaleigenen „Thrash Of The Titans“ ebenso wie die Band selber, deren Fronter Russ extrem sympathisch rüberkommt und sich zusammen mit Gitarrengott Greg Locicero als überaus gesprächig erweist. Die alten Helden geben mit einem Querschnitt aus ihren beiden Frühwerken „Forbidden Evil“ und „Twisted Into Form“ der Meute genau das, was diese erwartet und hauen mit „RIP“, dem göttlichen „Step By Step“ und natürlich „Forbidden Evil“ und „Chalice Of Blood“ einen Hit nach dem anderen raus. Einziges Manko des Auftritts ist die an Körperverletzung grenzende Lautstärke. Ob diese dafür verantwortlich war, daß zwei mir bekannte Leute das Weite in Richtung des meiner Meinung nach unnötigen und nur Werbezwecken für die Gitarrenmarke „Dean“ dienenden Karaoke-Wettbewerbs suchen, ist allerdings nicht überliefert!

Aber pünktlich zu den ersten Tönen des Mountain-King sind auch diese zwei Herren wieder da und werden Zeuge einer Show, die wohl noch lange nachhallen dürfte. Was JON OLIVA`S PAIN an diesem Abend auffahren, dürfte wohl alte SAVATAGE in Reinkultur sein. Sicherlich konnte Jon Oliva bisher IMMER begeistern, eine dermaßen meterdicke Gänsehaut hat er mir bisher noch nicht beschert. Man bekommt nicht erst bei dem ergreifenden „Believe“ den Eindruck, daß Jons verstorbener Bruder und Mastermind Chris sich den Auftritt von einer Wolke aus anschaut, vielmehr ist die spirituelle Präsenz dieses Genies den ganzen Auftritt über spürbar (beispielsweise die Situation, als direkt nach dem „Hall Of The Mountain King“-Intro ein Windzug durchs Amphitheater weht). Dazu passend eine Songauswahl, die dem Fan das ein oder andere Freudentränchen aus den Augen drückt: „City Beneath The Surface“ leitet das Spektakel ein, und dieses setzt sich mit Knallern wie „Sirens“, „Gutter Ballet“ (bei dem sich Gitarrist Matt La Porte als rechtmäßiger Nachfolger von Chris Oliva erweist) und der Widmung an Chris Oliva namens „Hounds“ fort. Mit „Maniacal Renderings“ und „To The Eyes Of The King“ bettet man auch den ein oder anderen Solo-Track zwischen den SAVA-Tracks ein und beweist, daß auch diese Songs eine Gleichstellungsberechtigung mit dem alten Material besitzen. Blickfang der gesamten Show ist natürlich mal wieder der Meister selbst: egal ob am Flügel oder in bester Musical-Manier mit dem Mikroständer herumstolzierend: der Mann ist nicht nur physisch ein absolutes Schwergewicht, sondern steckt gesanglich noch immer 80 Prozent aller Metalsänger locker in die Hosentasche. (Micha)

Nach der Umbaupause stürmt RockHard-Chefredakteur Götz Kühnemund noch einmal die Bühne und erklärt, dass der heutige Headliner, CHILDREN OF BODOM, ursprünglich nicht auf dem Festival spielen sollte, weil sich Frontsau Alexi Laiho vor einem Monat Schulter und Rippe gebrochen hatte. Aber die Finnen werfen nicht das Handtuch, sondern zocken im Anschluss an ihre Amerika-Tour das RockHard-Festival. Im Anschluss an ein Intro, bestehend aus einem Sammelsurium an Fucks, ich nenne es spontan „Fuck! Fucking fuck, fuck!“, schallt der „Hate Crew Deathroll“-Kracher „Needled 24/7” aus den Boxen und es ist sofort klar, dass CHILDREN OF BODOM trotz Alexis Verletzungen Vollgas geben. Die Finnen ziehen das Publikum vom ersten Song an in ihren Bann und lassen sich feiern. Das brechende „Bodom Beach Terror“ schließt nahtlos daran an, bevor Alexi die Umstände seiner Verletzungen erklärt, allerdings nicht ohne seine Aussage mit nicht weniger als zwanzig Fucks zu begleiten; der Dramatik halber klimpert Janne auf seinen Tasten. Unter den gespielten Tracks sammeln sich Klassiker wie neues Material: der „Are You Dead Yet?“-Opener mündet in den Titeltrack des Albums, gefolgt von dem krachenden „Hate Me“. Auch „Kissing The Shadow“, dem Alexi hinzufügt, dass es lange nicht mehr gespielt worden sei, bahnt sich einen Weg in die Köpfe des Publikums und bringt sie zum Bangen, und auch „Bodom After Midnight“ und der Titeltrack des aktuellen Albums, „Blooddrunk“, werden ordentlich gefeiert. Nach einem weiteren Intro brettern „Angels Don’t Kill“ und „In Your Face“ aus den Boxen. Nach einer knappen Stunde verlässt die Band die Bühne, Zugaben werden gefordert. Schließlich ist laut Programmheft noch eine Spielzeit von 30 Minuten übrig! Für zwei weitere Tracks kehren die fünf Finnen dann auf die Bühne zurück. (Alex)


Sonntag

TRACEDAWN
FIREWIND
BULLET
D.A.D.
HEATHEN
U.F.O.
SACRED REICH
Karaoke-Contest Gewinnershow
SAXON

Der Sonntag wird von dem finnischen Sextett TRACEDAWN eröffnet, das auf dem RockHard-Festival seinen ersten Auftritt außerhalb Finnlands absolviert. Nach einem Disco-Intro rockt die Band, deren musikalischen Stil man als eine Mischung aus SOILWORK und neuen CHILDREN OF BODOM bezeichnen könnte, in der prallen Mittagshitze das Amphitheater. Die Band spielt sich quer durch ihre bisherigen zwei Veröffentlichungen und heimst sich in meinen Ohren einen Achtungserfolg ein. Die Mehrheit des Publikums scheint diese Meinung jedoch nicht zu teilen und steht vielmehr regungslos vor der Bühne.

Ebenfalls in der Mittagshitze spielen FIREWIND. An die von TRACEDAWN aufgebaute Stimmung kann die bis auf den Drummer griechisch besetzte Band anknüpfen. Nach dem „Highlander“-Intro fegt „Head Up High“, ein Kracher des aktuellen Albums „The Premonition“, durch die Boxen. An „Destination Forever“ (vom ersten Album) schließt sich wieder ein aktueller Track, „Angels Forgive Me“ an, und „Firewind!“-Rufe erfüllen die heiße Luft. Unter anderem erklärt der Sänger, dass FIREWIND 2010 ein neues Album veröffentlichen werden und stellen bereits einen Song, „Losing Faith“, daraus vor. Dieser kurze Einblick zeigt: FIREWIND werden auch weiterhin schwere Geschütze auffahren und ihrem Stil treu bleiben. Mein persönliches Hightlight: die Band jagt Michael Sembellos „Maniac“ durch die Verstärker – was nicht wenige Zuschauer überrascht! (Alex)

Mit BULLET kehren altbekannte auf die Bühne zurück und erfreuen nicht wenige mit ihrer altbekannten Mischung aus ACCEPT und AC/DC. Wie immer machen die Schweden ordentlich Party und bringen auch Nichtkenner bei Krachern wie „Dusk Till Dawn“, „Heading For The Top“ oder „Bite The Bullet“ zum fröhlichen Mitgröhlen. Kleines Manko der Show: während die Band wie von der Tarantel gestochen losrockt, wird hinten auf der Bühne bereits die Kulisse für die D.A.D.-Show aufgebaut, was doch nicht unerheblich vom eigentlichen Spektakel ablenkt.

Als D.A.D. dann auf die Bühne stürmen, hat man von Anfang an das Gefühl, den eigentlichen Headliner bereits zur frühen Mittagsstunde bestaunen zu dürfen. Das dänische Kuriositätenkabinett verzichtet nämlich weder auf Pyros noch auf sonstige Seltsamkeiten. Wie immer zieht Bassist Stig Pedersen mit seinem ständig wechselnden Arbeitsgerät alle Blicke auf sich (Favorit: der Bass mit den „vertauschten“ Enden), während Frontmann Jesper Binzer mit seinem Sakko zu den bestgekleideten Menschen des gesamten Festivals gehört. Die Band macht ordentlich Party und hat mit Tracks wie „Bad Crazyness“ und dem Alltime-Hit „Sleeping My Day Away“ (inklusive Funken sprühender Krone auf dem Haupt des Herrn Pedersen) den passenden Soundtrack parat! Ganz großes Kino!!!

Nach all der Partystimmung ist es nun aber wieder an der Zeit, die Thrash-Keule auszupacken, schließlich machen sich HEATHEN gerade bereit, den Kollegen von FORBIDDEN kontra zu geben. Und wer gedacht hat, daß FORBIDDEN gestern das Maß aller Dinge waren, dürfte die nächsten Minuten nicht schlecht staunen: HEATHEN erklimmen die Bühne, steigen in den Set ein und machen einfach alles platt! Völlig unglaublich, mit welcher Intensität Projektile wie „Hypnotized“, „Open The Grave“ oder das unfassbar geile „Death By Hanging“ ins Rund vor der Bühne einschlagen. Fliehen ist unmöglich, aber mal ehrlich: Wer will das schon??? Und mit dem neuen Kracher „Dying Season“ macht die Band den Leuten auch gleich schon mal das Maul wässrig. Ob SACRED REICH da später auch nur ansatzweise mithalten können…?

Bis dahin ist glücklicherweise noch ein bisschen Zeit, die Nackenmuskulatur zu entspannen, schließlich lädt eine U.F.O.-Show nicht unbedingt zum exzessiven Headbangen ein. Und da ich mit den Scheiben der Hardrock-Legende nicht unbedingt vertraut bin, mache ich’s mir einfach mal gemütlich und beobachte das Geschehen auf der Bühne. Dabei bemerke ich erstaunt, daß Gitarrenzauberer Vinnie Moore mehr Gefühl im kleinen Finger hat als sämtliche Prog-Gitarristen zusammen und dabei so dermaßen weit weg von der Welt soliert, daß man sich tatsächlich fragen muß, wer zum Teufel Michael Schenker ist. Allerdings übertreibt er es bei „Rock Bottom“ dann auch etwas, so daß nach dem 10minütigen Soloteil keine Zeit mehr für weitere Songs bleibt. So müssen Songs wie „Doctor Doctor“ und „Lights Out“ (das man als Coverversion hoffentlich von FIFTH ANGEL nächstes Jahr beim KIT zu hören bekommt) halt dran glauben, was dann doch einen Abzug in der Note zur Folge hat. Ansonsten trotzdem sehr schöner Gig, der in mir das Verlangen auslöst, nächstes Jahr mal MAGNUM am gleichen Ort zu sehen! Fragt mich nicht, wie ich gerade auf diesen Gedanken komme!

Und nun zurück zur Frage, ob SACRED REICH mit FORBIDDEN und besonders HEATHEN mithalten können: ABER SOWAS VON!!! Die Band um den Front-Sympathikus Phil Rind gibt von der ersten Minuten an dermaßen Gas, daß fast keine Zeit ist, nach Luft zu schnappen. Bis auf den „Independence“-Titeltrack konzentriert man sich fast ausschließlich auf die beiden Frühwerke „Ignorance“ und „The American Way“ und reiht einen Hit an den anderen. Der bisher größte Moshpit und nicht wenige Crowdsurfer danken es dem spielfreudigen Arizona-Gespann und feiern Kracher wie „Administrative Decisions“, „Love/Hate“, „Victim Of Demise“ oder „Who´s To Blame“ wie einen Weltmeistertitel der deutschen Nationalmannschaft. Schade, daß man das großartige „31 Flavours“ nicht spielt, was allerdings zwischen weiteren Thrashgranaten wie „Death Squad“, „Ignorance“ oder „Sacred Reich“ etwas unpassend gewesen wäre, aber mit dem SABBATH-Cover „War Pigs“ (bei dem die komplette Meute mitsingt…Gänsehaut pur!!!) hat man ein weiteres Schmankerl parat. Das abschließende „Surf Nicaragua“ befördert die Menge dann endgültig mit einem saftigen Arschtritt ins Nirwana!

Danach gilt es dann, den viertelstündigen Abschluß des Karakoke-Contests zu überstehen, der zwar recht kurzweilig ausfällt, mich aber wegen der oben bereits angesprochenen Werbemaßnahme völlig kalt lässt. Die üblichen Verdächtigen „Back In Black“, „Painkiller“ und „Fear Of The Dark“ werden zwar ebenso gut dargeboten wie der abschließende AIRBOURNE-Track, trotzdem hätte man lieber dem Headliner diese zusätzliche Viertelstunde schenken sollen! (Micha)

Im Anschluss an die Karaoke Contest-Gewinnershow steht der letzte Gig des Festivals an. Nach einigen Worten des Lobes und Dankes vonseiten Götz Kühnemunds wird die Bühne an SAXON übergeben. Die Erwartungen sind hoch: eine spezielle Show mit Adler wurde angekündigt.

Die Engländer starten ihre Show nach dem Intro mit „Batallions Of Steel“ und fesseln das Publikum vom ersten Ton an. Sänger Biff Byford ist stimmlich topfit, und SAXON begeistern das ausverkaufte Amphitheater so sehr, dass nach dem ersten Song kaum noch jemand auf dem blanken Boden sitzt. Auch die anschließenden Songs „Heavy Metal Thunder“, „Demon Sweeney Todd“ und „Strong Arm Of The Law“ werden ordentlich gefeiert, der Platz vor der Bühne verwandelt sich in ein Meer aus schwebenden Haaren. Endlich fährt auch der Adler hoch, ein etwa drei Meter breites, kupferfarbenes und mit weißen Lampen bestücktes Gebilde. Zwischen den Songs ertönen immer wieder „Saxon!“-Rufe und der Adler wartet mit verschiedenen einprogrammierten Licht-Variationen auf. Im Anschluss an „Motorcycle Man“ und „The Power And The Glory“ fragt Fronter Biff das Publikum nach Wünschen und kommt dem Wunsch „Dallas 1 pm“ gerne nach. Die Zahl der Stagediver erhöht sich mit jedem gespielten Song. Weil das Publikum vor allem nach älteren Titeln fragte, erklärt Biff nun, dass die Band jetzt auch mal einen Song vom neuen Album spielen müsse. Begründung: die deutschen Fans haben das Album schließlich gekauft! Die Auswahl fällt auf „Valley Of Kings“, bevor wieder die Klassiker zum Zug kommen. Man möchte meinen, dass der Adler während „The Eagle Has Landed“ wieder nach unten fährt, aber dieser Effekt bleibt aus. Nach „20,000 Feet“, „The Bands Played On“ und „Wheels Of Steel“ ist der Spaß schon vorbei. Aber SAXON lassen sich nicht zweimal bitten und schicken drei weitere Songs in den Zugabeblock. Bei „Live To Rock“ singt das Publikum fleißig mit und auch bei „Denim & Leather“ erweist sich die rockende Menge im Chorus als textsicher. Einen gelungenen Abschluss bildet „Princess Of The Night“, das dem Publikum noch einmal alles abverlangt. Schade, dass der Auftritt auf 90 Minuten beschränkt war! (Alex)

„War´s das schon wieder?“ Diese Frage stellt man sich nach dem Erklingen des letzten Tons, als man realisiert, daß die 3 Tage wieder einmal viel zu schnell vorbei gingen. Während man bei manch anderem Festival mit dem Beinkleid im Matsch versinkt und sich das Ende herbeiwünscht, freut man sich hier vielmehr auf ein neues Wiedersehen im nächsten Jahr. Hoffentlich auch dann wieder mit viel guter Musik, der gleichen Stimmung und daß der Sonnengott auch wieder ein Ticket ergattert!
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